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Comic in Europa

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Der Comic stammt aus den USA. Zur dortigen Entwicklung des Mediums siehe hier. Die Vorgeschichte läßt sich hier verfolgen. Diese Seite befaßt sich mit der Entwicklung des Mediums in Europa und unterscheidet dann nach den Ländern in Europa.


1930 bis 1950

In Europa beginnt vor allem in Frankreich und Belgien eine rege Comic-Produktion, vor allem in den Kinderbeilagen der Zeitungen und in speziellen Jugendmagazinen, etwa von Pfadfinderverbänden oder den Jugendorganisationen der Kirchen. Georges Remi veröffentlicht unter dem Pseudonym Hergé die Abenteuer von Tim und Struppi und wird zum Vater der Stilrichtung der "klaren Linie" (Ligne claire). In Deutschland begeistern die Bildergeschichten von "Vater und Sohn" (von Erich Ohser, E.O. Plauen) die Zeitungsleser. Die erste deutschsprachige Micky Maus Zeitung wird im Januar 1937 vom Bollmann-Verlag, Zürich herausgegeben. Bis 1945 erscheinen in unregelmässigen Abständen 18 Hefte.

Im besetzten Europa sind mit Kriegseintritt der USA keine US-amerikanischen Comics mehr zu kaufen; die Serie Flash Gordon wird darum von dem belgischen Opernsänger E. P. Jacobs weitergezeichnet, der nach dem Krieg mit Blake und Mortimer eine der klassischen Serien der frankobelgischen Comics zeichnet - in der Tradition der Ligne claire.

1950 bis 1960

In Europa beginnt die Blüte des Comics in Frankreich und Belgien. Franquin übernimmt Spirou und Fantasio, den er zum Klassiker macht. Ende der fünfziger Jahre erscheinen die ersten Abenteuer von Asterix, getextet von René Goscinny, gezeichnet von Albert Uderzo. Aber auch Abenteuergeschichten werden veröffentlicht: Jije zeichnet Western, Jean-Michel Charlier schreibt die Szenarien für eine Reihe von Abenteuer-Comics, die verschiedene Zeichner grafisch umsetzen.

In Comic-Zeitschriften für Jugendliche (Spirou, Tintin, Pilote) werden die Abenteuer in Fortsetzungen vorabgedruckt, bevor sie als Album erscheinen. In Deutschland erscheint 1951 die erste Ausgabe der Wochenzeitschrift Micky Maus, das erste deutsche Superman-Heft folgt 1954. 1953 startet Rolf Kauka mit Fix und Foxi das bedeutendste deutsche Comic-Heft für Kinder.

1960 bis 1970

Die Sechziger Jahre sehen den Comic erwachsen werden.

In Europa wird mit Leutnant Blueberry ein Western von Jean-Michel Charlier veröffentlicht, den Jean Giraud zeichnet. Giraud wird unter dem Pseudonym Moebius in den kommenden Jahren zu einem der Vorreiter der Avantgarde des Comics werden. In den sechziger Jahren beginnen auch die ersten deutschen Verlage mit dem Abdruck französischer Comics: So kommen unter anderem Asterix und Lucky Luke, zu dem René Goscinny ebenfalls die Texte schreibt, nach Deutschland.

1970 bis 1980

In Frankreich gründet Jean Giraud mit ein paar Mitstreitern das avantgardistische Magazin Métal Hurlant, nach dem in den 60ern vor allem die Ligne claire in Magazinen wie Tintin Verbreitung fand.

In Deutschland besteht Nachholbedarf. Das Magazin ZACK erlebt eine kurze Blüte und schöpft aus dem reichhaltigen Fundus der frankobelgischen Veröffentlichungen der vorangegangenen Jahre. Ebenso Yps, das sich 25 Jahre am Markt behaupten kann. Der Carlsen-Verlag bringt Tim und Struppi in Albenform heraus.

1980 bis 1990

Während in Frankreich Newcomer neben Etablierten eine vielschichtige Comic-Kultur bilden, erlebt Deutschland gegen Mitte des Jahrzehnts eine regelrechte Comic-Euphorie. Neben französischen Titeln schaffen es auch einheimische Autoren wie Brösel mit Werner, Gerhard Seyfried, Walter Moers und Ralf König zu beachtlichen Verkaufszahlen.

1990 bis 2000

In Europa dominieren im französischsprachigen Raum die Abenteuer-Serien aus der Feder von Jean Van Hamme (XIII, Largo Winch). Daneben hat auch die Kinderreihe Titeuf großen Erfolg.

Die neunziger Jahre in Deutschland sind weniger von den Erfolgen heimischer Künstler geprägt als vom kommerziellen Auf und Ab der US-amerikanischen Superhelden. Während die französisch dominierte Albenszene zunehmend an Bedeutung verliert, erobern Verlage wie Dino und Splitter mit zahlreichen Heftreihen den Markt. Als der Modetrend sich wieder von den Superhelden abwendet, geraten einige Verleger in wirtschaftliche Not.

1998 bis 2005

Die internationale Comic-Szene schrumpft seit Mitte der 1990er Jahre immer weiter, was vor allem an einem Überangebot mit zu vielen Titeln aus zu vielen kleinen Verlagen liegt.

Gleichzeitig mit der Krise des westlichen Comics werden Manga ein großer Erfolg. Während es sie in anderen europäischen Ländern (vor allem in Frankreich und in Italien) bereits seit den 80er-Jahren gibt, wird der deutschsprachige Markt erst Ende der 1990er Jahre durch Serien wie Sailor Moon und Dragonball endgültig für japanische Comics erschlossen.

Auf der anderen Seite findet das Internet als Verbreitungsmedium für Comics immer mehr Zuspruch. Online-Comics wie UserFriendly und Megatokyo verbuchen ständig steigende Zugriffszahlen. Nicht zu vergessen, das Comicwerk - eine Berliner Internetplattform, auf der Nachwuchskünstler und Profis ihre Werke präsentieren. Hier kann der Besucher Comicgeschichten von Laska Comix, Diana Sasse und Alan Moore bewundern, aber auch die Fortsetzungen der Serien "Biien", "Alina Fox" und "der drei" verfolgen.