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Karl May

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Historisches Foto von Karl May (nachkoloriert)

Karl Friedrich May (* 25. Februar 1842 in Ernstthal; † 30. März 1912 in Radebeul; eigentlich Carl Friedrich May) war ein deutscher Schriftsteller.

Leben

Karl May entstammte einer sehr armen Weberfamilie und war fünftes von 14 Kindern. Im Haus May herrscht größtes Elend und bittere Armut. 1844 verursachte vermutlich Vitamin-A-Mangel eine Nachtblindheit, die sich in der Folge verschlimmerte und zu einer funktionellen Blindheit führte, welche erst in seinem fünften Lebensjahr geheilt werden konnte.

Nach der Schulzeit studierte er als Proseminarist im Lehrerseminar Waldenburg. Er schrieb während dieses Studiums sein heute verschollenes Frühwerk. Die Veruntreuung von Kerzenresten und die Verleumdung eines Zimmergenossen kosteten ihn die Laufbahn als Lehrer.

In der Folge geriet er auf die schiefe Bahn und wurde wegen Diebstahls, Betrugs und Hochstapelei mehrmals verurteilt. Von 1870 bis 1874 sass er im Zuchthaus Waldheim ein.

Im November 1874 wurde zum ersten Mal eine Erzählung von May veröffentlicht. In der Zeitschrift Deutsche Novellen Flora erschien als Fortsetzungsroman Die Rose von Ernstthal. Bis zu seinem Tode wurden über 100 Erzählungen als Fortsetzungsromane in diversen Zeitschriften veröffentlicht. Mit Der Sohn des Bärenjägers erschien 1890 der erste seiner Fortsetzungsromane als Buch.

Am 12. September 1880 heiratete er Emma Pollmer. Im Dezember 1895 erfolgte der Umzug in die Villa Shatterhand in Radebeul, die heute das Karl-May-Museum beherbergt. 1899/1900 bereiste er teilweise allein, teilweise mit seiner Frau Emma und dem befreundeten Ehepaar Plöhn den Orient. Seine zerrüttete Ehe wurde 1903 auf sein Bestreben hin geschieden; im gleichen Jahr heiratete er Klara Plöhn, die inzwischen verwitwet war. 1908 unternahm Karl May mit Klara die erste und einzige Amerikareise.

Grabmal von Karl May und seinen Angehörigen
Grab von Karl May

Seit 1899 wurde May in der Presse heftig angegriffen, insbesondere von Rudolf Lebius. Man kritisierte seine Selbstreklame und die damit verbundene Old-Shatterhand-Legende. Diese Polemik und diverse Gerichtsverfahren wegen unerlaubten Buchveröffentlichungen sollten ihn bis zu seinem Tode begleiten. (Das wenig hilfreiche Verhalten seine Frau Emma trug dabei wesentlich zum Scheitern der Ehe bei.)

Am 9. Dezember 1902 verlieh die Universitas Germana-Americana in Chicago Karl May den Doctor honoris causa (Dr. h.c. – Ehrendoktor) für sein Werk Im Reiche des Silbernen Löwen. Man vermutet stark, dass May oder Klara Plöhn diese Verleihung organisierte, um den bis dahin geführten Doktortitel nachträglich auf eine rechtliche Grundlage zu stellen. (Die genannte Universität war schon damals eine bekannte „Doktormühle“, wo gegen Entgelt alle möglichen Abschlüsse gekauft werden konnten.)

Karl May starb an den Folgen des Zigarettenrauchens – an einem metastasierten Bronchialkarzinom Lungenkrebs – nach langer Qual trotz Einnahme stärkster Medikamente. Er wurde in Radebeul beigesetzt. Sein Grab ist noch heute erhalten.

Zur Schreibweise des Namens

Die Schreibweise seines Vornamens mal mit C, mal mit K (wie auch bei anderen Personen seiner Zeit) erklärt sich durch die erst im Laufe seines Lebens festgelegten verbindlichen Regeln für Orthographie und Namensgebung (Einführung des Personenstandswesens 1875). Die Ursachen für die allgemeine Änderung des C in ein K sind eventuell zusätzlich noch politischer Natur. Carl Friedrich May wurde auf jeden Fall unter diesem Namen geboren, in den letzten 20 Jahren seines Lebens unterzeichnete er jedoch mit Karl (Friedrich) May.

