Johannes Paul II.
Johannes Paul II. (bürgerlich Karol Józef Wojtyła 18. Mai 1920 in Wadowice, Polen; † 2. April 2005 im Vatikan) war der 264. Papst in der Geschichte der Römisch-Katholischen Kirche.
; *Johannes Paul II. gilt als der bedeutendste Religionsführer und einer bedeutendsten Staatsmänner der Neuzeit. Er war jedoch auch wegen seines unnachgiebigen Konservativismus in der Kritik. Sein Pontifikat begann am 16. Oktober 1978 und prägte nachhaltig sowohl die Endphase des Kalten Krieges als auch den Beginn der Globalisierung.
Leben
Kindheit und Jugend
Karol Wojtyła wurde in Wadowice, einer Kleinstadt bei Krakau als Sohn eines ehemaligen k.u.k. Offiziers geboren, der als Schneider tätig war. Seine Mutter, Emilia Kaczorowska, starb, als Karol neun Jahre alt war.
Ab 1930 besuchte er das Gymnasium und wirkt ab 1934 bei Theateraufführungen mit. Wojtyła galt als strebsamer Schüler und beendete die Schule mit Bestnoten. Im Sommer 1938 siedelte er mit dem Vater nach Krakau über und schrieb sich zum Studium der Philosophie und Literatur in der Jagiellonen-Universität ein. Drei Jahre später, im Jahre 1941, starb sein Vater.
An der Universität schloß sich Wojtyła der Experimentaltheatergruppe "Studio 38" an, in der er bis 1943 wirkte. Nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wurde die Universität geschlossen. Während der deutschen Okkupation führte er seine Studien fort, wurde aber zur Zwangsarbeit in einem Steinbruch sowie vom Frühjahr 1942 bis August 1944 in einer Chemiefabrik verpflichtet. So konnte er auch seine Deportation zur Zwangsarbeit nach Deutschland verhindern.
Wadowice und Krakau sind Orte, die bis zum Zweiten Weltkrieg sehr stark durch die jüdische Kultur beeinflusst waren. Sie wurden prägend für Wojtyłas positives Verhältnis zum Judentum. Seine Interessen waren breit gefächert; groß war sein Engagement im rhapsodischen Theater. Im Oktober 1942 trat er er ins geheime Priesterseminar der Erzdiözese Krakau ein. Von da an bis zum Kriegsende fand er Zuflucht in der Residenz des Erzbischofs Adam Stefan Sapieha.
Priester und Professor
Am 1. November 1946 empfing er die Priesterweihe von Kardinal Sapieha und promovierte in den folgenden zwei Jahren auf dessen Anweisung in Rom über die Theologie und Mystik des Heiligen Johannes vom Kreuz. Am 3. Juli 1947 erwarb er ein Lizenziat der Theologie. Im Juni 1948 erhielt er nach Abschluss seiner Dissertation das Dokorat der Philosophie. Im Anschluss war er als Kaplan in Niegowiç bei Gdów und später in der Krakauer Studentenkirche St. Florian tätig, wo er schon bald für seine Predigten bekannt war. Seine unkonventionelle Art machte ihn schon bald zu einem beliebten Ansprechpartner unter den katholischen Studenten. Karol kehrte nach Polen zurück und promovierte bis Ende 1949 auch in Theologie.
Anschließend unterbrach er seine seelsorgerische Tätigkeit, um zu habilitieren. In den folgenden Jahren vertiefte er seine philosophischen und ethischen Studien und bekam 1954 einen Lehrauftrag für Philosophie und Sozialethik an der Katholischen Universität von Lublin.
Bischof und Kardinal
Am 28. September 1958 wurde er zum Weihbischof von Krakau geweiht. Wojtyła nahm aktiv am Vatikanum teil; sein Hauptaugenmerk lag dabei auf der Religionsfreiheit (Dignitatis humanae) und einer zeitgemäßen Verkündigung der kirchlichen Lehre (Gaudium et Spes). 1964 folgte er Kardinal Sapieha im Amt des Erzbischofs von Krakau. Sein Episkopat in Krakau ist vor allem durch eine "sanfte" Konfrontation mit dem kommunistischen Regime Polens geprägt. Sein Beharren auf dem Bau einer Kirche in der neu gegründeten Arbeiterstadt Nowa Huta und seine Predigten, in denen er oft die freie Ausübung der Religion für alle Polen forderte, zeigte ihn als unerschrockenen Antikommunisten.
