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Wittek (Comiczeichner)

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Wittek, eigentlich Thomas Wittke (* 17. November 1964 in Dinslaken), ist ein deutscher Comiczeichner.

Leben und Arbeit

Wittek wuchs in Dinslaken am Niederrhein mit seinen beiden Brüdern auf. Erste zeichnerische Einflüsse kamen durch den Vater Lutz-Peter Wittke zustande, der als technischer Zeichner bei Pintsch Bamag arbeitete und in der Freizeit Cartoons im frankobelgischen Stil der 1960er Jahre erstellte. Im Unterricht der Volksparkschule Dinslaken zeichnete Wittek u.a. seine persönlichen Comicadaptionen sonntäglicher Science-Fiction-Fernsehserien, wie Raumschiff Enterprise und Mondbasis Alpha 1.

Von 1978 bis 1979 machten er und sein Bruder Peter jeden Monat ein Comicheft mit One Pagern, die inhaltlich Funnies, Abenteuer- und Superheldengeschichten glichen. 1984 erhielt er eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme zum Betriebsschlosser bei Babcock in Sterkrade. Ende der 1980er absolvierte Wittek eine Ausbildung zum Druckvorlagenhersteller in der Fachrichtung Reprovorbereitung bei Hans Piotrowiak in der „Creativ Werbung Piotrowiak“ in Essen, einer der letzten Werbeagenturen ohne Computer. In der Werbung entstand schließlich das Pseudonym Wittek (die letzten beiden Buchstaben im Nachnamen wurden umgedreht). Zeichnungen und Comics signierte Wittek bis dato mit den Initialkürzeln T.W. bzw. TEWE. 1991 erfolgte ein Umzug von Dinslaken nach Hamburg, wo Wittek freiberufliches Arbeiten als Illustrator ausführte.

An der Fachhochschule für Gestaltung studierte er Anfang der 1990er Jahre Illustration bei Erhard Göttlicher, Zeichnen bei Anke Feuchtenberger und Klaus Ensikat, Trickfilm bei Stefan Schabenbeck, Buchkunst bei Jürgen Seuss und Geräuschmusik bei Asmus Tietchens. Ebendort zeichnete er für das von Rainer Penk gegründete, studentische Comicmagazin "Unangenehm" zahlreiche Beiträge, für "Non Suavis Genese" in der letzten Ausgabe wurde er mit dem ICOM - Preis für den besten realistischen Beitrag ausgezeichnet. Für die zweite Ausgabe, Thema: Rock´n Roll, steuerte er eine Hommage zu Frank Zappas Album "Joe´s Garage" bei.

Von Juni 1995 bis Juni 1996 entstand, auch in der Fachhochschule für Gestaltung, das einjährige Comicprojekt „Ersatzflüssigkeit“ nach dem Prinzip der „stillen Post“: Ein Zeichner begann auf einer Din-A4-Seite eine Comicgeschichte mit einem Panel, anschließend wurde diese an den nächsten Zeichner weitergegeben, bis die Seite abgeschlossen war. Hunderte improvisierte Jam-Comic-Seiten wurden auf diese Weise gezeichnet und im „Café Ohm“, in einer Ausstellung im Juli 1996 präsentiert. Auszüge erschienen später in der Form eines fotokopierten Comichefts (150 Exemplarestarke Auflage) in Witteks Eigenverlag „Edition Rostfrass“.

1996, während des Studiums, hatte Wittek einen Lehrauftrag an der Volkshochschule der Stadt Pinneberg für ein Semester mit dem Kurs „Comiczeichnen für Anfänger und Fortgeschrittene“. Ende des Jahres organisierte Ina Duggen mit ihm die Ausstellung „Karikatur & Co.“ über die Entwicklung der Bildergeschichte zu den Comics von Grandville bis Crumb im Pinneberger Stadtmuseum. Mit den „Unangenehm“-Zeichnern Teer, Calle Claus, Björn Kuhnke und Loppe brachte er bis Mai 1999 zwei Ausgaben des Independent-Comic-Magazins „Das Gefühl“ heraus (in der zweiten Ausgabe mit Gastzeichnerin Anke Feuchtenberger), bevor er am 1. April 1999 im Zwerchfell Verlag die erste Ausgabe seiner eigene Heftserie „Bizarr Bazar“ veröffentlichte.

Die erste Ausgabe des „Bizarr Bazar“ mit dem Titel „Der manierierte Autobiograph“ war eine Sammlung von Kurzgeschichten, die zwischen September 1994 und November 1998, von einer Rahmenhandlung umgeben, entstanden sind. Die Geschichten erzählten autobiographisch Erlebnisse des Zeichners nach, zu den Themen Krankheit (Zahnbehandlung), Drogen (Alkohol-/Tabakgenuss), Kindheit und die Liebe zu den Comics. Das Heft sollte gleichzeitig als Hommage an den amerikanischen Undergroundcomic der 1960er Jahre verstanden werden. Bemerkenswert waren darin vor allem die extrem aufwendig gemachten, handpunktierten, sehr detaillierten Zeichnungen, die an klassische Strichumsetzungen und Radierungen erinnerten.

