Zum Inhalt springen

Vovinam

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 11. Oktober 2008 um 16:37 Uhr durch 85.176.95.228 (Diskussion) (Grundtechniken, Waffen). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Vovinam Viêt Võ Dao ist eine Kampfkunst aus Vietnam.

Vovinam wird ohne und mit Waffen ausgeübt. Es basiert auf dem Prinzip der Harmonie zwischen hart und weich. Es umfasst auch das Training des gesamten Körpers und nutzt Kraft und Reaktion des Gegners.

Vo (Võ): Kampfkunst („Martial Art“)
Vinam steht für „Vietnam“

Allgemeines

Vovinam Viêt Võ Dao wurde neben der Selbstverteidigung auch mit dem Ziel der Gesundheitserhaltung und der persönlichen Entwicklung kreiert.

Vovinam umfasst Hand- und Ellenbogentechniken, Fußkicks, Fußfeger, Würfe und Hebeltechniken. Trainiert werden Angriffs- und Abwehrtechniken, Befreiungstechniken, Fußtechniken, Formen, Freikampf und der traditionelle Ringkampf.

Selbstverteidigungstechniken behandeln unter anderem die Verteidigung gegen Würgen, Festhalten, Messer- sowie Schwertangriffe.

Fortgeschrittene lernen die Techniken vielfältig zu kombinieren und sich gegen bewaffnete Gegner zu verteidigen. In der Trainerstufe wird der Umgang mit traditionellen Waffen, wie Langstock, Messer, Schwert, Säbel, Hellebarde und Axt geübt. Die Waffen dienen als Trainingsgeräte zur Erlangung einer optimalen Körperbeherrschung. Äußerste Konzentration ist erforderlich.

Prinzip: Hart und Weich in Harmonie

[1]Die Yin und Yang-Theorie (vietnamesisch „Âm-Dương“) besagt, dass alle Geschehnisse im Universum und auf Erden durch das ständige Wechselspiel von Yin (negativ) und Yang (positiv) bewirkt werden. Gemäß dieser Theorie existieren Kampfkünste die das Harte gegenüber dem Weichen- und andere die das Weiche gegenüber dem Harten vorziehen. Im Vovinam Viêt Võ Dao bevorzugt man weder das eine noch das andere. Hart und weich werden gleichermaßen eingesetzt, um sich jeder Situation, jedem Problem entsprechend anpassen zu können. Daher liegt das Hauptprinzip des Vovinam Viêt Võ Dao darin, die Gegensätze von hart und weich den Umständen entsprechend wechselseitig zuzuordnen und damit eine koordinierte Wechselwirkung der Gegensätze zu bewirken.

Ausgehend von Võ-Thuat, der Kampfkunsttechnik als Mittel, entwickelt ein Schüler im Laufe der Trainingsjahre die Fähigkeit, hart und weich miteinander zu ergänzen und je nach Situation im richtigen Verhältnis anwenden zu können, sei es im Kampf oder im alltäglichen Leben. Hierbei werden nicht nur die körperlichen Fähigkeiten entwickelt, sondern auch der Geist eines Schülers geprägt. Doch nicht nur das Prinzip der Harmonie von hart und weich trägt dazu bei, die Philosophie der Kampfkunst zu verinnerlichen, sondern auch viele andere Dinge die aus dem Training hervorgehen, beispielsweise Kampfgeist, Mut und Zähigkeit, aber auch Fairness, Bescheidenheit und Toleranz. Vor allem aber die Trainingsmoral und die Art der Technikanwendung prägen den Charakter eines Schülers.

Die größte Schwierigkeit liegt darin, das Ego zu durchschauen und zu überwinden. Sollte dies gelingen, gewinnt ein Vovinam-Schüler nach und nach aus der eigenen Stärke heraus auch an Großzügigkeit und Toleranz gegenüber anderen Menschen. Mit dem Bewusstsein, dass das wichtigste im Leben eines Menschen, andere Menschen sind, liegt das Endziel darin, nicht nur sich selbst, sondern auch anderen Menschen helfen zu können, in Frieden und Harmonie mit seiner Umwelt zu leben und wenn nötig, dazu bereit zu sein, das eigene Leben für das Leben anderer Menschen einzusetzen.

Mit der gegenseitigen Begrüßung, „die starke Hand auf dem gütigen Herzen“ wird dem Schüler im Rahmen des Trainings sowohl das Hauptprinzip, als auch das Ziel des Vovinam - Viêt-Võ-Dao ständig ins Bewusstsein gerufen. Hierbei geht es darum, die Kraft und Reaktion des Gegners auszunutzen, also mit geringem eigenen Kraftaufwand eine maximale Wirkung zu erzielen.

