Upanischaden
Die Upanischaden, Sanskrit upa-ni-schad: das Sich-in-der-Nähe-Niedersetzen. Gemeint ist damit: "Sich zu Füßen eines Lehrers (Guru) setzen", um transzendentale vedische Weisheit zu empfangen.
Die Upanischaden, die häufig als die Geheimlehre der Inder bezeichnet werden, sind eine Sammlung von philosophischen Schriften des Brahmanismus, die zu den Veden gerechnet werden. Es existieren rund 150 Upanischaden, wovon 108 offiziell anerkannt werden. Die Texte wurden sowohl in Prosa als auch in Versform verfasst. Es wird angenommen, dass die Upanischaden in ihrer heutigen Form zwischen 400 v. Chr. und 200 v. Chr. entstanden. Von einigen wenigen Texten wird vermutet, dass sie bereits im 6. Jahrhundert v. Chr. geschrieben wurden.
Die Upanischaden beschäftigen sich mit dem Wesen des Brahman, der universellen Seele, die mit Atman gleichgesetzt wird, der innersten Seele jedes Individuums. Brahman – und damit auch Atman – ist unvergänglich, unsterblich, unendlich, ewig, rein, unberührt von äußeren Veränderungen, ohne Anfang, ohne Ende, unbegrenzt durch Zeit, Raum und Kausalität, ist reines Sat-Chid-Ananda, reines Sein, Bewusstheit an sich (Sat), vollumfängliches intuitives Wissen (Chid) und immerwährende Wonne und Glückseligkeit (Ananda).
Weitere Themen sind die Essenz und der Sinn des Daseins, verschiedene Arten der Meditation und der Gottesverehrung sowie Eschatologie, Erlösung und die Lehre von der Seelenwanderung.
Der deutsche Philosoph Arthur Schopenhauer empfand die Upanischaden als "[...] belohnendste und erhebendste Lektüre, die [...] auf der Welt möglich ist: Sie ist der Trost meines Lebens gewesen und wird der meines Sterbens seyn."
Beispiele
- Aus der Svetasvetar-Upanischad (VI:11): "Der Eine Gott verbirgt sich in jedem Lebewesen, dennoch durchdringt Er alles und ist das innerste Wesen in Allem. Er vollbringt jede Arbeit, kri, und hat seinen Wohnsitz in Allem, ya. Er ist das Zeugnis ablegende Bewusstsein, formlos und unsterblich."
- Aus der Mundaka-Upanischad (III:1/4): "Brahman, Gott, ist das Allem innewohnende Selbst. Er ist wahrlich die Wirklichkeit von Leben und Erleuchtung. Wenn der Mensch Brahman erkennt, wird er erleuchtet. Es gibt keinen Weiseren als den, der Gott erkannt hat. Er verrichtet alle täglichen Arbeiten als Ausdruck seines göttlichen Selbst und seine Freude ist von Gottes Liebe durchdrungen. Er ist ein echter Kriyavan, der Weiseste unter den weisen Menschen."
Literatur
- Wilfried Huchzermeyer: Die heiligen Schriften Indiens - Geschichte der Sanskrit-Literatur. (edition-sawitri.de) ISBN 3-931172-22-8
Siehe auch: Brahma