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Świnoujście

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Świnoujście
Koordinaten fehlen
Koordinaten fehlen
Basisdaten
Staat: Polen Polen

Woiwodschaft: Westpommern
Powiat: Kreisfreie Stadt
Fläche: 197 km²
Geographische Lage: Koordinaten fehlen! Hilf mit.Koordinaten fehlen! Hilf mit.

Höhe: 0 m n.p.m.
Einwohner:
Postleitzahl: 72-600 bis 72-612
Telefonvorwahl: (+48) 91
Kfz-Kennzeichen: ZSW
Verwaltung (Stand: 2007)
Stadtpräsident: Janusz Żmurkiewicz
Adresse: ul. Wojska Polskiego 1/5
72-600 Świnoujście
Webpräsenz: www.swinoujscie.pl

Świnoujście/? [ɕfinɔˈujɕʨɛ] (deutsch Swinemünde) ist eine kreisfreie Stadt mit etwa 41.000 Einwohnern im Nordwesten Polens auf den Inseln Usedom (Uznam), Wollin (Wolin) und Kaseburg (Karsibór) an der Ostsee. Sie bildet einen eigenen Stadtkreis in der Woiwodschaft Westpommern und ist der Vorhafen von Stettin.

Geografie

Lage der Stadt auf den Inseln Usedom und Wolin

Geografische Lage

Die Stadt nimmt den östlichen etwa drei Kilometer breiten Landstreifen der Insel Usedom, der nach dem Zweiten Weltkrieg polnisches Staatsgebiet wurde, sowie den Westzipfel der Insel Wollin ein. Der Stadtkern wird im Osten von der Swine begrenzt, die die Inseln Usedom und Wollin voneinander trennt. Am Ostufer befinden sich der Stadtteil Warszów (deutsch Osternothafen und Ostswine).

Leuchtturm in Swinemünde
Die Mündung der Swine in die Ostsee

Stadtgliederung

Die Stadtgemeinde Świnoujście umfasst ein Gebiet von 197,2 km² und gliedert sich in folgende Stadtteile (dzielnica):

  • Karsibór (Kaseburg)
  • Ognica (Werder)
  • Przytór (Pritter)
  • Łunowo (Haferhorst)
  • Świnoujście (Swinemünde)
  • Wydrzany (Friedrichsthal)
  • Warszów (Osternothafen und Ostswine)

Geschichte

Mittelalter

Swinemünde ist als eine der jüngsten Städte Preußens aus dem wendischen Dorf Zwyna entstanden[1]. An der Stelle des späteren Swinemünde befand sich bereits Ende des 12. Jahrhunderts eine Schutzburg. 1230 ließ der Herzog Barnim I. von Pommern eine Fährverbindung über die Swine einrichten. 1297 wird erstmals im Zusammenhang mit der Einrichtung einer herzoglichen Zoll- und Lotsenstation der Swinemünder Hafen erwähnt.

17. und 18. Jahrhundert

Am Ende des Dreißigjährigen Krieges wurde 1648 im Westfälischen Frieden die Teilung Pommerns in einen preußischen und einen schwedischen Teil festgeschrieben, nachdem Schwedens Feldherr Banier bereits 1636 große Teile Pommerns, Brandenburgs und sogar Sachsens besetzte. Die Insel Usedom mit Swinemünde fiel mit dem übrigen Vorpommern an Schweden. Diese ließen die Swine versanden, um aus strategischen Gründen den Schiffsverkehr von und nach Stettin durch den Peenestrom zu leiten. Noch am Anfang des 18. Jahrhunderts war die Swine ganz ohne Bedeutung gegenüber der Peene, die durch die großen Verbindungen der damals noch schwedischen Handelsstadt Wolgast die gesamte Oderschiffahrt beherrschte. In Wolgast wurden vom schwedischen Fiskus kräftige Zölle erhoben.

