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Ein kleines bißchen Horrorschau

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Ein kleines bisschen Horrorschau
MusikalbumVorlage:Infobox Musikalbum/Wartung/Art unerkannt von Die Toten Hosen

Veröffent-
lichung(en)

1988

Label(s) Totenkopf, Virgin

Format(e)

LP, CD, MC

Genre(s)

Punkrock

Titel (Anzahl)

12

Länge

42 min 26 s

Besetzung

  • E-Gitarre:

Produktion

Jon Caffery

Studio(s)

  • Schauspiel Bonn
  • Preußenton, Berlin
  • Mascot, Köln

Ein kleines bisschen Horrorschau (Untertitel: Die Lieder aus Clockwork Orange und andere schmutzige Melodien) ist das fünfte Studioalbum der Toten Hosen und enthält zur Hälfte die Bühnenmusik, welche die Band für Bernd Schadewalds Inszenierung von A Clockwork Orange an den Kammerspielen Bad Godesberg schrieb.[1]

Das Stück orientiert sich an Anthony Burgess' Buch Uhrwerk Orange sowie Stanley Kubricks Verfilmung. Zusammen mit Ralf Richter, der die Hauptrolle spielte, Uwe Fellensiek, Ingolf Lück, Oliver Stritzel und vielen anderen stand die Band von Juni bis Oktober 1988 an den Kammerspielen Bad Godesberg in Bonn auf der Bühne. Sie übernahmen Statistenrollen und führten die Musikstücke als Überleitungen vor den jeweiligen Akten live auf.[2]

Das Album wurde um sechs weitere Musikstücke ergänzt, die nicht zur Bonner Inszenierung gehörten, jedoch thematisch zur Handlung passten, so dass ein Konzeptalbum entstand. Sequenzen aus Beethovens 9. Sinfonie, gespielt von einem Sinfonieorchester, ziehen sich wie ein roter Faden durch das Album und verbinden die einzelnen Songs miteinander. Der Titel spielt auf den vom russischen „horoscho" abgeleiteten Begriff „horror show“ und dem von Alex und seinen Freunden („Droogs") benutzten Slang Nadsat an.

Titelliste

Das Cover ähnelt einer Darstellung Beethovens von Joseph Karl Stieler.

Mit * gekennzeichnete Titel wurden im Schauspielhaus Bonn aufgenommen.

  1. Hier kommt Alex - 3:53 (Musik: Meurer / Text: Frege) *
  2. 1000 gute Gründe - 3:33 (Breitkopf / Frege)
  3. Ein Schritt zuviel - 2:22 (von Holst / Frege)
  4. Keine Ahnung - 2:08 (Frege / Frege) *
  5. Die Farbe Grau - 3:52 (Frege / Frege) *
  6. 180 Grad - 4:33 (Meurer / Frege)
  7. Mehr davon - 5:10 (von Holst / Frege)
  8. Zahltag - 2:42 (Breitkopf / Frege) *
  9. 35 Jahre - 2:15 (Rohde / Frege, von Holst)
  10. Musterbeispiel - 3:55 (Frege / von Holst) *
  11. Testbild - 3:17 (Frege / Frege)
  12. Bye, bye, Alex - 2:58 (Rohde / Frege) *

Hintergrund und Bedeutung der Liedtexte

Im Vordergrund steht die Lebensgeschichte der von Burgess' erfundenen Figur „Alex“ und greift die sozialkritischen Aspekte, welche der Roman verbirgt erneut auf. Der Eingangstitel Hier kommt Alex beschreibt mit welcher Gewalt der Protagonist und seine Gang vorgehen, Keine Ahnung handelt von Alex' Festnahme und Die Farbe Grau vom tristen Alltag im Gefängnis. In Zahltag, Musterbeispiel und Bye, bye Alex geht es um die gewaltsame Resozialisierung durch den Staat, bei der Alex durch Gehirnwäsche seine Persönlichkeit verliert.

Die weiteren Songs, sind in die Handlung des Konzeptalbums eingefügt, beziehen sich jedoch nicht direkt auf Alex sondern stellen eine Verbindung der fiktiven Handlung des Romans zur Realität her. Im Booklet des Albums wird dies, mit einem in Nadsat verfassten Text wie folgt erklärt:

Es ist aber nicht nur die Geschichte unseres ehrenwerten Droog Alex, sondern auch die einer ganzen Menge anderer Malitchicks, die hier und heute in unserem gromkigen Land leben. Denn der Haufen von holschigen Vecks, der sich Gesellschaft schimpft, ist heute mindestens so bezumnie wie damals...[6][7]

Das Lied 1000 gute Gründe setzt sich mit dem Thema Nationalstolz auseinander. In Ein Schritt zuviel wird beschrieben wie schnell man mit dem Gesetz in Konflikt geraten kann und bei 180 Grad geht es um Anpassung und Kontrolle in einer überkonformen Gesellschaft.

Mehr davon beschreibt die Gier nach „mehr Macht, mehr Geld, mehr Ruhm, mehr Speed, mehr Hass oder mehr Sex“[8], bis zum Verlust des Charakters, aus der Sicht des Süchtigen. 35 Jahre bezieht sich auf den Zeitraum, die der Mann, von dem in diesem Lied die Rede ist am Fliesband stand und Haken für Duschvorhänge sortierte. Alleinstehend und seit einem Jahr im Ruhestand, weiß er nichts mehr mit seinem Leben anzufangen. Im Song Testbild beschreibt eine Person, dass sie sich jeden Abend vornimmt alles hinter sich zu lassen um an einem anderen Ort ein neues Leben zu beginnen. Ihr Weg endet jedoch allabendlich in der Kneipe, und es bleibt ihr zum Schluss nur die Resignation.

