Lan Na
Lan Na (Thai: ล้านนา, Land der Millionen (Reis-)Felder, eigentlich Lan Na Thai oder Lannathai) war ein Königreich in Nord-Thailand in der Gegend des heutigen Chiang Mai.
Geschichte
Lan Na wurde durch König Mangrai im 13. Jahrhundert gegründet. Er erweiterte sein Einflussgebiet, indem er im Süden die Mon und die Dvaravati-Fürsten um Lampang und Lamphun zurückdrängte. 1262 gründete er eine neue Stadt und benannte sie nach sich selbst Chiang Rai, das zugleich seine neue Hauptstadt wurde. Er konnte binnen kurzer Zeit zahlreiche Mueangs im Norden unter seiner Führung vereinigen und annektierte 1292 sogar das Mon-Königreich Hariphunchai (das heutige Lamphun). 1296 verlegte er seine Hauptstadt mit Hilfe von Ngam Mueang von Phayao und Ramkhamhaeng von Sukhothai in den Süden nach Chiang Mai und legte gleichzeitig die Basis für ein neues Königreich, nachdem er seinen Vater als Anführer des Stadtstaates Ngoen Yang beerbt hatte.
Die goldene Zeit Lan Nas war im 15. Jahrhundert während der Regierung von König Tilokarat (1441-1487). Unter diesem König wurde 1477 der achte buddhistische Kongress in Chiang mai abgehalten, der zum besseren verständnis der Schriften beitragen sollte. Das unabhängige Königreich Nan der Tai Lue wurde 1449 in Lan Na integriert. Nachdem das Thai-Königreich Ayutthaya Sukhothai komplett annektiert hatte, ging es weiter nach Norden vor und verwickelte auch Lan Na in Kämpfe.
Infolge seiner Lage zwischen den oft im Streit liegenden Reichen von Birma und Siam befand sich Lan Na auch später in ständigen Konflikten mit seinen Nachbarn, wurde mal von dem einen, mal von dem anderen beherrscht. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts gab es erste interne Konflikte in Lan Na, die sich nach dem Tode von König Kaeo noch verschlimmerten. Thronfolgekriege brachen auf, Könige wurden meuchlings ermordet oder mussten abdanken. Diese politische Instabilität rief die Nachbarn auf den Plan, die auf eine gelegenheit warteten, eine Invasion zu starten. Zuerst ergriffen die Birmanen die Initiative und eroberten 1558 schließlich das Königreich, das daraufhin ein Vasall Birmas wurde. Nachdem die Dynastie Mengrais 1578 ausgestorben war, sandten die Birmanen eigene Prinzen als Führer von Lan Na.
Ayutthaya wurde ebenfalls von den Birmanen erobert, konnte sich aber unter König Naresuan dem Großen wieder unabhängig machen und nicht nur sein Territorium zurückerobern, sondern weitere Gebiete dazugewinnen. 1599 wurde schließlich auch Lan Na Teil des Königreiches von Ayutthaya, allerdings nur für kurze Zeit. Auch die Eroberung Chiang Mais durch König Narai den Großen 1662 blieb nur von kurzer Dauer. Anfang des 17. Jahrhunderts teilten die Birmanen Lan Na in einen nördlichen und einen südlichen Teil auf. Der nördliche Teil wurde von Chiang Saen beherrscht, während der südliche durch Chiang Mai aus geführt wurde. Chiang Saen war praktisch von Birma annektiert, während der südliche Teil als Vasall gehalten wurde.
Nachdem Ayutthaya von den Birmanen vollständig zerstört worden war, trieb König Taksin sie erneut aus dem siamesischen Reich hinaus. Anschließend unterstützte er den Führer von Chiang Mai, Pharaya Chaban (Bunma), und den König von Lampang, Kawila, bei der Vertreibung der Birmanen. In der Nacht zum 14. Februar 1774 fiel Chiang Mai endgültig an die Siamesen. Die späteren Lan Na-Könige waren nur noch Provinzfürsten. Chaban regierte als erster Herzog von Chiang Mai und Kawila wurde der erste Herzog von Lampang.
Ab 1877 regierte ein Vizekönig aus Bangkok gemeinsam mit dem König von Lan Na, das 1899 schließlich förmlich annektiert wurde und als Monthon Phayap verwaltet wurde. Nach dem Tod von Chao Kaeo Nawarat im Jahre 1939 blieb es schließlich bei einem üblichen Provinzgouverneur.
