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Liste geflügelter Worte/B

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Babylonische Verwirrung

Gustave Doré: „Die Sprachverwirrung“

Der Begriff Babylonische Sprachverwirrung (lateinisch: „confusio linguarum“) stammt aus 1. Mose 11, 7-9. Danach verwirrte Gott die Erbauer des Turms zu Babel, sodass „keiner des anderen Sprache verstehe“. Darin wird die Sprachenvielfalt als Gottesstrafe an der gesamten Menschheit dargestellt. Die Bibel beschreibt den Turmbau zu Babel. Da das Vorhaben als Versuch, Gott gleichzukommen, gesehen wird, strafte er die Bauleute damit, dass nun jeder seine eigene Sprache besaß, damit keiner mehr den anderen verstand. Zuvor habe die ganze Welt eine gemeinsame Sprache gesprochen. Der Bau blieb aufgrund der Sprachprobleme unvollendet.

Die Bibel nimmt das Thema der Sprachverwirrung nochmals in der Pfingstgeschichte des Neuen Testaments in der Apostelgeschichte auf. Der Heilige Geist der durch Jesus Christus ermöglichten Gottverbundenheit bewirkt, dieser Erzählung zufolge, ein neues Reden und Verstehen über alle Sprachgrenzen hinweg. [1]

Auf die „Babylonische Sprachverwirrung“ wird häufig bei der Berichterstattung über die Verwaltung der Europäischen Gemeinschaft Bezug genommen, wo sich auf Grund der sprachlichen Vielfalt Mehrarbeiten und Kosten ergeben [2].

Die babylonische Sprachverwirrung findet auch in anderen Zusammenhängen und Abwandlungen Anwendung. So betitelte das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ eine sprachkritische Geschichte über den „Mischmasch namens Denglisch“ mit: „Welcome in Babylon“.[3]

Balla balla

Diese banalen Silben stammen aus einem 1953 vom Berliner Autoren Horst Lippok geschriebenen Schlager, der mit folgenden Worten beginnt:

My baby baby, balla balla
My baby baby, balla balla
My baby baby, balla balla
My baby baby, balla balla
My baby baby, balla balla
Ooh balla balla.

Das Lied wurde von der Band Rainbows gespielt, die 1966 kurzzeitig mit diesem Lied berühmt wurden. Der Schlager war sehr erfolgreich und wurde in 16 Sprachen übersetzt, wobei Hans Ermann mit Recht fragt, was da eigentlich zu übersetzen war. [4] Auf Japanisch heißt das Lied zum Beispiel バラバラ (bara bara).

In der Umgangssprache bedeutet „balla balla“ heute soviel wie plemplem.

Barmherziger Samariter

Dieser Ausdruck geht auf das Lukasevangelium. Dort erzählt Jesus einem Schriftgelehrten ein Gleichnis von einem Mann, der auf dem Weg von Jericho nach Jerusalem überfallen wird und schwer verletzt liegen bleibt. Ein Priester und ein Levit gehen achtlos an ihm vorüber, erst ein Angehöriger des von den Juden verachteten Volkes der Samaritaner, nimmt sich des Überfallenen an. [5]

Bäume sterben aufrecht.

Bäume sterben aufrecht (spanisch: Los arboles mueren de pie) ist der Titel einer Komödie von Alejandro Casona aus dem Jahr 1949. In dem Theaterstück gelingt es einer Großmutter, die jahrelang über den schlechten Charakter ihres Enkels getäuscht wurde, Haltung zu bewahren und um des Glücks der anderen willen das Spiel weiter mitzuspielen.

Heute wird dieses Zitat gebraucht, wenn von einem unbeugsamen Menschen die Rede ist, der zugrunde geht.

Bedecke deinen Himmel, Zeus.

Mit diesen Worten beginnt Goethes Gedicht Prometheus. Gleich vom ersten Vers an redet Prometheus den Göttervater Zeus mit einem freundschaftlichen, aber in Bezug auf Götter rebellisch klingenden „Du“ an:

Bedecke deinen Himmel, Zeus,
Mit Wolkendunst,
Und übe, dem Knaben gleich,
Der Disteln köpft,
An Eichen dich und Bergeshöhn;
[6]

Nach der griechischen Mythologie brachte Prometheus den Menschen das Feuer und zog sich damit den Zorn des Zeus zu. Das Gedicht ist ein stolzer Monolog des Prometheus, der seine Verachtung für Zeus zeigt.

Behalten Sie Ihren Hammer, Sie Rüpel!

Eine der bekanntesten Beispiele aus Paul Watzlawicks Buch Anleitung zum Unglücklichsein ist „Die Geschichte mit dem Hammer“, die von einem Mann erzählt, der ein Bild aufhängen will, aber keinen Hammer zur Hand hat. Als er beschließt, zum Nachbarn zu gehen und sich dessen Hammer zu borgen, kommen ihm Zweifel, ob ihm der Nachbar seinen Hammer ausleihen würde. Er hat auch nur flüchtig gegrüßt. Vielleicht tat er nur so, als habe er es eilig. Und dann bildet er sich noch ein, man sei auf seinen Hammer angewiesen. Zornig stürmt der Mann zum Nachbarn und brüllt ihn an:

Behalten Sie Ihren Hammer, Sie Rüpel!

Mit dieser kleinen Geschichte will Watzlawick verdeutlichn, dass die innere Einstellung zum Gesprächspartner indirekt auch den Verlauf eines Gesprächs bestimmen.

Bei genauerer Betrachtung steigt mit dem Preise auch die Achtung.

In seiner Bildergeschichte Maler Klecksel übt Wilhelm Busch Kritik an der Bildungsphilisterei seiner Zeit. Besonders kennzeichnend ist dafür, wie der Icherzähler sein Verhalten bei der Beurteilung eines Gemäldes beschreibt:

Mit scharfem Blick, nach Kennerweise
Seh ich zunächst mal nach dem Preise
Und bei genauerer Betrachtung
Steigt mit dein Preise auch die Achtung.

Bei Gott ist kein Ding unmöglich.

