Geschichte der Ukraine
Im 9. Jahrhundert errichteten slawísche Stämme ein Reich mit Zentrum in Kiew, die "Kiewer Rus" (Rus = Reich). Dieser Staat, dessen südwestliches Grenzgebiet von der Ukraine gebildet wurde ("ukraina" = "Grenzland") wird heute von der Ukraine, Russland und Weißrussland gleichermaßen als Vorläuferstaat gesehen. Um das 12. Jahrhundert erlangten Nomadenstämme aus Asien ("Goldene Horde") die Herrschaft über das Gebiet. Von hier an wird die ukrainische Geschichte getrennt von der russischen gesehen, die ihre Zentren nach Norden (Moskau, Nowgorod) verlegte.
Der Westen (Galizien) wurde im 14. Jh. polnisch (polnische Geschichte), der Norden kam zu Litauen, während der Süden zu einem eigenständigen türkisch dominierten Krimkhanat wurde. Gegen den Widerstand der polnisch-litauischen Adeligen errichtete Chmelnizki 1648 einen eigenständigen ukrainischen Kosakenstaat, der schnell von Russland abhängig wurde.
1796 wurden die Gebiete zu einem russischen Gouvernement zusammengefasst. Die westlichen Gebiete kamen als "Galizien-Lodomerien" zu Österreich. 1917 rief eine Zentral-Rada die Unabhängigkeit der Ukraine aus, die 1919 zu einer Sowjetrepublik wurde. 1921 musste die Ukraine nach einem Krieg gegen Polen (Pilsudski) auf Galizien verzichten.
Während der Kollektivierung in der UdSSR durch Stalin wurde eine Hungersnot verordnet, die 6 - 8 Mio. Opfer forderte. Daher fanden die deutschen Truppen 1940 im 2. Weltkrieg anfangs in der Ukraine viele Unterstützer gegen die Sowjetmacht, weshalb nach dem Krieg 300.000 Ukrainer nach Sibirien deportiert wurden.
1954 kam die Krim als Geschenk Nikita Chrustschows an die Ukraine. Im Jahre 1986 kam es zu einer Katastrophe, als eine Explosion im Kernkraftwerk von Tschernobyl große Mengen radioaktiver Stoffe freiwerden ließ, die anschließend durch den Wind über weite Teile Europas verteilt wurden.
Unabhängigkeitsbestrebungen, die die ganze Zeit existierten und ihr Zentrum in der Westukraine in Lemberg hatten, führten nach der Perestroika 1991 im Zuge der Auflösung der Sowjetunion zur erneuten Unabhängigkeitserklärung.
Seitdem kämpfte die Ukraine v.a. in den 1990er Jahren mit starken wirtschaftlichen Problemen und versucht, außenpolitisch zum einen, eine neutrale Rolle sowohl dem Westen als auch Russland gegenüber zu spielen. In Sewastopol auf der Krim hat die Ukraine einen Militärhafen an die russische Schwarzmeerflotte verpachtet, andererseits bemüht sich die Ukraine um stärkere wirtschaftliche Unabhängigkeit von Russland, z.B. mit der Gründung des Staatenbundes GUUAM nach Vorbild der EU mit Moldawien, Georgien, Aserbaidschan und Usbekistan.