Hermann Florstedt
Arthur Hermann Florstedt (* 18. Februar 1895 in Bitsch, Lothringen; † 15. April 1945) war SS-Standartenführer und Lagerkommandant des KZ Majdanek.
Biografie
Bereits 1897 zog die - ursprünglich aus Eisleben stammende Familie - wieder dorthin zurück. Eine Lehre als Förster brach Florstedt ab und meldete sich 1912 zu den Leib-Garde-Husaren. Mit Beginn des Ersten Weltkrieges wurde er an die Ostfront verlegt, wo er 1917 in Kriegsgefangenschaft geriet. Weil er mit einer russischen Frau ein Kind hatte, durfte er Anfang 1918 (mit dem Kind) nach Deutschland zurückkehren. Sein Sohn Walter wurde von den Großeltern aufgezogen. Er selbst heiratete eine Deutsche. Diese Ehe blieb kinderlos.
Florstedt trat 1931 in die NSDAP (Mitgliedsnr. 488.573) und in die SA ein, wechselte jedoch wenige Wochen später zur SS (Mitgliedsnr. 8.660). Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde Florstedt 1933 Stadtverordneter in Eisleben. 1934 wurde Florstedt - inzwischen SS-Hauptsturmführer - mit der Führung der 73. SS-Standarte Ansbach betraut und verließ Eisleben. Florstedt übernahm 1937 die Führung einer SS-Standarte in Kassel und wurde 1938 SS-Standartenführer.
Seit 1939 war er auch Mitglied der Waffen-SS und stieg dort zum Sturmbannführer der Reserve auf. Im gleichen Jahr wechselte er nach Weimar, zur Lagerkommandantur im KZ Buchenwald und war dort als Wachblockführer tätig. Ab Juli 1940 fungierte er als Schutzhaftlagerführer im Sachsenhausen. Von November 1942 bis zum September 1943 fungierte er als Lagerkommandant des Vernichtungslagers Majdanek in Lublin.[1] Florstedt wurde im Zuge der buchenwalder Korruptionsaffäre um Karl Otto Koch am 20. Oktober 1943 verhaftet.[2] Von einem SS-Gericht wurde Florstedt des Mordes[3] und der Korruption für schuldig befunden und zum Tode verurteilt. Das vermutliche Hinrichtungsdatum ist der 15. April 1945. Karl Otto Koch, erster Kommandant des KZ Buchenwald und Hauptbeschuldigter in der buchenwalder Korruptionsaffäre, war wegen ähnlicher Delikte von einem SS-Gericht zum Tode verurteilt und am 5. April 1945 in Buchenwald hingerichtet worden.[4] Auch Amon Göth, Kommandant des KZ Plaszow, war im September 1944 wegen Unterschlagung von der SS verhaftet worden und wartete auf seinen Prozessbeginn. Bis zum Kriegsende am 8. Mai 1945 hatte die SS-Führung unter dem SS-Richter Konrad Morgen nachweisbar über 800 Strafverfahren gegen KZ-Wachpersonal eingeleitet, die meisten wegen Unterschlagung und Korruption.
Einzelnachweis
- ↑ Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich: Wer war was vor und nach 1945. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 2007, S.156
- ↑ Karin Orth: Das System der nationalsozialistischen Konzentrationslager. Pendo Verlag, Hamburg 2002, S.208f.
- ↑ Heinz Höhne: Der Orden unter dem Totenkopf - Die Geschichte der SS, Augsburg 1998, S.354
- ↑ Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich: Wer war was vor und nach 1945. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 2007, S.324
Literatur
- Peter Lindner: Hermann Florstedt, SS-Führer und KZ-Lagerkommandant. Ein Lebensbild im Horizont der Familie. Gursky, Halle (Saale) 1997 ISBN 3-929389-19-3
- Peter Lindner: Überlebte Hermann Florstedt den Zweiten Weltkrieg? Fragmente hoheitlicher Ermittlungen zum SS-Führer und Lagerkommandanten von Majdanek. Bericht in: Zeitschrift für Heimatforschung, Heft 10. Gursky-Verlag, Halle/Saale. ISBN 3-929389-37-1.
Erwähnungen oder kurze Charakterisierungen in:
- Cremer, Gilla: Die Kommandeuse. Unter Mitarbeit von J. Kaetzler und C. Weiler. Hamburg: Rowohlt Verlag GmbH Theater Verlag
- Schwarz, Barbara: "Nach Bruder Eichmann nun Annäherung an Schwester Koch". Wilhelmshavener Zeitung (20. Januar 1998): 6
- Smith, Arthur L. jr.: Die Hexe von Buchenwald: Der Fall Ilse Koch. 3., unveränd. Aufl. Weimar; Köln; Wien : Böhlau Verlag GmbH & Cie, Köln, 1983
- Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich: Wer war was vor und nach 1945. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 2007. ISBN 978-3-596-16048-8
- Eugen Kogon: Der SS-Staat. Das System der deutschen Konzentrationslager; Frechen: Komet, 2000; ISBN 3-89836-107-1 (= München: Heyne, 199531; ISBN 3-453-02978-X; Reinbek bei Hamburg: Kindler, 1974)
- Karin Orth: Das System der nationalsozialistischen Konzentrationslager. Pendo Verlag, Hamburg 2002, ISBN 3-85-842-450-1
- Karin Orth: Die Konzentrationslager-SS. dtv, München 2004, ISBN 3-423-34085-1
Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Florstedt, Hermann |
KURZBESCHREIBUNG | SS-Standartenführer und Lagerkommandant des Vernichtungslagers Majdanek |
GEBURTSDATUM | 18. Februar 1895 |
GEBURTSORT | Bitsch, Lothringen |
STERBEDATUM | um 15. April 1945 |