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Roberto Saviano

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Roberto Saviano, 2007

Roberto Saviano (* 22. September 1979 in Neapel) ist ein italienischer Schriftsteller und Journalist. In seinem literarischen Werk und Reportagen beschäftigt er sich mit dem Phänomen der organisierten Kriminalität. Saviano ist Mitglied des «Osservatorio sulla Camorra e l’Illegalità» und arbeitet für die Zeitungen L’Espresso, Il Manifesto und dem Corriere del Mezzogiorno.

Leben

Roberto Saviano ist der Sohn eines Arztes und einer Lehrerin aus der Kleinstadt Casal di Principe, 50 km nördlich von Neapel, einer Camorra-Hochburg, die von dem Clan der Casalesi wirtschaftlich kontrolliert wird. Als sein Vater in 1980er Jahren ein Opfer der Camorra gegen deren Willen ärztlich versorgte, wurde er zur Warnung zusammengeschlagen.[1] Saviano studierte Philosophie an der Universität Neapel Federico II und schloss mit dem Diplom ab. Für seinen 2006 erschienenen Roman Gomorra wurde er mit mehreren Preisen ausgezeichnet, unter anderem mit dem Premio Viareggio, dem prestigeträchtigsten italienischen Literaturpreis. Der Titel des Romans spielt sowohl auf das sündhafte Gomorrha der Bibel als auch auf das neapolitanische Verbrechersyndikat Camorra an. Gomorra ist eine Mischform zwischen Roman und journalistischer Reportage und beschreibt detailliert die Praktiken der Camorra und ihre Vernetzung mit legalen Wirtschaftsstrukturen und der Politik. Außerdem nennt er die Namen der Täter und ihre Aktivitäten. Für seine Recherchen hatte er jahrelang verdeckt als Hafenarbeiter gearbeitet.

Aufgrund dieses Engagements erhielt er mehrere Morddrohungen. Ein Appell des Schriftstellers Umberto Eco für seinen Schutz sorgte in Italien für beträchtliches Aufsehen. Saviano erhielt seit dem 13. Oktober 2006 vom Innenministerium Personenschutz und lebt heute (Oktober 2008) versteckt an wechselnden Orten, die er mindestens bis Stand August 2007 etwa alle zwei Tage verlassen musste.[2] Heute (Oktober 2008) hält nur noch seine Familie den Kontakt zu ihm aufrecht.[3]

Nachdem Saviano 2007 geäußert hatte, gerne einmal ein Rapper zu sein, um sein seltsames Leben unter Polizeischutz zu vertonen, veröffentlichte der neapolitanische Rapper Lucariello unter Mithilfe des Autors das Lied Capotto di Legno („Mantel aus Holz“). Begleitet von Streichermusik des Komponisten Ezio Bosso, beschreibt das Lied die (fiktive) Ermordung Savianos aus Sicht eines Camorrista, der in neapolitanischem Dialekt singt. Saviano steuerte dazu Hintergrundinformationen und den Liedtitel bei, der ein schönrednerisches Wort der Camorra für "Sarg" ist.[4] Das Lied ist kostenfrei auf der Internetseite von Saviano abzurufen.[5]

Sein Buch wurde im Jahr 2008 von Matteo Garrone verfilmt und im deutschsprachigen Raum unter dem Titel Gomorrha – Reise in das Reich der Camorra veröffentlicht.

Im Oktober 2008 gab ein Kronzeuge der italienischen Polizei Informationen, wonach der Camorra-Clan der Casalesi plane, Saviano bis Weihnachten 2008 in seinem Wagen auf der Autobahn zwischen Rom und Neapel mit einer Fernzündung in die Luft zu sprengen. Saviano zweifelt mittlerweile, ob er seinen Roman noch einmal verfassen würde: „Jeden Morgen frage ich mich, warum ich das gemacht habe, und finde keine Antwort, weiß nicht, ob es das wert war.“[6] Im Oktober 2008 äußerte er in einem Interview die Vermutung, dass die Camorra nun mit einem Anschlag abwarte, bis seine Popularität nachlasse.[3] Savianos Äußerungen der Frustration riefen viele unterschiedliche Solidaritätsbekundungen in der italienischen Öffentlichkeit hervor.[7] In der Tageszeitung La Repubblica kündigte er an, sich der aktuellen Bedrohung durch einen Weggang ins Ausland zu entziehen.

Werke

Auszeichnungen

Vorlage:PND

Belege

  1. „Roberto schweigt nicht“, Die Zeit, 2. November 2006, Nr. 45
  2. „Die Mafia ist ein deutsches Problem“, Süddeutsche Zeitung, 20. August 2007, Interview
  3. a b „Allein wegen der Mafia“, tirol.com, 14. Oktober 2008
  4. Carolin Gasteiger: „Mit Rap gegen die Mafia“, Süddeutsche Zeitung, 25. April 2008
  5. Ascolta in anteprima: Lucariello - Cappotto di Legno, robertosaviano.it, abgerufen am 14. Oktober 2008
  6. Stefan Ulrich: „Der Lohn ist Angst“, Süddeutsche Zeitung, 14. Oktober 2008
  7. "Er kann mich mal, der Erfolg", Süddeutsche Zeitung, 16. Oktober 2008
  8. „Roberto Saviano erhält Preis für die beste Literaturverfilmung 2008“, Hessischer Rundfunk, 17. Oktober 2008