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Gitternord

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Als Gitternord wird in der Geodäsie und Kartografie eine Bezugsrichtung definiert, die nicht zum geografischen Nordpol der Erde weist, sondern parallel zur Streifenmitte eines geodätischen Koordinatensystems liegt.

Astronomische Azimute beziehen sich auf geografisch/astronomisch Nord, geodätische jedoch auf Gitternord. Die Differenz beträgt bei Gauß-Krüger-Koordinaten einige Grad, die sog. Meridiankonvergenz γ

Meridianstreifensysteme

Die wichtigsten dieser in Nord-Süd-Streifen angelegten Koordinatzensysteme sind das Gauß-Krüger- und das UTM-Koordinatensystem. Die Mittelachse dieser 300-500 km breiten Meridianstreifen, der sogenannte Mittel- oder Zentralmeridian, ist zwar genau nach Norden orientiert, ost- und westlich davon werden jedoch die Parallelen zu ihm als Bezugsrichtung genommen. Sie tragen den Namen Gitternord.

Die Wahl solcher Meridianstreifen zur Berechnung von Vermessungsnetzen hängt mit der Unmöglichkeit zusammen, eine zweifach gekrümmte Fläche wie das Erdellipsoid verzerrungsfrei in die Ebene abzubilden. Ein anschauliches Bild hiefür ist das streifenförmige Schälen einer Orange: die Spitzen treffen sich zwar in den "Polen", beim Ausbreiten in die Ebene der Tischplatte reißen jedoch die Ränder ein.

Um für die Landesvermessung und die Kartografie diese unvermeidlichen Verzerrungen gering zu halten, verwendet man sehr schmale Meridianstreifen mit 3° bzw. 6° Längendifferenz, was über die ganze Erde 120 bzw. 60 Streifensysteme bedeutet. In diesen gekrümmten Koordinatensystemen werden außer Vermessungsnetzen auch die meisten Landkarten berechnet sowie alle Grenzpunkte und Gebäude.

Gitternord in Gauß-Krüger und UTM

Jeder einzelne Streifen hat als "Null-Richtung" seinen Zentral- oder Mittelmeridian (für Deutschland z.B. 6° oder 12° östlich von Greenwich, für Österreich 28°, 31° oder 34° östlich von Ferro). Die Richtungen innerhalb jedes Streifens beziehen sich nun alle auf diesen Zentralmeridian (ZM); von geografisch Nord weichen sie annähernd um den Winkel

 γ = +/- Δλ·sin φ 

ab, worin Δλ den Längenunterschied eines Punktes zum ZM und φ seine geografische Breite bedeutet.

Der Winkel γ heißt Meridiankonvergenz und entspricht dem Zusammenrücken der Meridiane, wenn man sich einem der Pole nähert. Er kann in Mitteleuropa +/-1,5° bzw. +/-3° erreichen. Im Gegensatz zur o.a. Näherungsformel erfordert die genaue Berechnung ellipsoidische Reihenentwicklungen für die Lösung elliptischer Integrale, doch existieren hiefür sehr kompakte Computerprogramme.