Die Kardinalswürde erhielt er am 26. Juni 1967. Im Jahre 1974 besuchte er Deutschland und zelebrierte mit Kardinal Döpfner eine Versöhnungsmesse im ehemaligen KZ Dachau.
Papst
Am 16. Oktober 1978 wurde er beim Konklave in der Sixtinischen Kapelle als Nachfolger des am 28. September 1978 verstorbenen Johannes Paul I. zum Papst und Bischof von Rom gewählt. Damit war er der erste nicht-italienische Papst seit dem Niederländer Hadrian VI. († 1523) sowie der erste slawische Papst der Kirchengeschichte. Johannes Paul war bei seiner Wahl mit 58 Jahren der jüngste Papst seit Pius IX.. Zudem war er in außerordentlich guter körperlicher Verfassung. Im Gegensatz zu anderen Päpsten vor ihm trieb er in jener Zeit noch Sport, er schwamm und fuhr regelmäßig Ski.
Bereits am 25. Januar 1979 begab sich der Papst auf die erste von insgesamt 104 Auslandsreisen in die Dominikanische Republik, nach Mexiko und auf die Bahamas. Am 4. März folgte die Antrittsenzyklika Redemptor hominis, die ihn als Papst der Menschenrechte erscheinen ließ und den markanten Satz enthielt: Der Weg der Kirche ist der Mensch. In den ersten Jahren seines Pontifikats standen das Beharren auf der Religionsfreiheit und eine damit verbundene Konfrontation mit den kommunistischen Regimes Osteuropas im Vordergrund. Die polnische Parteiführung konnte eine Pastoralreise in die Heimat aufgrund der Popularität des Krakauers nicht verhindern. Vom 2. Juni bis 10. Juni 1979 besuchte er zum ersten mal als Papst sein Heimatland Polen.
Weitere Reisen in den Jahren führten ihn nach Zentralafrika und Ostasien, im November 1980 besuchte er erstmals als Papst die Bundesrepublik Deutschland, 1983 erstmals Österreich.
Das Attentat von 1981
Am 13. Mai 1981 verübte der türkische Rechtsextremist Mehmet Ali Ağça auf dem Petersplatz in Rom ein Attentat auf Johannes Paul II. Dieser wurde dabei durch drei Kugeln schwer verletzt und 20 Tage lang in der Gemelli-Klinik behandelt. Am 20. Juni 1981 wurde er erneut wegen der Schussverletzungen in die Klinik gebracht und nach einer Operation am 14. August wieder entlassen.
Die Hintermänner wurden beim sowjetischen Geheimdienst KGB vermutet. Es blieb allerdings lange Zeit eine Vermutung, da Ağca sich bis März 2005 beharrlich über die Hintergründe des Attentats ausschwieg. Inzwischen behauptet er Unterstützung aus dem Vatikan erhalten zu haben und möchte demnächst ein Buch herausgeben. Aus den bislang gefundenen Unterlagen gebe es keine Hinweise auf die Verstrickung der DDR, des bulgarischen Geheimdienstes oder des KGB. Aufsehen erregte der Papst, als er den Attentäter, dem er schon auf dem Krankenbett vergeben hatte, nach der Genesung im Gefängnis besuchte. Da der Tag des Attentats auf den Tag fiel, an dem sich in Fátima die erste Marienerscheinung ereignet hatte, schrieb Johannes Paul II. seine Rettung der Gottesmutter zu und bedankte sich mit einer Wallfahrt in den portugiesischen Wallfahrtsort. Dabei brachte er das Geschoss, das ihm aus dem Bauch entfernt worden und inzwischen vergoldet und in eine kleine Krone gefasst war, der Madonna von Fátima als Geschenk dar. Die Madonna trägt bis heute diese Krone mit der Kugel auf dem Kopf.
Während dieser Pilgerreise versuchte ein ultrakonservativer katholischer Priester mit einem Bajonett ein weiteres Attentat auf den Papst zu verüben, konnte jedoch von dessen Leibwächtern überwältigt werden. Der Attentäter begründete sein Handeln mit der "Rettung" der katholischen Kirche vor den Beschlüssen des Zweiten Vatikanischen Konzils.
