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Bad Pyrmont

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Wappen Deutschlandkarte
Bad Pyrmont
Deutschlandkarte, Position der Stadt Bad Pyrmont hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 51° 59′ N, 9° 16′ O keine Zahl: 90 – 376Koordinaten: 51° 59′ N, 9° 16′ O
Bundesland: Niedersachsen
Landkreis: Hameln-Pyrmont
Höhe: 90 – 376 m ü. NHN
Fläche: 61,96 km2
Einwohner: 21.219 (31. Dez. 2007)Vorlage:Infobox Verwaltungseinheit in Deutschland/Wartung/Noch nicht auf Metavorlage umgestellt
Bevölkerungsdichte: 342 Einwohner je km2
Postleitzahl: 31812
Vorwahl: 05281
Gemeindeschlüssel: 03 2 52 003Vorlage:Infobox Verwaltungseinheit in Deutschland/Wartung/Fehler in Gemeindeschlüssel
Stadtgliederung: 9 Ortsteile
Adresse der
Stadtverwaltung:
Rathausstraße 1
31812 Bad Pyrmont
Website: www.stadt-badpyrmont.de
Bürgermeister: Elke Christina Roeder (parteilos)

Bad Pyrmont ist eine Kurstadt im Landkreis Hameln-Pyrmont in Niedersachsen (Deutschland).

Geografie

Die Stadt Bad Pyrmont liegt im Weserbergland zwischen Hameln (ca. 20 km entfernt) und Paderborn (ca. 60 km Entfernung) sowie an der deutsch-niederländischen Ferienstraße Oranier-Route. Die Emmer fließt durch das Stadtgebiet.

Nachbargemeinden

Das Stadtgebiet grenzt im Uhrzeigersinn an die niedersächsischen Gemeinden Aerzen, Emmerthal und die Samtgemeinde Polle (Ottenstein, Vahlbruch) sowie an die Städte Lügde, Blomberg und Barntrup im Kreis Lippe (NRW).

Ortsteile

  • Pyrmont (Stadtteil)
  • Oesdorf (Stadtteil)
  • Holzhausen (Stadtteil)
  • Neersen
  • Baarsen
  • Eichenborn
  • Großenberg
  • Kleinenberg
  • Hagen
  • Löwensen
  • Thal

Religionen

Geschichte

Schloss um 1900
Pyrmont um 1900

Bad Pyrmont ist niedersächsisches Staatsbad und ein traditionsreiches Kurbad mit vielen entsprechenden Kureinrichtungen von hohem nationalen und internationalen Rang. Bekannt wurde der Ort 1556/57, als 10.000 Menschen aus ganz Europa herbeikamen ("großes Wundergeläuf"), um Heilung zu finden und die wundertätige Quelle zu erleben. Der Ort beherbergt einen der schönsten Kurparks Deutschlands mit einem berühmten Palmengarten, der größten Palmenfreianlage Nordeuropas. Einmalig ist auch die "Dunsthöhle"[1], wo natürliche Kohlensäure an die Oberfläche steigt. Als der Pyrmonter Brunnenarzt Dr. Johann Philipp Seip 1712 nach Pyrmont kam, ging er diesen Erscheinungen nach. Diese Kohlensäure wird auch als therapeutisches Mittel eingesetzt. Genutzt werden heute 6 Heilquellen, von denen auch die Hufelandtherme - ein öffentliches Wellness-Schwimmbad mit Saunalandschaft - versorgt wird.

Schon die Römer und Germanen kannten und nutzten die Pyrmonter Heilquellen. Das ist durch ungefähr 300 bronzene Fibeln (Gewandnadeln), drei römische Denare und eine provinzialrömische emallierte Schöpfkelle belegt, die im Jahr 1863 bei Bauarbeiten an der Brodelquelle entdeckt wurden. Die Funde stammen aus der Zeit von den letzten Jahrzehnten v. Chr bis weit ins 4. Jahrhundert hinein, wobei ein Schwerpunkt offenbar am Ende des 2. und Beginn des 3. Jahrhunderts liegt. Es handelt sich offenbar um ein altes Quellheiligtum. 1184 tauchte Bad Pyrmont dann erstmals in historischen Aufzeichnungen auf, als der Erzbischof von Köln, Philipp von Heinsberg, auf dem Schellenberg eine Burg errichtete. Er nannte sie lateinisch „petri mons“, was auf deutsch soviel heißt wie Petersberg, ein weiterer Name ist piremont. Heute ist nicht geklärt aus welchem der beiden Namen sich das heutige Pyrmont entwickelte. Im Mittelalter war Pyrmont Sitz einer kleinen Grafschaft, die 1625 durch Erbschaft an die Grafen von Waldeck fiel. Am 7. Mai 1625 übertrug Graf Hans Ludwig zu Gleichen seinen Vettern Christian und Wolrad zu Waldeck die Herrschaft über Waldeck. Pyrmont bestand zu dieser Zeit aus dem alten Wasserschloss und einem kleinen Häuschen am sogenannten „Heiligborn“.

