Hämatopoese

Die Hämatopoese (griech. αἷμα, haima gen. αἷματος, haimatos - Blut, ποίησις, poiesis - Herstellung) ist die Bildung von Blutkörperchen aus blutbildenden Stammzellen.
Bezeichnungen
Es existieren vier verschiedene Versionen des Wortes, die als korrekt angesehen und in Publikationen verwendet werden: Hämatopoese, Hämatopoiese, Hämopoese, und Hämopoiese. Im Deutschen ist die Form ohne Binnen-i (-poese), im Englischen die Form mit Binnen-i (-poiesis) gebräuchlicher. Man beachte, dass in beiden Sprachen Poesie bzw. poetry verwendet werden, die ebenso aus dem Griechischen ποίησις, poiesis hergeleitet sind. Der Genitivstamm Hämato- ist Hämo- vorzuziehen.
Blutzellen-Linien
Nach der Art der gebildeten Blutzellen unterscheidet man:
- die Erythropoese: Bildung von Erythrozyten
- die Thrombopoese: Bildung von Thrombozyten
- die Megakaryopoese: Bildung von Megakaryozyten
- die Leukopoese: Bildung von Leukozyten
- die Granulopoese: Bildung von Granulozyten
- die Lymphopoese: Bildung von Lymphozyten
- die Monopoese: Bildung von Monozyten
Beschreibung
Die Hämatopoese findet bis zum 3. Embryonalmonat im Mesenchym des Dottersacks statt (mesoblastische Periode). Ab dem 2. Embryonalmonat läuft die Blutbildung beim Fetus in der Leber ab (hepatische Periode), ab dem 4. Fetalmonat auch in der Milz und im Thymus (hepatolineale Periode), ab dem 6. Fetalmonat in Milz und Knochenmark (lienomyelopoetische Periode), ab dem 6. bis 7. Monat vor allem im Knochenmark (myelopoetische Periode), außer bei Lymphozyten.
Beim Erwachsenen erfolgt die Hämatopoese im Knochenmark (myelotisches System) und im lymphatischen System.
Blutkörperchen entstehen aus Stammzellen, die nach dem Heranreifen aus dem Knochenmark in das Blut übertreten. Ein Teil der Stammzellen ist pluripotent, d. h. sie können sowohl in myeloische als auch in lymphatische Zellen ausreifen, andere sind hingegen determiniert (committed) und können sich nur in eine bestimmte Richtung differenzieren, z. B. CFU-MEG in Richtung Megakaryopoese. Jede Teilung der Stammzellen erhöht den Grad ihrer Differenzierung.
Blutkörperchen haben eine begrenzte Lebensdauer (Erythrozyten: ca. 30-120 Tage, Thrombozyten: ca. 3-10 Tage, andere: <24 h) und müssen deshalb ständig erneuert werden.
Treten unreife Blutzellen-Vorstufen ins Blut über, wird dies als Linksverschiebung bezeichnet.