Fauna Schottlands


Die Fauna Schottlands weist grundsätzlich eine Artenzusammensetzung auf, wie sie für den europäischen Nordwesten der Paläarktis charakteristisch ist. Einige der typischen größeren Säugetiere dieser Ökozone wurden in den letzten Jahrhunderten allerdings ausgerottet und mehrere andere Arten durch den Menschen eingeführt.
In Schottland sind heute 62 Arten von Säugetieren beheimatet. Dazu zählen Wildkatzen, ein großer Bestand an Kegelrobben und Seehunden sowie die weltweit nördlichste Kolonie an Großen Tümmlern.[1][2][3] Zum Vogelbestand zählen zahlreiche seltene Arten wie Birkhuhn und Schottisches Moorschneehuhn. Schottland ist auch ein international bedeutendes Brutgebiet für Seevögel wie den Basstölpel[4] und Greifvögel wie den Steinadler. Fisch- und Seeadler gehören seit einigen Jahren wieder zum Brutbestand Schottlands. Der Schottland-Kreuzschnabel ist die einzige Wirbeltierart, die für die britischen Inseln endemisch ist. [5]
Die an Schottland angrenzenden Meeresgebiete gehörten zu den biologisch produktivsten der Welt. Die Anzahl der dort lebenden Arten wird auf über 40.000 geschätzt.[6] Die Darwin Mounds, die erst 1998 entdeckt wurden, zählen zu den wichtigen Korallenriffen, die sich in der Tiefwasserzone der gemäßigten Klimazone finden. In schottischen Flüssen laichen 400 eindeutig genetisch unterscheidbare Populationen des Atlantischen Lachses.[7] Von den 42 Fischarten, die sich heute in schottischen Süßgewässern finden, sind die Hälfte hier ursprünglich beheimatet. Die anderen Arten wurden eingeführt oder haben die schottischen Süßgewässer aus eigener Kraft erreicht.
Nur sechs Amphibien und vier landlebende Reptilien gehören zur ursprünglichen Fauna Schottlands. Schottland weist jedoch eine große Anzahl Wirbelloser auf, die im übrigen Gebiet Großbritanniens selten sind. [8] Ihre Anzahl wird auf 14.000 Arten geschätzt. Darunter finden sich eine Reihe seltener Bienen und Schmetterlinge. Umweltschutzgruppen in Großbritannien sind besorgt, dass der Klimawandel sich in Schottland vor allem für die schottischen Berghöhen und Meeresgebiete charakteristische Fauna negativ auswirken wird. [9]
Lebensräume

Schottland weist eine große Vielzahl an Lebensräumen auf, wie sie für die gemäßigte Klimazone typisch sind. Dazu zählen Laub-, Misch- und Nadelwälder, große Moorgebiete, Bergregionen, Flussmündungen, Süßwassergewässer, Küstengebiete und Meeresgebiete sowie Tundrasteppe. [10] Heute sind etwa 14 Prozent von Schottland bewaldet. Dabei handelt es sich überwiegend um Aufforstungen. Bevor durch den Menschen große Teile der ursprünglichen Wälder Schottlands abgeholzt wurden, wies Schottland einen dichten Bestand an borealen Nadelwäldern auf, die wegen des ozeanischen Klimas einen für diesen Waldtyp uncharakteristisch großen Anteil an Laubbäumen wie Birken, Vogelbeere, Eichen und Espen aufwies. Es gibt noch immer große Bestände an Waldkiefern, wie sie einstmals für Schottland charakteristisch waren. [11] 17 Prozent der Landfläche Schottlands besteht aus Heide und Moor oder ist mit Torf bedeckt. Caithness und Sutherland weisen eine der weltgrößten Flächen an Deckenmoor auf, einer Sonderform des Hochmoors. Solche Deckenmoore sind durch eine spezifische Fauna gekennzeichnet.[12][13] Heute wird 75 Prozent von Schottland landwirtschaftlich genutzt. Urbane Regionen machen nur 3 Prozent der Fläche Schottlands aus. Die Küstenlinie ist 11.803 Kilometer lang. Die Anzahl vorgelagerter Inseln beträgt nahezu 800. 600 von ihnen liegen vor der westlichen Küsten Schottlands. 90 Prozent des gesamten Süßwassers Großbritanniens ist in Schottland zu finden. Es gibt mehr als 30.000 sogenannte Lochs, die Süßwasser aufweisen und 6.600 Fließgewässer. [10]
