Hemmungslose Liebe
Film | |
Titel | Hemmungslose Liebe |
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Originaltitel | Possessed |
Produktionsland | USA |
Originalsprache | Englisch |
Erscheinungsjahre | 1947 |
Länge | 108 Minuten |
Stab | |
Regie | Curtis Bernhardt |
Drehbuch | Ranald MacDougall, Lawrence Menkin, Silvia Richards, Rita Weiman |
Produktion | Jerry Wald für Warner Brothers |
Musik | Franz Waxman |
Kamera | Joseph Valentine |
Besetzung | |
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Hemmungslose Liebe (OT: Possessed) ist ein US-amerikanisches Melodrama mit Joan Crawford und Van Heflin unter der Regie von Curtis Bernhardt. Der Film hat inhaltlich nichts mit dem im Original gleichnamigen Film von 1931 zu tun.
Handlung
Der Film zeigt am Beginn eine mental verwirrte Frau, die durch die Straßen von Los Angeles wandert und nach David fragt. Sie wird in die psychiatrische Klinik von Dr. Harvey Willard eingeliefert. Der Mediziner vermutet hinter dem völligen Zusammenbruch, der sich in einer Katatonie äußert, eine starke emotionale Erschütterung der Patientin. Mittels einer psychotherapeutischen Behandlung gelingt es dem Arzt langsam, die Frau aus der Starre zu lösen. In verschiedenen Rückblenden, die nicht immer chronologisch aufeinander folgen, entfaltet sich die Geschichte von Louise Howell. Die junge Frau arbeitet als Krankenschwester im Haushalt des sehr reichen Dean Graham: sie pflegt dessen labile Ehefrau, die bettlägerig ist. Eines Tages lernt sie den jungen Draufgänger David Sutton kennen, der sie als leichte Eroberung verführt, dann aber nichts mehr mit ihr zu tun haben möchte. Mit der Zeit verliebt sich Dean in Louise, die jedoch unter der Zurückweisung durch David sehr leidet und allmählich eine besessene Liebe für ihn entwickelt.
Nach dem Selbstmord von Deans Frau willigt Louise schließlich in die Ehe mit Dean ein, doch David taucht eines Tages wieder in ihrem Leben auf. Die Dinge verkomplizieren sich, als Louise ihre Stieftochter Carol im Verdacht hat, ein Verhältnis mit David zu beginnen. Louise halluziniert zunehmend und bildet sich Dinge ein, die nicht der Realität entsprechen. Ihre geistige Verfassung wird zunehmend instabiler. David hat mittlerweile tatsächlich eine Affäre mit Carol begonnen und teilt Louise eines Tages mit, dass er Carol heiraten werde. Das ist das auslösende Moment dafür, dass Louise in geistiger Verwirrung David erschießt.
Der Film endet mit dem Besuch Dean Grahams in der Klinik. Der Arzt teilt ihm mit, dass nach einem langwierigen Behandlungsprozess gute Chancen auf eine völlig Heilung seiner Frau bestünden. Er meint weiters, dass Louise seines Erachtens für den Mord "geistig-moralisch" nicht verantwortlich gewesen sei, die endgültige Entscheidung darüber jedoch das Gericht zu treffen haben werde. Dean Graham begibt sich zum Krankenbett Louises, die noch nicht aus ihrem Tiefschlaf erwacht ist. Er beteuert seine Liebe zu ihr und seine Bereitschaft, alles zu tun, um ihren Gesundungsprozess zu unterstützen.
Hintergrund
Joan Crawford war 1943 nach 18 Jahren bei MGM zu Warner Brothers gewechselt. Für ihre Rolle der Mildred Pierce in Solange ein Herz schlägt aus dem Jahr 1945 hatte sie den Oscar als Beste Darstellerin gewonnen und auch der nächste Film, die opulent verfilmte Romanze Humoreske erwies sich als populärer Erfolg bei Kritik und Publikum. Im Gegensatz zu den meist seichten Dreiecksgeschichten bei MGM übernahm Crawford in diesem Zeitpunkt ihrer Karriere zumeist hochdramatische Rollen, in denen sie gegen die Anfeindungen der Gesellschaft ihre Platz erkämpfen muss.