Fra Angelico: Mariä Verkündigung

„Bei Gott ist kein Ding unmöglich“ sagt laut Lukasevangelium der Engel Gabriel zu Maria, die daran zweifelt, dass sie ein Kind bekommen wird:

34 Da sprach Maria zu dem Engel: Wie soll das zugehen, da ich von keinem Manne weiß? 35 Der Engel antwortete und sprach zu ihr: Der heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten; darum wird auch das Heilige, das von dir geboren wird, Gottes Sohn genannt werden. 36 Und siehe, Elisabeth, deine Gefreunde, ist auch schwanger mit einem Sohn in ihrem Alter und geht jetzt im sechsten Monat, von der man sagt, daß sie unfruchtbar sei. 37 Denn bei Gott ist kein Ding unmöglich.[7]

Der Erzengel weist mit diesen Worten auf die angeblich unfruchtbare, aber doch schwangere Elisabeth hin.

Dieses Bibelzitat greift Annette von Droste-Hülshoff in ihrem Gedicht Am Feste Mariä Verkündigung auf, das mit folgenden Versen beginnt:

Ja, seine Macht hat keine Grenzen,
Bei Gott unmöglich ist kein Ding!
[8]

Bei Philippi sehen wir uns wieder!

Brutus und Cäsars Geist

Die Wendung „Bei Philippi sehen wir uns wieder!“ geht auf Shakespeares Drama Julius Cäsar (The Tragedy of Julius Caesar) zurück. Er greift dabei ein Zitat aus der Erzählung des griechischen Schriftstellers Plutarch über das Leben Caesars auf:

„[[Liste griechischer Phrasen/Omikron#Ὄψει δέ με περὶ Φιλίππους.|Vorlage:Polytonisch]]“ [9]

Shakespeare kannte wohl die lateinische Version:

Tuus sum, inquit, Brute, malus genius; in Philippis me videbis.

Meist wurde auch nur der zweite Teil wiedergegeben:

(Cras) Philippis (iterum) me videbis.
Morgen wirst du mich bei Philippi wieder sehen.

Mit diesen Worten antwortet Cäsars Geist auf die Frage des Brutus, weshalb er gekommen sei:

Um dir zu sagen, dass du zu Philippi
Mich sehn sollst.
To tell thee thou shalt see me at Philippi.[10]

Bei dem makedonischen Ort Philippi wird dann in der Schlacht bei Philippi die Ermordung Cäsars gerächt. Brutus sagt seinen Leuten, ihm sei Caesars Geist auf dem Schlachtfeld erschienen; er bittet einen seiner Leute, das Schwert zu halten, und stürzt sich hinein.

Heute wird die Redensart gelegentlich als scherzhafte Drohung verwendet.

Beim ersten Mal, da tut’s noch weh.

Mit den Worten „Beim ersten Mal, da tut’s noch weh“ beginnt der Refrain eines Liedes aus dem Film Große Freiheit Nr. 7 von Helmut Käutner aus dem Jahr 1944:

„Beim ersten Mal, da tuts noch weh,
da glaubt man noch,
dass man es nicht verwinden kann.
Doch mit der Zeit, so peu à peu,
gewöhnt man sich daran.“

Es geht hierbei um die Lebenserfahrung, dass der erste Liebeskummer am schmerzhaftesten empfunden wird.

Beim heiligen Bürokrazius!

Dieser Ausruf geht zurück auf ein Zitat aus der Schulkomödie Flachsmann als Erzieher von Otto Ernst. Der Lehrer Fleming sagt dort im Hinblick auf seinen unfähigen, engstirnigen Direktor, der sich auf bürokratischen Wegen ein Amt erschlichen hat:

Bei dem heiligen Bureaukrazius ist nichts unmöglich!

Berlin bleibt doch Berlin.

Diese bekannte Redensart stammt aus dem Lied Heimweh nach dem Kurfürstendamm, das der gebürtige Berliner Textdichter Günther Schwenn in München dichtete. Es beginnt mit den folgenden Versen:

Ich hab so Heimweh nach`m Kurfürstendamm,
hab so`ne Sehnsucht nach meinem Berlin!
Und seh ich auch in Frankfurt, München, Hamburg oder Wien
die Leute sich bemühn,
Berlin bleibt doch Berlin.
[11]

Berliner Republik

Als der Publizist Johannes Gross den Begriff der Berliner Republik in die öffentliche Debatte einführte, war die Empörung zunächst groß. Berliner Republik wird in der Tradition der Begriffe Weimarer Republik und Bonner Republik die historische Periode nach der Vereinigung der DDR mit der Bundesrepublik Deutschland benannt. Am 20. Juni 1991 beschloss der Deutsche Bundestag den Kernbereich der Regierungsfunktionen von Bonn nach Berlin zu verlegen.

Der Begriff entstand wesentlich in der so genannten „Hauptstadtdebatte“ nach der Vereinigung der Bundesrepublik Deutschland mit der DDR im Jahre 1990. Die Hauptstadt der Bundesrepublik Deutschland, Bonn galt dabei als eine scheinbar nicht-nationale Hauptstadt, weil sie zuvor nur Hauptstadt der Westrepublik gewesen war.

Bescheidenheit ist eine Zier.

In Franz Grillparzers Drama Ahnfrau aus dem Jahr 1816 steht:

Den Jüngling ziert Bescheidenheit.

Dies ist eine Umstellung der Worte gegen Ende des ersten Aufzugs:

Ziert Bescheidenheit den Jüngling,
Nicht verkenn' er seinen Wert.

Daraus hat sich wohl die bekannte Travestie entwickelt:

Bescheidenheit ist eine Zier,
Doch weiter kommt man ohne ihr.

Beschränkter Untertanenverstand

Als 1833 König Ernst August in Hannover die Aufhebung der Verfassung verfügte, protestierten namhafte Göttinger Professoren dagegen und erhielten dafür die Zustimmung aus breiten Kreisen der Bevölkerung. Der preußische Justizminister von Rochow sagte zu einer der schriftlichen Zustimmungen, dass es sich für einen Untertanen nicht gehöre,

die Handlungen des Staatsoberhauptes an den Maßstab seiner beschränkten Einsicht anzulegen“.