Nach dem Nordischen Krieg trat Schweden im Frieden von Stockholm 1720 Stettin und Usedom-Wollin gegen Zahlung von 2 Mio. Talern an Preußen ab. Schweden behielt Rügen, Stralsund und Wismar. Bereits der sparsame Preußenkönig Friedrich Wilhelm I. hatte in Erwägung gezogen, zur Umgehung der Zölle und Abgaben, die im schwedischen Wolgast anfielen, die Swine wieder schiffbar zu machen. Ab 1729 wurde die Swine wieder ausgebaggert, und in der Nähe des kleinen Dorfes Westswine entstand ein kleiner Leichterhafen. Das Projekt wurde jedoch nur halbherzig in Angriff genommen: wegen ungenügender Befestigungen pflegte die Swine während der Herbststürme schnell wieder zu versanden; außerdem fehlte am Hafen die unverzichtbare Infrastruktur.

Um der ausländischen Macht den Seehandel zu entziehen und die Seeschiffahrt durch die Swine zu leiten, ließ Friedrich der Große die Mündung dieses Oderausflusses zu einem befestigten Seehafen ausbauen. 1740 wurde mit der Befestigung durch Pfahlwerk begonnen und „Swinemünde“ gegründet. 1746 wurde Swinemünde offiziell als preußischer Seehafen eröffnet.

Die wenigen hier zuvor ansässigen Bauern hatten vom Fischfang, von der Landwirtschaft und vom Betrieb der Fähre über die Swine gelebt. Es gab zwar eine kleine hölzerne Dorfkirche, sie gehörte jedoch zum Pfarramt Caseburg. Der mit dem Bau und dem Betrieb des neuen Hafens entstandene Ort Swinemünde wurde 1765 zur Immediatstadt erklärt.

Turmfort in Świnoujście
Postamt

Swinemünde im 19. Jahrhundert

Um weitere Siedler anzulocken, wurden bis 1840 Bauplätze unentgeltlich zur Verfügung gestellt. Der Hafen bildete das Zentrum der Aktivitäten: Leichter holten die Waren von den auf Reede oder im Hafen liegenden Schiffen und beförderten sie u.a. nach Stettin. Auf dem Rückwege von Stettin nahmen sie wiederum Güter für die Schiffe mit. Seefahrt, Gütertransport, Handel, Handwerk und Gewerbe erlebten so die erste Blüte. Der Amerikanische Unabhängigkeitskrieg in den Jahren 1773 bis 1784 und der Englisch-Französische Krieg 1801–1805 ließen den Hafen weiter expandieren, er wurde in diesen Jahren weiter ausgebaut.

In Swinemünde lebten zu diesem Zeitpunkt bereits bis zu 2000 Menschen. 1823 wurden die Molen (mit 1500 und 1100 Metern ein ingenieurtechnisches Meisterwerk) fertiggestellt, 1859 der Leuchtturm und 1880 die Kaiserfahrt. Ab 1857 gab es Dampfschiffverbindungen nach Ostpreußen, Bornholm und Kopenhagen. Die meisten Schiffe fuhren nach der Fertigstellung der Kaiserfahrt nach Stettin durch, was sich auf die Stadt sehr negativ auswirkte. Mit der Gründung des See- und Solbades Swinemünde wurde im Juli 1824 die erste offizielle Badesaison eröffnet, und ein neuer Erwerbszweig mit weitreichenden Folgen für die Entwicklung der Stadt war geboren. Von Beginn an stammte die Hälfte aller Badegäste aus Berlin. 1852 wurde Swinemünde Garnisonsstadt.

Weitere Entwicklung bis 1945

Nachdem im Jahr 1826 626 Badegäste gezählt worden waren, waren es 1913 bereits 40.247 und 1928 43.040. Swinemünde wurde als das seinerzeit größte deutsche Ostseebad zum Weltbad. Einhergehend mit dieser Entwicklung vergrößerte sich die Zahl der Einwohner: 1850 waren es 4.719, um sich bis 1910 auf 13.916 zu verdreifachen, und 1931 waren 19.798 Einwohner ausgewiesen.