Nach Georg Seeßlen ist :
- [Joan Crawford] in fast allen ihren Filmen dieser Zeit [...] die Frau, die ihren Kampf mit den Umständen zu führen hat, mit den Widrigkeiten, die die Gesellschaft und der Zufall für sie bereithält. Joan Crawford wird durch das Leiden härter, sie wird zur steinernen Person. [...] Das gedachte Ende der Joan Crawford-Frau ist die totale Distanz zur Welt, eine emotionale Unerreichbarkeit. [...] Mag Joan Crawford auch eine noch so starke Frau sein, sie ist am Ende dann doch nicht stark genug gewesen.[1]
Für ihre Rolle bereitete sich Joan Crawford intensiv vor. Sie besuchte verschiedene psychiatrische Krankenhäuser und konsultierte mit dem Drehbuch einige angesehen Psychiater, um die Interpretation der Rolle möglichst naturalistisch zu gestalten.
Hemmungslose Liebe reiht sich ein in einen ganzen Zyklus ähnlicher Filme. Das Thema Psychoanalyse und Psychiatrie wurde seit Mitte der 1930er zunehmend von Hollywood entdeckt. Erstmals in den Mittelpunkt der Handlung wurde dieser relativ neue Zweigs der Wissenschaft bereits 1935 in Private Worlds mit Claudette Colbert und The Flame Within, in dem Ann Harding eine Psychiaterin spielte, gestellt. Gut zehn Jahre später wurde daraus beinahe eine Art von eigenem Genre. Alfred Hitchcock nutze den Trend in Ich kämpfe um dich. Claudette Colbert musste in The Secret Heart mit der neurotische Fixierung ihrer Stieftochter auf ihren Vater kämpfen und Gene Tierney wurde in Todsünde aus übersteigerter Zuneigung für ihren toten Vater sogar zur Mörderin. Mit Die Schlangengrube von 1948 begann dann ein zunehmend kritischer Blick über die tatsächlichen Zustände in den geschlossenen Abteilungen der Psychiatrien und den teilweise rigiden Behandlungsmethoden.
Kinoauswertung
Der Streifen kam am 26. Juli 1947 in den nationalen Verleih. Kosten von 2.592.000 US-Dollar machten aus Hemmungslose Liebe eine ausgesprochene Prestigeproduktion und den teuersten Crawford-Film überhaupt. Er spielt in den USA mit $ 1.987.000 eine beachtliche Summe ein, blieb jedoch deutlich hinter den Ergebnisse der beiden vorherigen Filme für Warners zurück. Mit den Auslandseinnahmen von $ 1.085.000 konnte das Studio ein Gesamtergebnis von $ 3.027.000 realisieren, was immer noch deutlich über dem Durchschnitt ihrer letzten MGM-Streifen lag.
Auszeichnungen
Joan Crawford erhielt für ihre Darstellung eine Nominierung für den Oscar als Beste Hauptdarstellerin. Etwas überraschend für die meisten Beobachter verlor sie gegen Loretta Young in The Farmer’s Daughter.
Kritiken
Die Schauspielerin erhielt für ihre Darstellung die besten Kritiken ihrer gesamten Karriere.
James Agee schrieb in Time:
- Most of it is filmed with unusual imaginativeness and force. The film is uncommonly well acted [..] Though she is not quite up to her hardest scenes, Miss Crawford is generally excellent, performing with the passion and intelligence of an actress who is not content with just one Oscar. In fact, the weaknesses in this unusual movie do not greatly matter beside the fact that a lot of people who have a lot to give are giving it all they've got.
Howard Barnes befand in der New York Herald Tribune:
- Miss Crawford is at her best in the mad scenes. The actress has obviously studied the aspects of insanity to re-create a rather terrifying portrait of a woman possessed by devils.
Quellen und verwendete Literatur
- Roy Newquist (Hrsg.): Conversations with Joan Crawford. Citadel Press, Secaucus, N.J. 1980, ISBN 0-8065-0720-9
- Lawrence J. Quirk: The Complete Films of Joan Crawford. Citadel Press, Secaucus, N.J. 1988, ISBN 0-8065-1078-1
- Lawrence J. Quirk, William Schoell: Joan Crawford. The Essential Biography. University Press, Lexington, KY. 2002, ISBN 0-8131-2254-6
- Kino der Gefühle – Geschichte und Mythologie des Film-Melodramas, erschienen als Band 9 im Programm Roloff und Seeßlen, ISBN 3-499-17366-2
- Alexander Walker: Joan Crawford. The Ultimate Star. Weidenfeld & Nicolson, London 1983, ISBN 0-297-78216-9
- ↑ Seeßlen S. 106f