Aus dieser Formulierung entstand wohl das Schlagwort vom „beschränkten Untertanenverstand“, das der Schriftsteller Georg Herwegh 1842 in einem polemischen Brief an den preußischen König Friedrich Wilhelm IV. verwendete und dafür aus Preußen ausgewiesen wurde:

Ich bitte nicht um Zurucknahme des Verbots, denn ich weilß, daß mein beschrankter Untertanenverstand, mein Bewußtsein einer neuen Zeit, auf ewig widersprechen muß dem alternden Bewußtsein und dem Regiment der meisten deutschen Minister.[12]

Bessere Hälfte

Die scherzhafte Bezeichnung der Ehefrau als „bessere Hälfte“ stammt aus dem Schäferroman „The countess of Pembroke's Arcadia“ („Das Arkadien der Gräfin von Pembroke“) des englischen Dichters Philip Sydney.

Der Dichter John Milton griff diese Wendung in seinem Epos Paradise Lost (dt.: Das verlorene Paradies) wieder auf, indem er Adam seine Frau Eva als „dearer half“ als „teurere Hälfte“, bezeichnen lässt.

Bestgehasster Mann

Der Ausdruck geht wohl auf Reichskanzler Otto von Bismarck zurück, der in einer Rede im preußischen Landtag während des so genannten Kulturkampfes ausrief, dass er wohl mit Stolz von sich behaupten könne, „die am besten gehasste Persönlichkeit“ im Deutschen Reich zu sein.

Bete und arbeite!

Das Motto des Benediktiner-Ordens „Bete und arbeite“ (lateinisch: Ora et labora) stammt von Benedikt von Nursia. In voller Länge lautet es:

Bete und arbeite, Gott hilft ohne Verzug.
(„Ora et labora, Deus adest sine mora.“)

Ora et Labora ist eine Ermahnung, dass das Leben aus Beten und Arbeiten bestehen soll.

Betrogener Betrüger

Die Bezeichnung „betrogener Betrüger“ geht auf die so genannte Ringparabel in Gotthold Ephraim Lessings Versdrama „Nathan der Weise“ (III, 7) zurück.

In der Schlüsselszene dieses Stücks lässt Saladin Nathan zu sich rufen und legt ihm die Frage vor, welche der drei monotheistischen Religionen er für die wahre halte. Nathan antwortet mit einem Gleichnis. Darin besitzt ein Mann einen Ring, der über die Eigenschaft verfügt, seinen Träger „vor Gott und den Menschen angenehm“ zu machen. Dieser Ring wurde über viele Generationen hinweg vom Vater an jenen Sohn vererbt, den der Vater am meisten liebte. Doch nun will der Vater keinen seiner drei Söhne bevorzugen und lässt von einem Goldschmied zwei Duplikate des Ringes herstellen. Er gibt jedem Sohn einen Ring, wobei er jedem versichert, sein Ring sei der echte.

Nach dem Tod des Vaters ziehen die Söhne vor Gericht, um klären zu lassen, welcher Ring der echte sei. Der Richter aber sieht sich nicht in der Lage, dies zu ermitteln und erinnert er die drei Männer daran, dass der echte Ring die Eigenschaft habe, den Träger beliebt zu machen; wenn aber dieser Effekt bei keinem der drei eingetreten sei, dann könne das wohl nur heißen, dass der echte Ring verloren gegangen sein müsse. So schlichtet er den Streit mit einer salomonischen Entscheidung:

Oh, so seid ihr alle drei
betrogene Betrüger!
eure Ringe
sind alle drei nicht echt.

Die Bezeichnung steht für jemanden, der andere hintergehen wollte, aber dann selbst getäuscht worden ist, oder aber für jemanden der dadurch, dass er selbst getäuscht wurde, mit seiner Überzeugung andere täuscht, ohne es zu wollen oder zu wissen.

Biedermann und die Brandstifter

In dem Theaterstück Biedermann und die Brandstifter, das zuerst 1953 als Hörspiel im Bayerischen Rundfunk gesendet wurde, veranschaulicht Max Frisch typische Verhaltensweisen des Spießers, das dem Verbrechen kein Widerstand entgegengesetzt und Brandstifter ungehindert zu Werke gehen lässt.

Im Duden Band 12 heißt es erläuternd zur Verwendung dieses Titels im übertragenen Sinn:

Der Titel dieses Stücks wird dementsprechend dann zitiert, wenn Konformismus und übersteigertes Sicherheitsdenken angeprangert werden sollen, wenn das Sankt-Florians-Prinzip so weit getrieben wird, dass dem Brandstifter die Streichhölzer in die Hand gegeben werden, in der Hoffnung, er möge das Nachbarhaus anzünden.

Big Brother is watching you.

Dieser englische Satz ist der Spruch auf einem Propagandaplakat aus dem Roman 1984 von George Orwell und bedeutet:

Der Große Bruder beobachtet dich.

Der Große Bruder ist der angebliche Diktator eines Staates, der die Überwachung und Kontrolle seiner Bürger zur Perfektion getrieben hat. Er hat den Zweck, dass sich die Bürger immer und überall beobachtet fühlen. In der Tat werden sie von so genannten Teleschirmen lückenlos überwacht.

Der Spruch wird häufig im Zusammenhang mit Videoüberwachung oder verdachtsunabhängiger Überwachung verwendet. Der Große Bruder ist heute eine Metapher für eine allmächtige, alles überwachende Staatsgewalt.

Bilde, Künstler! Rede nicht!

Dies ist der erste Teil des Mottos, das Johann Wolfgang von Goethe der Abteilung Kunst seiner 1815 erschienenen Gedichtsammlung voranstellte:

Bilde, Künstler! Rede nicht!
Nur ein Hauch sei dein Gedicht.

Die Worte sind als Aufforderung zu verstehen, den Stoff mit sparsamen Mitteln möglichst bildhaft zu gestalten. Der Germanist Wulf Segebrecht schreibt zu diesem Motto:

Goethe scheint hier geradezu für das holde Ungefähr des Gedichts zu plädieren, für das nur Angedeutete, das mit viel Gefühl, aber wenig Kunst Hingehauchte, dem wir, zumal in Deutschland, eine lyrische Massenproduktion zu verdanken haben.[13]

Der Schriftsteller Robert Gernhardt wandelt Goethes Gedicht folgendermaßen ab:

Bitte, Künstler, bilde nicht
und verzicht auf dein Gedicht.
Wort ist Wind, und gar kein Hauch
tut es in der Regel auch.
[14]

Bildung ist Bürgerrecht.