Die zweite und dritte Ausgabe des „Bizarr Bazar“, eine Miniserie mit den Titeln „Inferno Karneval“ und „Operation Dedorf“ enttäuschte die Leser nach den großen Erwartungen, die das erste Heft hinterlassen hatte. In dem Zweiteiler erzählt Wittek den Düsseldorfer Karneval nach, den er mit seinen Freunden Frank und Rainer am 29. Mai 1990 erlebte, mit einem katastrophalen Ausklang. Es folgte die dreiteilige Miniserie „Histerie Kollektion“ in den Ausgaben drei bis sechs, eine Sammlung von Wittek´schen Comics, die zum Teil unveröffentlicht oder bereits in diversen Fanzines in kleiner Auflage erschienen waren.

Von 1997 an gab Wittek in seinem Eigenverlag „Edition Rostfrass“ die schrägen, in winzigen Auflagen von 30 bis 150 Exemplaren fotokopierten Comic-Heft-Serien „Comiczeichner sind...“, „Heutelein“, „Schmocka“, „Hunde“, „Chwouhl“ und „Boiler“ heraus, die z.T. noch kontinuierlich fortgesetzt werden. An diesen Projekten haben diverse Zeichner aus Witteks Freundeskreis mitgearbeitet, u.a. Rainer Baldermann, Till Lenecke, Olli Ferreira, René Roggmann, Calle Claus, Christian 3 Rooosen und Haina Fischer.

Die Boiler-Comics entstanden ab 1997 mit dem Freund und Comiczeichnerkollegen Loppe (eigentlich Olaf Zelewski), der damals in Hamburg-Harburg lebte. Das Konzept der Comics war schlicht, die Handlung war konventionell: Comicerzählung, manchmal mit leichtem Hang zum Science-Fiction-Trash, manchmal ganz im Gegenteil autobiographisch angehaucht. Die Optik der Comics, die Figuren und die Welt in der sie lebten, bestand nur aus Maschinen, Werkzeugen, Schrott und Metall. In der Kulturwerkstatt Harburg fand am 12. Dezember 1997 die Vernissage zur einmonatigen, großen Boiler-Ausstellung statt. In Zukunft soll das Projekt nach zahlreichen, diversen Publikationen in kleinen Auflagen weitergeführt werden.

In den Ully-Arndt-Studios arbeitete Wittek von 1998 an als Werbeillustrator, Trickfilmreinzeichner und Assistent von Michael Verhülsdonk und lernte den Umgang mit diversen Computerprogrammen. Ebendort machte er von 2000 bis 2001 als Ghostzeichner von Ully Arndt wöchentlich die Comicserie Mecki für die Fernseh-Illustrierte Hörzu, gleichzeitig zeichnete er für die Bravo die Serien „Livebrain“ und „Spry“, nach Texten von Olli Ferreira.

Vom Frühjahr 2000 bis Anfang 2006 war Wittek in Nachfolge von Ulf Harten 1. Vorsitzender der „Initiative Comic Kunst e.V.“ (kurz INC.) und organisierte das in Hamburg jährlich stattfindende Comic-Independent-Festival Heftich.

Wittek signiert auf Heftich

Zu Heftich 7 am 4. Dezember 2005 brachte er als Trotzreaktion zur expandierenden Mangawelle mit Ans de Bruin, Sven Taucke, Till Felix, Maikel Das, Gunnar Saecker, Calle Claus, Kenichi Kusano, Simone Kesterton, Dice und Till Lassmann das Doublefeatureheft (2 mal 64 Seiten mit kunstvoller Banderole) „Tokyo Punk“ heraus, eindeutig ein Seitenhieb auf den Hamburger Verlag Tokyo Pop. Das Heft beinhaltet Mangas von deutschen Untergrundzeichnern.

Vom 7. September bis 9. November 2002 präsentierte er seine erste große Einzelausstellung in der Comicgalerie Grober Unfug in Berlin-Kreuzberg.

Im „Mindener Tageblatt“ erschien vom 6. Dezember 2003 bis zum 9. Februar 2004 in 44 Episoden Witteks Comicstrip-Umsetzung von Goethes „Faust Teil 1“ als Stripserie.

