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Schlacht bei Poltawa

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In der Schlacht bei Poltawa im Zuge des Dritten Nordischen Krieges kämpften am 27. Juni 8. Juli 1709 45.000 Russen unter Zar Peter dem Großen gegen 29.000 Schweden. Die Schlacht endete mit einer vollkommenen Niederlage der schwedischen Armee. Ihr König Karl XII. musste in das Osmanische Reich fliehen. Diese Schlacht bedeutete den Wendepunkt im langwierigen Nordischen Krieg und trug entscheidend zum endgültigen Sieg Russlands im Kampf für die Unabhängigkeit und Festigung seines internationalen Ansehens bei. Schweden verlor seine herrschende Stellung als kriegerische Macht in Europa.

Schlacht bei Poltawa 1709

Vorgeschichte

Anfang des 17. Jh. eroberte das feudale Schweden die russischen Gebiete entlang des Finnischen Meerbusens. Fast ein Jahrhundert lang hatte Russland keinen Zugang zur Ostsee und war auf diese Weise von den am nächsten gelegenen Märkten abgeschnitten. Durch die verheerenden Überfälle der Türken und Krimtataren entstand eine nicht minder schwierige Lage auch an der Südgrenze. Peter der Große schloss einen Friedenvertrag mit der Türkei und erklärte im Bunde mit einigen skandinavischen Staaten Schweden am 19. August 1700 den Krieg. In der ersten Schlacht bei Narva erlitten die russischen Truppen eine Niederlage. Doch nachdem Peter der Große auf die Dienste ausländischer Söldner verzichtete, die Armee umgerüstet und ihr die modernsten Methoden der Kriegsführung beigebracht hatte, begann er Sieg um Sieg zu erringen. Die Schweden sahen keinen anderen Ausweg, als von Polen Besitz zu ergreifen. 1707 gelang es Karl XII. die Truppen August II. zu zerschlagen und ihn zu zwingen, sich von der polnischen Krone loszusagen. König von Polen wurde Stanislav Leschinski. Karl XII. schloss mit ihm ein Abkommen und begann, den Angriff auf Russland vorzubereiten. Er erklärte offen die Absicht, Peter den Großen zu stürzen und Russland zu liquidieren. Pskow, Nowgorod und die nördlichen Gebiete sollte an Schweden fallen, die Ukraine und Smolensk an Polen und das restliche Gebiet in kleine Grafschaften aufgeteilt werden.

Im Januar 1708 fiel die 50.000 Mann starke schwedische Armee unter dem Befehl, Karls XII. auf das Territorium Weißrusslands, das damals Polen gehörte, ein und näherte sich schnell der russischen Grenze. Den Eroberern gelang es allerdings nicht, mit diesem Überraschungsangriff Russland ein Ende zu bereiten. Von Anfang an trafen die Truppen Karl XII. auf große Schwierigkeiten: Die Bevölkerung versteckte sich vor den Eroberern im Wald, versteckte die Lebensmittel, trieb das Vieh weg, bildete Partisanengruppen. Nach einem exakt ausgearbeiteten Plan wandten die Truppen Peter des Großen und die Partisanen die Taktik der aktiven Verteidigung an, die darin bestand, den Gegner allmählich zu zermürben und seine einzelnen Truppenteile zu vernichten. Karl XII. war gezwungen Richtung Ukraine zu ziehen, um den Schlag auf Moskau von Süden her zu führen. Die russische Armee bewegte sich parallel zu den Schweden und versperrte dem Gegner die Wege zum Angriff. Während sich die Eroberer erfolglos in Richtung Moskau durchschlugen, befestigte Peter der Große Poltawa, das ein wichtiges strategisches Zentrum in Russlands Süden war. Das Überwintern in der Ukraine untergrub die Kampffähigkeit der gegnerischen Armee. Wiederholte Offensiven der russischen Abteilungen und Partisanen, Mangel an Lebensmitteln, Futter und Uniformen – all das zwang die Schweden, eine andere Kampfweise anzuwenden.


Angriff auf Poltawa

Anfang April 1709 belagerte Karl XII. die Stadt Poltawa. Die zahlenmäßig kleine Garnison der Festung mit 4.200 Soldaten unter dem Befehl des Obersten A. Kelin, die ukrainischen Kosaken und die bewaffnete Bevölkerung (2.600 Mann) der Stadt schlugen im Laufe von 87 Tagen die wütenden Angriffe der Schweden zurück, bis die russischen Hauptkräfte Ende Mai auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses Worskla ankamen. Das russische Kommando zweifelte nicht an der Gefechtsbereitschaft seiner Truppen und fasste auf dem Kriegsrat am 16. Juni 1709 den Beschluss, die Generalschlacht zu liefern. Am gleichen Tag forcierten die führenden russischen Gruppen den Fluss nördlich der Stadt Poltawa, in der Nähe des Dorfes Petrowka und sicherten damit die Überfahrt der Hauptgruppe ihrer Armee.

Am 19. Juni absolvierten die Hauptkräfte der russischen Truppen einen Marsch zur Überführung und überquerten am nächsten Tag die Worskla. Peter der Große lagerte in der Nähe des Dorfes Semjonowka. Am 25. Juni verlagerte sich die Armee nach Süden und nahm eine Position 5 km vor Poltawa ein. Vor Beginn der Schlacht zählte die russische Armee 42.000 Soldaten und 72 Artilleriegeschütze. Ihnen gegenüber standen 35.000 schwedische Soldaten und 32 Geschütze. Allerdings war die Munition der schwedischen Artillerie durch die Belagerung Poltawas fast vollständig verbraucht.

