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Teufel

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Der Teufel (griechisch Diabolos: Verleumder; hebräisch Satan: Widersacher; Latein Lucifer: Lichtbringer) ist in der Vorstellung derer, die an den Teufel glauben, ein reines Geistwesen, das dem "Guten" Gottes nur "Böses" entgegensetzt.

Der Teufel ist im Christentum und Islam der Gegenspieler Gottes und Versucher der Menschen. Im beiden Religionen zugrundeliegenden Judentum ist seine Rolle deutlich untergeordnet. Der Teufel ist eine Umdefinition eines alten "Gottes", unter anderem des gehörnten lebensfrohen Waldgottes. Es ist auch der Archetypus des lüsternden und potenten Mannes, sowie ein Symbol für die inneren Triebe und Kräfte die in den Menschen ruhen. Die Verkehrung dieser ins Böse mag als ein Indiz der sexuellen Verklemmtheit im Christentum gewertet werden.

Luzifer war war in der Antike der Name für den Planeten Venus und wurde schon im antiken Babylon als Tagesstern (Venus) und Sohn der Morgendämmerung bezeichnet. In der römischen Mythologie war er der Sohn der Aurora, Göttin der Morgenröte und wurde auch dort als Morgenstern am Himmel bezeichnet.

Ein als "Sohn der Morgenröte" bezeichneter Engel soll in die Unterwelt gestürzt worden sein (Jesaja 14, 12) wodurch die die Kirchenväter darin wohl eine Parallele auf den in Lukas 10, 18 ("Ich sah Satan vom Himmel fallen wie einen Blitz") beschriebenen Fall Satans vom Himmel sahen und die beiden Namen von ihnen gleich gesetzt wurden. Der so genannte Engelssturz, das Hinabstürzen der bösen Mächte in die Unterwelt war oft ein beliebtes Motiv vieler Künstler.

Die Existenz eines Teufels wird, wie die Gottes, von Atheisten in der Regel abgelehnt und als mit den Naturwissenschaften nicht vereinbar angesehen. Die Naturwissenschaft selbst macht dazu aber keinerlei Aussagen, weder "pro" noch "kontra". Um die Rolle des Teufels im Christentum und Islam zu erklären, wird z.T. ideologiekritisch ausgeführt, der Teufel sei in diesen Religionen als Gegenspieler notwendig, um eine Polarisierung zwischen Gott und dem Bösen aufrechtzuerhalten. Erst diese Polarisierung mache es möglich, das Bild eines durchweg guten Gottes aufrechtzuerhalten.

Im Judentum

Die hebräische Bezeichnung (satan: "Sin-Tat-Nun", soviel wie Widerstandleistender) wird sowohl auf Menschen als auch auf einen Engel angewendet.

Die ausführlichste Darstellung des Satan im Judentum findet sich im Buch Hiob, wo Gott den Satan beauftragt, Hiobs Glauben auf die Probe zu stellen. Im Gegensatz zu späteren (christlichen, islamischen) Entwicklungen erscheint der Satan hier als gehorsamer Diener Gottes.

In zwei weiteren Fällen tritt der Satan auf, eher als Versucher (1. Buch der Chronik 21,1) oder Ankläger (Sacharja 3,1) des sündigen Menschen denn als Widersacher Gottes.

Teilweise werden auch Menschen im alten Testament allgemein als Widersacher bezeichnet. Das hebräische Wort wird dann i.a. ohne bestimmten Artikel benutzt.

Im Christentum

Das Christentum gibt dem gefallenen Engel (deshalb die Wortbedeutung "Lichtbringer" für den Teufel) Luzifer, als Anführer aller rebellierenden Engel, eine neue Rolle. Diese findet sich insbesondere in der Offenbarung des Johannes. Demnach war der Teufel ursprünglich als gerechter Engel von Gott erschaffen und mit hohen Aufgaben betraut. In seinem Stolz lehnte er sich auf, und zweifelte am Recht Gottes, als Souverän über das Universum zu herrschen. Damit wird er zum direkten Widersacher Gottes.

