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Theodora Komnena (Jerusalem)

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Theodora Kalusine Komnena (1145/46 Istanbul, + ?) war 1158-1162 Königin von Jerusalem.

Sie war die Tochter des Sebastokrators Isaac Komnenos und dessen zweiten Frau Irene Diplosynadena und damit Nichte seines jüngeren Bruders, des byzantinischen Kaisers Manuel I. Im September 1158 heiratete sie im Alter von 13 Jahren den König von Jerusalem, Balduin von Anjou. Ihre Mitgift betrug 100.000 Gold-Hyperperi. Der Patriach von Antiochia, Aimery von Limoges vollzog die Trauung, gleichzeitig wurde sie zur Königin von Jerusalem gekrönt.

Balduin starb 1162 mit 32 Jahren in Beirut, manche Zeitgenossen nahmen an, er sei von einem arabischen Arzt vergiftet worden. Die Ehe war kinderlos geblieben. Theodora nahm Akkon zu ihrem Witwensitz. 1167 traf sie in Akkron den byzantinischen Abenteurer Andronikos Komnenos, ihren Vetter, verliebte sich in ihn und zog zu ihm nach Beirut, das ihm Amalrich, der Bruder Amalrich I. von Jerusalem, der Bruder und Nachfolger Balduins, zum Lehen gegeben hatte. Manuel wurde von den Verhältnis informiert, vermutlich von Theodoras Nichte zweiten Grades Maria Komnena, der zweiten Frau Amalrichs. Da Theordora und Andronikos zu nahe verwandt waren, um zu heiraten (Cousins zweiten Grades), flohen sie vor dem Zorn Manuels zu Nur ad-Din, dem Sultan von Damaskus, Akkron fiel zurück an Amalrich.

In Harran brachte Theodora ihren Sohn Alexios zur Welt, danach zogen sie nach Baghdad, Mardin und Erzurum. Schließlich ließen sie sich in Kolonea in Paphlagonien an der Grenze zur byzantinischen Provinz Trapezunt (Trabzon) nieder. Als sich Andronikus auf einem Überfall gegen die Romäer befand, wurde seine Burg vom Statthalter von Trapezunt eingenommen. Theodora und ihre beiden Kinden Alexios und Irene wurden gefangen genommen und nach Konstantinopel gesandt. Um ihre Befreiung zu erreichen, unterwarf sich Andronikos Kaiser Manuel und wurde begnadigt. Ihm wurde es gestattet, sich mit Theodora in der Festung Oenoe am Schwarzen Meer niederzulassen.

Als Manuel 1180 starb, folgte ihm sein Sohn Alexios II. unter der Regentschaft der Kaiserin Maria von Antiochia als Herrscher. 1183 mußte Maria jedoch Andronikos als Mitherrscher anerkennen, sie und ihr Sohn starbenwurden bald darauf ermordet. Andronikos heiratete daraufhin Alexios' Witwe Agnes von Frankreich (Anna), eine Tochter Ludwigs VII. Zu Theodora scheint er jedoch weiterhin gute Beziehungen unterhalten zu haben, immerhin war seine Braut erst elf Jahre alt. So gelang es Theodora, Andronikos 1184/85 dazu zu bewegen, das Lösegeld für ihren Neffen Isaak Komnenos zu stellen, der sich schon seit längerem in armenischer Gefangenschaft befand. Über die Schicksale von Theodora nach dem gewaltsamen Tod von Andronikos 1185 ist nichts bekannt.

Theodoras Tochter Irene wurde von ihrem Vater Andronikus mit Alexios II. verheiratet. Da sie zu nahe verwandt waren, mußte ein kirchlicher Dispens erlassen werden. Bischof Theodosius, der sich der Hochzeit wiedersetzte, wurde auf die Insel Terebinthos verbannt, an seiner Stelle Basilios Kamaterus ernannt, der Andronikus treu ergeben war. Die Hochzeit wurde durch den Erzbischof von Bulgarien durchgeführt.

Quellen

  • Steven Runciman, Geschichte der Kreuzzüge, 654ff.
  • Andreas Thiele, Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band III, Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser Ergänzungsband (Frankfurt 1994), Taf. 202 ff.
  • J.-L. Van Dieten (Hrsg.), Nicetas Choniates, Historia. Corpus Fontium Historiae Byzantinae 11 (Berlin/New York 1975).