Spinnerin am Kreuz (Wien)

Als Spinnerin am Kreuz werden zwei gotische Steinsäulen in Wien und Wiener Neustadt bezeichnet. Beide Säulen wurden nach Entwürfen des Baumeisters Michael Knab errichtet.
Die bekanntere Säule steht in Wien im 10. Gemeindebezirk. Dieses sagenumwobene Wahrzeichen war in vergangenen Jahrhunderten auf dem Wienerberg gelegen weithin sichtbar. Der große, reich gegliederte Tabernakelpfeiler wurde 1375 erbaut. 1446 wurde das Bauwerk zerstört und unter Verwendung des Unterbaues 1452 von einem Dombaumeister des Stephansdomes Hans Puchsbaum in neuer Form wiedererrichtet. Die Säule markierte die äußerste Grenze der Wiener Stadtgerichtsbarkeit. In unmittelbarer Nähe befand sich das Hochgericht, wo bis ins 19. Jahrhundert öffentliche Hinrichtungen durch den Galgen oder das Rad erfolgten. Heute ist die Säule vom Stadtgebiet umgeben und der stark frequentierten Triesterstraße ausgesetzt.
Die zweite 21 m hohe, größere Steinsäule in Wiener Neustadt wurde Ende des 14. Jahrhunderts von dem Wiener Neustädter Stadtrichter Wolfhart von Schwarzensee gestiftet. Sie wird als die schönste gotische Wegsäule des gesamten deutschen Kunstraums bezeichnet.
Literatur
- Dahm F., Koller M., Die Wiener Spinnerin am Kreuz, (1991) ISBN 3700546270
- Donin R.K., Meister Michael Knab, in: derselbe: Zur Kunstgeschichte Österreichs (1951)