Vor dem jüngsten Gericht erwarten Christen (nach der Offenbarung des Johannes) einen Kampf zwischen den Kräften des Guten (Gott, Jesus Christus) und den Kräften des Bösen (Teufel). Der Ausgang dieses Kampfes ist aber schon von vorneherein entschieden, und der Teufel und seine Anhänger werden für immer vernichtet. Für die Christen folgt dagegen die Neuerschaffung des Paradieses und das ewige Leben.

Bis zur Zeit dieses letzten Kampfes versucht der Teufel nach christlichem Verständnis, möglichst viele Menschen vom rechten Pfad, d.h. dem Glauben an Gott durch Christus, abzubringen. Die Methoden des Teufels sind dabei Verharmlosung, Lüge oder Verschleierung.

Der Ursprung dieser dualistischen Entwicklung im Christentum aus dem Judentum ist umstritten. Die Literatur der Zeitwende im jüdisch-hellenistischen Umfeld enthält viele apokalyptische Wahrsagungen, in denen ein Weltende im Kampf zwischen Gut und Böse projiziert wird. Elemente dieser Vorstellungen finden sich auch im persischen Zoroastrismus, mit dem das Judentum in Babylonien in Berührung geriet.

In der Frühen Neuzeit, genauer etwa seit dem Ende des 15. Jahrhunderts bis weit ins 18. Jahrhundert hinein, trug der christliche Glaube an die Existenz des Teufels wesentlich zur damaligen Hexenverfolgung bei. Der Hauptvorwurf, der den Hexen bzw. Hexenmeistern damals gemacht wurde, war, dass sie einen Pakt mit dem Teufel geschlossen hätten und darüber hinaus mit ihm Geschlechtsverkehr (die so genannte Teufelsbuhlschaft) betreiben würden.

Auch unter Christen und christlichen Theologen ist heute die Frage der Existenz eines Teufels umstritten. So glauben nur noch ca 30 % aller Christen in der BRD an den Teufel als geistiges Wesen und es werden immer weniger, obwohl verschiedene Stellen des Neuen Testaments seine Existenz vorauszusetzen scheinen. (In den USA glauben allerdings nach einer Gallup-Umfrage von 1991 52 % der Bevölkerung an die Existenz eines Teufels.) Liberale Theologen wie z.B. Herbert Haag haben versucht zu zeigen, dass es ein Missßverständnis biblischer Texte ist, wenn man meint, sie wollten ihre Leser auf die Annahme der Existenz eines personalen Bösen festlegen.

Im Islam

Auch im Islam findet sich der Konflikt zwischen Gut und Böse, bei dem der Schaitan (oder Iblis) (arabisch) Allahs Absichten entgegenarbeitet.

Darstellung im (christlichen) Volksglauben

Im Volksglauben wird er meistens schwarz und behaart, mit Bocks- oder Pferdefüßen, Krallen, Hörnern, einem Kuhschwanz, hässlichem Gesicht und langer Habichtsnase dargestellt. Bei seinem Verschwinden hinterlässt er einen argen Gestank.

Der angebliche Wohnort des oder der Teufel ist die Hölle. Einem Sprichwort nach "steckt er manchmal aber auch im Detail".

Siehe auch: Mythologie

Andere Bezeichnungen für den Teufel

  • Mephisto (literarische Figur in Goethes Faust)
  • Satan
  • Wiedersacher
  • Verleumder
  • Beelzebub (von: Baal), "Herr der Fliegen", verschiedene Schreibweisen
  • Der Leibhaftige
  • Luzifer
  • Der Herr der Hölle
  • Das (unsagbar) Böse
  • Der gefallene Engel
  • diabolisch (Adjektiv, Adverb)

Literatur

  • Alfonso M. DiNola: Der Teufel. Wesen, Wirkung, Geschichte. dtv 1993. ISBN 3-423-04600-7 (umfassendes Handbuch zur Geschichte des Teufels- und Dämonenglaubens in Natur- und Hochreligionen der ganzen Welt)
  • Herbert Haag, Teufelsglaube, Katzmann 1998 ISBN 378050393X (Erstauflage 1974)