Bildung ist Bürgerrecht“ ist der Titel eines Buchs des Soziologen Ralf Dahrendorf aus dem Jahr 1968 und ein Schlagwort aus der Debatte um Chancengleichheit.

Dahrendorf verwies auf die seinerzeit im Vergleich zu anderen europäischen Ländern in der Bundesrepublik Deutschland extrem niedrige Abiturienten- und Studentenzahlen. Er sah dies als Bedrohung für die bundesdeutsche Demokratie und lieferte damit wesentliche Argumente für die Bildungsexpansion.

In der Wochenzeitschrift Die Zeit heißt es zu Dahrendorfs Buch:

Ralf Dahrendorfs Buch „Bildung ist Bürgerrecht". Ende letzten Jahres im Nannen-Verlag nach einer ZEIT-Serie erschienen, hat viel Zustimmung und viel Widerspruch gefunden und damit, das war vom Autor beabsichtigt, die Diskussion einer Frage in Gang gehalten, die für unser Jahrhundert — wie in einer Erklärung der ersten Regierung Erhard zu lesen stand — so wichtig ist wie für das neunzehnte Jahrhundert die soziale Frage.[15]

Bildung ist das, was übrig bleibt, wenn man alles, was man in der Schule gelernt hat, vergisst.

Dieser Satz wird fälschlich Albert Einstein zugeschrieben, wird aber auch in ähnlicher Form dem Physiker Werner Heisenberg und Edward Wood, 1. Earl of Halifax zugeschrieben.

Heisenberg sagte in seiner Rede zur 100-Jahrfeier des Maximiliansgymnasiums in München:

Bildung ist das, was übrig bleibt, wenn man alles vergessen hat, was man gelernt hat.

Bildung macht frei.

Gedenktafel am Bibliographischen Institut in Hildburghausen mit dem Motto „Bildung macht frei.“

Wahlspruch des Buchhändlers Joseph Meyer, des Gründers des Bibliographischen Instituts, das durch die Herausgabe preiswerter Klassikerausgaben und durch neue Werbe- und Vertriebsmethoden neue Käufer- und Leserschichten erschloss.

Das Motto fand durch die so genannte Groschenbibliothek der deutschen Klassiker weite Verbreitung und blieb für viele Jahrzehnte der Wahlspruch des Bibliographischen Instituts. Es wurde zum Schlagwort für die Anhänger einer liberalen Schulpolitik. Im Schlusswort des Herausgebers seines 52-bändigen Großen Conversations-Lexikons formulierte Joseph Meyer 1855 diesen Gedanken noch einmal:

Die Intelligenz aller ist der stärkste Hort der Humanität und Freiheit.

Bin weder Fräulein, weder schön, kann ungeleitet nach Hause gehen.

Im ersten Teil von Goethes Faust weist Gretchen mit diesen Worten kurz angebunden Faust ab, der sie schmeichelnd zuvor gefragt hatte:

Mein schönes Fräulein, darf ich wagen,
Meinen Arm und Geleit Ihr anzutragen?

Das Wort Fräulein wird von Goethe noch im alten Sinne von junge Frau aus dem Adel gebraucht.

Bis aufs Blut

Dieser Ausdruck findet sich bereits im Neuen Testament. Hier heißt es im Hebräerbrief:

Denn ihr habt noch nicht bis aufs Blut widerstanden in dem Kämpfen wider die Sünde.[16]

Bis aufs Messer

Als die napoleonischen Truppen Spanien besetzten, kam es 1808/1809 zur Belagerung von Saragossa. Die Aufforderung zur Kapitulation der Stadt soll der spanische General Jose de Palafox y Melci mit den Worten „Krieg bis aufs Messer“ (also unter Einsatz der primitivsten Waffen) abgelehnt haben.

Bis hierher und nicht weiter!

Diese Redewendung geht vermutlich zurück auf das Buch Hiob. Jahwe stellt darin die Frage:

Wer hat das Meer mit Türen verschlossen, da es herausbrach wie aus Mutterleib?[17]

Dann wiederholt er seine eigenen Worte, mit denen er das Meer bei der Erschaffung der Welt in seine Grenzen verwiesen hat:

Bis hierher sollst du kommen und nicht weiter; hier sollen sich legen deine stolzen Wellen![18]

Diese Warnung findet sich in Friedrich Schillers Drama Die Räuber [19], gehen aber auf das alttestamentarische Buch Ijob zurück, wo der Herr zum Meer sagt:

Bis hierher sollst du kommen und nicht weiter; hie sollen sich legen deine stolzen Wellen;[20]

Der Zitatensammler Georg Büchmann schreibt in seinen Geflügelten Worten:

Goethe legt die in dem Verse 11 enthaltenen Endworte in der Form: "Werden sich schon legen die stolzen Wellen", der Postmeisterin in "Stella" in den Mund. Die Worte ‚und nicht weiter‘ sind sowohl in der von Franzosen und Engländern richtig angeführten Übersetzung:
Nec plus ultra,
wie in der Umformung, die wir damit vorgenommen:
Non plus ultra,
eine Bezeichnung des höchsten Grades einer Eigenschaft geworden.
[21]

Black is beautiful.

Dieses englische Schlagwort („Schwarz ist schön.“) ist aus der US-amerikanischen Black Power-Bewegung der 1960er Jahre hervorgegangen und ist Ausdruck des gewachsenen Selbstbewusstseins der Menschen schwarzer Hautfarbe.

Black is beautiful wurde in den 1970er Jahren von der CDU in der Wahlwerbung verwendet und bezog sich auf die umgangssprachliche Bezeichnung der CDU/CSU-Politiker als „die Schwarzen“.

Black Power

Black Power, das Schlagwort des radikaleren Teils der Bürgerrechtsbewegung in den USA bedeutet so viel wie „schwarze Macht und geht zurück auf den 1954 erschienenen Roman des amerikanischen Schriftstellers Richard Wright.

Bis in die Puppen

Puppenallee im Jahr 1902

Die von Teilen der Berliner Bevölkerung scherzhaft bis geringschätzig als Puppenallee bezeichnete Siegesallee war ein von Kaiser Wilhelm II. 1895 in Auftrag gegebener Prachtboulevard im Tiergarten in Berlin mit 32 Denkmälern und 64 Büsten aus der Geschichte Brandenburgs und Berlins. Die 750 Meter lange Allee verlief vom früheren Königsplatz (heute Platz der Republik) als Sichtachse zur Siegessäule bis zum Kemperplatz.