Die Könige von Lan Na
Die Daten sind Regierungszeiten.
Die Mangrai-Dynastie:
- Mengrai der Große (Phaya Mengrai, Thai: พญาเม็งราย) (reg. 1259−1317, 1296 Gründung Chiang Mais)
- Chai Songkhram (1317−1318)
- Saen Phu (1318−1319)
- Khruea (1319−1322)
- Nam Thuma (1322−1324)
- Saen Phu (2. Regierungszeit: 1324−1328)
- Kham Fu (1328−1337)
- Pha Yu (1337−1355)
- Kue Na (1355−1385)
- Saen Muang Ma (1385−1401)
- Sam Fang Kaen (Phaya Sam Fang Kaen พญาสามฝั่งแกน) (1401−1441)
- Tilokarat (Phaya oder Phrachao Tilokarat พญาติโลกราช หรือ พระเจ้าติโลกราช) (1441−1487), „Goldenes Zeitalter Lan Nas“
- Yot Chiang Rai (Phrachao Yotchiangrai พระเจ้ายอดเชียงราย) (1487−1495)
- Phraya Kaeo oder Phra Mueang Kaeo(พระเมืองแก้ว) (1495−1526)
- Ket Chettharat (Ketklao) (1526−1538)
- Thao Chai (1538−1543)
- Ket Chettharat (Ketklao) (2. Regierungszeit: 1543−1545)
- Königin Chiraprapha (1545−1546)
- Setthathirat (1546−1551)
- Königin Thao Mae Ku (1551)
- Mekuti (1551−1564)
- Königin Wisutthi Thewi (1564−1578)
- Marionettenkönige unter burmesischer Besatzung ...
Die Tipchang Dynastie:
- Kawila (Phaya Kawila พญากาวิละ) (1775-1781 in Lampang, 1781−1813)
- Luang Thamma Langka (1813−1821)
- Luang Setthee (Kham Fan) (1821−1825)
- Luang Phuttawong (1825−1846)
- Mahottara Prathet (Mahawong) (1846−1854)
- Kavilorot Suriyawong (1854−1870)
- Intha Wichayanon (Inthanon) (1870−1897)
- Intawarorot Suriyawong (1897−1911)
- Chao Kaeo Nawarat (In Kaeo) (1911−1939)
siehe auch: Liste der Könige von Thailand
Buddhistische Literatur Lan Nas
Buddhistische Mönche Lan Nas, insbesondere des 15. und 16. Jahrhunderts, schufen Literatur auf Pali. Ein Beweis für die Blütezeit des Theravada-Buddhismus und des Pali in Lan Na ist die Abhaltung des (nach Thai-Zählung achten) Buddhistischen Konzils (Pali: Saṃgāyana) in Chiang Mai im Jahr B.E. 2020 (ca. 1477) unter König Tilokarat.
- Phra Phothirangsi Thera (พระโพธิรังสีเถระ, 15. Jh.) aus Chiang Mai verfasste im Zeitraum B.E. 1959-2060 (ca. 1407-1517) die Chamathewiwong-Chronik (P.-Sk.: Cāmadevīvaṃśa , Thai: พงศาวดาร จามเทวีวงศ์), und im geschätzten Zeitraum von B.E. 1985-2068 (ca. 1442-1525) die Sihinganithan (Pali: Sihiṃganidāna, Thai: สิหิงคนิทาน), die Geschichte einer wichtigen Buddhastatue bzw. ihres Weges von Sri Lanka ins heutige Thailand, auch durch Chiang Mai.
- Phra Yanakitti Thera (พระญาณกิตติเถระ, 15. Jh.) aus Chiang Mai lebte in einem Kloster nordwestlich von Chiang Mai und war der Lehrer von König Tilokarat. Man glaubt, dass er in der Zeit zwischen B.E. 1955-2024 (ca. 1412-1481) in Sri Lanka studiert hat. Nach dem buddhistischen Konzil in Chiang Mai verfasste er ausschließlich Werke auf Pali.