Dank der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie, einer Naturschutz-Richtlinie der Europäischen Union sind mehr als 8.750 Quadratkilometer Schottlands FFH-Gebiet, in denen Eingriffe nur noch nach Verträglichkeitsüberprüfungen vorgenommen werden dürfen.[14][15] 24 der FFH-Gebiete sind Meeresgebiete und bei weiteren neun handelt es sich um Schutzgebiete in Küstenregionen. [16] Zu den FFH-Gebieten zählen auch die Darwin Mounds, die als das erste FFH-Gebiet außerhalb der Küstengewässer gilt und 100 Quadratkilometer umfassen.[15]

Säugetiere
Während des Pleistozäns war Schottland, vom atlantischen Küstenlinie St. Kildas abgesehen, vollständig mit Eis bedeckt.[17] In der nacheiszeitlichen Erwärmungsphase dehnten eine Reihe von Säugetiere ihr Verbreitungsgebiet in nördliche Richtung aus. Das Festland Großbritanniens wurde nur etwa von zwei Dritteln der Säugetierarten besiedelt, die Skandinavien erreichten. Die Hebriden vor Schottlands Westküste weisen sogar nur die Hälfte der Anzahl der in Großbritannien heimischen Säugetiere auf.[18] Insgesamt kommen 62 verschiedene Säugetierarten wild in Schottland oder den dazu gehörigen Küstengewässern vor. 13 der Arten sind an Salzwasser gebunden.[3]
Von den Landsäugern gelten ein Drittel als in ihrem Bestand bedroht. Zu den Faktoren, die zu den Bestandsrückgängen führen, zählen Umweltverschmutzung, eine Fragmentierung von Lebensräumen, Veränderungen in der landwirtschaftlichen Nutzung wie etwa eine stärkeren Nutzung von Land als Weideland sowie die Auswirkungen von eingeführten Arten.[19] Keine der Säugetierarten, die der Fauna Schottlands zugerechnet wird, ist in ihrer Verbreitung auf Schottland begrenzt. Mindestens zwei Unterarten von Säugern kommen jedoch nur in Schottland vor. Dabei handelt es sich um Apodemus sylvaticus hirtensi, eine auf St. Kilda endemische Unterart der Waldmaus, die doppelt so groß wird wie die Festlandunterarten sowie die Feldmausunterart Microtus arvalis orcadensis, den man nur in Orkney findet. Bei letzterem ist nicht ausgeschlossen, dass er vor mehr als 4.000 Jahren durch frühe Siedler eingeführt wurde.[20]
Raubsäuger
In Schottland finden sich nahezu alle Marderarten, die auch im übrigen Gebiet der britischen Inseln vertreten sind. Es fehlt zwar der Iltis, dafür hat der Baummarder in Schottland seinen Verbreitungsschwerpunkt.[21] Er vermischt sich allerdings zunehmend mit dem eigentlich in Nordamerika beheimateten Fichtenmarder, der im Norden Englands freigesetzt worden ist. [22] In Schottland ist außerdem die einzige britische Population von Wildkatzen heimisch. Der Bestand wird auf 400 bis 2.000 Individuen geschätzt.[23] Der schottische Wildkatzenbestand ist allerdings bedroht, da adäquate Schutzmaßnahmen fehlen. [24][25]
Der Rotfuchs ist mit der Unterart Vulpes vulpes vulpes in Schottland vertreten. Diese Unterart ist etwas größer als die häufigere Unterart V. v. crucigera. [26]
Abgesehen von einzelnen Irrgästen sind an Robbenarten an der schottischen Küste nur Seehunde und Kegelrobben vertreten, die beide zu den Hundsrobben zählen. Der Bestand beider Arten ist hier sehr hoch. Die schottische Kegelrobben-Population wurde im Jahre 2002 auf 120.600 erwachsene Tiere geschätzt. Dies entspricht 36 Prozent des Weltbestands und mehr als 90 Prozent der in britischen Gewässern lebenden Population. Ähnlich groß ist der Anteil für Seehunde. 90 Prozent der britischen und damit 36 Prozent der europäischen Population lebt an den Küsten Schottlands.[27]
Nagetiere, Insektivoren und Hasenartige
