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Römisch-katholische Kirche

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Der Petersdom ist eine der wichtigsten Pilgerstätten der Römisch-Katholischen Kirche.

Die Römisch-Katholische Kirche (auch nur Katholische Kirche genannt) ist die zahlenmäßig größte Konfession innerhalb des Christentums und damit auch die zahlenmäßig größte Katholische Kirche, die einzige, die dieses Attribut im exklusiven Sinn verwendet. Sie umfasst die Lateinische Kirche und die unierten Ostkirchen.

Struktur

Geschichtliche Herleitung

Bischof, von griech. Episkopos ("Aufseher"), seit ca. 100 n.Chr. Vorsteher der christlichen Gemeinde in einer Stadt und den umliegenden Dörfern. Der Bereich eines Bischofs heißt Bistum oder Diözese (von griech. oikos = Haus, vgl. Ökonomie, Ökologie; Diözese heißt ungefähr "Verwaltungsbezirk"), die Stadt ist der Bischofssitz. (Als man in Deutschland Christ wurde, gab es keine Städte, daher wurden die Diözese ziemlich große ländliche Bezirke. Noch heute sind die Diözesen hier viel größer als z.B. in Italien, wo es schon in der Antike richtige Städte gab.)

In den ersten 3 Jahrhunderten bildeten sich die Kirchenprovinzen heraus. Eine Kirchenprovinz umfasst mehrere Diözesen, der Vorsteher heißt Metropolit. Im Deutschen nennt man ihn normalerweise Erzbischof und die Kirchenprovinz heißt auch Erzbistum. Der Sitz eines Erzbischofs ist die Metropole (= Mittel-polis, Großstadt, Hauptstadt). In der römisch-katholischen Kirche haben die Metropoliten an Bedeutung verloren. Es ist heute mehr ein formaler Vorrang.

Bis 451 wurden die fünf "wichtigsten" Metropoliten zu Patriarchen (Rom, Konstantinopel, Alexandria, Antiochia, Jerusalem). Der Streit zwischen Rom und Konstantinopel führte dazu, dass sich die westliche Kirche schließlich von der östlichen (orthodoxen) trennte. Heute gibt es etwas über 10 Patriarchate, wichtig ist vor allem Moskau. Im Westen gab es nur einen Patriarchen (Rom), der sehr viele Rechte auf Rom konzentrierte, während im Osten die Patriarchate sehr viel selbständiger blieben. Einige östliche Bistümer haben sich im Laufe der Geschichte mit Rom versöhnt (uniert), meist durch den Einfluss von katholischen Herrschern (Siebenbürgen, Ukraine u.a.). Es gibt heute an einigen Orten mehrere Bischöfe, z.B. einer mit Rom uniert, einer römisch-katholisch, einer orthodox. Die unierten Kirchen haben eine Tradition (Liturgie), die auf die griechische Kultur des antiken oströmischen Reiches zurückgeht, werden deshalb oft auch als griechisch-katholisch bezeichnet.

Hierarchie

Als unverzichtbares Strukturelement wird das Petrusamt angesehen, das gemäß römisch-katholischer Lehre von Petrus (Matthäus 16,18) auf alle seine Nachfolger im römischen Bischofsamt übergeht. Anders als westliche säkulare Staatsformen, bei denen demokratische Strukturen selbstverständlich geworden sind, ist die römisch-katholische Kirche darum hierarchisch strukturiert.

An der Spitze der römisch-katholischen Kirche steht der Papst. Er ist höchste Autorität in Fragen der Lehre und der Kirchenordnung (siehe Päpstliche Unfehlbarkeit).

