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Friedrich Amelung

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Grabkreuz von Friedrich Amelung auf dem Friedhof Kolga-Jaani in Tartu

Friedrich Ludwig Balthasar Amelung (* 11. Märzjul. / 23. März 1842greg. in Katharina, Livland; † 9. Märzjul. / 22. März 1909greg. in Riga) war ein baltischer Industrieller, Schachspieler und Publizist. Zwischen 1888 und 1908 gab er die Baltischen Schachblätter heraus.

Leben

Friedrich Amelung entstammte einer deutschbaltischen Industriellenfamilie, die im heute zu Estland gehörigen Teil des russischen Ostseegouvernements Livland ansässig war. Nach Absolvierung des Gymnasiums in Dorpat (Tartu) studierte er 1862 bis 1864 an der Universität zu Dorpat Philosophie und Chemie. Danach lebte er in verschiedenen baltischen Städten, bevor er 1902 nach Riga übersiedelte.

Carl Philipp Amelung (1769-1817), ein Großvater des Schachspielers, hatte 1792 die nach dem Dorf Woiseck bei Oberpahlen (Põltsamaa) benannte „Spiegel-Glas-Fabrik unter Woizek“ gegründet. In einer Moorniederung nördlich des Wirzsees (Võrtsjärv) wurden daraufhin die Spiegelfabrik Katharina und Glashütte Lisette errichtet (der Standort befand sich rund dreißig Kilometer nordwestlich von Dorpat, woher sich die gelegentliche Angabe „Katharina bei Dorpat“ erklärt). Im Jahr 1864 übernahm Friedrich Amelung zusammen mit seinem Schwager Benrath die Leitung der Spiegelfabrik und der (seit 1818 bestehenden) Firma Amelung und Sohn.[1]

Neben seiner Tätigkeit in allen Sparten des Schachspiels befasste sich Amelung in verschiedenen Werken mit der baltischen Geschichte.

Amelung starb in Riga, die letzte Ruhestätte fand er auf dem Friedhof Kolga-Jaani in seiner Heimatstadt Dorpat.[2]

Baltischer Schachmeister

Auf seinen häufigen Reisen nach Berlin fand er Gelegenheit, mit den besten deutschen Meistern erfolgreich die Klingen zu kreuzen. Zwischen 1860 und 1877 spielte Amelung nicht ohne Erfolg gegen Adolf Anderssen, Gustav Neumann, Carl Mayet und Emil Schallopp. 1877 gewann er einen Wettkampf gegen Andreas Ascharin 5:4 (+4, -3, =2), verlor aber gegen Emanuel Schiffers 4:8 (+2, -6, =4). Dennoch blieb sein eigentliches Gebiet die analytische und kompositorische Richtung. Was die literarische Beschäftigung mit dem Schachspiel betrifft, ist Amelung zudem als der erste baltische Schachhistoriker anzusehen.

In verschiedenen Zeitschriften war Amelung Redakteur einer Schachspalte. Von 1888 bis 1908 gab er die Baltischen Schachblätter heraus, eine Chronik des Schachlebens dieser Region und zugleich Plattform für Publizistik, theoretische und historische Schachartikel.[3] Schließlich war Amelung 1898 einer der Mitbegründer und 1898 bis 1901 erster Sekretär des Baltischen Schachbundes.[4]

Studienkomponist

Vom 1879 bis 1885 lebte Amelung in Reval und entfaltete eine lebhafte Sammeltätigkeit baltischer Schachnotizen. Er komponierte zahlreiche Schachaufgaben und Endspielstudien. Insgesamt hat er mehr als 230 Studien veröffentlicht, darunter einige Miniaturen. Beachtung fanden besonders seine Beiträge zur Theorie der bauernlosen Endspiele. Nachfolgend eine seiner analytischen Studien: Fehler Vorlage:Schachbrett: Die Einbindung mit alter Syntax ist nicht mehr möglich!
Hilfe zur Umstellung auf die neue Syntax gibt es unter Vorlage:Schachbrett/Konvertieren



Lösung:

1. Dh3-e3+ Sf4-e2
2. Kc3-d3 Tf1-f2
3. De3-d2+ Ke1-f1
4. Kd3-e3 Tf2-h2 Auf Königszüge gewinnt 5. De1(+)
5. Dd2-d1+ Nach Eroberung des Springers gewinnt die Dame gegen den Turm.


Veröffentlichungen (Auswahl)

  • Baltische Culturstudien aus den vier Jahrhunderten der Ordenszeit (1184-1561), Dorpat 1884 (Nachdruck: Hannover 1971) ISBN 3777709441
  • Baltischer kulturhistorischer Bilder-Atlas, Dorpat 1886-1887
  • Baltische Schachblätter, 4 Bände (1888-1893; 1898-1901; 1902-1904, 1905-1908), Reprintausgabe, Caissa 90, Olomuc 2001-2003
  • Das Endspiel von Thurm gegen Springer, in: Deutsche Schachzeitung (DSZ), 1900 (55), S. 1-5, 37-41, 101-105, 134-138, 198-202, 261-266.
  • Das Endspiel von Thurm und Springer gegen die Dame, in: DSZ, 1901 (56), S. 193-197, 225-229.
  • Die Endspiele mit Qualitätsvortheil, insbesondere das Endspiel von Thurm und Läufer gegen Läufer und Springer, in: DSZ, 1902 (57), S. 265-268, 297-300, 330-332.

Einzelnachweise

  1. „Anfänge und Entwicklung der Glashütte“
  2. Randviir, Jüri: Caissa riik ja rüütlid, Tallinn 1984
  3. Litmanowicz/Giżycki: Szachy od A do Z, Warschau 1986 Band 1, S. 32. ISBN 83-217-2481-7
  4. Anatoli Jewgenjewitsch Karpow u. a.: Schach - enzyklopädisches Wörterbuch, Sowjetskaja enzyklopedija, Moskau 1990, S. 16 und 319 (russisch). ISBN 5-85270-005-3

Literatur

  • Wilhelm Lenz u.a. (Hg.): Deutschbaltisches Biographisches Lexikon 1710-1960, Böhlau Verlag, Köln/Wien 1970, S. 11. ISBN 3412426709
  • Lewis Stiller: Multilinear Algebra and Chess Endgames, in: Games of No Chance, Bd. 29, 1996, S. 151-192 (behandelt Amelungs Beitrag zur Endspielforschung)