Friedrich der Große ließ am Großen Stern, im Berliner Tiergarten, von Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff mythologische Standbilder aufstellen, die im Berliner Volksmund „die Puppen“ genannt wurden. Der Weg „bis in die Puppen“ erschien den Berlinern ziemlich lang, und deshalb wurde der Ausdruck bald auch für große zeitliche Entfernungen benutzt. So ist heute die Ausdrucksweise „bis in die Puppen aufbleiben“ über Berlin hinaus bekannt.

Blaue Blume.

Die so genannte Blaue Blume findet sich schon vor der Zeit der Romantik. Sie gehört in die Volkssage, in der von einer blauen Wunderblume berichtet wird, die einer zufällig findet und die den Zugang zu verborgenen Schätzen eröffnet.

Heinrich Heine nimmt darauf in seiner Schrift Geständnisse Bezug:

Die blaue Blume als das Symbol der romantischen Sehnsucht hat Novalis in seinem Roman Heinrich von Ofterdingen erfunden und gefeiert.

Bleibe im Lande und nähre dich redlich.

Diese Aufforderung stammt aus Psalm 37. Dort heißt es über das scheinbare Glück der Gottlosen:

1 Ein Psalm Davids. Erzürne dich nicht über die Bösen; sei nicht neidisch auf die Übeltäter. 2 Denn wie das Gras werden sie bald abgehauen, und wie das grüne Kraut werden sie verwelken. 3 Hoffe auf den HERRN und tue Gutes; bleibe im Lande und nähre dich redlich.[22]

Die Stuttgarter Zeitung schreibt in ihrer online-Ausgabe zu diesem Spruch:

Klingt der Spruch nicht wie das muffeligste Biedermeier? Da ist er, der erhobene Zeigefinger der Großmutter, die vor frechen Abenteuern warnt: Du, du, du - schön brav sein![23]

Doch nach diesen einleitenden Worten kommt der Autor zu der Erkenntnis, dass in dem Spruch steckt ein Aufruf zu Selbstdisziplin und Gewaltlosigkeit steckt, wie er auch der Bergpredigt würdig wäre. Er warnt davor, den Kampf gegen das Böse auf eigene Faust aufzunehmen, verlangt aber auch kein Davonlaufen.

Einer der Schlussverse fasst die zähe Hoffnung auf Veränderung zusammen: "Ich sah einen Gottlosen, der pochte auf Gewalt und machte sich breit und grünte wie eine Zeder. Dann kam ich wieder vorbei; siehe, da war er dahin."“ [24]

Blick zurück im Zorn

Im Jahr 1956 erschien das Schauspiel Look Back in Anger des Engländers John Osborne. Der Erfolg dieses Stücks, das drei Jahre später mit Richard Burton verfilmt wurde. Hauptfigur war der Prototyp des „zornigen jungen Mannes“, der gegen die Gesellschaftsordnung rebellierte. In ihm erkannte sich eine ganze Generation wieder.

Blonde Bestie

In seiner Streitschrift Zur Genealogie der Moral erklärt der Philosoph Friedrich Nietzsche, dass es gerade die Angehörigen der „vornehmen Rasse“ sind, „welche durch gegenseitige Bewachung, durch Eifersucht inter pares in Schranken gehalten sind“, und dass eben diese das Bedürfnis haben, von Zeit zu Zeit die Enge der Zivilisation zu verlassen. So wird der Vertreter der Herrenmoral eine „nach Beute und Sieg lüstern schweifende blonde Bestie“.

Blondinen bevorzugt.

Blondinen bevorzugt ist der Titel der US-amerikanischen Filmkomödie Gentlemen Prefer Blondes aus dem Jahr 1953. Die Hauptdarstellerinnen spielen zwei Tingeltangelsängerinnen, von denen die eine eine Vorliebe für Diamanten und die andere ein Faible für Männer hat.

Blühende Landschaften

Der Begriff Blühende Landschaften war die Vision des deutschen Bundeskanzlers Helmut Kohl als ökonomische Zukunftsperspektive für die so genannten „neuen Bundesländer“.

Helmut Kohl verwendete den Begriff u. a. in seiner Fernsehansprache zur Einführung der Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion zwischen der DDR und der Bundesrepublik Deutschland am 1. Juli 1990. Nachdem die Natur sich stillgelegte Industrielandschaften und Rangierbahnhöfe zurückerobert hat, wird der Begriff immer häufiger in anderem Sinn verstanden, nämlich als Sinnbild für die Deindustrialisierung Ostdeutschlands.

Blut ist dicker als Wasser.

Diese alte Volksweisheit popularisierte Kaiser Wilhelm II., indem er sie mehrfach gegenüber Briten und US-Amerikanern verwendete. Er wollte damit die Blutsverwandtschaft mit den Deutschen bekräftigen, die stärker sei als das trennende Meer.

Der älteste Beleg für diesen Spruch findet sich im Märchen Reineke Fuchs von Heinrich der Glichezaere aus dem Jahr 1130. Dort heißt es, dass Verwandschaftsblut nicht durch Wasser verdünnt wird. Es wurde so verstanden, dass einem Blutsverwandte näher stehen als die Paten, die einem durch das Wasser der Taufe verbunden sind.

Blut ist ein ganz besondrer Saft.

In Goethes Drama Faust I hat Faust mit Mephisto einen Pakt geschlossen, den dieser besiegelt haben möchte. Faust soll den Vertrag mit Blut unterzeichnen. In diesem Zusammenhang vermerkt Mephisto:

Blut ist ein ganz besondrer Saft.[25]

Die Unterschrift mit Blut gehört zu einem Bündnis mit dem Teufel, denn in der Mythologie galt Blut als der Sitz der Seele.

Blut, Schweiß und Tränen

In seiner ersten Rede als Premierminister, versprach Winston Churchill seinen Landsleuten „nichts als Blut, Mühsal, Tränen und Schweiß“ („nothing but blood, sweat, pain and tears“) und stellte fest, dass der „Krieg gegen eine monströse Tyrannei, wie sie nie übertroffen worden ist, im finsteren Katalog der Verbrechen der Menschheit“ nur mit einem „Sieg um jeden Preis“ beendet werden dürfe.

