Benutzer:Regiomontanus/Hallstattzeit in Oberfranken
Fachlich sinnlose geografische Begrenzung (weiteres siehe LD) --h-stt !? 21:37, 16. Okt. 2008 (CEST)
Kenntnisse über die Hallstattzeit in Oberfranken (750-450 v. Chr.) sind im Wesentlichen von Bestattungsplätzen zu erzielen. Außer Erdwerken sind siedlungsanaloge Stellen unbekannt. Dass diese existiert haben müssen, demonstrieren die zahlreichen hallstattzeitlichen Gräberfelder in Oberfranken.
Besiedlung
Obwohl ein Großteil der Hügel der Bodenumgestaltung zum Opfer gefallen ist, dürfte das Verbreitungsbild zumindest in etwa dem während der Hallstattzeit besiedelten Raum entsprechen. Es ergibt sich ein Schema, das sich, abgesehen von einer erheblichen Verdichtung der Besiedlung im Main-Regnitz-Tal, nicht wesentlich von dem in der mittleren Bronzezeit unterscheiden. Die Funde konzentrieren sich auf:
- Die Fränkische Alb und eine kleine Siedlungskammer im Coburger Gebiet. Da diese Böden sich für Ackerbau nicht eignen, wird hier mit Weidewirtschaft kalkuliert.
- Ein Gebiet westlich des Steigerwaldes und der Haßberge. Der Raum schließt an die unterfränkische Landschaft an, deren Bevölkerung sich stärker nach Südwestdeutschland orientiert.
- Der Steigerwald, der Frankenwald und das Fichtelgebirge bleiben wie in anderen vorgeschichtlichen Perioden so gut wie fundleer.
Forschung
Laien begannen im 19. Jahrhundert (in Mistelgau, Landkreis Bayreuth bereits 1788) Gräberfelder auszugraben, wobei die Befunde zerstört wurden. Sieben Grabhügelfelder umfassen heute noch mehr als 50 Hügel, obwohl auch in neuerer Zeit immer wieder Hügelgräber geschleift wurden.
- Mistelgau, Landkreis Bayreuth,
- Kasendorf und Lanzendorf, beide Landkreis Kulmbach,
- Lettenreuth, Prächting und Stublang, alle Landkreis Lichtenfels,
- Mirsdorf, Landkreis Coburg
Gräberfelder mit mehr als 100 Hügeln liegen dagegen in Unterfranken, wo sich auf den fruchtbaren Böden seit der Neolithisierung größere Aktivitäten entfalteten. Oberfrankens Hügel überschreiten nirgends den Durchmesser von 30 m. In einer Region Unterfrankens hingegen liegen 39 Großhügel, von denen nicht weniger als sieben einen Durchmesser zwischen 50-80 m aufweisen.
Funde
In rund 50 Grabhügeln wurde bei Ausgrabungen hallstattzeitliches Material gefunden. Im Vergleich zu den recht spärlichen Funden aus der Spätbronzezeit könnte dieser Fundreichtum auf einen Bevölkerungszuwachs in dieser Region zurückzuführen sein. Auf der Hochfläche der Fränkischen Alb wurden die Hügelgräber, deren Kammern zum Teil von Steinsetzungen eingefasst waren, aus Erde-Stein-Packungen aufgebaut und von einem Randsteinkranz umgeben. Im Maintal wurden hingegen die Hügel meist aus Sand errichtet und mit einem Kreisgraben abgegrenzt. Die Arten der äußeren Begrenzung der Hügel sind zwar unterschiedlich, sie werden jedoch meist einheitlich als Teilung in den Bereich der Toten und jenen der Lebenden interpretiert.
Die Toten wurden während der ersten Hälfte der Hallstattzeit wie in der vorausgehenden Urnenfelderkultur verbrannt. In der zweiten Hälfte der Hallstattzeit sowie in der frühen La-Tène-Zeit überwiegen jedoch die Körperbestattungen. Die Toten wurden dabei in Nord-Süd-Richtung ausgerichtet. Untersuchungen der Gräberfelder von Tannfeld (Landkreis Kulmbach), Wichsenstein (Landkreis Forchheim) und Prächting (Landkreis Lichtenfels) zeigten, dass auch weiterhin Brandbestattungen durchgeführt wurden. Zwischen den Grabhügeln und unter einigen Randsteinkränzen wurden Brandbestattungen gefunden. Vielleicht waren die Körperbestattungen nur der sozial höher stehenden Bevölkerungsschicht vorbehalten. Auch Kinderbestattungen lassen sich unter den Brandgräbern nachweisen z. B. beim „Brandgrab mit Rasseln“ in Tannfeld.
Der Wechsel vom Brand- zum Körpergrab könnte ein Beleg für einen Phasenübergang innerhalb der Hallstattkultur markieren. Auf einen solchen Übergang weist auch der Wechsel in der Art der Grabbeigaben hin. Allerdings gibt es nur wenige Funde von Metallgegenständen aus den Gräbern der Hallstattzeit in Oberfranken. Aus der frühen Hallstattzeit sind Funde von Nadelbüchsen, Bronzenadeln und Toilettebestecken bekannt. Fibeln wie Schlangenfibeln, Kahnfibeln, Paukenfibeln und Fußzierfibeln sind erst in den Gräbern der späteren Hallstattzeit gefunden worden. Aus dieser Epoche stammen auch Funde von Halsringen, Schaukelringen und Ohrringen.
Reichhaltig sind die Funde von bemalter, graphitierter oder teilweise auch inkrustierter Keramik, die in der Hallstattzeit auch in dieser Gegend speziell für Begräbnisfeierlichkeiten verwendet wurde. Viele verschiedene Gefäße wurden dann in der Grabkammer niedergelegt.
Außergewöhnlich viele Metallfunde, darunter ein goldener Spiralring, wurden 1983 bei einer Notgrabung in Demmelsdorf (Landkreis Bamberg) gemacht. Bei Bauarbeiten für eine Wasserleitung war eine Steinpackung eines sonst schon völlig abgetragenen Hügelgrabs angeschnitten worden. Nur wenige Zentimeter unter den Steinen kam eine späthallstattzeitliche Wagenbestattung zum Vorschein. Diese war jedoch durch landwirtschaftliche Arbeiten stark gestört. Aus der hölzernen Grabkammer konnten die eisernen Felgen der Wagenräder und Radnaben geborgen werden, vom Wagenkasten waren nur noch kleine Bronzebeschläge vorhanden. Die vornehme Frau, deren Skelett hier gefunden wurde, trug einen Satz aus fünf Halsringen und an jedem Arm fünf Bronzearmringe. Zusätzlich war sie mit einer großen Perle aus Bernstein geschmückt. Die Ohren waren mit je sechs Ohrringen aus Bronzeblech versehen gewesen. Der goldene Spiralring mit Knöpfchenenden lag im Haarbereich. Außerdem wurden noch ein Gürtel mit bronzenem Gürtelblech und zwei Paukenfibeln mit Koralleneinlagen gefunden.
Literatur
- Björn-Uwe Abels: Archäologischer Führer Oberfranken. Führer zu archäologischen Denkmälern in Bayern, Franken Bd. 2, Konrad Theiss Verlag, 1986 ISBN 3-8062-0373-3
Weblinks
http://www.landschaftsmuseum.de/Seiten/Lexikon/Hallstattzeit.htm