75 Prozent der noch auf den britischen Inseln lebenden Eichhörnchen leben auf schottischem Gebiet. Die Art ist durch das nordamerikanische Grauhörnchen bedroht, das 1889 erstmals in der englischen Grafschaft Bedfordshire in großer Zahl ausgesetzt wurde und sich seitdem auf der britischen Insel sehr stark verbreitete. Das größere und kräftigere Grauhörnchen hat sich vor allem in den Laubwäldern der Niederungsgebiete verbreitet. Rückzugsgebiete des Eichhörnchens sind die klimatisch kühleren Bergregionen und Nadelwälder. Der langfristige Erhalt dieser Art soll unter anderem durch die Scottish Strategy for Red Squirrel Conservation sichergestellt werden.[28] Nach Untersuchungen aus dem Jahre 2007 unterstützt die zunehmende Population an Fichtenmardern den Erhalt des Eichhörnchens, da die Fichtenmarder bevorzugt den Grauhörnchen nachstellen. Es ist bislang nicht ganz sicher, warum Eichhörnchen von der Zunahme der ebenfalls eingeführten Fichtenmarder profitieren. Möglicherweise tragen Verhaltensunterschiede dazu bei. Grauhörnchen verbringen mehr Zeit als Eichhörnchen am Boden. Sie werden offenbar aus diesem Grund häufiger von Fichtenmardern geschlagen als Eichhörnchen. [29]

In Schottland finden sich keine Populationen von Siebenschläfern, Hasel- oder Gelbhalsmäusen. Die Zwergmaus, die zu den kleinsten Nagetieren zählt, findet sich nur im Süden Schottlands. Hausratten finden sich nur auf der Insel Inchcolm im Firth of Forth sowie auf den Shiant Isles.[30] Von den zwei endemischen Unterarten der Feld- beziehungsweise der Waldmaus abgesehen, gleicht sich ansonsten die Nagetierzusammensetzung mit der, die für den übrigen Teil der britischen Inseln charakteristisch ist.[31]
Die Artzusammensetzung an Insektivoren ist zumindest auf dem schottischen Festland identisch mit dem der britischen Inseln. Auf den Äußeren Hebriden wurde ab 2004 durch eine Initiative schottischer Behörden in Zusammenarbeit mit dem Scottish Natural Heritage und der Royal Society for the Protection of Birds die dort eingeführten Braunbrustigel beseitigt. Damit sollten die Brutpopulationen von Vögeln wie Alpenstrandläufer, Sandregenpfeifer und Rotschenkel geschützt werden. Die Maßnahme wurde sehr kontrovers diskutiert und seit 2007 wird auf das Töten der Igel verzichtet.[32][33] Gefangene Tiere werden jetzt auf dem Festland freigesetzt.[34][35] Insgesamt war das Programm jedoch sehr erfolgreich. 2007 wurden nur noch zwei Igel gefangen. [36]
Von der Ordnung der Hasenartigen sind nur Hasen und Kaninchen in Schottland zu finden. Der Schneehase ist dabei die einzige Art, die ursprünglich in Schottland beheimatet ist. Er ist etwas kleiner als der Feldhase, der mittlerweile auch in Schottland zu finden ist. Im Hochland Schottlands ist der Schneehase allerdings die dominierende Art. Bereits von den Römern wurde das Wildkaninchen in Schottland eingeführt. Es hat sich aber erst im 19. Jahrhundert in Schottland weit verbreitet. [37] [38]
Paarhufer
Schottlands größtes wildlebende Landsäugetier ist der Rothirsch, dessen Bestand auf 40.000 Individuen geschätzt wird. Hohe Rothirschbestände finden sich in den Heide- und Bergregionen Schottlands. Schottische Rothirsche sind etwas kleiner als ihre mitteleuropäischen Artgenossen. Da in Schottland auch eingeführte Sikahirsche leben, ist der Bestand durch Hybridiserung mit dieser Art bedroht. Rehe finden sich eher in den schottischen Niederungsgebieten.[39] Die ursprünglich wie der Sikahirsch in Asien beheimateten und in Großbritannien im Verlauf des 20. Jahrhunderts eingeführten Hirscharten wie das Wasserreh und der Muntjak fehlen entweder vollständig oder sind bislang nur mit wenigen Individuen vertreten.