In Deutschland gibt es über zehn Vovinam-Schulen.

[2][3]Die Form des gelben Vovinam Viêt Võ Dao Abzeichens besteht aus der Verbindung eines Vierecks und eines Kreises, oben eckig und unten rund. Diese Form symbolisiert die Vollendung des Wahren, Guten und Schönen.

Das Abzeichen ist Marineblau umrahmt. Der rote Schriftzug „Vovinam“ steht über dem Marineblauen Schriftzug „Viêt Võ Dao“ und weist mit seinen spitzen Buchstaben den Weg zum Ziel. Darunter befinden sich die beiden Pole von Yin (Rot) und Yang (Marineblau).

In der Mitte der beiden Pole steht die gelbe Landkarte von Vietnam. Das Symbol der beiden Yin und Yang Pole wird von einen breiten weißen Kreis umschlossen, der das Wesen des Dao symbolisiert, mit dem Auftrag, zwischen Yin und Yang zu vermitteln, die beiden Pole zu unterwerfen und sie zu tolerieren, um das Leben aller Wesen zu ermöglichen.

Geschichte

[2][3]Begründer des Vovinam Viêt Võ Dao ist Großmeister Nguyễn Lộc.

In seiner Jugend trainierte er traditionelle, vietnamesische Kampfkünste. Er wuchs in einem Vietnam auf das unter 50 Jahren französischer Kolonialisierung zu leiden hatte. Er war der Überzeugung, dass ein starkes Volk nur entstehen könne, indem seine Jugend trainiert wurde – ein starker Körper, ein klarer Verstand und eine „reine“ Seele. Er war entschlossen, etwas zu verändern.

Er begann mit dem Studium verschiedener Kampfkunstarten. Er las Bücher über Geschichte, Kunst, Gesundheit, Philosophie und Religion. All diese Erfahrungen und Kenntnisse vereinte er in einer neuen Kampfkunst und Philosophie. Sie war insofern patriotisch geprägt da sie von einem Vietnamesen für Vietnamesen gemacht war. Die Vielfalt der Quellen spiegelt sich auch in der Vielfalt der Techniken wider. Dennoch waren die Techniken so konzipiert, dass sie adequat dem vietnamesichen Körperbau und Wuchs angepasst sind: klein, aber flink und wendig.

1938 stellte er Vovinam offiziell vor.

Vovinam verbreitete sich über die Welt vor allem durch vietnamesische Flüchtlinge über Frankreich.

Nach Nguyễn Lộc's Tod übernahm Großmeister Le Sang 1960 Pflege, Weiterentwicklung und weltweite Verbreitung des Vovinam.

Mehr zur allgemeinen Geschichte der vietnamesischen Kampfkünste

Die zehn Prinzipien des Vovinam Viêt Võ Dao

[1][3]

  1. Anstreben der höchstmöglichen Stufe der Kampfkunst, sowie einer humanitären Haltung
  2. Pflegen, verbreiten und weiterentwickeln des Vovinam Viêt Võ Dao
  3. Respektieren der Meister, Hilfsbereitschaft und Zusammenhalt zwischen den Mitgliedern
  4. Einhalten der Disziplin
  5. Tolerieren anderer Kampfkünste! Keine Anwendung der Kampfkunst, außer im Falle der Verteidigung
  6. Schärfen und kultivieren des Geistes; stark sein für ein sinnvolles Leben
  7. Verinnerlichen von Fairness und Gerechtigkeit
  8. Stärken des Willens; Überwindung von Hindernissen
  9. Entwickeln von Ausdauer und Zielstrebigkeit; Probleme klug lösen
  10. Ausbilden von Selbstvertrauen und Mut, aber auch von Bescheidenheit und Toleranz


Das Gürtelsystem, der Anzug und die Farben

Anzug

[3]Ab der Gründung der „Việt Võ Đạo Föderation“ 1973 war der Anzug schwarz.

Im Sommer 1990 fand ein Treffen der Vovinam-Meister statt. Es hatte das Ziel eine Organisation für Vovinam Việt Võ Đạo außerhalb Vietnams auf die Beine zu stellen. Einer der Beschlüsse war, dass die Anzüge im Vovinam Việt Võ Đạo weltweit nun blau sein sollten.

Gürtel

[2][3]Der erwachsene Schüler beginnt mit einem hellblauen Gürtel – in der selben Farbe wie sein Anzug.
Er gilt dann als „Võ Sinh“, als Schüleranwärter.

Darauf folgt der dunkelblaue Gürtel. Ab diesem Zeitpunkt ist er „Mon Sinh“, ein Schüler.