Sein Werk

May schrieb auch unter mehreren Pseudonymen, unter anderem:

Capitain Ramon Diaz de la Escosura, M. Gisela, Hobble-Frank, Karl Hohenthal, D. Jam, Prinz Muhamêl Lautréamont, Ernst von Linden, P. van der Löwen, Emma Pollmer, Richard Plöhn, Oberlehrer Franz Langer.

Bekannte Figuren aus seinen Romanen:

Indianer im Karl-May-Museum

Karl May ist einer der erfolgreichsten Autoren von Kolportageromanen und Trivialliteratur des 19. Jahrhunderts in Deutschland. Seine Abenteuerromane wurden in 33 Sprachen übersetzt und erreichten eine Gesamtauflage von über 200 Millionen. Sie schildern Reisen zu exotischen Schauplätzen, wie in den Wilden Westen und den vorderen Orient (die er entgegen seinen Behauptungen erst teilweise in seinem letzten Lebensjahrzehnt als bereits erfolgreicher Schriftsteller angetreten hat). Dabei wendet er sich von einem christlichen Standpunkt dem Schicksal der unterdrückten Völker zu.

Viele seiner Bücher sind aus der Ich-Perspektive des Protagonisten (Helden) geschrieben. Ihm wurde in diesem Zusammenhang Hochstapelei und Pseudologie (zwanghaftes Lügen) vorgeworfen. Die in seinen Büchern beschriebenen Fakten hat er jedoch sehr gewissenhaft recherchiert.

In seinem Spätwerk erreicht er auch literarische Beachtung und schafft dem Surrealismus nahestehende Symbolromane mit pazifistischer Tendenz. (Ardistan und Dschinnistan (1909), Und Friede auf Erden (1904)) Eine sehr große Bedeutung hatte in diesem Zusammenhang die Künstlerfreundschaft zu dem Jugendstilmaler und Bildhauer Sascha Schneider. Schneider schuf neben einer Serie von Deckelillustrationen für die Bände Karl Mays auch ein großes Wandgemälde (Der Chodem) für den Empfangssalon des Schriftstellers in dessen Villa in Radebeul. Er selbst betonte immer wieder die Wichtigkeit seines Spätwerks.

Karl May in verschiedenen Medien

Von verschiedenen Romanen liegen Hörspielbearbeitungen vor. Nach 23 seiner Romanstoffe wurden seit 1920 Kinofilme hergestellt und sechs Romane (oder Teile davon) dienten Fernsehserien als Vorlage (wenn auch bei den meisten Filmen und Fernsehserien von Karl May, außer den Namen der handelnden Personen, nicht viel übrig geblieben ist). Verschiedene Romanbearbeitungen werden auch auf Freilichtbühnen aufgeführt. Die bekanntesten Inszenierungen sind die jährlich stattfindenden Karl-May-Festspiele in Elspe sowie in Bad Segeberg. Auch die in Radebeul beheimateten Landesbühnen Sachsen führen regelmäßig Stücke nach Karl May auf der Felsenbühne Rathen in der Sächsischen Schweiz auf.

Ausgaben

Der Karl-May-Verlag wurde am 1. Juli 1913 von Klara May (der Witwe des Autors), Friedrich Ernst Fehsenfeld (dem Hausverleger Karl Mays) und dem Juristen Dr. Euchar Albrecht Schmid gemeinsam gegründet und verlegt bis heute die Werke Karl Mays. Neben den Gesammelten Werken (den klassischen grünen Bänden) gibt er auch ein umfangreiches Reprintprogramm heraus.

