Frau Jenny Treibel
Frau Jenny Treibel ist der Titel eines 1892 erschienenen Romans des deutschen Autors Theodor Fontane.
Inhalt
Jenny Treibel ist das weibliche Oberhaupt einer Berliner Familie des Besitzbürgertums. Ihr Mann hat den Titel eines Kommerzienrates. Ihr Sohn Otto ist mit der finanziell noch besser gestellten Helene Munk verheiratet. Der andere Sohn Leopold ist noch nicht verheiratet, am Ende des Buches verlobt er sich mit Hildegard Munk.
Der Roman beginnt mit einer Szene im Haus der Familie Treibel. Jenny und Friedrich sind dabei, die Sitzordnung für ein Diner, das in Kürze stattfinden soll, festzulegen.
Beim Dinner ist ein Engländer namens Mr. Nelson zugegen, sowie Corinna Schmidt, die "blitzgescheite" Tochter des Professoren Schmidt. Sie ist recht kokett und scheint um Mr. Nelson zu werben, was Leopold T. umso interessierter werden lässt - was sie beabsichtigte.
Corinna will in die Familie Treibel einheiraten, um gesellschaftlich aufzusteigen. Die Familie Treibel verfügt über viel mehr Geld als die Familie Schmidt, die nur dem Bildungsbürgertum angehört. Sie spiegelt zwar emotionale Beweggründe vor, im Laufe des Romans ist aber eine deutliche Tendenz zum Pragmatismus ersichtlich.
Ungefähr in der Mitte des Romans verlobt sich Corinna mit Leopold; eine Heirat wird allerdings durch Jenny Treibel verhindert. Diese weiß um die charakterliche Schwäche ihres Sohnes und glaubt daher, dass er sich von Corinna hat umgarnen lassen. Letztendlich will sie Corinna nicht in ihrem Hause haben, da diese zu arm und auch zu ehrgeizig ist. Jenny hat für Leopold jemand kontrollierbareren und reicheren auserkoren.
Am Ende hat niemand so recht bekommen, was er eigentlich wollte. Leopold heiratet die zwar attraktive und wohlhabende aber ihrer Schwester in der Unkontrollierbarkeit ähnelnde Hildegard Munk, Corinna heiratet Marcell, ihren Cousin, der zwar ebenso gebildet und sympathisch ist, dafür aber ihrem ersehnten gesellschaftlichen Stand nicht entspricht.
Interpretation
Fontane stellt die Welt dar, wie er sie wahrnahm. Das Besitzbürgertum versuchte damals, es dem Adel nachzutun, indem es sein Vermögen vermehrte, um einen gesellschaftlichen Aufstieg bewirken zu können. Dass hier auch die Bildung und der Hang zum "höheren, poetischen" bloße Fassade ist, wird durch Jennys vermeintlichen Hang dazu ersichtlich.
Ebenso zeigt er ein Bildungsbürgertum, das Konversation betreiben kann, intelligent und gebildet ist und dennoch als einziges Ziel im Leben den gesellschaftlichen Aufstieg und das Streben nach Besserem hat. Diese Darstellung ist als Kritik anzusehen, literaturuntypisch wollte Fontane allerdings gar keine Veränderung bewirken. Er sah die Zeit, wie sie war, beobachtete, war selbst ein konservativer Bourgeois, intendierte aber keine Veränderung.