Der weitere Verlauf des Pontifikates
1987 besuchte der Papst erneut Deutschland (nochmals 1996), 1988 Österreich (nochmals 1998). Am 1. Dezember 1989 wurde der damalige Generalsekretär der KPdSU Michail Gorbatschow als einziger in der Geschichte der Sowjetunion vom Papst im Vatikan empfangen. Am 15. Juli 1992 wurde Johannes Paul II. ein gutartiger Tumor aus dem Dickdarm entfernt. Am 29. April 1994 brach er sich den Oberschenkel beim Sturz in seinem Badezimmer und trug seitdem ein künstliches Hüftgelenk. Im Dezember desselben Jahres kürte ihn das US-Magazin Time zum Mann des Jahres, mit der Begründung, er setze sich in besonderer Weise für Werte ein. Am 15. Januar 1995 nahmen in Manila vier Millionen Menschen am größten Gottesdienst der Geschichte teil. Im März des Heiligen Jahres 2000 besuchte er die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Israel und betete an der Klagemauer. Als erster Papst betrat er am 6. Mai 2001 in Damaskus eine Moschee (Omajjaden-Moschee). Drei Jahre später, besuchte er am 5. und 6. Juni das nationale katholische Jugendtreffen in Bern (Schweiz), und am 14. August 2004 den französischen Krankenwallfahrtsort Lourdes.
Papst Johannes Paul II. hat in seiner Amtszeit 473 Heiligsprechungen vorgenommen. Die Zahl aller von seinen Vorgängern in den letzten 400 Jahren insgesamt heiliggesprochenen Personen ist nur etwa halb so hoch. Er sprach auch die italienische Kinderärztin Gianna Beretta Molla als eine von wenigen verheirateten Frauen heilig - sie gilt als Vorbild der Abtreibungsgegner.
Papst Johannes Paul II. war nach Pius IX. der am zweitlängsten amtierende Nachfolger Petri in der Geschichte.
Am 24. März 2004 wurde in Rom Johannes Paul II. der außerordentliche Karlspreis der Stadt Aachen für seinen Einsatz für Frieden, Freiheit und Demokratie in Europa verliehen. Dies war die erste weltliche Ehrung, die Johannes Paul II. bereit war entgegenzunehmen.
Krankheit und Tod
Mit der Parkinson-Krankheit verbunden waren in den letzten Jahren zunehmende Lähmungserscheinungen und Schwierigkeiten beim Sprechen. Des Weiteren soll der Papst an einer schweren Arthritis im rechten Knie als Folge seiner Hüftoperation gelitten haben.
Trotz wiederholt auftretender Spekulationen über einen Rücktritt hat Johannes Paul II. immer wieder betont, er lege seine Amtszeit in Gottes Hände und lehne somit einen Rücktritt ab.
Am 1. Februar 2005 wurde der Papst wegen Kehlkopfentzündung und Atemnot in die Gemelli-Klinik in Rom gebracht. Nachdem er am 10. Februar entlassen werden konnte, wurde er aufgrund eines Rückfalls bereits am 24. Februar wieder eingeliefert. Am selben Tag wurde ein Luftröhrenschnitt durchgeführt.
Am 13. März 2005 kehrte er wieder in den Vatikan zurück, konnte aber erstmals in seiner Amtszeit an den Osterfeierlichkeiten nicht aktiv teilnehmen, sondern zeigte sich den Pilgern am Ostersonntag nur stumm am Fenster seines Arbeitszimmers zur Spende des traditionellen Segens Urbi et Orbi. Am 30. März 2005 ließ sich der Papst erneut zum üblichen Mittwochstermin am Fenster seiner Privatgemächer sehen. Er erlitt einen Hustenanfall und hatte sichtlich Schmerzen. Zugleich gab der Vatikan bekannt, dass der Papst über eine Magensonde ernährt wurde. Es war der letzte öffentliche Auftritt des Papstes.
Am 31. März 2005 verschlechterte sich der Gesundheitszustand erneut und dem Papst wurde die Krankensalbung gespendet. Nach Angaben des Vatikans habe er "nach einer Harnwegsinfektion einen septischen Schock und einen Herzkreislaufkollaps erlitten", er sei jedoch heiter und habe am Morgen des 1. April die Eucharistie gefeiert. Danach empfing er nacheinander seine engsten Mitarbeiter. Eines seiner letzten Worte richtete er schriftlich an die Nonnen und Priester seiner polnischen Heimat: "Ich bin froh, seid ihr es auch!".
