Dritter Punischer Krieg
In den Jahren zwischen dem Zweiten und dem Dritten Punischen Krieg war das Römische Reich mit der Eroberung der Hellenistischen Staaten im Osten und der Niederhaltung der Iberer im Westen beschäftigt, die zuvor wesentlich zum Erfolg der Römer im Zweiten Punischen Krieg beigetragen hatten.
Ausbruch des Krieges

Um 190 v. Chr. setzte durch Aufblühen des Handels und innenpolitische Reformen Hannibals eine Erholung des karthagischen Staatswesens ein. Das ging so weit, dass Karthago bereit war, seine gesamte Kriegsschuld auf einmal zurückzuzahlen. Dies lehnte Rom ab, wohlwissend, dass Karthago so von Rom weiterhin abhängig blieb. Karthago erfüllte auch seine Bündnispflicht gegenüber den Seleukiden und steuerte der römischen Flotte sechs Schiffe bei. Was Karthago besonders zu schaffen machte, war die ständig von Numidien ausgehende Gefahr. Traten Grenzstreitigkeiten auf, rief das Rom auf den Plan, welches meist einseitig für Numidien Partei ergriff. Durch die Expansionspolitik Massinissas von Numidien spaltete sich die politische Schicht Karthagos in eine Rom entschieden feindlich gesinnte Partei und in Verständigungswillige, welche keine Chance darin sahen, sich gegen die einzig verbliebene mediterrane Großmacht zu stellen.
Nach erneuten Plünderungen Massinissas auf karthagischem Gebiet schlug Karthago zurück. Diese Verletzung des Friedens von 200 v. Chr. sah Rom als casus belli. Jetzt wandelte sich auch die Außenpolitik Roms. Kolonien mussten Rom direkt unterstehen, anstatt Partner im Bündnissystem zu sein (Problemreduzierung). Der römische Senat beschloss 150 v. Chr. die Zerschlagung des karthagischen Reiches. Einer der glühendsten Fürsprecher war Cato der Ältere. Von ihm stammt angeblich der berühmte Satz: Ceterum censeo Carthaginem esse delendam (Im Übrigen bin ich der Meinung, dass Karthago zerstört werden muss), welchen er nach jeder seiner Reden geäußert haben soll, auch wenn diese ein anderes Thema hatten. Die Scipionen hingegen befürworteten die bisherige Lösung. Im Senat setzten sich aber die Kriegsbefürworter durch.
Kriegsverlauf
Ein Jahr später setzte sich eine römische Kriegsflotte Richtung Karthago in Bewegung. Karthago versuchte alles, um die Auseinandersetzung zu verhindern. Die Stadt ging zunächst auf alle Forderungen der Römer ein, stellte 300 adlige Geiseln und lieferte alle Waffen ab. Als die Römer jedoch verlangten, die Karthager sollten ihre Stadt verlassen und sich 80 Stadien vom Meer entfernt anzusiedeln, trieb das die Einwohner Karthagos zum Mut der Verzweiflung und sie entschlossen sich zum Krieg.
Die Kampfhandlungen zwischen Rom und Karthago begannen im Jahr 149 v. Chr. Das Kommando auf römischer Seite hatten im ersten Jahr die Konsuln Manius Manilius und (für die Flotte) Lucius Marcus Censorinus. Das Jahr 149 brachte den Römern viele Niederlagen und Verluste. Eine Einschließung Karthagos wurde nicht erreicht. Zudem starb der alte Verbündete Roms, der Numiderkönig Massinissa.
Im Jahr 148 v. Chr. versuchten die Römer nun, die Karthager von ihren inländischen Verbündeten abzuschneiden und letztere schrittweise zu unterwerfen. Ihre Befehlshaber waren nun der Konsul Lucius Calpurnius Piso und (für die Flotte) der Legat Hostilius Mancinus. Ein wesentlicher Fortschritt wurde auch in diesem Jahr nicht erreicht.