Am 26. Juni begannen die Russen, die Frontlinie zu befestigen. Sie errichteten zehn Schanzen, in denen zwei Bataillone untergebracht waren. Hinter dieser Linie befanden sich 17 Kavallerieregimenter unter der Leitung von A. D. Menschikow. Als man auf schwedischer Seite erfuhr, dass die Russen zum 29. Juni neue Verstärkung erwarteten, beschloss Karl XII., die Russen anzugreifen. Doch wurde er am 17. Juni bei einer Aufklärung verwundet. So übergab der König das Kommando an Feldmarschall K. G. Renschild, dem 20.000.Soldaten zur Verfügung gestellt wurden. Etwa 10.000 Mann, darunter auch die ukrainischen Kasaken Masepas, blieben im Lager bei Poltawa.


Verlauf der Schlacht

In der Nacht zum 27. Juni griff die schwedische Armee mit vier Kolonnen und mit sechs Reiterkolonnen das befestigte Lager der Russen in der Nähe des Dorfes Jakowzy an. Nach zweistündigem Kampf gelang es den Schweden lediglich, zwei Unterstände einzunehmen. Renschild nahm eine Umformierung der schwedischen Truppen vor; gleichzeitig versuchte er die russischen Befestigungen zu umgehen. Dabei blieben die sechs Schwadronen der schwedischen Generäle Schliepenbach und Rosse hinter den Hauptkräften zurück. Diese verbargen sich im Wald nördlich von Poltawa, wo sie von der Kavallerie Menschikows zerschlagen wurden. Als die Schweden die Linie der geschlossenen, russichen Schanzen durchbrachen, gerieten sie in starkes Artillerie- und Gewehrfeuer. Dabei verloren sie ein Viertel der Infanterie, ein Sechstel der Kavallerie und waren gezwungen, gegen das gezielte Artilleriefeuer im Wald von Maly-Budyschansk Deckung zu suchen.

Gegen sechs Uhr morgens führte Peter der Große seine Armee aus dem Lager und ließ sie in zwei Linien antreten. Im Zentrum davon platzierte er die Infanterie, auf der rechten Flanke die Kavallerie Meschikows und auf der linken Seite General R. H. Bours. Im Lager verblieb eine Reserve von neun Infanteriebataillonen. Renschild ließ die Schweden gegenüber den Russen antreten. Um 9 Uhr morgens gab Karl XII. das Signal zur erneuten Offensive. Er griff die linke Flanke der russischen Armee an. Hier hatte sich das erfahrene Nowgoroder Regiment als Rekruten verkleideter. Zwar gelang es den Schweden durch zahlenmäßige Überlegenheit das erste Bataillon zu zerschmettern. Doch war der Erfolg nur von kurzer Dauer. Die Spitze des zweiten Bataillons führte Peter I. selbst an und ging zum Gegenangriff über. Die russische Reiterei umzingelte die Flanken des Gegners. Die Schweden waren der russischen Übermacht unterlegen und beganne den Rückzug, der sich gegen 11 Uhr in eine regelrechte Flucht verwandelte. Unter dem unaufhaltsamen Andrang der russischen Infanterie und Kavallerie wurden die Schweden von Panik gepackt, und sie ergriffen in chaotischem Durcheinander die Flucht. Die Kavallerie Menschikows verfolgte die Flüchtenden bis nach Perewolotschna am Ufer des Dnepr, wo etwas 16.000 Schweden gefangen genommen wurden. So gelang den Russen nicht nur den schwedischen Vormarsch zu stoppen, sondern sie in ihre Ausgangsstellung zurück zuwerfen.

Ergebnisse der Schlacht

Über 9000 schwedische Soldaten und Offiziere wurden in der Schlacht bei Poltawa getötet und etwa 3000 in Gefangenschaft genommen. Die restliche 16000 Krieger flüchteten zum Dnepr. An der Furt in der Nähe des Dorfes Perewolotschy wurden sie von russischen Kavallerie unter Menschikow eingeholt. 16.000 endgültig demoralisierte schwedische Soldaten und Offiziere warfen ihre Waffen weg und begaben sich in Gefangenschaft. In der gesamten Schlacht verloren die Schweden über 11.000 Soldaten. Die Verluste der Russen betrugen 1345 Mann und 3290 Verwundete. Karl XII gelang es, den Fluss zu überqueren und flüchtete in die Türkei.Im Ergebnis der Schlacht bei Poltawa hörte die Armee Des Königs Karl XII. auf zu exixtieren. Der Krieg wurde allerdings fortgesetzt. Karl XII. erreichte den Angriff der Türkei auf Russland. Auch England half ihm. Aber er konnte nicht mehr von einem Angriff auf Moskau träumen. Die russischen Truppen besetzten den Ostseeraum. Gegen die Schweden kämpften auch die Dänen und Polen. 1721 war der Nordische Krieg beendet. Im Ergebnis des Sieges über Schweden bekam Russland die alten Gebiete um Nowgorod zurück, befestigte sich an der Ostsee und erhielt einen bequemen Zugang zum Meer Richtung Westen, was ihm die Annäherung an die restlichen europäischen Länder ermöglichte.

Jeder, der nach Poltawa kommt, stattet der denkwürdigen Stätte, wo die Heldentat des Volkes im Denkmalskomplex und im Museum für die Geschichte der Schlacht bei Poltawa, unbedingt einen Besuch ab.

Die Redewendung "Wie ein Schwede bei Poltawa" ist bis heute in der russischen und in der ukrainischen Sprache eine Redewende, die auf die absolute Hilflosigkeit einer Person hinweist.

Die Schlacht bei Poltawa war die erste sog. Russlandkatastrophe der Neuzeit, die späteren waren Napoleons Russlandsfeldzug und die deutsche Invasion im Zweiten Weltkrieg.

Siehe auch