Bei dem großen Luftangriff auf Swinemünde der 8. US-Luftflotte am 12. März 1945 wurde die Stadt zum großen Teil zerstört. Die Angaben über die Anzahl der hierbei ums Leben gekommenen Einwohner Swinemündes und der sich zu diesem Zeitpunkt in der Stadt befindlichen Flüchtlinge variieren stark voneinander. Sie reichen von 4.000[2] bis zu 23.000[3]. Die meisten von ihnen wurden auf dem nahen Golm in Massengräbern beigesetzt. Die Zahl von 23.000 Toten wird auch in dem neuen Buch "Feuersturm" von Christoph Kucklick (Hamburg 2003) vertreten, das sonst im Zweifel niedrige Zahlen nennt (für Dresden "über 30.000"). Falls diese Zahl zutrifft, wäre dieser Luftangriff gemessen an der Zahl der Getöteten der drittschwerste auf eine deutsche Stadt im Zweiten Weltkrieg gewesen.

Am 5. Mai 1945 wurde Swinemünde von der sowjetischen Armee besetzt. Im Herbst des gleichen Jahres wurde eine polnische Verwaltung eingesetzt und die Stadt in Świnoujście umbenannt. Zu dieser Zeit lebten in Świnoujście und auf Wollin noch etwa 30.000 Deutsche, welche letztendlich vertrieben wurden. Im Winter 1945/46 kam es zu zahlreichen Übergriffen, Vergewaltigungen und Ermordungen deutscher Einwohner durch polnische Sicherheitskräfte.[4]

Geschichte der Stadt seit 1945

Anfang 1950 lebten dort noch 500 bis 600 Deutsche. Sie arbeiteten vorwiegend auf dem sowjetischen Marinestützpunkt in Świnoujście als Spezialisten, einige bei der Stadt und beim Hafenamt. Allerdings hatten sie bei der eingewanderten polnischen Bevölkerung keinen leichten Stand. Ab 1950 durften nur noch jene Deutschen in ihrer alten Heimat bleiben, die ihre slawische oder polnische Abstammung nachweisen konnten. Den Polen erschwerte die ständige Anwesenheit einer großen sowjetischen und polnischen Garnison die Bewegungsfreiheit. Die Hafenanlagen sowie das Kurviertel blieben der alleinigen Nutzung der sowjetischen Truppen vorbehalten.

1948 begann der Aufbau einer Hochseefischereibasis am östlichen Swineufer (das Fischkombinat Odra). Ab 1958 wurde der Wiederaufbau der Stadt intensiviert. Der Ausbau des Hochseehafens (Hafenkomplex Szczecin–Świnoujście) folgte. Nachdem im Jahre 1958 die sowjetischen Streitkräfte das Kurviertel geräumt hatten, entwickelte sich Świnoujście neben Kołobrzeg und Sopot zu einem der bekanntesten polnischen Ostseebäder. Im Dezember 1992 wurden die letzten Einheiten der sowjetischen Armee abgezogen. Die seit 1989 zu verzeichnende, oft mit harten Einschnitten verbundene Umstrukturierung der Wirtschaft in Polen spiegelt sich auch im Antlitz der Stadt wider. Die Stadt und ihre Wirtschaft profitieren von ihrer Nähe zur Grenze und der sich daraus ergebenden große Anzahl deutscher Touristen.

Einwohnerentwicklung

  • 1900: 10.300
  • 1923: 17.500
  • 1925: 18.200
  • 1938: 30.100
  • 1947: 5.800
  • 1960: 17.000
  • 1970: 28.100
  • 1975: 42.400
  • 1980: 47.100
  • 1990: 43.300
  • 1995: 43.361
  • 2005: 40.993
Am Strand mit Blick in Richtung Osten
Fischereimuseum im historischen Rathaus
Hochseehafen Świnoujście