Die Blut-Schweiß-und-Tränen-Rede (auch kurz „Blut, Schweiß und Tränen“; englisch „Blood, Sweat and Tears“) war eine Ansprache die Churchill am 13. Mai 1940 während des Zweiten Weltkrieges vor dem britischen Unterhaus hielt. Der Rede vorausgegangen war eine Abstimmung im Unterhaus, in der Churchill sich von den Abgeordneten des Parlamentes das Vertrauen in die Politik seiner in den vorausgegangenen Tagen gebildeten Allparteien-Koalitionsregierung aussprechen ließ, die an die Stelle der ausschließlich aus konservativen Politikern bestehenden Vorgängerregierung von Arthur Neville Chamberlain getreten war.

Blut und Boden

Blut und Boden war einer der Schlüsselbegriffe der nationalsozialistischen Ideologie, findet sich jedoch schon vor der Zeit des Dritten Reichs. Nachweisbar als Begriffspaar ist Blut und Boden bereits in dem 1922 erschienen Werk Der Untergang des Abendlandes von Oswald Spengler, in dem vom „Kampf zwischen Blut und Boden um die innere Form einer verpflanzten Tier- und Menschenart“ gesprochen wird. Das Bild wurde dann von August Winnig übernommen, dessen Schrift Befreiung aus dem Jahr 1926 wie auch sein Buch Das Reich als Republik (1928) jeweils mit dem Satz: „Blut und Boden sind das Schicksal der Völker (Menschen)“ beginnen.

Erst durch Richard Walther Darré, Mitglied der Artamanen, der seiner 1930 erschienen Schrift den Titel Neuadel aus Blut und Boden gab, wurde die prägnante Formel zu einem Zentralbegriff der NS-Ideologie, der eine spezifische Abhängigkeit zwischen rasse-, wirtschafts- und agrarpolitischen Vorstellungen zu beweisen versucht.

Blut und Eisen

Der Begriff Blut und Eisen geht zurück auf eine Rede, die der damalige preußische Ministerpräsident Otto von Bismarck am 30. September 1862 vor der Budgetkommission des preußischen Abgeordnetenhauses hielt. Um seine Vorstellungen einer Heeresreform gegen das Budgetrecht des Abgeordnetenhauses durchzusetzen, sprach er dabei unter anderem den Satz:

„Nicht durch Reden oder Majoritätsbeschlüsse werden die großen Fragen der Zeit entschieden, sondern durch Eisen und Blut[26].“

Nach dieser Maxime handelte Bismarck, indem er den Deutsch-Französischen Kriegs von 1870 bis 1871 vorbereitete und die die Deutsche Reichsgründung von 1871 maßgeblich ermöglichte.

Böhmische Dörfer

„Das sind böhmische Dörfer für mich“, ist eine Redensart für: „Das ist mir ganz und gar unbekannt“, oder: „Das verstehe ich nicht.“

Unter dem Eindruck der fremdartigen slawischen Dorfbezeichnungen wird schon im 16. Jahrhundert der Ausdruck „Böhmische Dörfer“ benutzt, um etwas völlig Fremdes anzudeuten. So heißt es 1595 bei Georg Rollenhagen:

„Ich sagt jhm das bey meinen ehren / Mir das Behmische Doerffer weren.“

Karl Gutzkow gibt 1845 folgende Charakteristik:

„Bei dem Einen sieht ein böhmisches Dorf so aus wie das, wovon gerade die Rede ist, beim Andern wie ein Satz aus der Naturgeschichte, beim Dritten wie der Pythagoräische Lehrsatz, beim Vierten wie die Theorie der Gleichungen vom vierten Grade, beim Fünften, einem Minister, wie sein Portefeuille, beim Sechsten wie etwas, was man schon wieder vergessen hat oder, bei musikalischen Referenten, wie Etwas, wovon man nichts versteht.“

In Böhmen selbst sprechen die Tschechen bei der gleichen Gelegenheit vom „spanischen Dorf“ – war doch seinerzeit Spanien ein zwar habsburgisches, doch sehr weit entlegenes Königreich.

Bombardiert die Hauptquartiere!

Der chinesische Revolutionsführer Mao Zedong brandmarkte im Jahr 1965 die chinesische Kultur als bourgeois und reaktionär. Aus dieser Kulturkritik entwickelte er dann den Gedanken einer permanenten Revolution gegen die so genannten reaktionären und konterrevolutionären Elemente in Staat, Gesellschaft und im Parteiapparat der Kommunistischen Partei Chinas. So fordert er jungen Chinesen dazu auf das Hauptquartier / die Hauptquartierte zu bombardieren:

炮打司令部。
Baoda silingbu.

Jutta Lietsch schreibt zum 40. Jahrestag dieses Aufrufs:

Was die jungen Roten Garden nicht ahnten: Sie wurden vom Großen Vorsitzenden Mao skrupellos benutzt. Dessen Stellung in der KP war nach bitteren Hungerjahren und innerparteilichen Säuberungen bedroht. Um sich zu retten, hetzte der Staatsgründer die Bevölkerung am 25. Mai 1966 auf: "Bombardiert die Hauptquartiere!" Damit waren andere Autoritäten und die Parteizentrale gemeint.

Weiter schreibt Lietsch:

Bald bildeten sich in Schulen, Fabriken und Behörden Gruppen Roter Garden. Jede behauptete von sich, revolutionärer als alle anderen zu sein. Sie schlugen aufeinander ein, an einigen Orten mit Waffen, die sie aus Armeelagern geraubt hatten.[27]

Bonjour Tristesse.

Bonjour Tristesse ist der Titel eines 1954 erschienenen Romans der französischen Settriftstellerin Francoise Sagan. Der Roman versucht, das Lebensgefühl der Menschen in einer Gesellschaft des Überflusses und des Luxus in den 1950er-Jahren zu schildern.

Böse Sieben.

