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Bezeichnungssystem für Schiffe der Streitkräfte der Vereinigten Staaten

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Kurz nach 1900 führte die United States Navy ein strukturiertes Benennungs-System ein, nach dem die Namen für alle US-amerikanischen Kriegsschiffe ausgewählt wurden. Dieses System wurde mit nur sehr wenigen Ausnahmen etwa bis zum Ende des Vietnam-Krieges 1975 konsequent verwendet.

Schlachtschiffe ("Capital Ships") - benannt nach Bundesstaaten und Bundesterritorien (diese Tradition kann bis in die Segelschiffszeit um 1815 zurückgeführt werden)

Schlachtkreuzer - benannt nach Bundesterritorien (die drei einzigen US-Kriegsschiffe, die jemals von Baubeginn an als "Schlachtkreuzer" konstruiert und eingestuft wurden, waren die Schiffe der "Alaska"-Klasse (USS Alaska, USS Guam, USS Hawaii; letztere nie fertiggestellt)

Flugzeugträger - benannt nach Traditionsnamen (z. B. USS Enterprise oder USS Intrepid), die teilweise schon seit dem Unabhängigkeitskrieg immer wieder verwendet wurden) und nach den Orten von See- und Landschlachten der US-amerikanischen Geschichte (z. B. USS Yorktown), einzige Ausnahme bis 1964 war die USS Franklin D. Roosevelt, die nach dem 1945 verstorbenen US-Präsidenten benannt wurde. 1964 wurde ein Flugzeugträger der Kitty-Hawk-Klasse nach dem ein Jahr zuvor ermordeten US-Präsidenten John F. Kennedy genannt.

Hubschrauberträger - die für den Landungseinsatz von Truppen des US Marine Corps vorgesehenen amphischen Hubschrauberträger (LPH) wurden explizit nach Schlachten benannt, an denen die Marines einen besonderen Anteil hatten (z. B. USS Iwo Jima)

Kreuzer - benannt nach US-amerikanischen Städten, wobei vor allem größere Städte und die Hauptstädte der Bundesstaaten ausgewählt wurden

Zerstörer und Geleitzerstörer - benannt nach verdienten Marinesoldaten, wobei während des 2. Weltkriegs die Zerstörer nach Offizieren, die Geleitzerstörer nach Unteroffizieren und Mannschaftsdienstgraden benannt wurden. Bevorzugt bei der Benennung wurden Träger der Medal of Honor, dann Admirale und Träger des Navy Cross

Unterseeboote - benannt nach Fischen und anderen Meerestieren

Strategische Unterseeboote (U-Boote, die Polaris- und Poseidon-Raketen mit Atomsprengköpfen trugen) - benannt nach herausragenden Persönlichkeiten der US-amerikanischen Geschichte (z. B. USS George Washington), wobei gezielt auch Nicht-Amerikaner geehrt wurden, die große Bedeutung für die USA hatten, wie Wilhelm von Steuben, Lafayette, Casimir Pulaski oder Kamehameha)

Minensucher - benannt nach Eigenschaftswörtern (z. B. USS Admirable, USS Agile)

Amphische Docklandungsschiffe - benannt nach Forts und anderen militärischen Befestigungen, insbesondere historischen

Panzerlandungsschiffe - nach Ende des 2. Weltkrieges nach US-Counties (Landkreisen/Verwaltungsbezirken)

Munitionstransporter - benannt nach US-amerikanischen Bergen

Tanker - benannt nach US-amerikanischen Flüssen

Schlepper - benannt nach Indianerstämmen

US-Kriegsschiffe wurden bis zur Indienststellung des Flugzeugträger USS Carl Vinson grundsätzlich nur nach schon verstorbenen Personen benannt.


Die US Coast Guard verwendete ein analoges System, hier wurden zum Beispiel die Geleitzerstörer-großen "Hochseekutter" nach verdienten Coast Guard-Soldaten und ehemaligen Finanzministern benannt. (Die US Coast Guard unterstand bis 1967 dem US-Finanzministerium.)


Nach dem Ende des Vietnam-Krieges wurde dieses Benennungsystem zunehmend aufgeweicht, was zum Teil mit der grundsätzlichen Veränderung der Typenstruktur der US Navy zu tun hatte. Über 20 Jahre lang wurden zum Beispiel keine Kreuzer mehr gebaut, so dass die Möglichkeit, Kriegsschiffe nach Städten zu benennen, damit wegfiel, was man aus Gründen der Kontaktpflege zum zivilen Bereich der Gesellschaft als unpassend empfand.

Aus diesem Grund wurden die atomangetriebenen Angriffs-U-Boote der zahlenmäßig starken "Los Angeles"-Klasse nach Städten benannt. Bei späteren U-Boots-Klassen behielt man diese Regel zunächst bei.

Seit dem Bau des zweiten atomangetriebenen Flugzeugträgers USS Nimitz werden alle Flugzeugträger nach bedeutenden Persönlichkeiten benannt, wobei durchaus politische Gründe eine wichtige Rolle spielen. So wurde die USS Carl Vinson noch zu seinen Lebzeiten nach dem langjährigen Vorsitzenden des Streitkräfteausschusses des US-Repräsentantenhaus benannt, einem republikanischen Abgeordneten. Nach der USS Carl Vinson wurden dann alle Flugzeugträger nach US-Präsidenten benannt, zunächst nach bereits verstorbenen, inzwischen aber auch nach lebenden (USS George H. W. Bush). Bemerkenswerterweise wird nach dem noch lebenden Ex-Präsidenten Carter ein atomangetriebenes U-Boot USS Jimmy Carter genannt werden, da Carter vor seiner politischen Karriere als Berufsoffizier der US Navy und Ingenieur für Nukleartechnik auf atomangetriebenen U-Booten diente.

Neuere Hubschrauberträger werden nach wie vor nach Traditionsnamen und Schlachten-Orten benannt, ebenso aber auch die Aegis-Kampfsystem-Lenkwaffen-Kreuzer der Ticonderoga-Klasse. Für Zerstörer und Geleitzerstörer (inzwischen Fregatten genannt) ist die Benennung nach verdienten Marinesoldaten beibehalten worden, einige Ausnahmen waren zum Beispiel der britische Weltkriegspremier Winston S. Churchill oder der französische Admiral Comte de Grasse.

In Ermangelung von neuen Schlachtschiffen seit Ende des 2. Weltkrieges wurden die strategische Trident-Atom-U-Boote der Ohio-Klasse in den 1970er und 1980er Jahren nach Bundesstaaten benannt. Für Hilfsschiffe (Tanker, Munitionstransporter usw.), Landungsschiffe und Minensucher wurde das alte System bis jetzt beibehalten.