Klaus Störtebeker
Klaus Störtebeker (* um 1370; † 20. Oktober 1401) war Anführer der Likedeeler und der wohl bekannteste Seeräuber, der aus den Reihen der Vitalienbrüder hervorging. Bundesgenossen Störtebekers und ebenfalls berüchtigte Likedeeler waren die Kapitäne Gödeke Michels, Hennig Wichmann und Magister Wigbold.
Leben
Außer den Sagen und Legenden, die von Störtebekers Körperkraft, Trinkfestigkeit, Gefangennahme, Hinrichtung und versteckten Piratenschätzen berichten, gibt es über den wirklichen Seeräuber nur wenige gesicherte Kenntnisse. Weder sein richtiger Name, noch der Geburtsort oder die soziale Herkunft Störtebekers sind bekannt. In einem Geleitbrief aus dem Jahre 1400 wird sein Taufname mit Johannes angegeben. Möglicherweise wurde er als Sohn eines friesischen Häuptlings geboren. Manche Chronisten nehmen an, er sei aus der Gegend von Verden, andere meinen, er stamme aus Wismar.
Ins öffentliche Bewußtsein trat Störtebeker erst nach der Vertreibung der Vitalienbrüder von der Insel Gotland als Kapitän der Likedeeler, nachdem diese sich Mitte der 1390er Jahre als Freibeuter verselbstständigt hatten. Die Vitalienbrüder unterstützten ursprünglich König Albrecht von Schweden im Kampf gegen die dänische Königin Margarethe I. und betrieben dazu auch Seeräuberei in Nord- und Ostsee. Den Übergriffen auf die Schiffe der Dänen und Lübecker, die auf dänischer Seite waren, folgten bald auch Überfälle auf andere Schiffe der Hanse.
Bis 1396 hatte Störtebeker noch Unterstützung in Marienhafe, Ostfriesland, wo er eine Tochter des Friesischen Häuptlings Keno ten Broke geheiratet hatte. Diplomatischer Druck seitens der Hansestädte führte zum Verlust dieser Operationsbasis. Störtebeker musste Richtung Norwegen fliehen, kehrte aber später in die Nordsee zurück.
Im Jahr 1401 wurde er von einer Hamburgischen Flotte unter Simon von Utrecht vor Helgoland gestellt, in der Seeschlacht nach erbittertem Kampf gefangen genommen und auf der Bunten Kuh nach Hamburg gebracht.
Klaus Störtebeker wurde am 20. Oktober 1401 mit rund 70 Gefährten auf dem Grasbrook bei Hamburg durch den Scharfrichter namens Meister Rosenfeld enthauptet.
Legenden
Angeblich hat sich der Piratenkapitän den Namen Störtebeker (aus dem Niederdeutschen von „Stürz den Becher“) wegen seiner Trinkfestigkeit als Spitznamen verdient. So soll er der Sage nach einen 4 Liter Humpen (einen ellenhohen Becher) Bier ohne abzusetzen in einem Zug leer getrunken haben.
Störtebeker soll den überlegenen Hamburger Kriegs-Koggen mit seinen Schiffen immer wieder auf die hohe See entkommen sein. Erst mit Hilfe eines Verräters, der unbemerkt flüssiges Blei in die Steueranlage goss und damit Störtebekers Schiff manöverierunfähig machte, war es schließlich möglich den Piraten zum Kampf zu stellen und gefangen zu nehmen.
Der Legende nach soll Störtebeker vom Bürgermeister gestattet worden sein, dass alle Männer überleben durften, an denen er nach seiner Enthauptung noch vorbeigehen kann. An elf Männern schritt er vorbei, bevor ihm der Henker den Richtblock vor die Beine warf (alternativ) ihm ein Bein stellte. Nach dem Sturz brach der Bürgermeister sein gegebenes Versprechen, und alle 73 Seeräuber wurden enthauptet.
Die Köpfe wurden zur Abschreckung an der Elbe aufgespießt. Hinterlassenschaften Störtebekers, wie sein berühmter Trinkbecher – von dem er seinen Namen hatte – wurden beim Großen Brand 1842 zerstört.
Die Sage will wissen, dass der sagenhafte Goldschatz der Likedeeler, der unter dem Mast ihres Schiffes verborgen war, zur Krone auf dem Turm der Hamburger St.Katharinenkirche verarbeitet worden ist.
Sonstiges
Das oftmals verwendete angebliche Porträt Störtebekers stellt in Wirklichkeit einen Berater Kaiser Maximilians dar, der 100 Jahre nach Störtebeker lebte.
Der 1878 von Arbeitern auf dem Grasbrook gefundene und als sogenannter „Störtebeker Schädel“ lange Zeit im Museum für Hamburgische Geschichte ausgestellte Schädel, konnte bisher nicht zweifelsfrei Klaus Störtebeker zugeschrieben werden. Eine DNA-Analyse am Institut für Humanbiologie der Universität Hamburg soll darüber demnächst näher Aufschluss geben.
In Ralswiek auf Rügen werden jährlich auf einer Naturbühne die Störtebeker-Festspiele veranstaltet. Die Stralsunder Brauerei ist dabei ein Sponsor und vertreibt auch verschiedene Biere mit dem Namen Störtebeker.
Störtebeker soll im Kellerverließ des Schlosses Gottesgabe eingesessen haben, seinerzeit im Besitz der Familie seines Vitalienbruders Marquard von Preen.
Literatur
- Harm Bents, Bernd Flessner, Martin Stromann: Störtebeker - Dichtung und Wahrheit; SKN Soltau-Kurier; 2003; ISBN 3928327690
- Jörgen Bracker, Thomas Förster u.a.: Gottes Freund - aller Welt Feind; Wilhelm Zentani Verlag, Hamburg; 2001; ISBN 3980577252
- Willi Bredel: Die Vitalienbrüder - Ein Störtebeker-Roman; Hinstorff Verlag GmbH; 1996; ISBN 3356006584
- Jürgen Bruhn: Störtebeker; Rotbuchverlag; 2000; ISBN 3434530681
- Thomas Einfeldt: Störtebekers Gold - Ein Roman aus der Hansezeit; Piper Verlag, München; 2002; ISBN 3492260225
- Matthias Puhle: Die Vitalienbrüder - Klaus Störtebeker u. d. Seeräuber d. Hansezeit; Campus Verlag, Frankfurt a.M.; 1994; ISBN 3593345250
- Ralf Wiechmann, Günter Bräuer, Klaus Püschel: Klaus Störtebeker? Ein Mythos wird entschlüsselt; Wilhelm Fink Verlag, München; 2003; ISBN 3770538374
- Jürgen Zimmerling: Störtebeker & Co - Die Blütezeite der Seeräuber in Nord- und Ostsee; Verlag die Hanse; 2001; ISBN 3434525734
In Gorch Focks Roman Seefahrt ist not! führt der Junge, der der Held der Geschichte ist, den Spitznamen „Klaus Störtebecker“.
Weblinks
- Klaas Störtebeker und die Likedeeler
- Hafengeschichten, Störtebeker
- Störtebeker-Festspiele Rügen
- Lätarespende - jährliche Veranstaltung in Verden (Aller)
- 2-teilige Serie (# 16 & 17) über Störtebeker im Online-Archiv des St.Pauli-Fanzines
Siehe auch: Portal Ostfriesland
Personendaten | |
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NAME | Störtebeker, Klaus |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Seeräuber |
GEBURTSDATUM | um 1370 |
STERBEDATUM | 20. Oktober 1401 |
STERBEORT | Hamburg |