Papst Johannes Paul II. starb am 2. April 2005 um 21:37 MESZ im Alter von 84 Jahren in seinen Gemächern im Vatikan. Einen erneuten Krankenhausaufenthalt und intensivmedizinische Behandlung hatte er selbst abgelehnt. Damit endete das Pontifikat des Karol Wojtyła nach über 26 Jahren. Auf der ganzen Welt wurden gemäß einem alten Brauch die Glocken katholischer Kirchen 30 Minuten geläutet.
Wirken als Papst
Reisen, Ökumene und interreligiöser Dialog
Die Amtszeit von Johannes Paul II. war geprägt von der Öffnung der Kirche nach außen. Dies zeigte sich schon zu Beginn des Pontifikates durch zahlreiche Auslandsreisen und immer wieder im Namen der Katholischen Kirche bei verschiedenen Anlässen vorgetragene Schuldbekenntnisse wie im Jahr 2000. Ein besonderes Anliegen des Papstes ist die "Ökumene", besonders mit den orthodoxen Kirchen, aber auch der interreligiöse Dialog, insbesondere mit dem Judentum und dem Islam. Sichtbaren Ausdruck fanden diese Bemühungen vor allem bei dem ersten Weltgebetstreffen der Religionen am 27. Oktober 1986 in Assisi, das seither an verschiedenen Orten wiederholt wurde.
Am 13. April 1986 besuchte Johannes Paul in Rom als erster Papst eine Synagoge. Ähnlich spektakulär war seine Visite in der Omajaden-Moschee zu Damaskus.
Andererseits hat Papst Johannes Paul II. eine Vielzahl von Lehrentscheidungen getroffen, die in der westeuropäischen und nordamerikanischen Kirche für heftige Kontroversen gesorgt haben, so das am 17. April 2003 veröffentlichte Dokument Ecclesia de Eucharistia, in dem er das bestehende kirchliche Verbot, die Eucharistie zusammen mit Vertretern anderer Konfessionen zu feiern, erneuerte. Auch die von der Kongregation für die Glaubenslehre verfasste und von Johannes Paul II. bestätigte Erklärung Dominus Jesus, in der der evangelischen Kirche der Rang als gleichberechtigter Partnerin der katholischen Kirche abgesprochen wird, wurde insbesondere im konfessionell gemischten Deutschland heftig kritisiert.
Kirchendisziplin und Moral
Seine Bischofsernennungen sorgten immer wieder für Aufsehen. So brachte die Ernennung des jüdischen Konvertiten Jean-Marie Lustiger zum Erzbischof von Paris die recht eingeschlafene französische Hierarchie durcheinander und läutete eine neue Epoche im seit der französischen Revolution zerstrittenen Katholizismus Frankreichs ein. Auch anderswo in Europa sorgten in der Ortskirche umstrittene Bischofsernennungen, beispielsweise diejenige von Wolfgang Haas in Chur und später in Liechtenstein, Joachim Meisner in Köln, Hans Hermann Groër in Wien, Kurt Krenn in St. Pölten für Konflikte.
Auf Bitten aus verschiedenen Teilen der Welt wurde unter Johannes Paul II. am 17. Mai 1993 der erste Weltkatechismus seit 1566 herausgegeben.
Johannes Paul II. weigerte sich wie seine Vorgänger, den umstrittenen Zölibat für Priester aufzuheben.
In seinem Apostolischen Schreiben Ordinatio Sacerdotalis gab er am 30. Mai 1994 endgültig bekannt, dass es der Kirche nicht möglich sei, Frauen zu Priestern zu weihen.
Auch in Fragen der Sexualmoral wich er nicht von den bisherigen Lehrmeinungen ab. In seiner Enzyklika Evangelium Vitae bestätigte er den unbedingten Schutz des menschlichen Lebens, aber auch die moralische Verwerflichkeit eines Eingriffes in den Geschlechtsakt (künstliche Empfängnisverhütung) sowie der zum Zweck der Verhütung intendierten Zerstörung der männlichen und weiblichen Fruchtbarkeit (Sterilisation).
Weltpolitik
In das Pontifikat Johannes Paul II. fällt auch der Niedergang des Warschauer Paktes. Johannes Paul II. wird ein großer Anteil an der Demokratisierung seines Heimatlandes Polen zugeschrieben. Die offene Parteinahme für die antikommunistische Gewerkschaft Solidarność war ein wesentlicher Beitrag zum Ende des Sozialismus in Polen.
