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Koboldmakis

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Koboldmakis

Philippinen-Koboldmaki (Tarsius syrichta)

Systematik
Überordnung: Euarchontoglires
Ordnung: Primaten (Primates)
Unterordnung: Trockennasenaffen (Haplorhini)
Teilordnung: Koboldmakis (Tarsiiformes)
Familie: Koboldmakis (Tarsiidae)
Gattung: Koboldmakis
Wissenschaftlicher Name
Tarsius
Storr, 1780

Die Koboldmakis (Tarsius), auch Gespensttiere oder Gespenstaffen, sind eine Gattung der Primaten. Sie bilden eine eigene Familie (Tarsiidae) und eine eigene Teilordnung (Tarsiiformes) innerhalb der Unterordnung der Trockennasenaffen und stehen damit den Neuweltaffen und Altweltaffen gegenüber. Die Familie umfasst 7 Arten.

Systematik

Früher wurden die Koboldmakis den Halbaffen zugerechnet, heute sieht man sie als Teil der Trockennasenaffen. Ein wichtiges Merkmal bei der systematischen Einordnung ist dabei der Nasenspiegel. Dieser ist bei den Feuchtnasenaffen feucht (analog zu den Katzen), bei Koboldmakis und den anderen Affen jedoch trocken (wie beim Menschen auch).

Die den Koboldmakis nahe verwandte Familie der Omomyidae war im Eozän und Oligozän in Nordamerika und Eurasien verbreitet. Sie gelten als Vorfahren der heutigen Koboldmakis.

Verbreitung

Koboldmakis leben in Südostasien, genauer gesagt auf den Inseln Sumatra, Borneo, Sulawesi, den Philippinen sowie zahlreichen vorgelagerten Inseln.

Beschreibung

Schädel des Sulawesi-Koboldmakis (Tarsius tarsier)

Koboldmakis sind mit einer Kopfrumpflänge von ungefähr 9 bis 16 cm (dazu kommt noch der nackte Schwanz mit 13 bis 28 cm Länge) sehr kleine Tiere. Ihr Gewicht liegt zwischen 80 und 160 g. Sie zeichnen sich durch lange hintere Gliedmaßen, einen bis zu 180° rotationsfähigen, runden Kopf und ein gutes Gehör aus. Die Finger sind sehr lang, die Ohren rund und nackt. Das weiche Fell ist braun oder grau gefärbt. Herausragendstes Merkmal sind die großen Augen (bis zu 16 mm Durchmesser) - hochgerechnet müssten Menschen Augen in Apfelgröße haben. Es gibt kein anderes Säugetier mit im Verhältnis zur Körpergröße vergleichbar großen Augen. Bei dem Sundakoboldmaki wiegt ein Auge mehr als das Gehirn des Tieres. Diese Anpassungen, die verhältnismäßig großen, aber starren Augen und der extrem drehbare Kopf ähneln den Merkmalen mancher Eulen, die eine ähnliche nächtliche Lebensweise haben.

Der wissenschaftliche Name (Tarsius) leitet sich von „Tarsus“ ab, der anatomischen Bezeichnung für die Fußwurzel. Diese ist bei den Tieren extrem verlängert, was zu einer Steigerung der Sprungfähigkeit führt.

Lebensweise

Philippinen-Koboldmaki (Tarsius syrichta)

Koboldmakis sind nachtaktive Waldbewohner. Sie leben auf Bäumen. Den Tag über ruhen sie in dichter Vegetation verborgen. Sie sind wahre Kletterkünstler, die mit Hilfe ihrer langen Hinterbeine mehrere Meter weit springen können. Koboldmakis leben normalerweise in Paaren, manchmal auch in kleinen Gruppen zusammen.

Nahrung

Die Hauptnahrung der Koboldmakis besteht aus Insekten, daneben fressen sie auch kleinere Wirbeltiere. Sie sind mit den Bärenmakis die einzigen Primaten, die sich ausschließlich von tierischer Nahrung (carnivor) ernähren. Sie nutzen ihre Sprungfähigkeit, um ihre Beute zu überrumpeln. Sie können an einem Tag 10 % ihres Körpergewichtes verzehren.

