Die Schock-Strategie

Die Schock-Strategie: Der Aufstieg des Katastrophen-Kapitalismus ist ein im September 2007 erschienenes, kapitalismuskritisches Buch der kanadischen Journalistin Naomi Klein.
Die Autorin stellt darin ihre Hypothese vor, dass ein Schock wirtschaftlicher, militärischer Art oder auch in Form einer Naturkatastrophe dazu genutzt wird, um über politischen Einfluss massiv Privatisierungen voranzutreiben. Auf dieser Basis kritisiert sie die Ideologie des Freien Marktes von Milton Friedman, den sie als Monster bezeichnet und der Chicagoer Schule anhand ihrer Umsetzung in Chile unter Pinochet, Russland unter Jelzin und in den Vereinigten Staaten. Begleitend erschien in Kooperation mit Alfonso Cuarón ein auf Kleins Website abrufbarer, englischsprachiger Kurzfilm.
Rezensionen
Deutschland
Rudolf Walther schreibt in seiner Rezension für die Frankfurter Rundschau, dass Kleins Buch trotz Schwächen in der Analyse eine Fülle von Material zusammengetragen habe, von dem sich vieles seines Erachtens schwerlich von der Hand weisen lässt. Die behaupteten Zusammenhänge bleiben für ihn jedoch eher vage.[1] Philip Plickert kommentiert in der FAZ: "Eine rasende Polemik, die Fakten extrem einseitig präsentiert und historische Zusammenhänge verdreht."[2] Robert Jacobi urteilt in der Süddeutschen Zeitung: "Sie nutzt die angebliche Schockstrategie ihrer Gegner, um ihre Anhängerschaft für eine Auseinandersetzung zu mobilisieren, deren Ziel völlig unklar bleibt. Dieses Buch macht die Welt nicht besser, sondern zementiert die Vorstellung sie sei grundsätzlichen verderbt. Naomi Klein füttert das angesichts der Übermacht von Geld und Kommerz empfundene Gefühl der Hilflosigkeit, das Populisten und Nationalisten so wunderbar auszunutzen verstehen, ohne einen Ausweg zu zeigen - und hilft damit, wenn überhaupt, nur sich selbst."[3] Dagegen meint Felix Lee in der taz, Klein beschreibe virtuos und akribisch genau, wie sich der Neoliberalismus in den vergangenen 30 Jahren über die gesamte Welt hätte ausbreiten können. Mit diesem Buch sei sie endgültig zur „Ikone der globalisierungskritischen Bewegung“ geworden.[4] Auch Thomas Fischermann zeigt sich in der Zeit beeindruckt von der umfangreichen Recherchearbeit, die dem Buch zugrunde liege. Allerdings blieben trotz der vielen Buchseiten, trotz der zahllosen Fußnoten zentrale Behauptungen nicht belegt. Globalisierung sei für Naomi Klein das Ergebnis einer Verschwörung.[5]
International
Der Ökonom und Nobelpreisträger Joseph E. Stiglitz kommentiert in der New York Times, dass Buch enthalte eine ausführliche Beschreibung der „politischen Machenschaften, die nötig seien, um widerstrebendenden Ländern unangenehme ökonomische Reformen aufzuzwingen“. Man könnte das Ergebnis ihrer Recherchen als Beweis für ein gigantische Verschwörung lesen, eine Schlußfolgerung, die sie aber explizit bestreitet. Klein sei Journalistin und dürfe nicht als Wissenschaftlerin bewertet werden. Es gebe viele Stellen im Buch, an denen Klein zu stark vereinfache, doch hätten dies auch die von ihr kritisierten Ökonomen wie Milton Friedman getan.[6] Der Philosophie-Professor John N. Gray schreibt im Guardian: „Es gibt sehr wenige Bücher, die uns wirklich helfen, die Gegenwart zu verstehen. Die Schock-Strategie ist eins dieser Bücher.“[7] Der US-amerikanische Ökonom Tyler Cowen hält dagegen in der New York Sun Kleins Buch für ein "wahres ökonomisches Desaster". Es liefere für seine Verschwörungstheorie weniger Beweise denn eine Aufeinanderfolge konstruierter Behauptungen, für die man vergeblich eine vernünftige Auseinandersetzung suche. [8] Johan Norberg, leitender Wissenschaftler des Cato Institutes, hält Kleins Analyse in nahezu jeder Beziehung für falsch, ihre Beispiele hielten keiner genauen Überprüfung stand. [9]
Literatur
- Naomi Klein: The Shock Doctrine: The Rise of Disaster Capitalism, Verlag Penguin, 2007. ISBN 978-0-7139-9899-3
- Naomi Klein: Die Schock-Strategie: Der Aufstieg des Katastrophen-Kapitalismus, Fischer-Verlag, Frankfurt am Main 2007. ISBN 3-10-039611-1, ISBN 978-3-10-039611-2
Weblinks
- Offizielle Website (englisch)
- Informationen zum Buch beim Fischer-Verlag
- Rezension von Nick Beams wsws.org, 26. März 2008
- „Die Folterkeller der Globalisierung“ Thomas Fischermann im Gespräch mit Naomi Klein, Zeit Online, 10. September 2007
- Neues von Naomi Rezension in Zeit Online, 6. September 2007
- Katastrophale Welt, Gespräch mit Naomi Klein auf Kulturzeit vom 16. Oktober 2007 (Video 5:36 min)
- Interview in der Wochenzeitschrift Freitag 2.11.2007
Belege
- ↑ Rudolf Walther in der Frankfurter Rundschau, 18. September 2007
- ↑ Philipp Plickert in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, 12.10.2007
- ↑ Robert Jacobi: Erst der Schock und dann das Heil Sueddeutsche.de 10.9.2007
- ↑ Felix Lee: Schule der Monster taz.de vom 02.02.08
- ↑ Thomas Fischermann: Neues von Naomi in Zeit Online, 6. September 2007
- ↑ Joseph E. Stiglitz: Bleakonomics, New York Times, 30. September 2007
- ↑ John Gray: The end of the world as we know it, The Guardian, 15. September 2007
- ↑ Tyler Cowen: Shock Jock, New York Sun 3.10.2007
- ↑ Johan Norberg: The Klein Doctrine: The Rise of Disaster Polemics Cato Institute, abgerufen 15.10.2008