Die Grafschaft gehörte zum Niederrheinisch-Westfälischen Reichskreis. Der bekannteste Vertreter der Grafen zu Waldeck, Georg Friedrich zu Waldeck (1620-1692) ließ im Jahr 1668 den Quellbach zuwerfen und pflanzte die später berühmt gewordene vierreihige Lindenallee. Ihm folgten Christian Ludwig zu Waldeck (1692-1706) und Friedrich Anton Ulrich zu Waldeck (1706-1728). Mit dessen Tod war Pyrmont zu der Gesamtkonzeption gewachsen, die noch heute erkennbar ist: das Barockschloss, die Haupt- mit mehreren Nebenalleen sowie die Brunnenstraße. In dieser Zeit begann der Aufstieg Pyrmonts zu einem beliebten Bade- und Erholungsort der oberen Schichten, welches sogar dem berühmten Karlsbad seinen ersten Platz unter den europäischen Bädern streitig machte.

1681 fand die Große Fürstenversammlung in Pyrmont statt, der sogenannter "Fürstensommer"[2]. 1712 wurden die Grafen von Waldeck und Pyrmont durch Kaiser Karl VI. in den erblichen Fürstenstand erhoben. 1720 erfolgte die Verleihung der Stadtrechte an die "Neustadt Pyrmont". Nach einer Erbteilung 1805 war Pyrmont kurzfristig noch einmal bis 1812 selbständig, wurde dann aber wieder mit Waldeck vereinigt. Das Fürstentum Waldeck-Pyrmont behielt seinen Status nach dem Wiener Kongress 1815 und wurde Mitglied des Deutschen Bundes. Von 1868 an wurde es von Preußen verwaltet, behielt aber seine nominelle Souveränität und wurde 1871 Mitgliedstaat in Bismarcks Deutschem Reich. 1872 bekam Pyrmont eine Eisenbahnanbindung an die Bahnstrecke Hannover–Altenbeken, 1879 wurde zwischen Bahnhof und Stadt eine Pferdebahn eingerichtet. Mit der Abdankung des letzten Fürsten nach Ende des Ersten Weltkrieges wurde Waldeck-Pyrmont ein Freistaat in der Weimarer Republik.

1914 erhielt Pyrmont den Namen Bad Pyrmont[3]. Am 30. November 1921 wurden die Stadt und der umliegende Bezirk auf Grund eines Volksentscheides aus dem Freistaat aus- und der preußischen Provinz Hannover eingegliedert. Im Juli 1933 wurde mit dem ersten Kongress des Großdeutschen Schachbundes in Bad Pyrmont die Gleichschaltung der Schachorganisation in Deutschland faktisch vollzogen.

Vom 18 bis 20. Oktober 2006 fand das Treffen der Ministerpräsidenten und regierenden Bürgermeister aus ganz Deutschland in Bad Pyrmont statt.

Im Rahmen der EU-Präsidentschaft Deutschlands fand vom 15. bis 16. Mai 2007 das Informelle Minister- und Ministerinnentreffen für Gleichstellung und Familie im Hotel Steigenberger statt. [4].