Fortpflanzung

Philippinen-Koboldmaki mit Jungem

Die Tragzeit der Koboldmakis dauert relativ lang (rund 6 Monate) und das Neugeborene kommt weit entwickelt zur Welt. Die Sundakoboldmakis gebären das ganze Jahr, die Celebeskoboldmakis hingegen bringen ihren Nachwuchs im April bis Mai oder im November bis Dezember zur Welt. Zunächst klammert es sich an den Bauch der Mutter oder wird von ihr im Maul transportiert. Mit rund sieben Wochen wird es entwöhnt, mit rund einem Jahr ist es geschlechtsreif. Das höchste bekannte Lebensalter eines Koboldmakis betrug 13 Jahre.

Koboldmakis und Menschen

Die Hauptbedrohung der Koboldmakis ist die Zerstörung ihres Lebensraumes. Außerdem werden sie immer noch wegen ihres Fleisches gejagt. Versuche, Koboldmakis zu Haustieren zu machen, enden meist mit dem Tod des Tieres ein paar Tage später. Es wurde berichtet, dass gefangengenommene Tiere sich mit ihren Köpfen an den Gitterstäben zu Tode rammten. Für viele Arten fehlen jedoch genaue Daten.

In der Vergangenheit spielten Koboldmakis im Aberglauben der indigenen Völker Indonesiens eine Rolle. Sie glaubten, deren Kopf sitze lose am Körper (weil sie diesen scheinbar 360° – jedoch tatsächlich lediglich 180° in die eine, 180° in die andere Richtung – drehen können) und fürchteten, wenn sie mit den Tieren in Berührung kommen, drohe ihnen das gleiche Schicksal.

Die Arten

Es werden zumindest sieben Arten von Koboldmakis unterschieden:

Sunda-Koboldmaki

Der Sunda-Koboldmaki (Tarsius bancanus) lebt auf Sumatra und Borneo und angrenzenden Inseln. Er kommt in zwei farblich unterschiedenen Unterarten vor: der Sumatra-Koboldmaki (Tarsius bancanus bancanus) hat ein hellgelbes Fell, während der Borneo-Koboldmaki (Tarsius bancanus borneensis) rötlich-gelb gefärbt ist. Sunda-Koboldmakis gelten als relativ häufig und nicht bedroht.

Philippinen-Koboldmaki

Der Philippinen-Koboldmaki (Tarsius syrichta) lebt auf den mittleren und südlichen Philippinen, genauer gesagt auf Samar, Leyte, Bohol und Mindanao. Das Fell dieser Art ist grau gefärbt.

Sulawesi-Koboldmakis

Die Arten auf der indonesischen Insel Sulawesi (Celebes) und vorgelagerten Inseln sind eng miteinander verwandt und kleiner als die beiden anderen Arten.

  • Der Diana-Koboldmaki (Tarsius dianae) bewohnt ein kleines Gebiet im zentralen Teil der Insel.
  • Der Peleng-Koboldmaki (Tarsius pelengensis) ist auf der östlich von Sulawesi gelegenen Insel Peleng endemisch.
  • Der Zwergkoboldmaki (Tarsius pumilus) ist der kleinste Vertreter seiner Gattung. Er bewohnt ein kleines Gebiet im mittleren Teil der Insel. Da es seit 1930 keine gesicherten Sichtungen gibt, ist der Status dieser Art unklar.
  • Der Sangihe-Koboldmaki (Tarsius sangirensis) ist auf der Sangihe-Insel nördlich von Sulawesi endemisch.
  • Der Sulawesi-Koboldmaki (Tarsius tarsier) ist der häufigste Vertreter der Gattung aus Sulawesi und über die ganze Insel verbreitet.
Commons: Koboldmakis – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien