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Pierre Mauroy

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Pierre Mauroy (* 5. Juli 1928 in Cartignies, Dépt. Nord) ist ein französischer, sozialistischer Politiker.

Leben

Mauroy wurde als Sohn eines französisch-flämischen Lehrers geboren, besuchte das Gymnasium in Cambrai, später die Berufsschule in Cachan. Er engagierte sich sehr früh, 1944 in der alten Sozialistischen Partei Section Francaise de l'International Ouvrière SFIO und wurde bereits von 1949 bis 1958 Generalsekretär der Sozialistischen Jugend. Ab 1952 war Mauroy als Berufsschullehrer in Colombes tätig. 1955 wurde er Generalsekretär der Berufsschullehrergewerkschaft. 1961 wurde er Generalsekretär der Nordföderation der SFIO. Mit der Gründung der Parti Socialiste Français (PS), die die SFIO, die Fédération de la Gauche Démocrate et Socialiste und die Parti Radical Socialiste 1971 fusionierte, stieg er in deren Nationalbüro zum Koordinationssekretär auf. Schritt für Schritt stieg er die Leiter der verantwortlichen Posten an. Auf Vorschlag von Augustin Laurent erreichte er die zweite Position auf der Wahlliste der sozialistischen Partei bei den Kommunalwahlen 1971 in Lille. Augustin Laurent wurde wiedergewählt, trat zwei Jahre später, am 8. Januar 1973 zurück und übergab seinem Stellvertreter die Schlüssel der Stadt: Pierre Mauroy wurde Bürgermeister von Lille. Am 11. März 1973 wurde er zum Abgeordneten des Département du Nord gewählt. Bereits ein Jahr später wurde er zum Präsidenten des Regionalrats Nord-Pas de Calais gewählt.

Als wichtige Stütze von François Mitterrand bei der Schaffung der Linken Koalition 1981, als überzeugter Europäer und entschiedener Gegner der lähmenden Zentralisierung Frankreichs wurde er nach der Wahl Mitterands zum Staatspräsidenten von ihm am 21. Mai 1981 zum Ministerpräsidenten ernannt. Die erste Koalitionsregierung Mauroys, die nach der gewonnenen Nationalversammlung installiert wurde, schloß vier kommunistische Minister ein. In Erfüllung der Wahlversprechen des Präsidenten präsentierte Mauroy ein soziales Sofortprogramm und engagierte Schritte eines ambitionierten Reformprogramms: Einführung der 39-Stunden-Woche, 5 Wochen bezahlten Jahresurlaubs, Einstellung zusätzlicher Beamter, Dezentralisierung der Verwaltung, Verstaatlichung von Großunternehmen (z.B. Bull, Dassault, Sacilor, Thomson und Usinor) und Banken (Crédit Lyonnais), Vermögenssteuererhöhungen, Erhöhung der Einkommen, Abschaffung verschiedener Sicherheitsgesetze, Rente mit 60 Jahren, Abschaffung der Todesstrafe, Reform der Medien, Schwangerschaftsabbruch (gegen den Rat des Präsidenten).

Wie auch in Westdeutschland und Großbritannien in Folge der Ölkrise stieg in Frankreich die Inflationsrate und die Arbeitslosigkeit. Dazu kam eine Währungskrise, die Mauroy bereits ein Jahr später zwang, Sparmaßnahmen als Politik der Strenge, personifiziert durch Finanzminister Jacques Delors zu ergreifen, um die finanziellen und wirtschaftlichen Probleme zu überwinden, die von den Wählern der Linken abgelehnt wurden. Die Indexierung der Einkommen in Relation zum Preisniveau wurde aufgegeben, die private Berufsausbildung wurde zurückgestellt. Die kommunistischen Minister schieden 1983 nach zunehmenden Auseinandersetzungen aus der Regierung aus. Am 22. März 1983 beauftragte Mitterand erneut Mauroy mit der Regierungsbildung seiner dritten Regierung. Zwei Wochen später, am 6. April kündigte Mauroy in seiner Regierungserklärung Notverordnungen zur Durchsetzung eines drastischen Spar- und Restriktionsprogramms ein. Insbesondere die kommunistische Gewerkschaft CGT organisierte landesweite Streiks. Im 18. Juli 1984 entschied der Staatspräsident Mitterand, Mauroy durch Laurent Fabius als Ministerpräsident zu ersetzen.

Mauroy kehrte daraufhin in den Norden zurück, wo er großes politisches Gewicht besaß. 1988 wurde er Erster Sekretär der Sozialistischen Partei, bis er 1992 diesen Posten aufgab, als er zum Senator gewählt wurde. 1992 bis 1999 war Mauroy als Nachfolger Willy Brandts Präsident der Sozialistischen Internationale. 2001 reichte Mauroy das Staffelholz des Bürgermeisters von Lille - den Posten hatte er auch während seiner Regierungszeit nicht aufgegeben - an die Tochter Delors, Martine Aubry weiter, die bis dahin seine rechte Hand gewesen war.