Die vatikanische Diplomatie unter Führung von Johannes Paul II. ging neue Wege. So war er das erste Staatsoberhaupt, das am 15. September 1982 Jassir Arafat eine Audienz gewährte. Nach der Bundesrepublik Deutschland erkannte zuerst der Vatikan das katholische Kroatien als Staat an.
Wenig Verständnis widerum zeigte Johannes Paul II. für die Anliegen des Befreiungstheologen Oscar Romero, Bischof in San Salvador, ermordet am 24.03.1980. Dieser kehrte enttäuscht von einer Papstaudienz aus Rom zurück und kommentierte seine Begegnung mit dem Papst mit den Worten: "Der Papst versteht mich nicht!"
Am 30. Dezember 1993 konnte in Jerusalem der Grundlagenvertrag mit Israel über die Aufnahme diplomatischer Beziehungen unterzeichnet werden. Am 16. März 1998 beklagte der Vatikan in dem Dokument Nachdenken über die Shoa die Mitschuld von Christen am Holocaust. Das päpstliche mea culpa am 12. März 2000 wurde als historischer Akt bezeichnet. Johannes Paul II. hatte darin kirchliche Verfehlungen im Zusammenhang von Glaubenskriegen, Judenverfolgungen und Inquisition eingestanden. Kurz darauf folgte am 20. März eine Pilgerreise nach Israel, Jordanien und in die Palästinensergebiete, bei der der Papst an der Klagemauer betete und in Bethlehem und Nazareth Eucharistie feierte.
Im Januar 1998 erlebte Johannes Paul II. eine triumphale Reise nach Kuba mit einem in seiner Haltung zur Kirche stark gewandelten Fidel Castro.
Im Jahr 1999 sprach sich der Papst gegen den Kosovo-Krieg aus. Gegen den Irakkrieg im Jahr 2003 äußerte er wiederholt und heftig seine Ablehnung.
Äußerungen zur Umweltproblematik
Für Johannes Paul II. war die fortschreitende Umweltzerstörung ein moralisches Problem, eine Konsequenz der aus der Balance geratenen Beziehung der Menschen mit der Schöpfung. Die Möglichkeit der Vermeidung einer ökologischen Katastrophe sah er in der Rückbesinnung auf christliche Werte. Ursachen der ökologischen Probleme waren für ihn nicht nur politische Hindernisse wie Formen von übertriebenem Nationalismus und ökonomische Interessen sondern insbesondere die mangelnde Solidarität der Menschen. Johannes Paul II. forderte immer wieder, Verantwortung für sich, für andere und für die Erde zu übernehmen[1]. Er betonte deshalb die "ökologische Berufung" aller Christen, die eine Umkehr zu ökologisch tragfähigen Lebensstilen und globaler Solidarität als ein unverzichtbares Glaubens- und Lebenszeugnis in der modernen Gesellschaft propagiere. Sie sei Ausdruck der Ehrfurcht vor dem Schöpfer und zugleich der Verantwortung für künftige Generationen.
Verhütung und Aids
Während der Amtszeit Johannes Pauls hat sich die Bevölkerung in Afrika stark erhöht. Gleichzeitig wurde der Kontinent von einer Aids-Pandemie heimgesucht. Der strikte Konservativismus des Papstes betraf auch die Haltung zu Verhütungsmitteln. So war während seines Pontifikats die Verhütung mit Kondomen verboten. Gerade in sehr religiösen Teilen Afrikas hielten sich die Menschen daran und verzichteten auf den Gebrauch dieses Verhütungsmittels. Der Papst wurde scharf dafür kritisiert einen bedeutenden Anteil an der Verbreitung von Aids in Afrika und anderen Teilen der Welt zu tragen. Zum Todeszeitpunkt Johannes Pauls waren in Afrika über 25 Millionen Menschen von der Krankheit betroffen, in einigen Staaten war bis zur Hälfte der Bevölkerung infiziert.