Von 2003 bis 2008 war er Herausgeber der im Verlag Schwarzer Turm publizierten Comic-Anthologie-Reihe „Panik Elektro“. Jede Ausgabe widmete sich einem speziellen Thema, das pro jährlicher Ausgabe von Zeichnern der deutschen Comicszene mit Gastbeiträgen von internationalen Stars auf knapp 300 Seiten ausgearbeitet wurde. Der Reihenfolge nach erschienen so Ausgaben zu den Themen „Autobiographischer Horror“, „Superhelden und Science Fiction“, „Lovestories“, „Mein größter Fehler“, „Disco“ und „Donnerstag, der 10. Januar 2008“. „Panik Elektro“ hat sich innerhalb kürzester Zeit von einem anfangs belächelten, finanziell wenig lukrativen Projekt zum umfassendsten und wichtigsten Forum der zeitgenössischen, deutschsprachigen Independent-Szene entwickelt.

Mit dem ehemaligen Kanzlerkandidaten der APPD, Karl Nagel, drehte Wittek 2005 deren nach der ersten Ausstrahlung zensierten Wahlkampfspot, der mittlerweile auch auf DVD erhältlich ist und gründete mit ihm Anfang 2004 das Comicstudio Alligator Farm in Hamburg-Bahrenfeld. Er fungierte dort als Mentor und Zeichenlehrer, arbeitete aber selbst an Projekten mit. Mit Studenten, Arbeitslosen, Comicfans und Karl Nagel schuf er als Perry die Fortsetzung einer Comicumsetzung der Science-Fiction-Romanheftserie „Perry Rhodan“ aus den 1970er Jahren. Für das Hamburger Horrorcomicmagazin „Elbschock“, in dem aus den norddeutschen Medien bekannte Geschehnisse z.B. der S-Bahnschubser von St. Pauli und der Kannibale von Rotenburg) frei in Comicform interpretiert wurden, zeichnete er die „Hunger“-Geschichte. Außerdem stand er für beide Projekte den angehenden Comiczeichnern beratend zur Seite.

Ebenso war er an „Alphatier“ beteiligt, dem ersten Comic mit einem Superhelden in Hamburg. Zu den aktivsten Mitarbeitern der Alligator Farm zählten Till Felix, Simone Kesterton, Vincent Burmeister, Philip Cassirer, Arne Peters, Kai Hirdt (Texter), Sarah Buhk, Anik Lazar, Inge Förtsch, Mischa Bernauer, Jesper Jürgens, Philine Briel und Nique Oelkers.

Vor dem Comicfest München 2005 entfernte Wittek den Zopf, den er seit ca. 1993 trug.

2006 fing die Serie „Dr. Hirnhardts kleines Genlabor“ auf Spiegel Online an, eine Koproduktion mit dem Graphiker und Texter Sven Taucke. Gleichzeitig mit „Dr. Hirnhardt kleinem Genlabor“ ging Witteks Website „wittek0815comix“ ins Netz.

Im Juni 2006 erregte Witteks „Perry-Rhodan“-Parodie „Chwouhl 3 - Perry Hoden“ auf dem 12. Internationalen Comic-Salon in Erlangen Aufmerksamkeit durch die vehemente Benutzung des Geräuschworts „Kochonsel“ im Comic selbst und auch als Graffiti auf Wänden, Möbeln und menschlichen Körpern. „Perry Hoden“ ist ein mit Till Felix produziertes Nebenerzeugnis der anderthalbjährigen Zusammenarbeit mit den Crocos der Alligator Farm.

Als Kolorist arbeitete er für Isabel Kreitz und Andreas Knigge an dem Buch "ENERGIE!" für Hoffmann und Campe. Witteks Name wird im Impressum nicht erwähnt.

Witteks Comics, die inhaltlich eigentlich immer wegen der Vielfalt der zeichnerischen Stile bizarr und provozierend wirken, aber schwer zu katalogisieren sind, brachten ihm die Bezeichnung Frank Zappa des Comics (Stefan Pannor, Spiegel Online) ein.

Privat

Seinen Lebensunterhalt verdient Wittek derzeit als Grafikdesigner, Herausgeber, Verleger, Zeichenlehrer, Illustrator, Reinzeichner (für Werbezeichentrickfilme), Comiczeichner und Briefträger.

Er lebt mit seiner Freundin Christine Lanz und Tochter Enora Sophie Marianne Lanz (geboren am 19. Januar 2003) in Hamburg-Eimsbüttel.

Ehrungen

1998 erhielt Wittek den ICOM Independent Comic Preis in der Rubrik Bester realistischer Beitrag des Jahres für „Non Suavis Genese“ in Unangenehm 5. Lobende Erwähnungen vom Verband ICOM für Bizarr Bazar 1 und 4, Panik Elektro 1. Auf dem Comicfest München 2005 erhielt er schließlich den ICOM Independent Comic Preis in der Rubrik Bester Funny Beitrag des Jahres für Panik Elektro 2.

Witteks Homepage