Gao Xingjian
Gao Xingjian (高行健 in pinyin: gāo xíng jiàn) ist ein chinesischer Erzähler, Übersetzer, Dramatiker, Regisseur, Kritiker und Künstler sowie Literatur-Nobelpreisträger des Jahres 2000.
Gao Xingjian wurde am 4. Januar 1940 in Ganzhou (Provinz Jiangxi) in Ostchina geboren. Sein Vater war Bankangestellter, seine Mutter Amateurschauspielerin. In frühester Kindheit wurde sein Interesse für das Theater und die Schriftstellerei von seiner Mutter geweckt.
1962 legte er am Institut für Fremdsprachen in Beijing ein akademisches Examen in Französisch ab.
Während der Kulturrevolution (1966-1976) wurde er zur Umerziehung in ein Lager gesandt. Dort wurde er gezwungen, seine frühen schriftstellerischen Versuche zu verbrennen. Trotzdem schrieb er heimlich weiter.
Ab dem Jahr 1979 durfte er in chinesischen Literaturzeitschriften veröffentlichen und Auslandsreisen unternehmen. Daneben übersetzte er Werke von Ionesco und Prévert. Erfolge feierte er mit den Aufführungen seiner Stücke Alarmsignal, Die Busstation oder Der wilde Mann. Mit seinen Werken geriet er jedoch immer wieder in Konflikte; so wurde das absurde Stück Die Busstation als das Schädlichste, das seit Errichtung der Volksrepublik geschrieben worden war, bezeichnet. 1986 wurde über ihn ein völliges Aufführungsverbot verhängt.
1987 ließ er sich als politischer Flüchtling in Paris nieder. Dort verdiente er seinen Lebensunterhalt mit der Malerei.
Als Reaktion auf das Massaker am Platz des Himmlischen Friedens trat er aus der Kommunistischen Partei Chinas aus. Sein Stück Die Flucht, welches vor der Kulisse dieser Ereignisse spielt, führte zum endgültigen Bruch mit der chinesischen Führung; seine Schriften wurden komplett verboten.
Seit 1998 ist Gao französischer Staatsbürger.
Neben dramatischen Werken ist er auch Schöpfer von Romanen. In seinem Meisterwerk Der Berg der Seele beschreibt er eine Reise durch das Innere Chinas, ein gespenstisches China, das China des Philosophen Laotse, das abseits der "Welt des Staubs" liegt. Die Bibel eines einsamen Menschen ist ein Aufschrei: Es berichtet von dem Massaker an seiner Familie.
Die Buchumschläge seiner Werke sind von ihm selbst in Tusche illustriert.
Die Verleihung des Nobelpreises kam für viele Seiten sehr überraschend, nicht zuletzt für Gao selbst. Aus China argumentierte man, Gao spiele für die chinesische Literaturszene keine Rolle und sei in seiner Heimat absolut unbekannt; man hätte lieber einen in China lebenden Chinesen auszeichnen sollen.
Siehe auch
Weblinks
- http://www.zeit.de/2004/23/L-Gao-Interview Interview: Die Hölle ist man selbst. Ein Gespräch mit dem chinesischen Nobelpreisträger Gao Xingjian über den kalten Blick des Schriftstellers. In: Die Zeit. Nr. 23, 2004