Politik

Gemeinderat

Die 34 Sitze des Gemeinderates verteilen sich wie folgt:

(Stand: Kommunalwahl am 10. September 2006)

Städtepartnerschaften

  • Bad Pyrmont ging 1958 als eine der ersten Kommunen in Deutschland eine offizielle Partnerschaft mit einer italienischen Stadt ein. Die geschichtsträchtige Stadt Anzio (lat. Antium, Geburtsort u.a. von Kaiser Nero) in Italien, 60 km südlich von Rom direkt am Tyrrhenischen Meer gelegen, ist seitdem Partnerstadt.
  • Schon ein Jahr nach Öffnung der Grenzen kam im Oktober 1990 die Kurstadt Bad Freienwalde in Brandenburg hinzu: Eine Stadt, zu der Bad Pyrmont schon vor Gründung der DDR Beziehungen unterhielt.
  • Stadt Heemstede seit 2000. Enge geschichtliche Verbindungen des Waldeck-Pyrmonter Fürstenhauses zum niederländischen Königshaus haben diese Partnerschaft mitbegründet. So ist Königin Emma von Waldeck-Pyrmont die Urgroßmutter der heutigen Königin Beatrix.

Der Städtepartnerschaftsverein Bad Pyrmont e. V. betreut im Auftrag der Kommune die Verbindungen zu den Partnerstädten. Regelmäßige Besuche finden untereinander auf privaten und Vereinsebenen statt.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Bad Pyrmonter Schloss, 2008
Kurpark Bad Pyrmont, 2008

Bauwerke

  • Hünenburg (9. oder Anfang des 10.Jh.), Reste eines Wohnturmes, umgeben von Gräben und Wallanlagen auf dem Westgrat des Königsberges
  • Schellenburg (um 1184), erbaut auf Geheiß Philipp von Heinsbergs, des Erzbischofs von Köln, zum Schutze des Emmertales. Heute noch sichtbar: ausgedehnte Wallanlagen, geringe Reste von Bruchsteinmauerwerk, Schutthügel.
  • Festung von 1526, Schloss im Stil des barocken Klassizismus (erbaut 1706–1710 von Fürst Anton Ulrich zu Waldeck-Pyrmont). Heute Museum für Stadt- und Badgeschichte.
  • Kurtheater, erbaut 1818
  • Brunnenplatz mit dem „Hylligen Born“ und Wandelhalle
  • „Drakevase“ auf dem Altenauplatz, von Friedrich Drake
  • Kriegerdenkmal auf dem Kaiserplatz, als Denkmal des Fürstentums für die Gefallenen des Krieges 1870/71 aus Waldeck und Pyrmont, von Friedrich Volke
  • Spelunkenturm

Quellen

  • Helenenquelle
  • Hauptquelle (Hylliger Born)
  • Brodelbrunnen
  • Alter Badebrunnen (auf dem Brunnenplatz, verdeckt)
  • Augenbrunnen
  • Trampelquelle
  • Säuerlingsquelle
  • Friedrichsquelle
  • Neubrunnen (nicht mehr genutzt)
  • Luisenquelle im Ortsteil Löwensen
  • Wolfgangquelle I (nicht genutzt)
  • Wolfgangquelle II
  • Hufelandquelle I (nicht mehr genutzt)
  • Hufelandquelle II (Schäferquelle)
  • Salinenquelle
  • Dunsthöhle (kein Wasser, nur Kohlendioxid)
  • Steinmeierquelle (nur Süßwasser)
  • Ibergquelle (nur Süßwasser)

Parks und Alleen

  • Historischer Kurpark mit Palmengarten, welcher als einer der schönsten Parks in Europa gilt.
  • mittlerer Kurpark (zwischen Kurpark und Bismarckstraße, westlich des Königin-Luise-Bades)
  • Bergkurpark (nördlich der Bismarckstraße bis zum Wald)
  • Hirschpark (zwischen Hufeland-Therme und Bismarckstraße), so benannt nach Samuel Hirsch
  • Friedrichspark (zwischen Friedrichsstraße, Seipstraße und Bombergallee) so benannt nach dem Fürsten Friedrich von Waldeck und Pyrmont
  • Hauptallee, erstmalig angepflanzt 1668
  • Klosterallee
  • Springbrunnenallee
  • Brunnenstraßenallee
  • Allee Am Hylligen Born
  • Alleen-Dreistrahl
  • Kurhaus-Allee
  • Schlossallee
  • Azalleenweg
  • Hohe Hecke am Goldfischteich
  • Bombergallee

Sport

Neben dem Stadion gibt es zwei öffentliche Schwimmbäder (das Hallen-Wellen-Bad und die Hufeland-Therme), einen Golfplatz (Golfclub Bad Pyrmont e.V.) und mehrere Reitvereine.