Haltung zur Abtreibung
Im Vorfeld der Veröffentlichung seines fünften Buches „Erinnerung und Identität - Gespräche an der Schwelle zwischen den Jahrtausenden“ wurde Johannes Paul II. am 20. Februar 2005 vorgeworfen, er habe die Abtreibung mit dem Holocaust verglichen. In Wirklichkeit erinnerte er an die Schrecken des Holocausts, um auf Grenzen der Gesetzgebung hinzuweisen, die nicht zu überschreiten seien. Außerdem rief er dazu auf, die Gesetzgebung in den Parlamenten demokratischer Staaten zu hinterfragen, insbesondere zur Abtreibung. Parlamente, die solche Gesetze verabschieden, sollten sich bewusst sein, dass sie damit ihre Befugnisse überschreiten und in offenen Konflikt mit dem Gesetz Gottes und dem Gesetz der Natur geraten.
Paolo Mieli, der Chefredakteur der italienischen Zeitung „Corriere della Sera“, entschuldigte sich inzwischen im Namen der italienischen Presse für die „verfälschende Zuspitzung“ der Papstworte.
Werke
- Liebe und Verantwortung, Über Sexualität (1960) ISBN 3-466-20218-3
- Sehnsucht nach Glück, September 2003, Herder-Verlag, Freiburg
- Auf, lasst uns gehen!, Mai 2004, ISBN 3-898-97045-0
- Versöhnung zwischen den Welten, Im Gespräch mit den Religionen, Mai 2004, ISBN 3-87996-590-0
- Erinnerung und Identität - Gespräche an der Schwelle zwischen den Jahrtausenden, 2005, ISBN 3-89897-170-8
Enzykliken (Weblinks)
- 1979: Redemptor hominis - zum Beginn seines Päpstlichen Amtes
- 1980: Dives in misericordia - Über das göttliche Erbarmen
- 1981: Laborem exercens - über die menschliche Arbeit zum neunzigsten Jahrestag der Enzyklika Rerum Novarum
- 1985: Slavorum Apostoli (Epistola encyclica) - in Erinnerung an das Werk der Evangelisierung der Heiligen Cyrill und Methodius vor 1100 Jahren
- 1986: Dominum et vivificantem - Über den heiligen Geist im Leben der Kirche und der Welt
- 1987: Redemptoris Mater - Über die Selige Jungfrau Maria im Leben der Pilgernden Kirche
- 1987: Sollicitudo rei socialis - Zwanzig Jahre nach der Enzyklika Populorum Progressio (Paul VI.)
- 1990: Redemptoris missio - über die fortdauernde Gültigkeit des missionarischen Auftrages
- 1991: Centesimus annus - zum hundertsten Jahrestag von Rerum Novarum
- 1993: Veritatis splendor - über einige grundlegende Fragen der kirchlichen Morallehre
- 1995: Evangelium vitae - über den Wert und die Unantastbarkeit des menschlichen Lebens
- 1995: Ut unum sint - über den Einsatz für die Ökumene
- 1998: Fides et ratio - über das Verhältnis von Glaube und Vernunft
- 2003: Ecclesia de Eucharistia - über die Eucharistie in ihrem Verhältnis zur Kirche
Literatur
- George Weigel: Zeuge der Hoffnung. Johannes Paul II., Eine Biographie, Paderborn, München, Wien, Zürich 2002 ISBN 3-506-79723-9 (die wohl umfangreichste und am gründlichsten recherchierte Biographie über den Papst)
- Andreas Englisch: Johannes Paul II., das Geheimnis des Karol Wojtyla, Berlin 2004 ISBN 3-548-36710-0
Siehe auch
Weblinks
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- Internet-Benutzer-Bezahlung Respekt zum Papst Johannes Paul II
- Katholische Kirche in Deutschland: Johannes Paul II.
- Die wichtigsten von Papst Johannes Paul II. verfassten Enzykliken, Schriften, Briefe und Ansprachen, zum Teil auf Deutsch
- Ein Pontifikat verhängnisvoller Widersprüche von Hans Küng
- Revolutionär nach außen, Traditionalist nach innen
- Informative Bilderserie über Johannes Paul II. (n-tv)
- Fotostrecke über Johannes Paul II. (Spiegel Online)
- Telepolis: Die vier Körper des Papstes
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Personendaten | |
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NAME | Johannes Paul II. |
ALTERNATIVNAMEN | Karol Józef Wojtyła |
KURZBESCHREIBUNG | Papst, Bischof von Rom, Staatsoberhaupt des Vatikans |
GEBURTSDATUM | 18. Mai 1920 |
GEBURTSORT | Wadowice bei Krakau, Polen |
STERBEDATUM | 2. April 2005 |
STERBEORT | Vatikan |
[Papst Johannes Paul II]