Als böse Sieben bezeichnet man eine zanksüchtige Frau. Der Ausdruck findet sich in dieser Bedeutung zuerst in der lateinischen Ethographia mundi (Sittenbeschreibung der Welt) des Schriftstellers Johann Sommer. In diesem Werk heißt es:

Ist denn deine Frau so eine böse Siebene...?

Vermutlich geht der Ausdruck auf eine Spielkarte in dem Kartenspiel Karnöffel zurück. In diesem Spiel gab es eine Karte mit der Zahl Sieben, die alle anderen stechen, ihrerseits aber von keiner anderen Karte gestochen werden konnte. Diese Spielkarte nannte man „Teufel“ oder eben „böse Sieben“. Dass diese Karte mit zänkischen Frauen in Verbindung gebracht wurde, erklärt sich dadurch, dass darauf eine Frau abgebildet war, die mit ihrem Mann streitet.

Bretter, die die Welt bedeuten

Diese Formulierung stammt aus Friedrich Schillers Gedicht An die Freunde:

„Sehn wir doch das Große aller Zeiten
Auf den Brettern, die die Welt bedeuten,
Sinnvoll still an uns vorübergehn.
Alles wiederholt sich nur im Leben,
Ewig jung ist nur die Phantasie;
Was sich nie und nirgends hat begeben,
Das allein veraltet nie!“ [28]

Mit diesen Brettern ist die Bühne im Theater gemeint, doch wird die gleiche Formel gelegentlich auf für Ski-Bretter verwendet.

Brot und Spiele

Es heißt, das römische Volk verlangte in der Kaiserzeit nur immer wieder Brot und Zirkusspiele („Panem et circenses“) ohne sich um das Gemeinwohl zu kümmern. Ähnliches wurde schon früher von der Bevölkerung Alexandriens gesagt. Auf Rom wendet den Ausspruch zuerst Kaiser Trajan an, der sagte:

„populum Romanum duabus praecipue rebus, annona et spectaculis, teneri“
„Das römische Volk kann in der Hauptsache nur durch zwei Dinge in Zaum gehalten werden: daß man ihm genügend zu essen gibt und ihm spektakuläre Schauspiele bietet.“

Brüder, zur Sonne, zur Freiheit!

Brüder, zur Sonne, zur Freiheit ist der Titel der deutschen Nachdichtung eines Arbeiterlieds, das 1895/96 von Leonid Petrowitsch Radin in einem Moskauer Gefängnis zur Melodie eines russischen Volkslieds gedichtet wurde:

„Смело, товарищи, в ногу!“
Smelo, towarischtschi, w nogu!
Tapfer, Genossen, im Gleichschritt!

Es soll das meistgesungene Lied der Arbeiterbewegung nach dem Zweiten Weltkrieg sein und gilt neben „Wann wir schreiten Seit an Seit“ als Parteihymne der SPD und wird jeweils zum Abschluss der Parteitage gesungen. Die erste Strophe lautet:

Brüder, zur Sonne, zur Freiheit,
Brüder zum Lichte empor.
Hell aus dem dunklen Vergangnen
leuchtet die Zukunft hervor.
[29]

Brustton tiefster Überzeugung

Dieser Ausdruck geht auf den Historiker Heinrich von Treitschke zurück, der ihn in dem Aufsatz Fichte und die nationale Idee zuerst verwendete.

Der Brustton ist der mit der Bruststimme hervorgebrachte Ton, bei dem der Brustkorb als Resonanzkörper dient und sehr voll klingen kann.

Buch des Lebens

Das Bild vom Buch des Lebens als Schicksalsbuch geht auf das 2. Buch Mose (32,32) zurück. In dieses Buch werden die Gerechten von Gott eingetragen, während die Sünder daraus getilgt werden.

Das Buch wird auch in Psalm 69,29 erwähnt, wo vom Buch der Lebendigen die Rede ist.

Buch mit sieben Siegeln

Apokalyptisches Lamm auf dem Buch mit sieben Siegeln, um 1775

Das Buch mit sieben Siegeln ist ein Begriff aus der Offenbarung des Johannes (5, 1). Dort heißt es:

„Und ich sah auf der rechten Hand dessen, der auf dem Thron saß, eine Buchrolle; sie war innen und außen beschrieben und mit sieben Siegeln versiegelt.“

Kein Mensch und kein Engel im Himmel ist würdig, die Siegel zu öffnen. Nur ein Lamm, das symbolisch für das Opfer Jesu Christi steht, wird schließlich ermächtigt, die Siegel zu brechen. Die Redewendung „Das ist für mich wie ein Buch mit sieben Siegeln“ besagt, dass etwas sehr schwer verständlich ist.

Buchbinder Wanninger

Buchbinder Wanninger ist ein Sketch des Münchener Komikers Karl Valentin. In diesem Sketch versucht der Buchbinder Wanninger vergeblich telefonisch bei seinem Auftraggeber in Erfahrung zu bringen, ob er die Rechnung für die von ihm fertiggestellten Bücher der Lieferung gleich beilegen soll:

Ja, hier ist der Buchbinder Wanninger. Ich möcht nur der Firma Meisel mitteilen, daß ich jetzt die Bücher, wo's bestellt ham, fertig habe, und ob ich die Bücher hinschicken soll, und ob ich die Rechnung auch mitschicken darf.

Er wird dabei aber nur von einem zum nächsten Ansprechpartner innerhalb der auftraggebenden Firma weiterverbunden, ohne die erhoffte Information zu erhalten. Es heißt dann immer wieder:

Einen Moment, bitte.

Am Schluss dringt Wanninger endlich zur Buchhaltung durch:

Soso, sind die Bücher nun endlich fertig, hören Sie dann können Sie mir ja dieselben morgen vormittag gleich - ach rufen Sie doch morgen wieder an, wir haben jetzt Büroschluß.[30]

„Sich wie Buchbinder Wanninger vorzukommen“ wird als geflügeltes Wort gebraucht für Situationen, in denen Ämter oder Unternehmen einen Antragssteller von Mitarbeiter zu Mitarbeiter weiter verweisen.

Bücher haben Ehrgefühl. Wenn man sie verleiht, kommen sie nicht mehr zurück.

Dieses Zitat stammt vom Schriftsteller Theodor Fontane, der damit seine Erfahrungen mit verliehenen Büchern ausdrückt und diese mit Haustieren vergleicht, die nicht mehr zu ihrem Besitzer zurückwollen, wenn sie einmal hergegeben wurden.

