Tunceli (Provinz)
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Amtssprache | Türkisch | ||
Weitere Sprachen | Zazaki, Kurmanci | ||
Hauptstadt | Tunceli | ||
Fläche | 7.774 km² | ||
Kfz-Kennzeichen |
62 | ||
Tunceli - ehemals Dersim ("Silberne Tür") genannt - ist die bevölkerungsmässig kleinste Provinz der Türkei. Die Türken hatten nie Einfluss auf Dersim, im Osmanischen Reich besass sie immer eine gewisse Autonomie, deswegen war sie für die im Gegensatz zum Osmanischen Reich nationalistisch gerichtete junge Türkei ein Dorn im Auge. Nach der blutigen Niederschlagung des Aufstands unter dem General Abdullah Alpdogan im Jahr 1938 wurde das schwer zugängliche Terretorium schliesslich von den Türken erobert und in Tunceli ("Land der Bronze") umbenannt.
Geografie
Das gebirgige Gebiet reicht auf bis zu 7.774 km² und liegt in Ost-Anatolien. Der Fluss Pere im Osten und der 3.250 m hohe Berg Munzur (das Wahrzeichen von Tunceli) im Norden teilen das Land. Die höchsten Stellen der zahlreichen Berge sind sogar im Sommer mit Schnee bedeckt. Die Hauptstadt trägt ebenfalls den Namen Tunceli und befindet sich genau dort wo der Harcik-Fluss in den Munzur-Fluss mündet. Der sehr saubere Munzur versorgt die Menschen mit Wasser, in dem Fluss leben mehrere Arten von Fischen.
Die türkische Regierung arbeitet seit Jahren daran, acht Staudämme in Tunceli zu errichten und so die wundervolle Umgebung zu zerstören. Hierbei zählen keine ökonomische, sondern eindeutig nur politische Gründe, denn die Staudämme haben weder für die Region noch für die türkische Wirtschaft einen nennenswerten Nutzen.
Unter den Bezirken sind Cemisgezek, Ovacik, Pülümür, Hozat, Nazmiye, Pertek, Mazgirt und mit der Provinz gleichnamige Tunceli in dessen Zentrum auch die Hauptstadt ist.
Bevölkerung
Die Provinz hatte im Jahr 2000 ungefähr 86.000 Einwohner, derzeit (Stand 2004) leben nur noch rund 24.000 Menschen in Tunceli, da viele vom türkischen Militär vertrieben worden sind. Wohnhaft sind die meisten in Dörfern, viele sind aber in Kleinstädten umgezogen.
Die Bevölkerung besteht hauptsächlich aus Zazas, die zu den Kurden zählen, aber von vielen als eigenständiges Volk angesehen werden. Auch gibt es Kurmanci-Sprecher, die ebenfalls zu den Kurden gehören und eine kleine Minderheit in Tunceli ausmachen.
Viele ehemalige Bewohner von Tunceli leben heute in Deutschland, davon allein fast 10.000 in Köln und unmittelbarer Umgebung. Mit ihren in Köln geborenen Kindern dürfte die Zahl dieser vertriebenen Bevölkerung auf etwa 20.000 bis 30.000 zu zählen sein. Auch gibt es eine größere Anzahl ehemaliger Bewohner in Österreich.
Kultur und Geschichte
Fast alle (99%) in Tunceli sind Alevitischen Glaubens. Die vorislamischen Praktiken haben grossen Einfluss auf die Sitten eingenommen, und das lokale Gewohnheitsrecht (Adat) besitzt eine viel stärkere Bedeutung als anderswo. Bemerkenswert ist, dass es auch eine Religiosität abseits vom Islam gibt, hierbei glauben die Menschen an wichtige Naturelemente wie Feuer, Wasser und Erde. Außerdem gibt es auch Orte wie Munzur Bava und Sultan Bava, die heilig für die Bevölkerung sind.
Einst gehörte Tunceli zu dem medischen Reich, in der Geschichte gab es unterschiedliche Völker wie z.B. die christlichen Armenier, die viele Zeugnisse darunter Denkmäler in Tunceli hinterlassen haben. Das nur in Tunceli heimische Gaxan-Fest, so vermutet man, wurde von den Armeniern an die heutige iranische Bevölkerung vererbt. Es beginnt Ende Dezember und dauert bis Anfang Januar, in dieser Zeit fasten die Gläubigen mindstens drei Tage lang, aber sind dabei nicht so streng wie die Sunniten. Gaxan ist ein Fest zum Jahreswechsel und nur in Tunceli heimisch, andere Aleviten in der Türkei kennen weder so einen Begriff noch eine vergleichbare Fastenzeit.