Außerdem findet jährlich seit 1998 der Bad-Pyrmont-Marathon statt.

Gemeinnützige Sportvereine:

  • Pyrmonter Reiterverein e.V.
  • Holzhäuser Schützenverein (Schießsport [Luftgewehr, Kleinkaliber, Sport- und Luftpistole])
  • TuS Bad Pyrmont (u.a. Leichtathletik, Tischtennis, Kinder-u. Seniorenturnen, Blasmusik)
  • Spielvereinigung von 1920 Bad Pyrmont e.V., Inter Holzhausen (beide Fußball)
  • Rot-Weiß Thal
  • Schwarz-Weiß Löwensen
  • SG Bergdörfer/Lichtenhagen
  • TuS Germania Hagen

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Der Bahnhof Bad Pyrmont an der Bahnstrecke Hannover–Altenbeken wird von der S-Bahnlinie 5 PaderbornHamelnHannover HbfFlughafen Hannover bedient.

Das Stadtgebiet wird von einem Stadtbusnetz erschlossen. Regionalbusse fahren u.a. nach Lemgo, Schieder-Schwalenberg und Blomberg. Für Fahrten in den Kreis Lippe gilt im Busverkehr der „Sechser-Tarif“ (Verkehrsverbund OstWestfalenLippe) und der NRW-Tarif.

Früher gab es in Bad Pyrmont auch eine Standseilbahn und die Pfederdebahn der Pyrmonter Straßenbahn AG.

In etwa 10 km Entfernung befindet sich der Flugplatz Hameln-Pyrmont für Segelflugzeuge, Ultraleichtflugzeuge, Motorsegler und Sportflugzeuge bis 2.000 kg.

Ansässige Unternehmen

Bildung

Persönlichkeiten

Berühmte Kurgäste

Einzelnachweise

  1. Die Dunsthöhle - Ein in Deutschland einmaliges Naturphänomen auf Staatsbad Pyrmont, 28. Juni 2008
  2. Geschichten vom Fürstensommer auf Meyers Lexikon Online aus DIE ZEIT, 7. Mai 1965
  3. Geschichte in Zahlen auf www.stadt-badpyrmont.de
  4. Informelles Minister- und Ministerinnentreffen für Gleichstellung und Familie in Bad Pyrmont

Literatur

  • Jan Bemmann, Güde Hahne: "Ältereisenzeitliche Heiligtümer im nördlichen Europa nach den archäologischen Quellen." In: Germanische Religionsgeschichte. Quellen und Quellenprobleme. Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde. Bd. 5. Berlin 1992. S. 29–69.
  • Joachim Garfs, Ursula Möhring: Bad Pyrmont. Portrait eines Kurortes, Uhlmann, Bad Pyrmont, 1994. ISBN 3-9800596-6-9
  • Joachim Garfs: Begegnung mit Bad Pyrmont: Ursprung, Vergangenheit, Gegenwart. Uhlmann, Bad Pyrmont, 1983. ISBN 3-9800596-2-6
  • A. Lilge (Hrsg.): Bad Pyrmont - Tal der sprudelnden Quellen. Zur Geschichte der Pyrmonter Heil- und Mineralquellen (Ausstellungskatalog, Bad Pyrmont 1992)
  • Kurt Lindhorst, "Die Geschichte des Rathauses der Stadt Bad Pyrmont", Stadt Bad Pyrmont, Bad Pyrmont 1989
  • Wilhelm Mehrdorf, Luise Stemler: Chronik von Bad Pyrmont. I: Geschichte des Bades Pyrmont. II: Geschichte der Stadt Bad Pyrmont (Bad Pyrmont 1967)
  • Niedersächsisches Landesverwaltungsamt Hannover: Die Kunstdenkmäler des Landkreises Hameln-Pyrmont, Textband S. 24ff., Hannover 1975 (Band 35 der Reihe Die Kunstdenkmäler der Provinz Hannover))
  • Wilhelm Raabe: Der heilige Born. Blätter aus dem Bilderbuch des sechzehnten Jahrhunderts (1. Aufl. 1861, 2. Aufl. 1891; historischer Roman, behandelt u. a. das „große Wundergeläuf“ von 1556/57 und das Ende der Grafen von Spiegelberg)
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