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Beryll

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Beryll
Aquamarin mit Muskovit
Allgemeines und Klassifikation
Chemische Formel Be3Al2Si6O18
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Ringsilicate (Cyclosilicate)
System-Nummer nach
Dana

61.1.1.1
Kristallographische Daten
Kristallsystem hexagonal
Kristallklasse; Symbol hexagonal-prismatisch
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 7,5 bis 8
Dichte (g/cm3) 2,6 bis 2,9
Spaltbarkeit unvollkommen
Bruch; Tenazität muschelig, uneben, spröde
Farbe variabel, oft blau, grün, gelb, rosa, rot, weiß, farblos
Strichfarbe weiß
Transparenz transparent bis durchscheinend
Glanz Glasglanz
Radioaktivität nicht radioaktiv
Magnetismus nicht magnetisch
Kristalloptik
Doppelbrechung δ = Δ=0,004-0,007
Pleochroismus gelbgrün-blaugrün

Beryll ist ein häufig vorkommendes Silicat-Mineral aus der Mineralklasse der Ringsilicate (Cyclosilicate). Es kristallisiert im hexagonalen Kristallsystem mit der der chemischen Zusammensetzung Be3Al2[Si6O18], einer Mohshärte von 7,5 bis 8 und einer Dichte von 2,6 bis 2,9 g/cm³. Es entwickelt vorwiegend lange, prismatische, säulige oder tafelige Kristalle, aber auch körnige oder massige Aggregate, die leicht mit Quarz verwechselt werden können, in unterschiedlichen Farben, unter anderem blau, grün, gelb, weiß oder farblos.

Etymologie und Geschichte

Das Wort „Beryll“ wurde aus dem Lateinischen beryllus, berillus entlehnt[1] und geht über griechisch βήρυλλος, béryllos und Syrisch berulo [2], Chaldäisch birula [2], Prakrit veruliya, auf Sanskrit vaidurya zurück[3]. Ursprünglich ist es jedoch wohl dravidischen Ursprungs und vom Namen der südindischen Stadt Belur abgeleitet.[4]

Das lateinische beryllus wurde im Mittelalter als Oberbegriff für alle klaren Kristalle gebraucht: So leitet sich davon auch das Wort Brille („Augengläser“) ab, da die ersten Linsen aus Kristall geschliffen wurden. Die Ableitung erfolgt parill zu prill und brill. Das feminine «e» entsteht später aus dem häufigeren Plural die brillen, seit es zwei Gläser sind.[5]

Aus dem lateinischen berillus [2] leitet sich auch das italienische brillare „glänzend, strahlend“, französisch briller ab, dessen Partizip brillant die Wurzel für die deutschen Wörter Brillant (ein Schlifftyp, und ein damit geschliffener Diamant) und Brillanz („Lichtschärfe“) bildet. Im englischen[6] aber erhält das französische Lehnwort ein zusätzliches «i», wohl in der Verschriftlichung der frankophonen Aussprache, und dieses englische brilliant bildet eine häufige Falschschreibung der deutschen Worte, auch in falschverstandener Analogie zu brillieren „sich hervortun“.

Der Abbau der Beryll-Varietät Smaragd lässt sich bis ins 13. Jahrhundert v. Chr. nach Ägypten zurückverfolgen. Aber auch im präkolumbischen Südamerika wurde der Schmuckstein weiträumig gehandelt.

Varietäten und Modifikationen

Farbloser Goshenit, grüner Smaragd, blauer Aquamarin, gelber Goldberyll (auch Heliodor) und rosafarbener Morganit sind die bekanntesten Varietäten.

Die sehr seltene rote Varietät Roter Beryll wird veraltet als Bixbit bezeichnet. Allerdings besteht aufgrund des Namens eine deutliche Verwechslungsgefahr mit dem Mineral Bixbyit.

Bildung und Fundorte

Beryll bildet sich entweder magmatisch in Pegmatit und Granit oder hydrothermal in Greisen oder Quarz-Gängen. Auch metamorph gebildete Berylle sind gefunden worden, unter anderem in Gneis. Zudem kann es sekundär in Form von Seifenlagerstätten in Flusssedimenten angereichert sein.

Einige der vielen Fundorte sind unter anderem Minas Gerais und Pici in Brasilien, Coscuez und Muzo in Kolumbien, Antsirabé in Madagaskar, Spitzkopje in Namibia, Iveland in Norwegen, Habachtal in Österreich, Gilgit in Pakistan, Malyshevo und Murzinka im Ural in der Russischen Föderation, Adun Chilon in Sibirien, sowie Keystone/South Dakota und Pala/Kalifornien in den USA

Beryll-Kristalle können außergewöhnlich groß werden. So sind im US-amerikanischen Bundesstaat Maine schon sechs Meter lange und eineinhalb Tonnen schwere Exemplare gefunden worden. Kristalle bis zu 177 Tonnen wurden in Namivo/Alto Ligonha in Mosambik gefunden.

Verwendung

als Rohstoff

Beryll ist die Hauptquelle für das Leichtmetall Beryllium, das unter anderem in der Raumfahrttechnik als Bestandteil von Speziallegierungen eingesetzt wird. Mehr als 80 Prozent der Weltjahresproduktion stammen aus den USA. Zudem wurden um 1300 Berylle zu Linsen geschliffen, die als eine Art "Brille" verwendet wurden.

als Schmuckstein

Hooker Smaragd, 75 ct
Skulptur aus Quarz mit eingeschlossenem Smaragd

Berylle aller Farbvarietäten werden bei guter Qualität zu Schmucksteinen verarbeitet. Der Smaragd wurde allerdings als eine der ersten Varietäten für diese Zwecke genutzt und in größeren Mengen abgebaut. Die ältesten Minen lassen sich auf etwa 1.300 v.Chr. datieren.

Klare Schmucksteine erhalten üblicherweise einen facettierten Schliff. Beim Schleifen ist jedoch der bei einigen Beryll-Varietäten deutliche Pleochroismus zu berücksichtigen.

Durchscheinende bzw. undurchsichtige Steine erhalten einen Cabochon-Schliff. Größere Mineralaggregate werden manchmal auch zu kunstgewerblichen Gegenständen verarbeitet.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Stichwort Brille, in: Kluge: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 24. Auflage
  2. a b c §. 4. Grüne Gemmen B. Unser Beryll und Aquamarin. In: Christian Keferstein: Mineralogia Polyglotta. Halle, 1849 (eText, Project Gutenberg)
  3. Suchwort beryl, dictionary.reference.com
  4. Vgl. auch die nA Gesteinsart burallu in: v. Soden: akkadisches Handwörterbuch, S. 139b (akkadisch burallu zu aramäisch billurin). Die indoarische Etymologie ist aufgrund der dort genannten zwei Belege evtl. obsolet (s.a. ibid.: "ind. Lw.?").
  5. Eintrag Brill, m. und Brille, f., in: Grimm: Deutsches Wörterbuch
  6. Eintrag 1bril·liant, Merriam-Webster online

Literatur

  • Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien Enzyklopädie. Nebel Verlag, ISBN 3-89555-076-0
  • Walter Schumann: Edelsteine und Schmucksteine. 13. Auflage. BLV Verlags GmbH, 1976/1989, ISBN 3-405-16332-3
  • Jaroslav Bauer, Vladimír Bouska, František Tvrz: Der Kosmos-Edelsteinführer. Kosmos Gesellschaft für Naturfreunde, Franck'sche Verlagshandlung, Stuttgart 1982, ISBN 3-440-04925-6