Wilma Scholl
Wilma Scholl (* 1940 in Kiedrich) wurde im „Jahrhundertjahrgang“ 1959 unter ihrem Geburtsnamen Wilma Seyer zur 11. Deutsche Weinkönigin gewählt.
Ihr Vater war Feierabendwinzer in Kiedrich und ihre Mutter Buchhalterin bei der Sektkellerei MM in Eltville. Ihre Wahl zur Weinkönigin verdankte die gelernte Buchhalterin einem Zufall. Die amtierende Rheingauer Weinkönigin des Jahres 1959/60 Elisabeth Korn hatte noch während ihrer Amtszeit geheiratet und konnte daher nach den damaligen Bestimmungen nicht mehr an der Wahl zur Deutschen Weinkönigin teilnehmen. Wilma Seyer erklärte sich bereit als Ersatz einzuspringen und fuhr ohne vorbereitete Dankesrede nach Neustadt, da sie sich keine Chancen ausrechnete. Zur Überraschung aller wurde sie aber gewählt. Es war das erste Mal, dass eine Vertreterin des Rheingau diesen Titel trug.
Sie war die erste Deutsche Weinkönigin, die offiziell als Botschafterin des Deutschen Weins ins europäische Ausland reiste. So verbrachte sie eine Woche bei der Familie der spanischen Weinkönigin in Andalusien. Der damalige Aussenminister der Bundesrepublik Heinrich von Brentano eröffnete ihr und damit auch ihren Nachfolgerinnen diese Möglichkeiten, in dem er sie bei den von ihm angeregten Diplomatenweinwochen in Kloster Eberbach dem diplomatischen Korps präsentierte. Nach ihrer Amtszeit als Weinkönigin heiratete sie den Früchtegrosshändler Christian Scholl. Aus der Ehe gingen vier Kinder hervor der Arzt Johannes Scholl, der sich mit zahlreichen Publikationen zum Thema Wein und Gesundheit auch als Weinautor einen Namen gemacht hat, Elisabeth Scholl, eine international gefragte Sopranistin und der bekannte Counter-Tenor Andreas Scholl.
Nach dem frühen Tod der zweiten Tochter Christine begann sie mit zahlreichen Projekten wie Familienkonzerten den 1991 von der Schauspielerein Witta Pohl gegründeten Verein "Kinderluftbrücke e.V." zu unterstützen. [1] Die Organisation machte es sich zur Aufgabe, ehrenamtlich in Osteuropa Kindern in Not zu helfen. Inzwischen werden 17 Projekte in diesen Ländern betreut. 2008 wurde Wilma Scholl für ihre zahlreichen ehrenamtlichen Verdienste das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen. [1]