Unter dem Papst kommen in hierarchischer Reihenfolge die Kardinäle, Erzbischöfe, Bischöfe. (Die Katholische Kirche ist regional organisiert in Kirchenprovinzen mit Bistümern. Die Bistümer eines Staates oder mehrerer Staaten sind in Bischofskonferenzen organisiert siehe Bistum). Die Bischöfe sind Leiter der Ortskirchen, ihre Mitarbeiter sind die Priester und für den nicht priesterlichen Dienst die Diakone. Die Gläubigen selbst sind lokal zu Pfarreien (regional auch Pfarren) zusammengeschlossen, denen ein Pfarrer vorsteht. Für die geweihten Ämter ist der Zölibat vorgeschrieben. Neben den Bistümern des lateinischen Ritus gibt es eine eigene Hierarchie für die mit Rom unierten Ostkirchen. Diese haben eigenen Ritus, Bischöfe, und eine andere Form des Zölibates (siehe dort)

Daneben gibt es zahlreiche Gemeinschaftsformen, von losen Bewegungen über Säkularinstitute bis hin zu einer großen Zahl von Ordensgemeinschaften. In Deutschland sind viele katholische Jugendverbände im Bund der deutschen katholischen Jugend (BDKJ) organisiert. Die Zahl vom BDKJ unabhängiger Jugendbewegungen, die vor allem in neuen geistlichen Gemeinschaften beheimatet sind, wächst. Zur katholischen Kirche gehören einige regionale und überregionale Hilfswerke, die sich der Linderung von Armutsfolgen widmen. Im deutschen Raum bekannt ist z.B. die Caritas. Die katholische Kirche gilt mit rund 100.000 Beschäftigten in Deutschland als der größte Arbeitgeber. Eine deutsche Eigenheit ist die Tatsache, dass der Staat für die Kirche die Kirchensteuer erhebt, mit der die Kirche u.a. ihre sozialen Einrichtungen erhält.

Alle Stände und Gemeinschaften der Kirche bilden gemeinsam das Gottesvolk. Jeder Katholik hat durch Taufe und Firmung Anteil an der Sendung der Kirche in die Welt (Laienapostolat, vgl. Zweites Vatikanisches Konzil).

Wie die Kirche selbst, so hat auch der Gottesdienst eine bestimmte Struktur, so dass es dem römisch-katholischen Christen möglich ist, an jedem Gottesdienst auch im Ausland teilzunehmen. Auch das römisch-katholische Kirchenjahr bietet immer wiederkehrende Feste und Gedenktage.

In der Bundesrepublik Deutschland zählte die Katholische Kirche 2003 26,16 Millionen Mitglieder, das sind 300.000 weniger als im Vorjahr und 31,7 Prozent der Gesamtbevölkerung. Knapp 4 Millionen besuchen sonntags die Eucharistiefeier. Die Zahl der Kirchenaustritte liegt konstant bei über 100.000 jährlich.

