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Evangelium nach Johannes

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Vorlage:Neues Testament Das Evangelium nach Johannes ist das vierte Evangelium und zugleich das vierte Buch des Neuen Testaments der Bibel.

Beginn des Johannesevangeliums im Papyrus Bodmer II (2. Jhdt.)

Verfasser

Das Symboltier des Evangelisten Johannes ist der Adler.

Traditionelle Auffassung

Die bereits in den ältesten Textzeugnissen (s. Bild) vorhandene Überschrift "Evangelium nach Johannes" nennt (einen) Johannes als Verfasser des Evangeliums. Im Text des Evangeliums selbst wird ein Jünger Jesu hervorgehoben als der "Jünger, den Jesus liebte" (Joh 19,26 und 21,20-24). Von diesem wird in Joh 19,25-27 gesagt, dass er unmittelbar bei der Kreuzigung zugegen war. Außerdem wird in diesem Zusammenhang den Augenzeugen des Geschehens eine besondere Zeugnisfunktion beigemessen (Joh 19,35). Am Ende des Evangeliums in Joh 21,24-25 benennt der Text den Lieblingsjünger ausdrücklich als seinen Autor. Die christliche Tradition hat diesen namenlosen Jünger mit dem Apostel Johannes identifiziert, da von den drei Jüngern, die Jesus nach dem übereinstimmenden Zeugnis der Evangelien besonders nahe standen – Petrus, Jakobus, Johannes – Jakobus schon im Jahr 44 getötet wurde (Apg. 12,2) und Petrus ausdrücklich von dem Lieblingsjünger unterschieden wird (Joh 13,15f; 21,20).

Der Autor hatte nicht nur gute Kenntnis der jüdischen Festzeiten, Sitten und Gebräuche, sondern kannte auch Details über Jerusalem (Joh 5,2) vor der Zerstörung durch die römischen Heere im Jahre 70, die archäologisch als zutreffend gelten können.

Auch die nachbiblische Überlieferung berichtet von Johannes als dem Verfasser des vierten Evangeliums. Irenäus (120-202), in seinen frühen Jugendtagen ein Schüler von Polykarp von Smyrna (69-155), der - so schreibt wenigstens Irenäus - seinerseits ein Schüler des Apostel Johannes war, berichtet, Johannes habe bis in die Zeit Trajans (98-117) in Ephesus gelebt und dort nach Matthäus, Markus und Lukas seinerseits ein Evangelium herausgegeben.

Aus diesen Gründen hat die christliche Tradition den Apostel Johannes als Verfasser angenommen. Diese Position wird auch heute noch von konservativen und evangelikalen Autoren vertreten.

Historisch-kritische Auffassung

In der historisch-kritischen Exegese geht man im allgemeinen von einem längeren Entstehungsprozess des Textes aus, in dem verschiedene Schichten der Bearbeitung durch unterschiedliche Autoren oder Redakteure zu erkennen sind. Folgt man diesem Argument, so kommt als Verfasser des gesamten heute vorliegenden Textes Johannes also nicht in Betracht. Außerdem scheinen dem Text zumindest zwei schriftliche Quellen zugrundezuliegen (eine Sammlung von Wundergeschichten und eine Passionserzählung), die sich stilistisch von den dem Hauptverfasser zuzuordnenden Texten deutlich unterscheiden. Es ist unwahrscheinlich, dass ein Augenzeuge sich in diesem Ausmaß fremder Quellen bedienen würde. Auch die anachronistische Entgegensetzung von "den Juden" auf der einen und Jesus und seinen Jüngern auf der anderen Seite spricht gegen einen jüdischen Zeitzeugen als Verfasser, reflektiert vielmehr die Situation nach dem Ausschluss der Christen aus der Synagoge.

Dem wird von manchen Autoren entgegengesetzt, dass das von Johannes verwendete griechische Wort Ιουδαιοι (Iudaioi) nicht nur Juden bedeuten kann, sondern ebenso Judäer. Aus der Terminologie des Evangeliums spräche dann ein regionaler Gegensatz zwischen Jesus und seinen Jüngern, die aus Galiläa stammten, und den Bewohnern Judäas. Darüber hinaus wird selbst von den meisten Traditionalisten angenommen, dass Johannes sein Evangelium erst gegen Ende seines Lebens schrieb, nachdem sich der Bruch zwischen Juden und Christen bereits verfestigt hatte. In neueren exegetischen Arbeiten zum Johannesevangelium wird auch der Theorie von einem einheitlich gestalteten Text wieder größere Bedeutung beigemessen.

Da Irenäus sich nicht direkt darauf beruft, seine Angaben über die Verfasserschaft von Polykarp persönlich gehört zu haben, sieht die historisch-kritische Exegese das Zeugnis des Irenäus nur als Hinweis darauf, dass die Zuschreibung des Evangeliums zu Johannes schon in der Zeit des Irenäus verbreitet war, nicht aber als historisch zuverlässige Quelle zur Verfasserschaft.

Der Hauptautor des Evangeliums hat eine gute Kenntnis der jüdischen Festzeiten, Sitten und Gebräuche, was auf einen Judenchristen hinweist. Das deutliche Bemühen des Textes, das Evangelium mit Johannes dem Apostel in Verbindung zu bringen, spricht dann für einen Judenchristen, der sich in besonderer Weise der Tradition des Johannes verpflichtet weiß.

Auch Autoren, die für eine Spätdatierung gegen die Mitte des 2. Jahrhunderts argumentieren, vertreten die Ansicht, dass der Apostel Johannes nicht der Autor sein kann.

Lorberbewegung

Die Lorberbewegung bezeichnet eine christlich-mystische Bewegung auf Grundlage von sog. Neuoffenbarungen, insb. der Neuoffenbarung durch den Grazer Schreiber Jakob Lorber (1800-1864). Zu diesen Schriften gehört unter anderem das Johannesevangelium - genauer: Das große Evangelium Johannes.

Dieses zehnbändige Werk mit mehreren tausend Seiten Umfang hat keine historischen Quellen als Grundlage, sondern eine von Jakob Lorber wahrgenommene Stimme, die sich ihm schon früher (Haushaltung Gottes) als Jesus vorstellt. Das große Evangelium Johannes geht davon aus, dass der Lieblingsjünger des Herrn tatsächlich derjenige sei, der das als Johannes-Evangelium bekannte Werk im Kanon des Neuen Testaments niedergeschrieben hat, und betont darüber hinaus, dass "sein" Evangelium das am dichtesten am damaligen wirklichen Geschehen sei. Zugleich legt dieses Werk vor allem Anfangs Vers für Vers das Johannesevangelium aus und erklärt sämtliche Gleichnisse, wobei der Schwerpunkt auf der Herausarbeitung der geistigen Zielsetzung des Evangeliums liegt. Im weiteren Verlauf liegt der Schwerpunkt dann aber vor allem auf einer detailierten chronologischen Erzählung aller Ereignisse und Dialoge. Jakob Lorber konnte das Große Evangelium Johannes zu Lebzeiten nicht mehr fertigstellen, jedoch schrieb Leopold Engel unter Berufung auf dieselbe spitituelle Quelle das Werk zu Ende (11. Band).

Lorberfreunde schätzen am Großen Evangelium Johannes vor allem die sehr umfassenden Berichte über Jesus, die Jesu Leben sehr viel plastischer vor Augen stellen, als es die kurzen biblischen Evangelien vermögen. Allerdings wirken die Aussagen Jesu eher wie die aktuelle Meinung Lorbers und weniger wie die Sichtweise eines jüdischen Rabbis zur Zeit der römischen Besatzung. Da die Texte keine historischen Quellen als Grundlage haben, hängt der Wert dieser Apokryphe letztlich davon ab, wie man die Stimme, die Lorber hörte, einschätzt.

Datierung

Als ältestes Textzeugnis für das Johannesevangelium gilt das in Ägypten gefundene Papyrusfragment P52 (P52 Papyrus). Es ist wenige Quadratzentimeter groß und enthält auf der Vorderseite Teile der Verse 31-33, auf der Rückseite Fragmente der Verse 37-38 des 18. Kapitels des Evangeliums. Der Herausgeber C.H. Roberts datiert es aufgrund der Schriftart etwa auf das Jahr 125, womit die meisten Papyrologen übereinstimmen. Einzelne Autoren plädieren für die Jahre zwischen 90 und 150, manche aber für 170, da eine Datierung allein aufgrund der Schriftart ungenau sei. Dieses Fragment bildet den wesentlichen Anhaltspunkt für eine frühe Datierung des Johannesevangeliums. Damit wird jede Theorie über eine Entstehung erst in der zweiten Hälfte des zweiten Jahrhunderts - so lehrte die Tübinger Schule aus dem 19. Jahrhundert - in Frage gestellt.

Auch Vertreter der historisch-kritischen Schule datieren das Johannesevangelium heute oft auf den Anfang des zweiten Jahrhunderts, eine Datierung auf 130-150 oder später ist seltener geworden. Konservative Autoren nennen als Entstehungszeit die Jahre 80-98.

Speziell im englischen Sprachraum geben einige Forscher auch frühere Daten an (Carsten Peter Thiede vor 70, W.F. Albright vor 80, John A.T. Robinson vor 70). Im deutschen Sprachraum vertritt vor allem Klaus Berger die Ansicht, das Johannesevangelium sei früh entstanden und stehe sowohl theologisch, als auch historisch zumindest gleichwertig neben den synoptischen Evangelien. Nach dieser Theorie bezeugt Johannes in sehr authentischer Weise jüdische Verhältnisse aus der Zeit vor der Zerstörung des Tempels im Jahr 70.

Inhalt

Personen

Bekannte Geschichten

Bekannte Textstellen

  • Prolog (Im Anfang war das Wort...) (1,1ff) siehe auch: Logos
  • Also hat Gott die Welt geliebt... (3,16)
  • Wer mein Fleisch ißt und mein Blut trinkt, hat das ewige Leben. (6, 54)
  • Das Hohepriesterliche Gebet (17,1- 26)
  • Ich bin Worte:
    • Ich bin das Brot des Lebens (6,35)
    • Ich bin das Licht der Welt (8,12)
    • Ich bin die Tür (10,9)
    • Ich bin der gute Hirte (10,11)
    • Ich bin die Auferstehung und das Leben (11,25)
    • Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben (14,6)
    • Ich bin der Weinstock und ihr seid die Reben (15,1)

Zitate

  • "Wer auch immer von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben will, der wird überhaupt nie durstig werden, sondern das Wasser, das ich ihm geben will, wird in ihm zu einer Wasserquelle werden, die hervorsprudelt, um ewiges Leben zu vermitteln." (4,14; Jesus zur Samariterin am Jakobsbrunnen; wiedergegeben nach der Neuen Welt-Übersetzung)
  • Denn dies ist der Wille meines Vaters, daß jeder, der den Sohn sieht und an ihn glaubt, ewiges Leben habe; und ich werde ihn auferwecken am letzten Tage. (6,40; Jesus zu seinen Jüngern; wiedergegeben nach der Elberfelder Bibel)


Siehe auch

Online-Ausgaben

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