Kornkreis

Kornkreise sind Bereiche eines Getreidefeldes bezeichnet, in denen die Kornhalme in einer nicht-chaotischen Weise umgeknickt oder gebogen sind, so dass von erhöhter Stelle (aus dem Flugzeug) meist regelmäßige geometrische Formen sichtbar werden. Die einfachste Form eines solchen Gebildes ist dabei ein Kreis. Die Größe eines Kornkreises ist typischerweise im Bereich von 10 bis etwa 100 m.
Geschichte
Die ersten Erwähnungen eines Kornkreises stammen aus den Jahren 1590, als im französischen Assenencour ein Kornkreis als Beweisstück in einem Hexenprozess aktenkundig wurde, und 1678 aus Großbritannien. Letztere wurde in einer Flugschrift mit dem Titel The Mowing Devil verbreitet, also als das Werk eines mähenden Teufels betrachtet.
Erste Theorien zu dem Thema stellte Robert Plot im 17. Jahrhundert auf. Er glaube an herabstürzende Luftwirbel als Ursache. Schon 1880 berichtete das naturwissenschaftliche Magazin Nature über Kreise in einem Feld der Grafschaft Surrey. Auch in Deutschland sind derartige Phänomene seit spätestens dem 19. Jahrhundert bekannt – ältere Varianten finden sich schon in Märchen und Legenden. Besonders häufig wurden sie Ende der 1980er Jahre gemeldet, als zunehmend in den Medien darüber berichtet wurde. Die meisten Kornkreise wurden weiterhin aus dem Süden von England gemeldet, aber man beobachtete sie zunehmend auch in anderen Ländern.
Dabei wurden die Formen Anfang der 1990er immer größer und komplexer. Der bisher größte festgestellte Kornkreis wurde im August 2001 in einem Weizenfeld am Milk Hill in Wiltshire (Südengland) aufgefunden. Er hatte einen Durchmesser von 240m und bestand aus 409 Teilkreisen, die eine sechsstrahlige Wirbelform beschreiben, die an eine geschlossene Kamerablende erinnert. Seit der Jahrtausendwende scheint das öffentliche Interesse an diesem Thema nachzulassen, ist aber nach dem Film Signs noch einmal vorübergehend angestiegen.
Die Erforschung des Phänomens wird von ihren Betreibern auch als „Cerealogie“ oder „Kornkreiskunde“ bezeichnet; diese Art der Forschung versucht sich dem Phänomen interdisziplinär zu nähern. Dabei kommt es jedoch auch innerhalb der Forschung zu kontroversen Diskussion zwischen jenen, die sich auf das Phänomen Kornkreise konnzetrieren wollen, und UFO-Fans, welche die Hypothese vertreten, dass es sich bei Kornkreisen um Spuren handele, die bei der Landung außerirdischer Raumschiffe entstünden. Es gibt keine einheitliche Deutung.
Ausprägungen
Leider sind die Formen und Anordnungen der so genannten ‚historischen Kreise‘ nicht bekannt, da sie nicht durch Fotografien oder Zeichnungen dokumentiert sind. Nature beschrieb 1880 „[…] ein Feld voller Kreise“, ein Szenario also, wie es sich auch dem Besucher der bereits erwähnten Riesenformation auf Milk Mill im Sommer 2001 zeigte. Erst aus der Luft ergaben die noch am Boden chaotisch plaziert wirkenden 409 Kreise, ein geometrisches Gesamtmuster. Ob nun die Kreise anno 1880 also in einer geometrischen Anordnung oder chaotisch plaziert waren, ist leider nicht bekannt. Es mehren sich jedoch die Fallbeispiele, welche auch geometrischere Formen in den Jahren vor 1980 belegen.
Besonders seit den 1990er Jahren nehmen die beobachteten Kornkreise in Anzahl, Größe, Form und Detailreichtum zu. So wurden auch polygonale, elliptische, verflochtene, spiralförmige und fraktale Formelemente dokumentiert, die sich in den teilweise auch unregelmässigen Formationen kombinieren. Einige dieser Abbilder erinnern an astronomische, physikalische und mathematische Sachverhalte, denn die in ihnen angeordneten Grundformen wiederholen sich in unterschiedlicher Größe und Abstand sowohl in ganzzahligen Verhältnissen als auch gebrochenen Zahlenverhältnissen wie dem goldenen Schnitt.