Thomas Wurzel griff in seiner Laudatio anlässlich der Übergabe des Thüringer Bibliothekspreises 2007 an die Stadtbücherei Suhl dieses Zitat auf und sagte:

‚Bücher haben kein (sic!) Ehrgefühl. Wenn man sie verleiht, kommen sie nicht mehr zurück.‘ sagte Theodor Fontane, doch Fontane kannte die Stadtbücherei Suhl nicht! Denn dorthin kommen die Bücher gerne zurück, zieht es ihre Leser doch in die erste öffentliche Bibliothek Thüringens, die einen Neubau beziehen konnte.[31]

Büchse der Pandora

Die Büchse der Pandora ist eine Metapher für etwas Unheilbringendes. Der Begriff geht zurück auf Hesiod, der erzählt, dass die Menschen ohne Krankheit und Alter lebten bevor Zeus ihnen zur Strafe für den Feuerdiebstahl des Prometheus die Pandora mit der schreckensvollen Büchse sandte. Die neugierige Pandora öffnet das Vorratsfass, das ihr Zeus mitgegeben hatte, und setzt die darin aufbewahrten Plagen frei. Damit endet das Goldene Zeitalter. Bei Hesiod wird dies folgendermaßen beschrieben:

Aber das Weib hob ab von der Büchse den mächtigen Deckel,
Streute mit Händen daraus: für die Menschheit sann sie auf Trübsal.
[32]

Bundeskanzler der Alliierten

Am 25. November 1949 rief nach 20 Stunden Debatte über das Petersberger Abkommen gegen drei Uhr morgens der SPD-Chef Kurt Schumacher dem Bundeskanzler Konrad Adenauer einen der berühmtesten Zwischenrufe der Bundestagsgeschichte zu:

Der Bundeskanzler der Alliierten.

Dieser Zwischenruf bringt die Abgeordneten der Regierungskoalition in Zorn und veranlasst den Bundestagspräsidenten Erich Köhler zu einem Ordnungsruf, der zur Folge hat, dass Schumacher später noch für 20 Sitzungstage ausgeschlossen wird.

Adenauer hatte das Petersberger Abkommen zwei Tage zuvor mit den West-Alliierten abgeschlossen. Es sah vor, dass die Bundesrepublik Deutschland der Internationalen Ruhrbehörde beitritt, die Kohle- und Stahlproduktion im wichtigsten Wirtschaftsraum Westdeutschlands kontrolliert. Schumacher befürchtete einen Ausverkauf deutscher Interessen und die Fortsetzung der Demontagen.

Business as usual

Diese englische Wendung wurde von Winston Churchill geprägt, der in einer Rede am 9. November 1914 sagte:

„The maxime of the British people is Business as usual!“
„Die Maxime des britischen Volkes ist Die Geschäfte gehen ihren normalen Gang“.

Churchill bezog sich damit auf den Einfluss des soeben begonnenen Ersten Weltkriegs und dessen Einfluss auf das Geschäftsleben.

Quellennachweis

  1. Apostelgeschichte. 2,6
  2. http://www.zeit.de/archiv/1996/30/deutsch.txt.19960719.xml?page=all Dieter E. Zimmer: „Warum Deutsch als Wissenschaftssprache ausstirbt“. Die Zeit Nr. 30, 1996
  3. Nicole Alexander, Nikolaus von Festenberg: „Welcome in Blabylon. Alberne Anglizismen überspülen das Deutsche und erzeugen einen Mischmasch namens Denglisch“, in: Der Spiegel, 16. Juli 2001
  4. Hans Ermann: Geflügelte Melodien. S. 302f.
  5. Evangelium nach Lukas. 10,34
  6. http://de.wikisource.org/wiki/Prometheus_(Gedicht)
  7. Evangelium nach Lukas. 1,37. Zitiert nach http://www.bibel-online.net/buch/42.lukas/1.html#1,37
  8. Zitiert nach http://gutenberg.spiegel.de/?id=5&xid=472&kapitel=1#gb_found
  9. Plutarch: Leben des Caesar, 69, 11
  10. William Shakespeare: Julius Cäsar
  11. Zitiert nach http://www.spirit-of-berlin.de/musik/Songs/heimweh.htm
  12. Zitiert nach http://www.accessmylibrary.com/coms2/summary_0286-162551_ITM
  13. http://www.literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=7574&ausgabe=200411
  14. http://www.literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=7574&ausgabe=200411
  15. http://www.zeit.de/1966/07/Bildung-ist-Buergerrecht
  16. Hebräerbrief. 12.4
  17. Buch Hiob. 38,8
  18. Buch Hiob. 38,11
  19. Friedrich Schiller: Die Räuber, 2,1
  20. Hiob 38, 11
  21. Georg Büchmann: Geflügelte Worte, 19. Auflage (1898). Zitiert nach http://susning.nu/buchmann/0065.html
  22. Psalm 37. Zitiert nach http://www.bibel-online.net/buch/19.psalmen/37.html
  23. http://www.stuttgarter-zeitung.de/stz/page/detail.php/1172496
  24. http://www.stuttgarter-zeitung.de/stz/page/detail.php/1172496
  25. Goethe: Faust I. 2. Studierzimmerszene
  26. Zitiert nach: Wilhelm Schüßler (Hg.), Otto von Bismarck, Reden, 1847-1869, in Hermann von Petersdorff (Hg.) Bismarck: Die gesammelten Werke, Band 10, Berlin: Otto Stolberg, 1924-35, S. 139-40.
  27. http://www.schule-bw.de/unterricht/faecher/geschichte/materialien_und_medien/china/maos-letztes-aufgebot/
  28. Zitiert nach http://gutenberg.spiegel.de/?id=12&xid=2410&kapitel=68&cHash=a7cd859ef1freunde
  29. Zitiert nach http://www.nationalanthems.us/forum/YaBB.pl?num=1107564845/3
  30. Zitiert nach http://www-users.rwth-aachen.de/Martin.Kiel/humor/buchbinderwanninger.htm
  31. http://www.db-thueringen.de/servlets/DerivateServlet/Derivate-13718/13_Artikel10.pdf
  32. Georg Büchmann: Geflügelte Worte