Glaubensinhalte

  • Dreifaltigkeit: Jesus als Sohn Gottes ist eines Wesens mit Gott selbst (s. Menschwerdung Gottes); Gott ist Vater (Jesu und der Menschen), Sohn (Gottes) und Heiliger Geist. Durch sein geschichtliches Leben und Wirken, seinen Tod am Kreuz und seine Auferstehung hat der Sohn Gottes die Sünde der Welt auf sich genommen und den Weg zu Gott für alle Menschen geöffnet.
  • Gottes Wirken in der Welt: Gott ist nicht nur der Schöpfer, sondern greift aus Liebe zu jedem einzelnen Menschen aktiv in die Welt ein; sein Handeln ist jedoch nach menschlichen Maßstäben nicht komplett begreifbar (siehe Theodizee-Frage).
  • Die römisch-katholische Kirche sieht sich in der Nachfolge der Apostel, deren Glaubensbekenntnis sie in der Kraft des Heiligen Geistes durch die Zeiten bewahrt, vertieft und angesichts neuer Fragestellungen klärt. Diese Tradition der Kirche bildet,obwohl sie der Heiligen Schrift an vielen Stellen widerspricht, ihre Lehrgrundlage. Das Apostelamt wurde laut katholischer Lehrauffassung nahtlos durch Weihe mit Handauflegung von den Aposteln bis zu den heutigen katholischen Geistlichen weitergegeben (apostolische Sukzession).
  • Sakramente: Gott schenkt nach katholischer Lehre den Menschen das Heil durch die Sakramente. Die römisch-katholische Kirche kennt sieben Sakramente: Taufe, Firmung, Eucharistie, Buße und Versöhnung (Beichte), Krankensalbung, das Sakrament der Weihe, und Ehe. In den Sakramenten, vor allem in der Eucharistie, kommt die Kirche selbst als universales Heilssakrament zur Erscheinung.
  • Endgericht und Leben nach dem Tod (Eschatologie): Die römisch-katholische Kirche erwartet das Wiederkommen Christi in Herrlichkeit und das Gericht über alle Menschen. Maßstab des Gerichts wird der Glaube und die (nach dem Maß der Gaben) verwirklichte Liebe sein. Die Erlösten empfangen paradiesisches, ewiges Leben in Gottesnähe ("Schau" Gottes von Angesicht zu Angesicht, himmlisches Hochzeitsmahl). Für jeden Menschen gibt es auch die Möglichkeit endgültiger Verlorenheit bei der Abkehr von Gott ("Hölle"). Die Hoffnung des Christusglaubens lässt sich jedoch nicht begrenzen.
  • Marien- und Heiligenverehrung: Menschen, die ein christuszentriertes Leben geführt haben, können anderen Glaubenden als Vorbilder dienen. Gott ist besonders in Beziehungen zwischen Menschen erfahrbar, und da solche Beziehungen nach dem Tod nicht abbrechen müssen, kann die Beschäftigung mit solchen Vorbildern (Heiligen) sehr hilfreich sein. Die Heiligen gelten auch als Fürsprecher bei Gott, denn man geht davon aus, dass sie sich bereits in der Gemeinschaft mit Gott befinden. Die universale Heilsmittlerschaft Christi, auf den alle Heiligen verweisen, wird dadurch nicht in Frage gestellt, sondern unterstrichen. Der Prozess der Heiligsprechung ist sehr umfangreich und kann mehrere Jahrzehnte andauern. Dies gilt auch für die Anerkennung von Jesus-, Marien- und Heiligenerscheinungen, auf die sich die Wallfahrtsorte gründen.
  • In der römisch-katholischen Kirche sind Bitten für die Verstorbenen üblich. Verstorbenen, die sich noch im Läuterungszustand des Purgatoriums befinden, soll hiermit gedacht werden.

Morallehre

Die Morallehre der römisch-katholischen Kirche ist seit den Anfängen dadurch geprägt, an den Idealen der Bergpredigt festzuhalten und zugleich den Bedingungen der irdischen Realität Rechnung zu tragen. In früheren Jahrhunderten war regelmäßig der Vorwurf zu großer Laxheit Grund für Kritik und Abspaltungen (Montanismus, Novatianismus, Donatismus, Katharer, Waldenser). Heute entzündet sich die Kirchenkritik meist an vermeintlich zu hohen Idealen, gepaart mit dem Vorwurf der Heuchelei und Doppelmoral, vor allem im Bereich der Sexualität.

Der Bergpredigt folgend sind die zentralen katholischen Wertsetzungen Liebe, Wahrheit, Gewaltlosigkeit, Besitzverzicht, Treue, Keuschheit. Die Umsetzung in kirchliches und, wo möglich, staatliches Recht geschieht in immer neuen Anläufen und unter innerkirchlichen und gesellschaftlichen Konflikten.

Lange waren Themen wie Eid, Wehrpflicht oder Kapitalismus umstritten. Hier ist die römisch-katholische Morallehre traditionell eher kompromissbereit. Seit etwa 1968 steht mit der Enzyklika Humanae vitae zeitgleich mit den soziokulturellen Umwälzungen fast ausschließlich die Ehe- und Sexualmoral im Mittelpunkt der Beachtung und Auseinandersetzung. Das kirchliche Lehramt hat sich immer wieder eindeutig im Sinn der Zusammengehörigkeit von Sexualität, lebenslanger Treue und Fortpflanzung und damit gegen Ehescheidung, "künstliche" Empfängnisverhütung und die Gleichwertigkeit der Homosexualität ausgesprochen. Ebenso kompromisslos wird der Lebensschutz vertreten und Abtreibung, Euthanasie, Klonen, Todesstrafe, Eugenik und Angriffskrieg abgelehnt.

