Ungleiche Söhne

Das Gleichnis von den ungleichen Söhnen ist ein Sondergut des Evangelisten Matthäus aus dem Kapitel 21,28-32 des gleichnamigen Evangeliums.
Situation
Jesus war über Betfarge mittels einer Eselin und seinen Jüngern nach Jerusalem eingezogen. Das Schriftwort hat sich erfüllt. Er reinigte den Tempel von Geschäftemachern und Händlern. Danach kamen Lahme und Kranke zu ihm in den Tempel, die er heilte. Er verfluchte den Feigenbaum. Hohepriesterliche Pharisäer und Älteste stellten ihm die Vollmachtfrage nach seinem Tun. Er beantwortete die Frage nicht, sondern stellte eine Gegenfrage, die wiederum nicht beantwortet wird.
Das Gleichnis
Das Gleichnis wird mit der offenen Frage: Was meint ihr?, eingeleitet. Nun erzählte er das Gleichnis. Ein Mann hatte zwei Söhne und einen Weinberg. Er bittet beide Söhne in den Weinberg zu gehen und zu arbeiten. Der erste Sohn bejaht noch einigermaßen ehrfurchtsvoll die Frage des Vaters, geht aber nicht. Er sagt zum zweiten Sohn dasselbe. Dieser will nicht, später reute es ihn und er ging doch noch in den Weinberg. Beide Verhalten kennt jeder annwesende Hörer. Jesus fragte nun die anwesenden Priester und Ältesten, wer von beiden Söhnen den Willen des Vaters erfüllt hatte. Alle Zuhörer antworten gleich – der Zweite, der Neinsager, der später bereut und den Willen des Vaters tut. Der Mensch kann und darf durch Einsicht und Reue sein ursprüngliches Nein zu Gott zurücknehmen und Ja sagen zu Gottes geschenkter Liebe.
Dirnen und Zöllner
Mit einem gewichtigen Amenwort entgegnete nun Jesus:
Amen, das sage ich Euch: Zöllner und Dirnen gelangen eher in das Reich Gottes als ihr. Mt (21,31)
Zöllner und Dirnen die Mindersten des Volkes, denen er sich auch noch in Mk (2,13-17); Lk (18,9-14); Lk (7,36-50); Joh (7,53-8,11); u.a.m. zuwendet, sollen den Führern Israels auf dem Weg in Reich vorangehen? Er stellte die Rangordnung auf den Kopf und begründete dies mit dem Verhalten, das die Führenden gegenüber dem Täufer Johannes gezeigt haben. Zöllner und Dirnen hatten zunächst nein zum Vater gesagt, ihr Verhalten dann aber bereut und revidiert. Die Führer und Ältesten der Juden, die vor ihm stehen hatten sogar gesehen, aber nicht geglaubt.
Deutung
Jesus ging auf den Handel der Gerechten nicht ein, die in ihrer rechten Weglehre meinten mit genauer Einhaltung der Gebote, Gesetzen und der Leistung der Übergebühr, ergebe sich ein Gerechtsein vor Gott. Die Rechtgläubigen glaubten Gott vorrechnen zu können, wie eines jeden Punktekonto aussieht und dass Gott einem dann vergelten müsste, was der Mensch in der oberflächlichen Gesetzeserfüllung geleistet hatte. Gnade, Barmherzigkeit und Liebe Gottes zu seinen Geschöpfen wurden zweitrangig. Gott wurde auf dem Heilsweg nicht mehr gebraucht. Jesus erweitert die Möglichkeiten des Einzugs in sein Reich. Der Gruppe der ursprünglichen Neinsager zu Gott, in diesem Fall die Zöllner und Dirnen wurde die Möglichkeit im Zuge der reuigen Umkehr ins Reich Gottes zu kommen eingeräumt.
Literatur
- Benedikt XVI.: Jesus von Nazareth. Von der Taufe im Jordan bis zur Verklärung. Herder, 2007, ISBN 3-4512-9861-9
- Pierre Grelot: Les Paroles de Jésus Christ, (Introduction a la Bible, Nouveau Testament 7), Desclée, Paris 1986
- John P. Meier: A Marginal Jew. Rethinking of the Historical Jesus. Doubleday, New York 1991
- Adolf Jülicher: Die Gleichnisreden Jesu. Freiburg [u.a.] : Mohr, 1888.
- Ein Portal für das Christentum in der Schweiz - Ungleiche Söhne
- Bistum Speyer - Das Gleichnis von den ungleichen Söhnen, Mt 21,28-32 - Lesejahr A, 26. Sonntag m Jahreskreis, 25. Sept. 2005
Weblinks