Die Gesammelten Werke sind zum Teil in unterschiedlichem Umfang bearbeitet. Einige Bände enthalten nur geringere inhaltliche sowie stilistische Veränderungen (zum Beispiel Tilgung von Fremdwörtern), in anderen hingegen wurden nicht nur Handlungsstränge umgestellt oder Personen umbenannt, sondern auch Teile gestrichen oder neu eingefügt. In den letzten Jahren wurden einige Bände teilweise rückbearbeitet, wer jedoch Karl May im Originaltext lesen will, sollte auf die Reprintbände zurückgreifen.

Eine der Buchbinderfirmen, die lange für den Verlag gearbeitet hat, brachte in den 80er Jahren limitierte Goldschnittausgaben der Gesammelten Werke heraus, die unter anderem als Geschenk an die Schauspieler der Verfilmungen, Lex Barker und Pierre Brice, überreicht wurden.

Bücher von Karl May: Winnetou, Ich, Durch die Wüste

Da Mays Werke rechtlich nicht mehr geschützt sind, werden sie heute nicht nur vom Karl-May-Verlag veröffentlicht. Im Auftrag der Karl-May-Stiftung entsteht die Edition Karl Mays Werke. Der Weltbild-Verlag veröffentlicht eine illustrierte Ausgabe. Beide Ausgaben bieten verlässliche Texte nach Mays Manuskripten bzw. den von ihm betreuten Drucken, sind aber zurzeit (April 2004) noch nicht abgeschlossen. Die Karl-May-Gesellschaft veröffentlicht (für ihre Mitglieder) ebenfalls eine Reprint-Reihe (überwiegend Zeitschriften-Veröffentlichungen). Die Karl-May-Gesellschaft beschäftigt sich mit Leben, Werk und Wirkung des Schriftstellers. Sie ist einer der größten deutschsprachigen literarischen Vereine.

Das Museum

Villa Shatterhand
Villa Bärenfett

In Radebeul wurde am 1. Dezember 1928 in der Villa Shatterhand ein Karl-May-Museum eröffnet. In der ebenfalls auf dem Gelände stehenden Villa Bärenfett ist ein Indianermuseum zur Geschichte und zum Leben der nordamerikanischen Indianer untergebracht. Ein weiteres Museum wurde 1985 im Zuge der May-Renaissance in der DDR im Geburtshaus in Hohenstein-Ernstthal eingerichtet. Neben der Dauerausstellung gibt es dort jährlich zwischen dem 25. Februar und dem 30. März eine große Sonderausstellung. Neben den Museen gibt es auch verschiedene Arbeits- oder Freundeskreise, die sich mit Karl May befassen und oft öffentlich mit Veranstaltungsreihen auftreten. Der größte ist die Karl-May-Gesellschaft mit knapp 2000 Mitgliedern. Weitere Vereine gibt es um die beiden Museen (Freundes- und Förderkreis Radebeul; Interessengemeinschaft Karl-May-Haus) und - ohne konkreten Bezugspunkt - in Cottbus, Leipzig, Stuttgart, Berlin,...

Bekannte Werke

Reiseerzählungen

Durch Wüste und Harem bzw. Durch die Wüste (1892)
Durchs wilde Kurdistan (1892)
Von Bagdad nach Stambul (1892)
In den Schluchten des Balkan (1892)
Durch das Land der Skipetaren (1892)
Der Schut (1892)
Winnetou I-III (1893)
Orangen und Datteln (1893) bzw. Sand des Verderbens
Am Stillen Ozean (1894)
Am Rio de la Plata (1894)
In den Cordilleren (1894)
Old Surehand I (1894)
Old Surehand II (1895) bzw. Kapitän Kaiman
Im Lande des Mahdi I-III (1896)
Old Surehand III (1897) bzw. Old Surehand II
Satan und Ischariot I-III (1896/97)
Auf fremden Pfaden (1897)
"Weihnacht!" (1897) bzw. Weihnacht im Wilden Westen
Im Reiche des silbernen Löwen I-II (1898)
Am Jenseits (1899)
Im Reiche des silbernen Löwen III-IV (1902/03)
Und Friede auf Erden! (1904)
Ardistan und Dschinnistan I-II (1909)
Winnetou IV (1910) bzw. Winnetous Erben