Singles

Hier kommt Alex (1988)
  1. Hier kommt Alex − 3:53 (Meurer/Frege)
  2. Achterbahn − 4:17 (Rohde/Frege)
  3. Zum Chef (Später Dank) − 2:10 (v. Holst/Frege) (Angaben über die Komponisten erst 2007 auf der remasterten Version)
  4. Jo singt (Das Wort zum Sonntag) − 0:46
  5. Liebeslied − 3:50 (Breitkopf/Frege)
1000 gute Gründe (1989)
  1. 1000 gute Gründe − 3:36 (Breitkopf / Frege)
  2. I Feel Fine (live) − 1:58 (John Lennon/Paul McCartney)
  3. Hofgarten (live) − 2:22 (Meurer/v. Holst)
  4. Verschwende deine Zeit (live) − 2:40 (Frege)

Musik

Die Musikstücke, welche die Band bereits für die Inszenierung von „A Clockwerk Orange“ geprobt hatte, wurden nach der offiziellen Vorstellung im Theaterhaus von Jon Caffery mittels eines 24-Spur-Aufnahmegerätes aufgenommen. Er schloss das Gerät direkt an die Stagebox an. Die Band sah während der Aufnahme, wie bei einem Livekonzert, lediglich den Ausschlag, der aus der Stagebox kam.[9]Diese Technik sollte die Musik auf dem Album weniger steif und steril wirken lassen.[10] Die restlichen Titel wurden im Preußenton in Berlin und im Maskot-Studio in Köln aufgenommen. Durchweg handelt es sich um harte Rockmusik bei der in diesem Genre üblichen Instrumente, Schlagzeug, E-Gitarren und E-Bass, eingesetzt werden. Bei Mehr davon leitet das Schlagzeug einen hämmernden Ostinato-Rhythmus ein, der sich bis zum Ende des Songs durchzieht.

Datei:Mehr davon.svg

Sound  Schlagzeug aus Mehr davon

Der Titel steht bis heute auf der Setliste eines jeden Livekonzerts der Toten Hosen, meistens im Zusammenhang mit Campinos Kletteraktionen über die Verstärkertürme zum Bühnendach.

Musikvideos

  • Hier kommt Alex (1988): Die Band spielt auf einer Müllhalde. Zwischendurch werden wenige Bilder aus der Bonner Theaterinszenierung eingeblendet. Regie führte Walter Knofel.
  • 1000 Gute Gründe: Das Video von Regisseur Walter Knofel wurde während eines Livekonzerts in Bonn gedreht. Schon vor dem Dreh war klar, dass die Band den Song mehrmals spielen müsste, um eine gute Aufnahme zu gewährleisten. Um sich nicht vor allen Leuten zu blamieren, ließ man bereits am Nachmittag einige vor der Halle wartende Fans herein und drehte so nur in relativ kleiner Runde.[11]

Neuauflage 2007

Zum 25-jährigen Bestehen der Toten Hosen wurde unter anderem das Album Ein kleines bisschen Horrorschau remastert. Cover und Booklet wurden überarbeitet und mit Grafiken von Michael Roman versehen. Jan Weiler hat ein neues, zweites Beipackheft geschrieben, das ein Interview mit der Band enthält. Die CD wurde durch die B-Seite der Single Hier kommt Alex und durch weitere ältere Demoaufnahmen und bisher unveröffentlichte Stücke ergänzt.

Zusatztitel

  1. Zum Chef (Später Dank) − 2:10 (von Holst / Frege)
  2. Jo singt (Das Wort zum Sonntag) − 0:46 (von Holst / Frege)
  3. Liebeslied − 3:50 (Breitkopf / Frege)
  4. Farbe Grau − 3:51 (Frege / Frege)
  5. Zahltag − 2:43 (Breitkopf / Frege)
  6. Musterbeispiel − 3:51 (von Holst / Frege)
  7. 1200 Grad − 4:35 (Breitkopf / Frege)
  8. Einmal in vier Jahren − 4:49 (Breitkopf / Frege)
  9. Schwarze Sheriffs − 3:39 (Frege / von Holst)
  10. Zigarettenautomat − 2:04 (Frege,Müller / Müller, Frege)

Einzelnachweise

  1. Die Toten Hosen: Magazin zur Tour Menschen, Tiere, Sensationen. Universa Medien Verlags GmbH, Dortmund 1992, Seite 65.
  2. Fryderyk Gabowicz: Die Toten Hosen. Live-Backstage-Studio: Fotografien 1986-2006. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2006, ISBN 3896027328, Seite 18-19.
  3. a b Charts-Surfer Deutschland
  4. Hitparade Österreich
  5. Hitparade Schweiz
  6. Booklet zum Album, Seite 2.
  7. Droog=Freund, Malitchicks=Jungen, Vecks=Personen, bezumnie=verrückt, laut Nadsat Lexikon nach Stanley Edgar Hyman
  8. Zitat aus dem Originaltext.
  9. Hollow Skai: Die Toten Hosen. Hannibal, A-Höfen 2007, ISBN 978-3-85445-281-2, Seite 90.
  10. Booklet zur Neuauflage 2007, Seite 5.
  11. DVD Reich & Sexy II, Kommentare der Band.


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