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Parabel (Literatur)

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Die Parabel (griechisch παραβολή, parabolé - wörtlich das Daneben-Gehende; der Vergleich) ist eine dem Gleichnis verwandte Form von Literatur, eine lehrhafte und kurze Erzählung. Ihr Anliegen ist die Vermittlung von Fragen der Moral und ethischen Grundsätzen, welche durch Übertragung in einen anderen Vorstellungsbereich begreifbar werden. Das im Vordergrund stehende Geschehen (Bildebene) hat symbolische Bedeutung für den Leser (Siehe auch: Allegorie). Die Parabel ist eine Aufforderung zum Erkennen und soll den Leser dazu bringen, das Gemeinte als Allgemeines (Sachebene) herzuleiten. Der Leser soll die Arbeit des Autors umgekehrt nachvollziehen. Eine Parabel beinhaltet meist zwei Lehren: Zum Einen eine im engeren Sinn, zum Anderen eine Lehre im weiteren Sinn. Sie kann sowohl explizit als auch implizit enthalten sein.

Das altgriechische Verb paraballo, aus dem parabolé hergeleitet ist, wurde vorwiegend in der Bedeutung von hinwerfen, der Gewalt eines Rudels oder einer Meute überlassen, gebraucht. Die Bedeutung nebeneinander stellen für paraballo ist wahrscheinlich von der späteren Verwendung des Terminus parabolé beeinflusst.

Man kann das Charakteristische dieser Literaturform im Sinne einer Eselsbrücke auch an einer geometrischen Parabel verdeutlichen: Die beiden Parabeläste stehen dann für Bild- und Sachebene der Erzählung. Im Scheitelpunkt steht das abstrakte Bindeglied zwischen Erzähltem und Gemeinten (Tertium comparationis), das der verstehende Leser sich selbst erschließen muss.

Abgrenzung zu anderen Textarten

Die Parabel wird oft als langer Text einer Fabel, Gleichnis, Beispiel, etc. gesehen. Dennoch unterscheidet sie sich durch Verschlüsselung (Fabel), Indirektheit (Gleichnis) und Konkretisierung (Beispiel) von diesen Schriftformen. Die Fabel soll den Leser, solange sie keine Moral beinhaltet, dazu bringen, über die Kritik nachzudenken und sich in die Situation der Tiere, die den Text gestalten, hineinzuversetzen. Anders ist die Parabel, die von Personen spricht, wodurch man den Inhalt nicht weiter deuten muss. Weiterhin versucht sie nicht, wie die Fabel, eine Erläuterung für den Leser zu bieten, sondern jemanden von der eigenen Meinung zu überzeugen. Zudem wird in der Parabel meist ein Gleichnis erläutert, wodurch man sein eigenes Verhalten verbessern soll. Bei einer Fabel hingegen wird lediglich Kritik geübt an dem, was man gerne ändern würde, jedoch werden keine Vorschläge zur Änderung des Kritisierten gegeben, wodurch man bei der Fabel zum Nachdenken gebracht wird.

Bekannte Parabeldichter

Äsop (Fabeln), Jean de La Fontaine, Gotthold Ephraim Lessing (Ringparabel), Friedrich Adolf Krummacher, Fjodor Michailowitsch Dostojewski, Franz Kafka (Vor dem Gesetz), Bertolt Brecht (Herr Keuner), Günter Kunert, Ingeborg Bachmann (Gedichte), Friedrich Nietzsche (Zarathustra), Jewgeni Lwowitsch Schwarz (Der Drache), Friedrich Dürrenmatt (Die Physiker), Max Frisch (Andorra, Biedermann und die Brandstifter) u.v.m.

Bekannte Parabeln

Wiktionary: Parabel – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Literatur

  • Werner Brettschneider: Die moderne deutsche Parabel. Schmidt, Berlin 1980, ISBN 3-503-01299-0
  • Otto Knörrich (Hrsg.): Formen der Literatur. Kröner, Stuttgart 1981, ISBN 3-520-47802-1
  • Theo Elm, Fabel und Parabel. Kulturgeschichtliche Prozesse im 18. Jahrhundert, München 1994.
  • ders., Die moderne Parabel. Parabel und Parabolik in Theorie und Geschichte, München 1991.
  • ders., Die Parabel. Parabolische Formen in der deutschen Dichtung des 20. Jahrhunderts, Frankfurt am Main 1986.