Redoxpotential
Redox Potential - die Bereitschaft zu oxidieren bzw. zu reduzieren.
Klassisch wurden Oxidationsprozesse als Verbindung mit Sauerstoff oder Entfernung von Wasserstoff verstanden. Für den Elektronenfluss gilt:
- Oxidationsmittel nehmen Elektronen auf
- Reduktionsmittel geben Elektronen ab
- durch Elektronenabgabe wird eine Verbindung oxidiert, durch Elektronenaufnahme reduziert
Die Reduktionskraft einer Substanz wird durch ihr Redoxpotential gekennzeichnet; dies ist die Bereitschaft, Elektronen abzugeben und damit in die oxidierte Form überzugehen. Zutreffender spricht man hier von einem “Redox-Paar”
- je negativer ein Redoxpotential, desto stärker die Reduktionskraft
- Elektronen fließen vom Redoxpaar negativeren Potentials zum Redoxpaar weniger negativen (postiveren) Potentials.
In der physikalischen Chemie bezieht sich das Redoxpotential auf Standardbedingungen, d.h. 1M Konzentrationen aller Reaktionspartner inklusive Protonen (diese entspricht pH 0 in Fällen, bei denen Protonen entstehen oder verschwinden). Die Triebkraft eines Elektronenflusses zwischen zwei Redoxpaaren wird als ΔEo; angegeben.;
Für biochemische Reaktionen rechnet man mit den auf pH 7 bezogenen Potentialen ΔEo';. Für Reaktionen, an denen Protonen beteiligt sind ergibt sich somit eine Potentialdifferenz von 0,413 V, wie in der nachfolgenden Tabelle angegeben.
Bitte beachten: werden Redoxpotentiale als Eo oder Eo' angegeben, bezeichnen sie formal das Potenzial relativ zur Wasserstoff-Zelle. Das Redoxpotential jeder anderen Reaktion, ΔEo bzw. ΔEo' ergibt sich dann durch Differenzbildung der zutreffenden Einzelpotentiale
Red/Ox | n | ΔEo[V] bei pH 0 | ΔEo' [V] bei pH 7 | |
---|---|---|---|---|
Ferredoxin Fe++/Fe+++ | 1 | -0,43 | -0,43 | |
½ H2 /H+ | 1 | 0 | -0,413 | |
NADH,H + / NAD+, 2H H+ | 2 | +0,09 | -0,32 | |
Liponsäure: Lipons.-H2/Lipons., 2 H+ | 2 | +0,21 | -0.20 | |
Ethanol/Acetaldehyd 2 H+ | 2 | +0,21 | -0,20 | |
Flavin-Nucleotide (FAD, FMN) F-H2/ F, 2H+ | 2 | +0,22 | -0,19*) | |
Glutathion: 2GSH/(GS)2, 2 H+ | 2 | +0,31 | -0,10 | |
Suc/Fum, 2 H+ | 2 | +0,38 | -0,03 | |
Ascorbat/Dehydroasc., 2 H+ | 2 | +0,35 | +0,06 | |
Hydrochinon/Ubichinon | 2 | +0,51 | +0,10 | |
H2O/½O2 | 2 | +1,23 | +0,82 | |
Eisen-Proteine) | ||||
Katalase Fe++/Fe+++ | 1 | -0,5 | -0,5 | |
Peroxidase Fe++/Fe+++ | 1 | -0,2 | -0,2 | |
Cytochrom b562 Fe++/Fe+++ | 1 | -0,1 | -0,1 | |
Cytochrom b5 Fe++/Fe+++ | 1 | +0 | +0 | |
Hämoglobin, Myoglobin Fe++/Fe+++ | 1 | +0,1 | +0,1 | |
Cytochrom c Fe++/Fe+++ | 1 | +0,25 | +0,25 |
*) Bei Flavin-Nucleotiden handelt es sich um fest gebundene prosthetische Gruppen deren Redoxpotential vom Proteinpartner abhängt
Redoxpotential und freie Enthalpie
Zwischen ΔEo' und der Änderung der freien Enthalpie besteht ein einfacher Zusammenhang:
- ΔGo' = - n×F×ΔEo'
- wobei n die Zahl der übertragenen Elektronen und F die Faraday-Konstante (96,5 kJ/(V×mol) bedeuten.
Um den ΔGo'-Wert der Reduktion von Acetaldehyd durch NADH,H + zu errechnen, sind die Eo'-Werte der Halbreaktionen voneinander zu subtrahieren: -0,2 - (-0,32) = 0,12. Nach Multiplikation mit n (2) und der Faradaykonstante (96,5) ergibt sich ΔGo' = - 23,16 kJ/mol; die Reaktion würde also unter Standardbedingungen (aber bei pH7) spontan ablaufen.