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Wasserschloss Weißdorf

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Wasserschloss Weißdorf
Frontansicht des Wasserschlosses Weißdorf mit Wassergraben und Eingangsportal

Frontansicht des Wasserschlosses Weißdorf mit Wassergraben und Eingangsportal

Alternativname(n) Burg Weißdorf
Staat Deutschland
Ort Weißdorf
Entstehungszeit 1364
Erhaltungszustand nach der Zerstörung 1523 wird ein neues Schloss auf den Grundmauern errichtet
Ständische Stellung Ritterschaft
Bauweise keine Besonderheiten
Geographische Lage 50° 11′ N, 11° 51′ OKoordinaten: 50° 11′ 0,5″ N, 11° 50′ 54″ O
Wasserschloss Weißdorf (Bayern)
Wasserschloss Weißdorf (Bayern)
Das Schloss während der Zerstörung. Auf dem Bild ist die Frau des Sebastian von Sparneck mit einem Neugeborenen erkennbar.
Die Rückseite des Schlosses

Das Wasserschloss Weißdorf ist ein Wasserschloss in Weißdorf, eine Gemeinde im Landkreis Hof in Oberfranken. Der Rittersitz wurde gegründet von der Familie von Sparneck und gehörte über Jahrhunderte zum Stammgebiet des Geschlechtes.

Gründung und Herrschaft der Sparnecker

Die Burganlage ist mit dem 13. Juli 1364 erstmals urkundlich erwähnt. Sie war fester Bestandteil des Besitzes der Familie von Sparneck, die über Jahrhunderte über ein geschlossenes Gebiet, das etwa dem ehemaligen Landkreis Münchberg entspricht, herrschten. Ein bedeutender Vertreter der Familie war Hans II. von Sparneck als Hofmeister und Marschall des Burggrafen Friedrich V. von Nürnberg und Amtmann in Hof (Saale). Er unterstellte den Allodialbesitz in Weißdorf dem Burggrafen und erhält es als Lehen zurück. Sein Sohn Hans III. von Sparneck war Ritter und Amtmann von Münchberg. Um 1430 wurde der Rittersitz von den Hussiten angegriffen. Im 16. Jahrhundert ging der Einfluss des Geschlechtes zurück. Sebastian von Sparneck trat als Raubritter und Helfer des Hans Thomas von Absberg in Erscheinung, was 1523 zur Zerstörung der Burganlage durch den Schwäbischen Bund führte.

Das Schicksalsjahr 1523

Ende des 15. Jahrhunderts und Anfang des 16. Jahrhunderts war eine Zeit des großen Umbruchs gekommen, was dazu führte, dass viele einstmals adelige Geschlechter Frankens mit dem Übergang zur Geldwirtschaft ihren Besitz und ihren oftmals großen Reichtum einbüßten. Auch die Familie von Absberg war von diesen Problemen geplagt und so wurde ein Vertreter der Familie nicht als edler Herr, sondern als Raubritter bekannt: Hans Thomas von Absberg. Dieser manchmal auch „Händeabhacker“ genannte Spießgeselle war der Todfeind des Schwäbischen Bundes, eines Zusammenschlusses von fränkischen und schwäbischen Ständen unter der Führung Nürnbergs. Zu den größten Feinden des Absbergers gehörten die Grafen von Oettingen, die ebenfalls im Bund waren.

Bevor sich das Heer des Bundes losmachte um insgesamt 23 „Raubnester“ (allein fünf davon waren im Besitz der Sparnecker) [1] zu vernichten, gab man den Helfern des Absbergers die Chance, sich durch einen Eid von der Mittäterschaft loszusagen. Dieser Prozess startete am 26. April 1523 und wird als Bundestag zu Nördlingen bezeichnet. Einige der Adeligen leisteten zwar diesen Eid, doch der Großteil kam entweder überhaupt nicht oder wurde, wie die Sparnecker, nicht zum Eid zugelassen.

Am 16. Juni schließlich setzte sich das Heer des Bundes, das angeblich aus 10.000 Fußsoldaten und 1000 Reitern bestand, die 100 Kanonen und 40 Büchsen mit sich nahmen, in Bewegung. Dieses Heer hatte den Auftrag, insgesamt 23 Burgen von den Helfern des Absbergers zu „zerreißen, verbrennen und abzutun“. Darunter waren auch neben Weißdorf die Schlösser in Gattendorf, in Sparneck auf dem Waldstein und die Uprode bei Münchberg. Am Mittwoch, den 8. Juli 1523, trafen die Streitkräfte schließlich in der Sparnecker Gegend ein. Während die stolzen Vesten Sparneck, Waldstein und Uprode brennend in sich zusammenstürzten, sollte sich auch das Schicksal des Schlosses in Weißdorf erfüllen.

Als jedoch die Truppen ankamen, um das, wie sie glaubten, verlassene Schloss zu sprengen, fanden sie die Frau des Sebastian von Sparneck noch mit Wehen im Kindbett liegen. Sie glaubte wahrscheinlich, dass sie dadurch die Zerstörung der Behausung aufhalten könnte. Doch der Feldführer ließ einen Teil der Hakenbüchsenschützen im Schloss zurück und befahl ihnen, es nach der Geburt des Kindes zu sprengen. Die holde Maid verließ allerdings schon vorher ihr Kindbett mit den Worten: „Wenn es denn sein muss, so will ich es nicht aufhalten.“ Daraufhin wurde am 12. Juli 1523 das Schloss in Weißdorf gesprengt.

Mit dem Heer des Bundes zog der Kriegsberichterstatter Hans Wandereisen, der Holzschnitte von den brennenden Burgen anfertigte. Er malte auch die Talfestung Weißdorf bei ihrem Untergang. Die stark befestigte Anlage, die aus einem Haupthaus und einer starken Umfassungsmauer bestand, wird darauf als von einem Wassergraben umgeben und von einem Palisadenzaun gesichert dargestellt. Eine Zugbrücke führte über den Graben zum Haupttor, das von einem Torhaus aus bewacht wurde. Um das Schloss herum gruppierten sich die Häuser und die Kirche St. Maria mit ihrem auffallendem Turm.

Die weitere bauliche Entwicklung zum Schloss

Das Wasserschloss in Weißdorf ist der einzige Besitz der Sparnecker, der nach dem Feldzug des Bundes 1543 wieder aufgebaut wurde. Dabei verlor die ursprüngliche wehrhafte Anlage zunehmend ihren Verteidigungscharakter und zeigt sich heute als kleines barockes Landschloss. 1606 erfolgte eine Renovierung verbunden mit dem Aufsetzen einer weiteren Etage. 1775 wurde der innere Graben eingefüllt und 1875 Ringmauer und Turm abgebrochen. Das Schloss befindet sich seit 1853 im Privatbesitz der Familie Leuckart, die 1879 in den Freiherrenstand erhoben wurde und sich seitdem Leuckart von Weißdorf nennt [2]. Besichtigungen sind nicht möglich.

Literatur

  • Peter Braun: Die Herren von Sparneck. Stammbaum, Verbreitung, Kurzinventar. In: Archiv für die Geschichte von Oberfranken. Band 82, 2002, S. 71–106.
  • Karl Dietel in Blätter aus dem Fichtelgebirge: A. D. 1523 Das Schloß Weißdorf wird zerstört.
  • Reinhardt Schmalz: Der Fränkische Krieg und die Schuld der Sparnecker. In: Archiv für die Geschichte von Oberfranken. Band 85, 2005.
  • Aufzeichnungen von Karl Dietel im Stadtarchiv Münchberg

Einzelnachweise

  1. siehe auch Wandereisen-Holzschnitte von 1523
  2. Leuckart von Weißdorf

Koordinaten: 50° 11′ 12″ N, 11° 50′ 51,3″ O

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