Eine Wende des Krieges setzte erst unter dem Kommando des Scipio Aemilianus ein, der für das Jahr 147 v. Chr. zum Konsul gewählt worden war und nun den Oberbefehl in Afrika erhielt. Erst jetzt wurde Karthago regelrecht belagert. Die Stadt wurde zum Binnenland hin durch zwei Wälle abgeriegelt, ihr Zugang zum Meer mit einem Damm gesperrt. Nach der Vernichtung einer karthagischen Flotte von 50 Schiffen wurde das Hafengebiet Karthagos erobert und damit die Stadt endgültig von allem Nachschub abgeschnitten. In einer Schlacht bei der Stadt Nepheris wurde das karthagische Landheer von Scipio vernichtet, die Stadt selbst belagert und genommen. Daraufhin liefen die übriggebliebenen Verbündeten Karthagos zu Rom über, so dass Karthago nunmehr völlig auf sich allein gestellt war.
Das Kommando Scipios wurde für das Jahr 146 v. Chr. verlängert, und im gleichen Jahr erfolgte die endgültige Niederlage Karthagos. Nach sechstägigen härtesten Straßenkämpfen, während derer große Teile der Stadt zerstört wurden, ergaben sich am 5. Februar von einstmals geschätzten 500 000 Einwohnern 50 000 Überlebende den Römern. Sie wurden in die Sklaverei verkauft. Rom ließ die Stadt nach ihrer Eroberung schleifen.
Folgen
Das karthagische Gebiet wurde zur römischen Provinz Africa proconsularis und spielte im Römischen Reich vorerst nur noch eine untergeordnete Rolle. Nach einem Beschluss von Julius Caesar wurde 46 v. Chr. die Wiedererrichtung Karthagos als Colonia Iulia Concordia Carthago beschlossen, aber erst unter Augustus in Angriff genommen. Im 3. Jahrhundert n. Chr. erlebte die Provinz aufgrund der gespannten Lage im übrigen Römischen Reich noch einmal einen beträchtlichen wirtschaftlichen Aufschwung.
Verfluchung Karthagos
Die aus dem 19. Jahrhundert stammende Überlieferung, dass auf Karthagos Grund und Boden Salz ausgestreut wurde, um die Gegend unfruchtbar zu machen, ist durch antike Quellen nicht belegt. Vielmehr schreibt Appian ausdrücklich, dass die Stadt nicht verflucht wurde.
Zeitzeuge
Der griechische Geschichtsschreiber Polybios nahm als Berater Scipios an der Belagerung Karthagos teil und berichtet also in seinem Werk aus erster Hand von den Ereignissen.
Quellen zum Dritten Punischen Krieg
Literatur
Römisch-Karthagische Kriege im Allgemeinen
- Klaus Zimmermann: Rom und Karthago. Wiss. Buchgesellschaft, Darmstadt 2005, ISBN 3-534-15496-7
- Herbert Heftner: Der Aufstieg Roms: vom Pyrrhoskrieg bis zum Fall von Karthago (280 - 146 v. Chr.). 2. verbesserte Auflage, Regensburg 2005, ISBN 3-7917-1563-1.
- Bagnall, Nigel, Rom und Karthago. Der Kampf ums Mittelmeer, engl. Originalausgabe London 1990, dt. überarbeitete Ausgabe von Michael Redies, Berlin 1995, ISBN 3-88680-489-5
Dritter Römisch-Karthagischer Krieg
- Heinz Bellen , Metus Gallicus - Metus Punicus. Zum Furchtmotiv in der römischen Republik, Stuttgart 1985
- Matthias Gelzer , Nasicas Widerspruch gegen die Zerstörung Karthagos, in: Philologus 86 (1931), S. 261 - 299
- O. Hansen, Der Dritte Römisch-Karthagische Krieg. Die Zerstörung Karthagos 146 v. Chr., Saarbrücken 2008
- W. Hoffmann, Die römische Politik des 2. Jahrhunderts und das Ende Karthagos, in: Historia 9 (1960), S. 309 - 344 (= R. Klein (Hg.), Das Staatsdenken der Römer, Darmstadt 1966, S. 178 - 230)
- K.-W. Welwei, Zum Metus Punicus in Rom um 150 v. Chr., in: Hermes 117 (1989), S. 314-320