Exilliteratur
Exilliteratur, auch Emigrantenliteratur ist die Literatur von Schriftstellern, deren Person oder Werk im Heimatland bedroht ist und die das Exil aufsuchen. Meist geben politische oder religiöse Gründe den Ausschlag für diesen Schritt.
Geschichte der Exilliteratur
Bereits in der Antike waren Schriftsteller der Zensur und der Verfolgung durch die Staatsmacht ausgesetzt, so dass sie ihre Werke im Exil verfassten, so Hipponax oder Ovid, im Mittelalter ist u.a. Dante Alighieri zu nennen.
Exilliteratur als generelles Phänomen entstand mit den Religionskriegen des 16. Jahrhunderts, als zahlreiche protestantische Dichter ihre katholischen Heimatländer verlassen mussten. Bis zum 17. und 18. Jahrhundert war Exilliteratur weitgehend religiöse Literatur; Ende des 18. Jahrhunderts gewann die politische Exilliteratur an Bedeutung.
Im 19. Jahrhundert sind es die deutschen Exilschriftsteller Heinrich Heine, Ludwig Börne, Ferdinand Freiligrath oder Georg Büchner die in Paris bzw. London publizieren. Polnische Exilliteraten in Paris sind etwa Mickiewicz, Juliusz Słowacki, Krasinski u.a. Aus Russland ist Iwan Sergejewitsch Turgenjew zu nennen.
Im 20. Jahrhundert wächst die Exilliteratur zu einem weltweiten Phänomen. Europa, Lateinamerika, Asien und Afrika bilden Ausgangspunkte zahlreicher exilierter Autoren.
Beispiele:
- In Russland wirken bis 1917 Autoren im Exil, die gegen die zaristische Herrschaft opponierten (Lenin, Maxim Gorki); nach der Oktoberrevolution müssen ihre Gegner das Land verlassen um zu schreiben, kehren teilweise später wieder zurück (Schklowskij, Andrei Bely, Alexei Tolstoi). I.A. Bunin (1933), Alexander Solschenizyn (1970) und Joseph Brodsky (1987) wurde der Nobelpreis verliehen. Nach 1945 gehen Schriftsteller wie A. Amalrik (1976) oder Solschenizyn (Ausweisung 1974) ins Exil.
- Die deutsche Exilliteratur entstand 1933-1945 als Literatur der Gegner des Nationalsozialismus. Dabei spielten die Bücherverbrennungen am 10. Mai 1933 und der deutsche Überfall auf die Nachbarstaaten 1938/39 eine ausschlaggebende Rolle. Emigrantenzentren entstanden in Paris, Amsterdam, Stockholm, Zürich, Prag, Moskau, New York oder Mexiko, wo unter zumeist schwierigen Bedingungen Verlage gegründet wurden.
- Deutsche Exilautoren
- Dazu zählten Bertolt Brecht, Hermann Broch, Alfred Döblin, Ernst Bloch, Lion Feuchtwanger, Bruno Frank, Oskar Maria Graf, Hermann Kesten, Annette Kolb, Emil Ludwig, Heinrich Mann, Klaus Mann, Thomas Mann, Erich Maria Remarque, Anna Seghers, Franz Werfel, Arnold Zweig, Balder Olden und Rudolf Olden.
Ernst Toller, Walter Hasenclever, Walter Benjamin, Stefan Zweig, Kurt Tucholsky begingen Selbstmord im Exil.
- In Deutschland verblieben andererseits Schriftsteller, die sich in die innere Emigration zurückzogen, wie Stefan Andres, Reinhold Schneider, Werner Bergengruen, Erich Kästner, Ernst Kreuder, Gertrud von Le Fort oder Ehm Welk
- Die Werke in die BRD übergesiedelter Autoren (z.B. Günter Kunert, Sarah Kirsch, Jürgen Fuchs) aus der DDR als Exilliteratur zu bezeichnen, ist umstritten. Diese Schriftsteller hatten im Westen oftmals weder Publikations- noch Sprachprobleme, wechselten mithin scheinbar vom kalten ins warme Wasser. Wolf Biermann fasste seine Seelenlage als exilierter DDR-Schriftsteller in die drastischen Worte: Vom Regen in die Jauche.
- Die jüdische Exilliteratur spielt eine wesentliche Rolle in jiddischsprachigen Zentren der USA. Als bekanntester Vertreter gilt Isaac Bashevis Singer (Nobelpreis 1978).
- Exilliteraten die aus dem Ausland nach Deutschland emigrierten
- Ungarn
Literatur
- jour fixe initiative berlin (Hg.): Fluchtlinien des Exils, ISBN 3-89771-431-0
- Birgit Schmidt: Wenn die Partei das Volk entdeckt. Anna Seghers, Bodo Uhse, Ludwig Renn u.a. Ein kritischer Beitrag zur Volksfrontideologie und ihrer Literatur. ISBN: 3-89771-412-4 (Schwerpunkt Literaten im Exil)