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Rossini – oder die mörderische Frage, wer mit wem schlief

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Film
Titel Rossini – oder die mörderische Frage, wer mit wem schlief
Produktionsland Deutschland
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahre 1997
Länge 118 Minuten
Stab
Regie Helmut Dietl
Drehbuch Helmut Dietl und Patrick Süskind
Produktion Helmut Dietl und Norbert Preuss
Musik Dario Farina und Paolo Conte (Songs)
Kamera Gernot Roll
Schnitt Inez Regnier
Besetzung

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Rossini – oder die mörderische Frage, wer mit wem schlief ist eine deutsche Komödie, die mit 3,2 Mio Kinobesuchern zu den erfolgreichsten Filmen des Jahres 1997 gehörte.

Handlung

Im Münchner Restaurant „Rossini“ (der Besitzer Rossini wird von Mario Adorf gespielt) trifft sich die Medienszene der Stadt, darunter Regisseur Uhu Zigeuner (Götz George), Produzent Oskar Reiter (Heiner Lauterbach) und Dichter Bodo Kriegnitz (Jan Josef Liefers).

Zigeuner und Reiter wollen unbedingt den Bestseller-Roman „Die Loreley“ des überaus menschenscheuen Schriftstellers Jakob Windisch (Joachim Król) verfilmen, obwohl der Autor sich immer wieder dagegen stellt.

Die durch die Weigerung entstehenden Verzögerungen bringen vor allem den Produzenten Reiter in Schwierigkeiten, dessen Bankiers ihm den Geldhahn zudrehen und sogar seine Produktionsfirma übernehmen wollen.

Reiter selbst steht daneben noch im Konkurrenzkampf mit Kriegnitz um die schöne (und selbstsüchtige) Valerie (Gudrun Landgrebe), die es genießt, von den beiden umworben zu werden. Als Ihr jedoch der unattraktive Arzt Dr. Gelber (Armin Rohde) einen Heiratsantrag macht und ihr – in seiner unbeholfenen Art sehr romantisch – in einer Schatulle seinen sämtlichen Besitz schenkt, erkennt sie, dass es ihren beiden Verehrern Reiter und Kriegnitz nicht um sie selbst, sondern nur um den Wettstreit gegeneinander geht.

Außerdem tritt die sexuell unterforderte Society-Reporterin Charlotte (Hannelore Hoger) nach und nach erfolglos Zigeuner und Reiter zu nahe und vergewaltigt am Ende den Windisch, was diesen zutiefst verstört. Er wird durch seine heimliche Verehrerin, die Kellnerin Serafina (Martina Gedeck) gerettet und nach Hause gebracht. Auch sie wird jedoch enttäuscht, als sie mit ihm intim werden will.

Die geplante Verfilmung bringt noch weiteres mit sich: Scharenweise strömen mehr oder minder begabte Blondinen in das Produktionsstudio oder in das Restaurant ein, die sich um die Rolle der Loreley bemühen, ohne dass diese jedoch in irgendeiner Weise Erfolg damit hätten.

Schneewittchen (Veronica Ferres) schließlich geht da geschickter vor: sie schmeißt sich jedem an den Hals, der ihr dabei behilflich sein könnte, die Rolle zu kriegen. Erst verschafft sie sich durch Rossini Zugang zum Restaurant, dann verdreht sie Zigeuner den Kopf, später dann Reiter. Dabei schreckt sie auch nicht davor zurück, ihre Freundin, Kollegin und potentielle Konkurrentin einzusperren oder später ebenfalls zu becircen.

Kritik

„Ein an der Schnittstelle von Komödie und Tragödie aufwendig und solide inszenierter Unterhaltungsfilm, der mit pointierten Dialogen und guten Darstellern das mal komisch-skurrile, mal bissig-makabre Bild einer Schickeria-Welt voller Eitelkeiten entwirft.“

Lexikon des Internationalen Films

„"Rossini" steht nicht zuletzt durch seine überwältigende Filmsprache an der Spitze der deutschen Produktion. Dietls Eleganz der Inszenierung à la Lubitsch, die fließende Kameraarbeit von Gernot Roll, die unglaubliche Sorgfalt in Dekor (das Restaurant der tausend Kerzen: die Kutsche mit den Rosenblättern), Ausstattung, Kostümen, Farbgebung, Lichtsetzung und die offene Erzählstruktur ergeben ein Filmjuwel de Luxe.“

Anspielungen und Motive

Der Film enthält zahlreiche Anspielungen auf reale Personen und Orte. Die Filmfigur des überaus scheuen Autors, gespielt von Joachim Król, der auch für viel Geld sein Buch nicht verfilmen lassen will, soll Co-Drehbuchautor Patrick Süskind selbst zum Vorbild haben. Bei dem Buch (im Film „Loreley“) soll es sich in Wahrheit um seinen Bestseller „Das Parfum“ handeln. Tatsächlich schlug Süskind jahrelang Angebote zur Verfilmung des Romans aus – erst 2006 kam es dazu, fast 20 Jahre nach der Veröffentlichung. Uhu Zigeuner soll auf Regisseur und Co-Drehbuchautor Helmut Dietl anspielen, Oskar Reiter auf den Erfolgsproduzenten Bernd Eichinger und Bodo Kriegnitz auf den Dichter Wolf Wondratschek, aus dessen Gedicht Carmen der Untertitel „die mörderische Frage, wer mit wem schlief“ stammt[1]. Das Restaurant „Rossini“ hatte das Münchner Lokal „Romagna Antica“ von Fabrizio Cereghini zum Vorbild, das in Schwabing unweit des Filmverlags der Autoren lag, seit den 1970er Jahren von Filmprominenz (unter anderem Rainer Werner Fassbinder) frequentiert wurde und in dem Dietl und Eichinger seit den 1980er Jahren Stammgäste waren.[1]

Inhaltlich ist bemerkenswert, wie beziehungsunfähig und selbstsüchtig die Personen dargestellt werden. Die präsentierten Eitelkeiten führen vor allem in Situationen der Schwäche und der Not zu komischen Szenen. Dauerhafte Beziehungen kommen in dem Film eigentlich nicht zustande, obwohl jede Figur auf der Suche nach Bindung ist, bzw. zu sein glaubt.

Indem Schneewittchen Männer verführt, um an die Rolle der Loreley zu kommen, verkörpert sie genau das, was viele in der Loreley sehen: die Sehnsucht des Mannes nach seinem eigenen Untergang. Sie ist Heilige und Hure zugleich.

Auszeichnungen

Einzelnachweise

  1. a b Alfons Kaiser: Es war unsere gute Stube. Wolf Wondratschek über die Schließung des „Rossini“-Vorbilds „Romagna Antica“ in Schwabing. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 31. Januar 2007, S. 8 (Interview)