Rumelien

Als Rumelien (türkisch: Vilayet Rumeli mit der Bedeutung „Land der Romioi“; Land der (Ost-)Römer, also der Griechen) bezeichneten die Türken seit dem 15. Jahrhundert den europäischen, auf der Balkanhalbinsel gelegenen, Teil des Osmanischen Reiches im Gegensatz zu Anadolu, d.i. Anatolien (aus dem Griechischen für Land im Osten).
Die Bezeichnung leitet sich vom (ost-)römischen Reich her, das den Balkanraum vor den Osmanen beherrscht und kulturell geprägt hatte. Die Osmanen nannten die Griechen nach deren damaliger Selbstbezeichnung Rhomäer (d.i. Römer) Rumi. Da seit etwa 1350 die Griechen die Herrschaft über Anatolien größtenteils verloren hatten, bot es sich an, den europäischen Rest des oströmischen Reiches, die spätere osmanische Provinz als Rum ili, d.h. Land bzw. Provinz der Griechen zu bezeichnen, türkisch Rum ili. In den europäischen Sprachen wurde dieses Wort zu Rumelien verschliffen.
Von der türkischen Verwaltung wurde der Begriff bis 1864 für den gesamten europäischen Reichsteil mit Ausnahme von Bosnien, Ungarn und Morea verwendet. 1864-1878 wurden das serbische Niš, das nördliche Bulgarien (von Widin bis Warna) und die rumänische Dobrudscha zum Vilayet Tuna (Donau) umgebildet.
Auch Ostrumelien (das südliche Bulgarien) wurde 1878 autonom und vereinigte sich nach einem Staatsstreich 1885 mit Bulgarien.
Quellen
- Eintrag in der Encyclopædia Britannica (engl.)