Sehenswürdigkeiten

Im Stadtzentrum westlich der Swine auf der Usedomer Seite sind noch einige Gebäude aus dem 18. und 19. Jahrhundert erhalten, darunter das alte Rathaus, das jetzt das Museum für Hochseefischerei beherbergt, sowie die frühere Christuskirche, heute Christ-König-Kirche genannt, die allerdings 1881 vollständig neugotisch umgebaut und erweitert wurde. An das Zentrum schließt sich der Kurpark mit dem Kurviertel und der Strandpromenade an. Der östlich der Swine (auf der Insel Wollin) gelegene, in preußischer Zeit im Jahre 1857 fertiggestellte Leuchtturm ist mit 68 Metern der höchste an der Ostsee.

Gegenüber der Christuskirche (heute in der ul. Marynarzy 7) befand sich einst die Stadtapotheke, die Theodor Fontanes Vater von 1827-1832 geführt hatte[5]. Zwar hat der Originalbau die Zeit nicht überstanden, doch befindet sich an der Stelle eine Gedenktafel.

Städtepartnerschaften

Seit 1992 besteht eine Städtepartnerschaft mit der Stadt Nordenham in Niedersachsen. Weitere Städtepartnerschaften bestehen mit Ystad (Schweden) und Swetly (Russland). Seit 2007 besteht eine Partnerschaft mit der Gemeinde Ostseebad Heringsdorf.

Verkehr

Zwischen den beiden Stadthälften besteht eine Fährverbindung über die Swine mit dichter Taktfolge. Über Wollin führen eine Fernverkehrsstraße und eine Eisenbahnlinie in das rund 100 Kilometer entfernte Stettin.

Es existiert ein Grenzübergang zum deutschen Nachbarort Ahlbeck mit Anschluss an die Bundesstraße 111, der von 1990 bis 2007 nur von Fußgängern und Radfahrern passiert werden konnte. Ein weiterer Straßengrenzübergang nur für Reisebusse und Radfahrer wurde im April 2007 im Verlauf der Bundesstraße 110 im Süden der Stadt eröffnet. Am 21. Dezember 2007 wurde im Rahmen von Polens Beitritt zum Schengener Abkommen auch die „grüne Grenze“ zum deutschen Teil der Insel Usedom geöffnet und die Kontrollen an den Grenzübergängen eingestellt. Seitdem sind auch beide Grenzübergänge für den allgemeinen Straßenverkehr freigegeben. Zusätzlich wurde bis Juni 2008 die Bahnstrecke Ducherow–Heringsdorf–Wolgaster Fähre von Ahlbeck Grenze nach Świnoujście verlängert[6], wird allerdings erst ab 20. September 2008 befahren.

Vom Stadtteil Warszów auf Wollin aus bestehen Fährverbindungen nach Ystad, Trelleborg und Malmö in Schweden sowie nach Kopenhagen und Rønne in Dänemark.

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

Persönlichkeiten, die am Ort gewirkt haben

Verweise

Commons: Świnoujście – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten

  1. Meyers Reisebücher, Deutsche Ostseeküste, Teil II: Rügen und pommersche Küste, Bibliographisches Institut, Leipzig 1924, S. 44.
  2. Helmut Schnatz, Dresden des Nordens? Der Luftangriff auf Swinemünde am 12. März 1945
  3. Stern Axel Büssem/DPA Inferno am Ostseestrand, 11. März 2005
  4. Adam Zadworny: They Were Killing Germans in Revenge (Sie töteten Deutsche aus Rache. In: Gazeta Wyborcza, 18.Januar 2008
  5. DuMont-Reisetaschenbuch Usedom, 2. Auflage, DuMont Reiseverlag, Ostfildern 2006, ISBN 3-7701-5978-9, S. 175-176.
  6. 1. Spatenstich für Bahnverlängerung nach Swinemünde, Presseinformation der Deutschen Bahn
  7. DuMont-Reisetaschenbücher, Polnische Ostseeküste, DuMont Reiseverlag, Ostfildern 2007, ISBN 3-7701-7204-1, S.73.