- Phra Sirimankhalachan (พระสิริมังคลาจารย์, Anfang 16. Jh.) schrieb die Vessantaradīpanī (เวสสันตรทีปนี), eine Erklärung zum Kommentar (Pali: atthakathā) des Vessantara-Jataka. Sein Werk Saṃkhyāpakāsakaṭīkā (สังขยาปกาสกฎีกา) ist ein Subkommentar (Pali: ṭīkā) zum Saṃkhyāpakāsaka, das Phra Yanavilasa Thera (พระญาณวิลาสเถระ) verfasste. Das bekannteste Werk Phra Sirimankhalachans ist die Maṅgaladīpanī oder Maṅgalatthadīpanī (มังคลัตถทีปนี), eine Erklärung des Maṅgalasutta. Sie wurde mehrfach ins Thai übersetzt und gilt in der höheren monastischen Pali-Ausbildung in Thailand als Pflichtlektüre. Mit seinem Werk Cakkavāḷadīpanī (จักกวาฬทีปนี) beschreibt Phra Sirimankhalachan religiöse Vorstellungen des Universums.
- Phra (Siri) Rattanapanya Thera (พระ(สิริ)รัตนปัญญาเถระ, Anfang 16. Jh.) aus Chiang Rai, ein Zeitgenosse Phra Sirimankhalachans, stammte aus dem Geschlecht König Mengrais. Er lebte zunächst in einem Kloster in Chiang Rai und setzte später seine Studien in Chiang Mai im heutigen Wat Chet Yot fort. Er verfasste im Jahr B.E. 2078 (ca. 1535) ein Werk zum Abhidhamma, die Mātikatthasarūpa-Abhidhammasaṃgaṇī (มาติกัตถสรูปอภิธัมมสังคณี). Ein wichtiges Werk ist seine im Jahr B.E. 2060 (ca. 1517) begonnene Jin(n)akālamālī (ชินกาลมาลี oder: Jinakālamālīpakaraṇa ชินกาลมาลีปกรณ์), die er im Jahr B.E. 2071 (ca. 1528) vollendete. Sie liefert wichtige Hinweise für die Erforschung der Geschichte Nordthailands, da er u.a. Ereignisse in den heutigen Städten Chiang Saen, Chiang Rai, Lamphun und Chiang Mai beschreibt.
- Phra Phutthaphukam (พระพุทธพุกาม) und Phra Phutthayanachao (พระพุทธญานเจ้า) hinterließen ihre Namen am Ende des Werkes Munlasatsana (มูลศาสนา, Pali: Mūlasāsana), in dem sie religionshistorische Ereignisse aus verschiedenen historischen Quellen zusammentrugen und weitere historische Daten hinzufügten.
- Phra Suwannarangsi Thera (พระสุวัณณรังสีเถระ) (Ende 16. Jh.) aus Chiang Mai wanderte später nach Vientiane im heutigen Laos aus und wurde dort Oberster Mönchspatriarch (พระสังฆราช). Im Jahr B.E. 2128 (ca. 1585) verfasste er den Subkommentar Ganthābharaṇaṭīkā (คันถาภรณฎีกา) zu dem burmesischen Werk Ganthābharaṇa. Später folgte die Pathommasamphothikatha (ปฐมสัมโพธิกถก, Pali: Paṭhamasambodhigathā, die später dem obersten Mönchspatriarchen Siams Paramanujit Jinorasa (ปรมานุชิตชิโนรส, auch: Prinz Wasukri) im Jahr 1845 als Vorlage für eine Thai-Fassung des Werkes diente.
- Eine Chronik namens Rattanaphimphawong (รัตนพิมพวงศ์, Sk.: Ratnabimbavaṃśa über die Errichtung des Phra Kaeo Morakot (พระแก้วมรกต) verfasste Phra Phrommaratchapanya (พระพรหมราชปัญญา).
- Phra Uttararam Thera (พระอุตตรารามเถระ) ist der Verfasser des Werkes Visuddhimaggadīpanī (วิสุทธิมัคคทีปนี), einer Erläuterung des Visuddhimagga von Buddhaghosa.
Quellen
- Sombun Bunrit & Thawisak Thongthip (Editoren) สมบูรณฺ บุญฤทธิ์, ทวีศักดิ์ ทองทิพย์ (บรรณาธิการ). (Autoren: Dozenten คณาจารย์ der MCU.) Ngan wichai lae wannakam thang phraphutthasatsana (Research and Literary Works on Buddhism) งานวิจัยและวรรณกรรมทางพุีทธศาศนา. Bangkok: Mahachulalongkornrajavidyalaya-Universität, 2008.