Der Radioastronomieprofessor Gerald S. Hawkins untersuchte diese und fand dabei in 11 von 18 Strukturen fortgeschrittene geometrische Gesetzmäßigkeiten, die nach seiner Einschätzung zwar auf den Theoremen von Euklid aufbauen, jedoch noch nicht in Mathematiklehrbüchern zu finden sind. Darüber hinaus wurden Kornkreise untersucht, die überhaupt keine geometrisch regelmäßige Form besitzen, sondern Ähnlichkeiten mit überlieferten Formen haben, wie zum Beispiel Höhlenmalereien, indianischen Piktogrammen oder mystisch-magischen Symbolen wie dem kabbalistischen Lebensbaum.
Auftreten
Seit vermehrt über Kornkreise berichtet wird, werden zwischen 150 und 300 Kornkreise jährlich gemeldet. Über das Auftreten von Kornkreisen in früheren Zeiten kann aufgrund unzureichender Daten nur wenig gesagt werden. Die meisten Kornkreise treten in England auf (2004 etwa ein Drittel aller bekannt gewordenen Fälle), vor allem in Südengland, und in Deutschland (2003 etwa ein Viertel der Fälle). In Deutschland werden Kornkreise vor allem in dem Gebiet um Stralsund und auf Rügen, in Nordhessen und in der Region von Sinsheim beobachtet.
Auch in anderen Teilen der Welt wurden und werden Kornkreise entdeckt, wenn auch vielerorten in deutlich geringerer Anzahl. Bisher konnten über 6000 unterschiedliche Kornkreise in über 50 Ländern rund um den Globus dokumentiert werden. Die Dunkelziffer aufgrund nichtgemeldeter Kreise und Formationen dürfte noch höher liegen. Kornkreise treten nicht nur in Getreidefeldern auf. Sie wurden schon in nahezu jeglicher Art von Vegetation entdeckt. Daneben existieren auch Berichte von kreisförmigen Abdrücken auf Eis- und Schneeflächen.
Deutung
Es gibt eine Vielzahl von Theorien, die zur Erklärung von Kornkreisen aufgestellt wurden. Manche sollen alle beobachteten Kreise erklären, andere nur einen Teil von ihnen.
- Mechanische Entstehung durch Menschenhand, als Fälschung, Scherz oder Kunstwerk
- Natürliche Entstehung durch Wirbelwinde. Diese Ursache kann nur einfache Kreisformen erklären.
- Natürliche Enstehung durch bisher unbekannte oder unbeachtete Naturphänomene.
- Tierspuren
- Magnetische Anomalien
- Übertragung von morphogenetischen Feldern
- Nebenwirkungen von gentechnisch veränderten Getreidesorten
- UFOs
- Warnungen der Erde selbst oder Zeichen von Göttern
Von einer Vielzahl von Kornkreisen, besonders den komplizierteren, ist jedoch bekannt und konnte nachgewiesen werden, dass sie von Menschen angelegt wurden. Möglicherweise waren jedoch kleine, stabile Wirbelstürme für die ersten beschriebenen einfachen Kornkreise verantwortlich. Die Diskussion um einen Beweis für ‚echte‘ (also nicht von Menschen mechnisch angelegte) Kornkreise, spaltete die Lager der Kornkreisforscher und Skeptiker.
Die Gemeinde der Kornkreisforscher oder Cerealogen versucht seit Jahren Beweise zu liefern, die falsche von echten Kornkreisen unterscheiden. Die entsprechenden Ergebnisse sind dann wiederum Ziel kontroverser Diskussionen zwischen Forschern und Skeptikern. Es konnte bisher in keinem Fall nachgewiesen werden, dass ein Kornkreis „echt‘ sein muss, also durch eine bekannte nichtmenschliche Ursache erzeugt wurde oder auf keinen Fall von Menschen angelegt worden sein kann.
Ähnliche Phänomene
Mit dem Kornkreisen zumindest annähernd verwandt ist das Rasenkreuz von Eisenberg an der Raab, dessen Ursprung bis heute ungeklärt ist. Andere Bodenmarkierungen unbekannter Natur: UGM
Weblinks
- Crop Circle Connector (deutsche Einführung, englische Website)
- Forschungs Gesellschaft Kornkreise
- Kornkreisforschung Deutschland und International
- invisible(circle
- Kornkreise.de
- Kornkreise in Österreich
- Zu den Hintergründen des Kornkreisphänomens und der Kornkreisforschung in der Zeitschrift der Gesellschaft für Anomalistik e.V.
- Stellungnahme zu Kornkreisen von der GWUP
Verfilmung
- Der Film "Signs-Zeichen" 2002 von M. Night Shyamalan mit Mel Gibson behandelt das Thema Kornkreise aus Sicht der Hypothese, böse Außerirdische seien dafür verantwortlich. Schade eigentlich, hat diese sicht doch kaum etwas mit dem eigentlich schönen und zumindest friedlichen Phänomen gemein.