Neben diesen Wildtierarten finden sich auch einige verwilderte Haustiere in Schottland. Es gibt mehrere, aber voneinander isolierte Population an verwilderten Hausziegen und Hausschafen.[19] Neben diesen Wildtierarten finden sich einige verwilderte Haustiere in Schottland. Es gibt mehrere, aber voneinander isolierte Population an verwilderten Hausziegen und Hausschafen.[19] Von besonderem Interesse darunter ist das Soayschaf, ein sehr primitiver Typ von Hausschaf, das den Zuchtzustand von Nutzschafen aus der Zeit des Neolithikums repräsentiert. Es wurde entweder von früher Siedlern oder später von Wikingern auf die Insel Soay im St. Kilda-Archipel vor der schottischen Westküste verbracht und verwilderte dort. Wegen der Unzugänglichkeit der Insel und des geringen Nutzwertes dieser Tiere blieben sie von menschlichem Einfluss über lange Zeit verschont und konnten so ihren ursprünglichen Typus bewahren. Die Herde auf St. Kilda etwa 1.000 Individuen.[40] Eine zweite Herde ist mittlerweile auch auf der schottischen Insel Hirta angesiedelt worden. Seit 1952 lebt eine Herde halbdomestizierter Rentiere im Cairngorm National Park.[41][42] Für Rentiere ist belegt, dass sie noch im 12. Jahrhundert auf Orkney gejagt wurden. [43]
Einzelnachweise und weiterführende Informationen
Einzelnachweise
- ↑ Vorlage:Cite paper
- ↑ Matthews (1968) p. 254.
- ↑ a b Mammals. Scottish Natural Heritage
- ↑ Fraser Darling and Boyd (1969) pp. 7, 98–102.
- ↑ Gooders (1994) p. 273.
- ↑ Inshore Fisheries in Scotland. The Scottish Government
- ↑ Referenzfehler: Ungültiges
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-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen sefish. - ↑ Miles and Jackman (1991) S. 48.
- ↑ Siehe beispielsweise, I. (29. November 2006) "Sea change as plankton head north'". Edinburgh. The Scotsman.
- ↑ a b Scottish wildlife habitats. Scottish Natural Heritage
- ↑ C.D. Preston, Pearman, D.A., & Dines, T.D.: New Atlas of the British and Irish Flora. Oxford University Press, 2002.
- ↑ Vorlage:Cite paper
- ↑ North Highland: Peatlands of Caithness & Sutherland. Scottish Natural Heritage
- ↑ "SACs in Scotland" Joint Nature Conservation Committee. Aufruf vom 23. August 2008.
- ↑ a b Trends: The Seas around Scotland. Scottish Natural Heritage Quoting the Scottish Office. (1998). People and nature. A new approach to SSSI designations in Scotland. The Scottish Office, Edinburgh. Retrieved on 2 January 2007.
- ↑ Knowledge of the Marine Environment. (pdf) Scottish Natural Heritage
- ↑ Maclean, S. 20
- ↑ Murray (1973) p. 72.
- ↑ a b c National Heritage Trends. (pdf) Scottish Natural Heritage
- ↑ Orkney vole. (pdf) Scottish Natural Heritage
- ↑ Corbet and Ovenden (1984) S. 180 - 186.
- ↑ Benvie (2004) S. 48
- ↑ Scotland's Cat; 400 and counting... Scottish Wildcat Association
- ↑ Benvie (2004) S. 18
- ↑ Hull (2007) S. 184-189.
- ↑ Matthews (1968) pp. 231–32.
- ↑ Seals. (pdf) Scottish Natural Heritage
- ↑ Red Squirrels. Scottish Natural Heritage
- ↑ Watson, Jeremy (30 December 2007) "Tufty's saviour to the rescue". Scotland on Sunday. Edinburgh.
- ↑ Developing a mammal monitoring programme for the UK. (pdf) Joint Nature Conservation Committee
- ↑ Corbet and Ovenden (1984) S. 152, 167-168
- ↑ Campaign to stop the slaughter of over 5000 Hedgehogs on the Island of Uist. Epping Forest Hedgehog Rescue
- ↑ John Ross: Hedgehogs saved from the syringe as controversial Uist cull called off, The Scotsman, 21 February 2007
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- ↑ Ross, John (3 November 2007) "3,2,1... and then there were none". Edinburgh. The Scotsman.
- ↑ Rabbits. BBC Nature
- ↑ Referenzfehler: Ungültiges
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-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen Buck. - ↑ Benvie (2004) pp. 14, 44.
- ↑ Quine (2000) S. 30, S. 199
- ↑ Benvie (2004) p. 36.
- ↑ Hull (2007 p. 268.
- ↑ Jeremy Watson: Sea eagle spreads its wings..., Scotland on Sunday, 12 October 2006
Weblinks
- Scottish Natural Heritage
- Forestry Commission Scotland
- Joint Nature Conservation Committee
- Scottish Wildlife Trust
- Royal Zoological Society of Scotland
- Scotland's National Nature Reserves
- Royal Society for the Protection of Birds
- Scottish Seabird Centre
- Cairngorms National Park Authority
- Loch Lomond & The Trossachs National Park Authority
- John Muir Trust
- Trees for Life
- Butterfly Conservation Scotland
- Introduction To Britain’s Lost Wildwood