Viele Positionen sind aber auch innerkirchlich seit langem umstritten. Die römisch-katholische Moraltheologie geht davon aus, dass die Werte des Evangeliums dem Naturrecht nicht widersprächen, sondern sein letzter und höchster Ausdruck seien. Diesen naturrechtlichen Ansatz und die kirchliche Lesart der im Neuen Testament grundgelegten Moral zu vermitteln gelingt der Kirche jedoch immer weniger. Auch Kirchgänger leben - oft im stillen Einverständnis mit ihren Seelsorgern vor Ort - in einem sogenannten vertikalen Schisma: Die immer wieder von Rom eingeschärften Weisungen werden in der Praxis entweder ignoriert oder mit innerer Emigration beantwortet.

Pädophilie-Skandale von Priestern sorgten zuletzt vor allem in den USA und Österreich zu einer hohen Zahl von Kirchenaustritten und den USA zu imens hohen Schadenersatzzahlungen.

Siehe auch: Evangelische Räte, Homosexualität im Neuen Testament

Ökumene

Die Verständigung und der Austausch mit anderen christlichen Glaubensgemeinschaften wird gesucht und gepflegt, insbesondere mit der Evangelischen Kirche und den Östlich-Orthodoxen Kirchen sowie der Anglikanischen Kirche. Mit diesen Kirchen finden Absprachen und Kooperationen im Rahmen der christlichen Ökumene statt. Auch setzt man auf die friedliche Auseinandersetzung mit anderen Religionen, wie weltweite religiöse Treffen zeigen, die auf Initiativen des Vatikan zurückgehen.

Die römisch-katholische Kirche ist jedoch aufgrund ihres Kirchenverständnisses nicht Mitglied im Ökumenischen Rat der Kirchen. Aufgrund ihres Kirchen-, Eucharistie- und Amtsverständnisses ist die römisch-katholische Kirche gegen Interzelebration. Nach dem Ökumenischen Kirchentag 2003 gab es Sanktionen von Seiten der römisch-katholischen Kirche gegen einen Priester, der an einem ökumenischen Abendmahl teilgenommen hatte, das jedoch nicht Teil des offiziellen Kirchentags war. Dies erklärt sich aus dem katholischen Verständnis der Heiligen Eucharistie (auch Heilige Kommunion genannt). Nach Ansicht der römisch-katholischen Kirche ist im priesterlich verwandelten (konsekrierten) Wein und Brot Jesus Christus real präsent (Realpräsenz). Diese Auffassung vertreten auch die übrigen katholischen Kirchen sowie die Lutheraner. Allerdings unterscheidet sich die Auffassung der Lutheraner insofern, als diese annehmen, die Realpräsenz sei nur für die Dauer des Abendmahls vorhanden. Alle anderen evangelischen Kirchen lehnen die Realpräsenz ab und sehen im Abendmahl einen symbolischen Erinnerungsakt. Aus diesem Grunde verpflichtet die römisch-katholische Kirche ihre Mitglieder dazu, nur an den Eucharistiefeiern der eigenen Kirche teilzunehmen und verbietet die Teilnahme von Nicht-Katholiken. Nur in genau beschriebenen Notfällen darf ein Priester das Sakrament Mitgliedern anderer Denominationen spenden (Lebensgefahr). Teile der Mitglieder der römisch-katholischen Kirche lehnen diese strenge Auffassung ab. 2004 hat Papst Johannes Paul II. in der Enzyklika Ecclesia de Eucharistia jedoch noch einmal die Bedeutung des Sakraments unterstrichen und dazu aufgerufen, jedem Mißbrauch vorzubeugen.

Die Römisch Katholische Kirche und ihre jeweilige Landesentwicklung

Bedeutende Persönlichkeiten

Siehe auch

Zur Moral: