Jeanne Moreau
Jeanne Moreau (* 23. Januar 1928 in Paris) ist eine französische Schauspielerin, Filmregisseurin und Sängerin, die in über 120 Filmproduktionen mitwirkte. Sie zählte in den 1950er und 1960er Jahren zu den populärsten Filmstars und gilt als eine der führenden Charakterdarstellerinnen Frankreichs. Ihre wohl berühmteste Rolle spielte Moreau in der melancholischen Dreiecksgeschichte Jules und Jim (1961).
Leben und Schaffen
Die Tochter einer britischen Tänzerin und eines französischen Gastronomen studierte ab 1946 am Konservatorium in Paris und setzte ihre Ausbildung von 1948 bis 1952 an der Comédie-Française fort, wo sie die hohe Schule des klassischen Theaters kennenlernte. Schon bald bewährte sie sich als feinfühlige, differenzierte Charakterdarstellerin, etwa in Der Cid von Pierre Corneille und in Prinz Friedrich von Homburg von Heinrich von Kleist (beide 1951, an der Seite von Gérard Philipe). 1952 wechselte sie ans experimentelle Théâtre National Populaire von Jean Vilar, ab dem folgenden Jahr war sie an verschiedenen Bühnen engagiert und spielte u. a. auch am Broadway. Moreau, die sich in den fünfziger Jahren den Ruf erarbeitete, eine der besten Schauspielerinnen ihrer Generation zu sein, wurde mit zahlreichen Theaterpreisen geehrt. Zu ihren gefeierten Rollen zählen auch die Heldinnen in George Bernard Shaws Pygmalion und Jean Cocteaus Die Höllenmaschine (beide in Inszenierungen von Jean Marais, 1954).
Bereits 1948 debütierte sie im Film. Nach kleineren Rollen wie in Jacques Beckers Wenn es Nacht wird in Paris (an der Seite von Jean Gabin, 1953) hatte sie einen ersten größeren Erfolg mit Louis Malles Fahrstuhl zum Schafott (1957). Mit dem seinerzeit sehr kontrovers aufgenommenen Film Die Liebenden (1958), ebenfalls unter der Regie von Louis Malle, gelang ihr der Durchbruch zum Star. Darauf folgten zahlreiche Hauptrollen in französischen und internationalen Produktionen, u.a. in Filmen von Michelangelo Antonioni (Die Nacht), Orson Welles (Der Prozess), Luis Bunuel (Tagebuch einer Kammerzofe), François Truffaut (Die Braut trug schwarz), Roger Vadim (Gefährliche Liebschaften), Tony Richardson (Mademoiselle) und Peter Brook (Moderato Cantabile). Ihren ganz grossen und anhaltenden Ruhm begründete sie indes vor allem mit der Rolle der Cathérine in dem Kultfilm Jules und Jim von François Truffaut (1962). Mit dem Film Lumière gab sie 1976 zudem ihr Regie-Debüt . Auch die deutschen Regisseure Rainer Werner Fassbinder und Wim Wenders verpflichteten die Moreau für ihre Filme Querelle (1982) und Bis ans Ende der Welt (1991).
Auf die Bühne kehrte die Moreau aber auch immer wieder zurück. So brillierte sie 1973 in der Pariser Inszenierung von Der Ritt über den Bodensee von Peter Handke, . Mit dem Monodrama Die Erzählung der Magd Zerline nach einer Novelle von Hermann Broch (in der Inszenierung von Klaus Michael Grüber) feierte sie seit 1986 in Paris und auf zahlreichen Gastspielen über mehrere Jahre lang einen geradezu triumphalen Erfolg.
Verheiratet war Jeanne Moreau von 1949 bis 1951 mit dem Kollegen Jean-Louis Richard und von 1977 bis 1980 mit dem Regisseur William Friedkin. Eine Affäre mit dem Regisseur Tony Richardson führte zur Scheidung Richardsons von seiner Ehefrau Vanessa Redgrave.
In Frankreich ist sie auch als Sängerin populär und wurde 1964 mit dem Grand Prix du Disque ausgezeichnet.
Ihre deutsche Synchronstimme stammt von Eva-Katharina Schultz (1922-2007).
Werke
Filmografie
- 1949: Dernier amour (Rolle als „Michèle“)
- 1950: Klagt mich an! (Meurtres) (Darstellerin; Regie: Richard Pottier)
- 1953: Wenn es Nacht wird in Paris (Touchez pas au grisbi) (Darstellerin; Regie: Jacques Becker)
- 1955: Gas-Oil - Regie: Gilles Grangier
- 1957: Fahrstuhl zum Schafott
- 1958: Die Liebenden
- 1959: Opfergang einer Nonne (Le dialogue des carmelites) - Regie: R. L. Bruckberger (Rolle der "Mutter Maria")
- 1960: Gefährliche Liebschaften (Les Liaisons Dangereuses) (Darstellerin; Regie Roger Vadim)
- 1960: Stunden voller Zärtlichkeit (Moderato cantabile) (Darstellerin; Regie: Peter Brook)
- 1961: Die Nacht (Darstellerin; Regie: Michelangelo Antonioni)
- 1961: Jules und Jim
- 1962: Der Prozess (Le procès) (Regie: Orson Welles)
- 1962: Die blonde Sünderin (La bale des anges) (Darstellerin; Regie: Jacques Demy)
- 1964: Tagebuch einer Kammerzofe (Le journal d'une femme de chambre) (Darstellerin; Regie: Luis Buñuel)
- 1964: Der Zug
- 1965: Viva Maria!
- 1966: Nur eine Frau an Bord Darsteller: u.a. Vanessa Redgrave Regie: Tony Richardson
- 1966: Mademoiselle (Darstellerin; Regie: Tony Richardson)
- 1967: Die Braut trug schwarz
- 1969: Monte Walsh (Darstellerin; Regie: William A. Fraker)
- 1973: Die Ausgebufften (Les valseuses) (Darstellerin; Regie: Bertrand Blier)
- 1976: M. Klein (Mr. Klein) (Darstellerin; Regie: Joseph Losey)
- 1976: Der letzte Tycoon (The Last Tycoon) (Rolle als „Didi“; Regie: Elia Kazan)
- 1979: Mädchenjahre (L'adolescente) (Regie, Darstellerin)
- 1981: Tausend Milliarden Dollar
- 1982: Querelle
- 1990: Nikita
- 1991: Der schwebende Schritt des Storches
- 1991: Bis ans Ende der Welt
- 1993: Auf fremden Felde (A foreign field) - Regie: Charles Sturridge
- 1994: 101 Nacht - Die Träume des Monsieur Cinéma (Les cent et une nuits) (Darstellerin; Regie: Agnès Varda)
- 2000: Les Misérables – Gefangene des Schicksals (Les misérables) (Darstellerin; Fernsehserie)
- 2005: Die Zeit die bleibt
- 2005: Go West (Darstellerin, Coproduzentin; Regie: Ahmed Imamović)
- 2006: Roméo et Juliette
- 2006: La contessa di Castiglione
- 2006: Sortie de clown
- 2007: Désengagement
- 2007: Chacun son cinéma ou Ce petit coup au coeur quand la lumière s'éteint et que le film commence (Segment "Trois Minutes")
- 2008: Sous les vents de Neptune
- 2008: Plus tard, tu comprendras... (Regie: Amos Gitai)
Diskografie (Auswahl)
- 1963: Douze chansons de Cyrus Bassiak (LP)
- 1965: Viva Maria! (LP)
- 1966: Douze nouvelles chansons de Bassiak (LP)
- 1968: Les chansons de Clarisse (LP)
- 1970: Jeanne chante Jeanne (LP)
- 1981: Jeanne Moreau chante Norge (LP)
Auszeichnungen (Auswahl)
- 1960: Preis als Beste Darstellerin in Cannes für die Rolle in Stunden voller Zärtlichkeit (Regie: Louis Malle).
- 1964: Preis als Beste Darstellerin beim Festival von Karlovy Vary für Tagebuch einer Kammerzofe (Regie: Luis Buñuel).
- 1979: Nominierung für den Silbernen Bären der Filmfestspiele von Berlin für die Rolle in Mädchenjahre.
- 1992: Auszeichnung der Internationalen Filmfestspiele von Venedig für ihr Lebenswerk
- 1997: Europäischer Filmpreis für ihr Lebenswerk
- 1997: Auszeichnung des Festival Internacional de Cine de Donostia-San Sebastián für ihr Lebenswerk
- 2000: Goldener Bär für ihr Lebenswerk.
- 2004: Goldene Palme für ihr Lebenswerk.
Literatur
- Stiftung Deutsche Kinemathek (Hg.): Jeanne Moreau. Hommage. (Anlässlich der 50. Internationalen Filmfestspiele Berlin.) Jovis, Berlin 2000, ISBN 3-931321-72-X
Dokumentation
- Jeanne Moreau-von der Comédie française zur Music Hall: Eine französische Legende, Fernsehdokumentation von Corinne Pulver,92 Min., Österreich 1990
- Jeanne Moreau - Im Film und ganz privat. Dokumentation, Frankreich, 2007, 90 Min., Regie: Josée Dayan, Pierre-André Boutang, Produktion: arte, Inhaltsangabe von arte
Weblinks
- Vorlage:PND
- Vorlage:IMDb Name
- „Jeanne Moreau zum 80. Geburtstag: Die Musenkönigin“, Süddeutsche Zeitung, 23. Januar 2008, mit Fotostrecke
- Prisma Online - mit aktuellen TV-Hinweisen
Personendaten | |
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NAME | Moreau, Jeanne |
KURZBESCHREIBUNG | französische Schauspielerin |
GEBURTSDATUM | 23. Januar 1928 |
GEBURTSORT | Paris |