Blau steht für den Faktor des Meeres, des Weiblichen und der Hoffnung – der Hoffnung beim Erlernen des Vovinam erfolgreich zu sein.

Mit den folgenden 3 Prüfungen werden dem blauen Gürtel gelbe Streifen hinzugefügt. Nach dem dritten gelben Streifen folgt der Gelbgurt. Der Schüler hat die Trainerstufe erreicht.

Gelb ist die Hautfarbe der Asiaten und steht hier symbolisch für die Hautfarbe aller Menschen. Sie symbolisiert die Verinnerlichung der Kampfkunst und der Philosophie, so als wäre das Gelernte „hauttief“ in den Körper eingedrungen.

Der in anderen Kampfkünsten schwarze Gürtel ist im Vovinam gelb. Entsprechend darf ein Vovinam-Schüler anstelle eines gelben Gürtels einen schwarzen Gürtel tragen.

In nun längeren Abständen folgen jeweils 1, 2 oder 3 rote Streifen auf dem gelben Gürtel. Sie entsprechen dem 1., 2. bzw. 3.Dang (Dan).
Die darauf folgende Prüfung ist die Meisterprüfung. Ihr erfolgreicher Abschluss berechtigt zum Tragen des roten Gürtels mit rundum laufendem gelben Rand.

Rot steht für das Männliche, das Blut, die intensive Flamme. Der Trainierende hat das Vovinam Viêt Võ Dao noch weiter verinnerlicht.

Der 5. bis 10. Dang wird durch einen vollständig roten Gürtel mit 1 bis 6 weiße Streifen symbolisiert.

Weiß steht für die Unendlichkeit, die Knochen; ist Symbol der Tiefe, des Geistes. Mit dem weißen Gürtel wird dem Meister die absolute Beherrschung des Vovinam Viêt Võ Dao bescheinigt. Auf diesem Gürtel sind mehrere dünne Längsstreifen in den Farben blau, gelb und rot aufgebracht. Sie zeigen noch einmal die Gesamtheit des Vovinam Viêt Võ.

Dieser Gürtel ist dem „Präsidenten“ vorbehalten. 2005 ist dies Großmeister Le Sang.

Namenschilder

Zu jeder Gürtelfarbe gibt es farblich angepasste Namensschilder. Zu blauen Gürteln wird ein blaues Namensschild mit gelber Schrift getragen, zu gelben Gürteln ein gelbes Namensschild mit roter Schrift und zu roten Gürteln ein rotes Namensschild mit weißer Schrift. Der Patriarch trägt ein weißes Namenschild mit roter Schrift. Am oberen und unteren Rand des weißen Namenschildes sind jeweils drei dünne, horizontale Streifen in den Farben blau, gelb und rot.[3]

Spezialitäten

Gesprungene Beinschere zum Hals. Der Gegner wird mit einer Drehung des Oberkörpers zu Boden gezwungen.

Vovinam hat ein paar sehr individuelle Techniken:

  1. Beinscheren: Meist mit beiden Beinen gesprungene Tritte oder Klammergriffe die den Gegner zu Boden stoßen bzw. reißen. In Vorführungen sehr spektaktulär anzusehen, in Kampfsituationen sehr überraschend anwendbar. Diese legendäre Beinscherentechnik wurde während der Kriegszeit gegen die Mongolen angewendet und war schon vorher Bestandteil der vietnamesischen Kampfsport. Um Krieger, die auf ihren Pferden ritten, effektiv zu beseitigen war es nötig ihre Schwachstelle rauszufinden, dies war das Genick des Reiters. Deshalb war es vonnöten schnell und hoch zu springen.
  2. „Dam Lao“: Ein geschwungener Faustschlag mit den Knöcheln der Handoberseite, z.B. zur Schläfe.
  3. „Da Canh“: Ein „quer“ angewandter Fußtritt mit der Fußaußenseite

Grundtechniken, Waffen

[2]

  • Handtechniken ( đòn tay )
  • Ellenbogentechniken ( chỏ )
  • Fusstritte ( đá )
  • Knietechniken ( gối )
  • Formen ( Quyền, Song Luyện, Đa Luyện )
  • Angriffstechniken ( chiến lược )
  • Traditionelles Ringen ( Vật )
  • Beinscheren ( đòn chân )
  • Machete
  • Fächer
  • Langstock ( côn )
  • Schwert ( kiếm )
  • Hallebarde ( Dai Dao )


Einzelnachweise

  1. a b Vovinam Stuttgart Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag. Der Name „vovinam-stuttgart.de“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert.
  2. a b c d vovinam.com< Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag. Der Name „vovinam.com“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert.
  3. a b c d e f vovinam-viet-vo-dao.de


Liste der Kampfsportarten