Azorian-Projekt
Das Jennifer-Projekt war eine geheime Operation der US-amerikanischen CIA, bei der ein 1968 vor Hawaii gesunkenes sowjetisches U-Boot aus 5.000 m Tiefe gehoben werden sollte.
Am oder um den 11. April 1968 kam es auf dem sowjetischen U-Boot mit ballistischen Raketen (SSB) K-129 zu einer Explosion, in deren Folge das Boot mit 98 Seeleuten an Bord sank. Vermutliche Ursache war eine Fehlfunktion eines Flugkörpers. Die Explosion wurde von verschiedenen US-amerikanischen Frühwarnsystemen registriert. Die US-Navy schickte mehrere Schiffe ins Unfallgebiet, um die Position des Wracks zu orten. Das "Forschungs"-U-Boot SSN 587 Halibut (in Wirklichkeit gehörte sie zur U-Boot-Flotte für verdeckte Operationen) entdeckte die K-129 schließlich in 16.500 Fuß Tiefe (5.029 Meter).
Während den US-Amerikanern die Position der K-129 also bekannt war, versuchten die sowjetischen Militärs noch, ihr verlorenes U-Boot zu finden. Bei K-129 handelte es sich um ein Boot der Golf-Klasse, dieselelektrische Boote, die hauptsächlich zur Aufklärung und Spionage benutzt wurden, aber auch drei ballistische Raketen vom Typ SS-N-5 trugen. Von einer Bergung des Bootes erhoffte sich die CIA, an Geheiminformationen und die neueste U-Boot-Technologie der Sowjetunion sowie - vor dem Hintergrund der Verhandlungen zur Begrenzung der Zahl der Strategischen Waffen in Ost und West (SALT) - Erkenntnisse zum Stand der sowjetischen Raketenentwicklung zu gelangen.
Für die Bergung ließ die CIA den Hughes Glomar Explorer und eine Schwimmplattform entwickeln, auf der die geborgenen U-Boot-Teile untersucht und versteckt werden sollten. Offiziell handelte es sich bei den Aktivitäten vor Hawaii um ein Versuchsprogramm mit einem experimentellen Tiefsee-Bergbauschiff, mit dem Manganknollen vom Meeresgrund abgebaut werden sollten. Das Schiff gehörte vorgeblich einer Firma des Milliardärs Howard Hughes. Es war mit einer massiven Winde mit Greifarmen ausgerüstet, mit der das U-Boot gehoben werden sollte. In einem Lagerhaus von Howard Hughes wurde während der Vorbereitung der Operation eingebrochen. Dabei wurden die streng geheimen Pläne des Projektes entwendet und offenbar der Sowjetunion zugespielt und die Aktion aufgedeckt. Allerdings glaubten die sowjetischen Behörden wegen der Tiefe nicht an einen Erfolg der Aktion. Am 4. Juli 1974 begann der Hughes Glomar Explorer mit der Bergeoperation. Zuerst konnte tatsächlich das gesamte U-Boot mit den gewaltigen Greifarmen angehoben werden, allerdings brach einer der Greifarme, worauf hin das U-Boot zerbrach und teilweise wieder am Meeresgrund versank. Es kam glücklicherweise zu keiner Nuklearexplosion.
Laut den von der CIA inzwischen veröffentlichten Unterlagen über das Jennifer-Projekt wurde nur der 11,6 Meter lange Bug der K-129 geborgen, der verschiedene Torpedos, kryptografische Ausstattung und die Leichen von acht Seeleuten enthielt. Es wird jedoch auch für möglich gehalten, dass entgegen den Behauptungen der CIA doch das komplette U-Boot gehoben werden konnte.
Die Schwimmplattform wurde nach der Operation zunächst an die US-amerikanische Umweltschutzbehörde vermietet, in den 1990er Jahren diente sie der Navy als Mutterschiff für experimentelle Tarn-U-Boote. Der Hughes Glomar Explorer ist, nachdem er fast 20 Jahre vor sich hin rostete, zum Bohrschiff umgebaut worden und führt für eine von Howard Hughes' Firmen Testbohrungen für Ölquellen im Golf von Mexiko durch.
Siehe auch: Katastrophen der Seefahrt