Tip-Tip
Die Tip-Tip-Technik ist eine frühe Art der Funkfernsteuerung im Modellbau von Schiffen, Flugzeugen und Autos mit per Tastern oder schaltenden Joysticks digital-gegenläufigen Impuls-Signalen. Diese Art der Fernsteuerungen kam in den 1950er Jahren auf, um Schiffs- und Flugzeugmodelle fernsteuern zu können.
„Tip-Tip“ bedeutet im Wesentlichen, jeweils eine Funktion mit einem Paar bzw. zwei gegenläufigen Tastern anzusteuern. Zum Beispiel kann man das Schiffsruder mit einem "Tip"-Impuls etwas mehr nach rechts steuern, mit dem anderen "Tip-Taster" wider mehr zur Neutrallage oder darüber hinaus steuern. Hier wird das Stellergebnis nach "Tip-Ende" beibehalten. Ähnlich funktionieren auch Steuerungen der Drehzahl von Antriebsmotoren. Kurzer Tip beschleunigt, ein langer Tip gegenan lässt erst den Motor langsamer drehen und dann per Umschalter in die andere Drehrichtung gehen.
Mittels einer anderen "Tip-Tip"-Funktion werden selbstneutralisierende Ruder zum Ausschlag gebracht, die nach Ende des Stellimpulses wieder in die Neutrallage zurückgehen, z.B. mittels Federeinwirkung. Die Neutrallage selbst kann gegebenenfalls ergänzend von einem weiteren "Tip-Tip"-Paar wie beim oben erwähnten Schiffsruder justiert werden.
Mittels dieser Tip-Tip-Anlagen war vor dem Aufkommen der Digital-Steuerungen bereits ein einfaches Steuern mehrere Bewegungsachsen möglich.
Bei genauer Betrachtung ist die Gegenüberstellung "Tip-Tip" gleich analog und "Digital" gleich genauer, besser, teurer etc. widersinnig. Die realisierende Technik der Tip-Tip-Steuerungen ist zwar analog (TOnfreuquenzen verschiedener Höhen), jedoch ist die Auslösefunktion digital. Wohingegen die später aufkommenden und dann die Tip-Tip-Steuerungen ablösenden "Digital"-Steuerungen zwar eine interne digitale Signalverarbeitung aufweisen, jedoch die damit realisierten Funktionen erst regelgerecht analog wurden, zum Beispiel eine dem analogen Steuerknüppel-Ausschlag genau proportionale Ruderbewegung im Modell zu geben.
Richtiger bezeichnet waren die Digitalsteuerungen eben auch mit dem Namensbestandteil "-prop".
Bekannte Vertreter der Tip-Tip-Steuerungen waren die von Graupner zusammen mit Grundig entwickelten Bellaphon- und Varioton-Steuerungen.
Tip-Tip-Steuerungen bestanden damals bereits wie auch heutige Funkfernsteuerungen aus zwei wesentlichen Baugruppen: der Senderanlage, die der Modellpilot an einem Halsband vor dem Körper trägt, und der im Modell eingebauten Empfangsanlage. Letztere gliedert sich in die Bauteile:
- Empfänger
- Batterie oder Akku
- Antenne
- ein oder mehrere Servos
- u.U. ein Fahrtregler oder Potentiometer
- u.U. Schalt-Module oder -Bausteine, v.a. bei Schffsmodellen zu finden
- u.U. für jeweils ein/zwei/vier Servos ein Servobaustein, wenn die reine Empfangsfunktion von den Servo-Verstärkungsfunktionen getrennt war (Prinzip z.b. der steckbaren/aneinanderreihbaren Graupner-Varioton-Steuerungen)