Jugenderzählungen

Im fernen Westen (1879)
Der Waldläufer (Bearbeitung 1879)
Der Sohn des Bärenjägers (1887) bzw. Unter Geiern (1. Teil)
Der Geist des Llano estakado (1888) bzw. Unter Geiern (2. Teil)
Kong-Kheou, das Ehrenwort (1888/89) bzw. Der blaurote Methusalem
Die Sklavenkarawane (1889/90)
Der Schatz im Silbersee (1890/91)
Das Vermächtnis des Inka (1891/92)
Der Oelprinz (1893/94) bzw. Der Ölprinz
Der schwarze Mustang (1896/97) bzw. Halbblut

Lieferungsromane

Der beiden Quitzows letzte Fahrten (1876/77)
Auf hoher See gefangen (1877/78) bzw. Auf der See gefangen
Szepter und Hammer (1879/80) bzw. Zepter und Hammer
Die Juweleninsel (1880-82)
Waldröschen (1882-84)
Die Liebe des Ulanen (1883-85)
Der verlorne Sohn (1884-86)
Deutsche Herzen - Deutsche Helden (1885-88)
Der Weg zum Glück (1886-88)

Gedichte

Himmelsgedanken (1900)

Drama

Babel und Bibel (1906)

Autobiografie

Mein Leben und Streben (1910)

Karl May trat auch als Komponist in Erscheinung. Er komponierte zwei weit bekannte romantische Chorlieder, "Ave Maria" und "Vergiss mich nicht". Vor allem das erstgenannte gehört zum Repertoire zahlreicher Gesangvereine im ganzen deutschsprachigen Raum.

Zu den prominentesten Lesern seiner Werke gehören Bertha von Suttner, Karl Liebknecht, Carl Zuckmayer, Adolf Hitler, Albert Einstein, Heinrich Mann sowie Hermann Hesse.

Seine Bücher sind so populär, dass es viele Fortsetzungen anderer Autoren gibt. Schon zu Lebzeiten wurde May parodiert oder unverhohlen kopiert. Jetzt erscheinen auch noch "neue Romane" mit seinen Helden. Bekannt wurden die Fortsetzungen von Franz Kandolf, dessen Roman "In Mekka" bei den Veröffentlichungen des Karl-May-Verlages sogar in das offizielle Werkverzeichnis Karl Mays eingegliedert wurde, Edmund Theil, Friederike Chudoba, Jörg Kastner und Reinhard Marheinecke.

Siehe auch:

Literatur

  • Gert Ueding (Hrsg.): Karl-May-Handbuch. 2. erw. u. bearb. Aufl. Königshausen & Neumann, Würzburg 2001. ISBN 3-8260-1813-3 (Grundlegendes Handbuch, sehr ausführlich)
  • Harald Eggebrecht (Hrsg.): Karl May der sächsische Phantast. Fischer, Frankfurt am Main 1987. ISBN 3-596-26873-7
  • Heinz Ludwig Arnold (Hrsg.): Karl May. München 1987. (text + kritik Sonderband) ISBN 3-88377-180-5
  • Hans Wollschläger: Karl May : Grundriß eines gebrochenen Lebens. Diogenes, Zürich 1965. 2. Aufl. 1976, 3. Aufl. Wallstein, Göttingen 2004. ISBN 3-89244-740-3 (Originelle Kurzbiographie)
  • Arno Schmidt: Sitara oder der Weg dorthin. Stahlberg, Karlsruhe 1963; Fischer, Frankfurt am Main 1998. ISBN 3-596-13797-7 (Sehr originelle und umstrittene Interpretation des Werks unter besonderer Berücksichtigung der unterbewussten homosexuellen Strömungen)
  • Christian Heermann: Winnetous Blutsbruder. Karl-May-Biografie. Karl-May-Verlag, Bamberg 2002. ISBN 3-7802-0161-5
  • Hartmut Kühne, Christoph F. Lorenz: Karl May und die Musik, Karl-May-Verlag, Bamberg. ISBN 3-7802-0154-2
  • Karl Mays Kompositionen, Verlag Motette/Ursina, Düsseldorf, Motette CD 50741, ISBN 3-937857-01-X