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Germanische Mythologie

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Thor und Ran auf einem Briefmarkenblock der Färöer (Nordenausgabe 2004)

Aufbauend auf die Germanische Schöpfungsgeschichte ist die Germanische Mythologie eine sehr umfangreiche Welt um Götter, Riesen, Zwerge und Menschen. Überliefert sind ihre zentralen Elemente vor allem in der Edda.

Der Kosmos der Germanischen Mythologie ist die Weltenesche Yggdrasil, ein riesiger Baum, an dessen Wurzeln, Stamm, Ästen und Krone sich die neun Weltreiche anordnen:


Struktur des Weltenbaums Yggdrasil

Name Ort Bewohner
Asgard mit Walhall   oberste Krone Asen
Lichtelfenheim tiefer in der Krone Lichtelfen
Midgard auf dem Boden in der Mitte   Menschen
Niflheim auf dem Boden im Norden Hrimthursen (Reif-Riesen)
Muspellsheim auf dem Boden im Süden Feuer-Riesen
Jötunheim östlich von Midgard Riesen
Wanaheim westlich von Midgard Wanen
Schwarzalbenheim   unter der Erde Zwergenreich
Helheim noch tiefer unter der Erde Totenwelt

Die Welten im germanischen Kosmos stellen Gegensätzlichkeiten dar, wobei "Himmel" und "Hölle" nicht im christlichen Sinne zu sehen sind, d.h. ein Krieger kommt nach Walhall, dagegen ein Bauer "nur" nach Hel, was aber nicht als Bestrafung zu sehen ist.

Pol Gegenpol Gegensatz
Muspelheim Niflheim Feuer - Eis
Asgard Helheim Himmel - Hölle
Wanaheim Jötunheim Entstehen - Zerstörung
Lichtelfenheim &nbsp Schwarzalbenheim &nbsp Licht - Dunkelheit

Gegenüber all diesen Polaritäten steht Midgard, die Menschenwelt allein im Zentrum. Hier ist jeder Zustand möglich und erst durch das Zusammenwirken der Welten entsteht etwas.

Götter

Die Götter der Germanen lassen sich in zwei Gruppen aufteilen:

  • Asen (althochdeutsch ans zwar ,'Balken', erinnert aber an "anst" ,Wohlwollen, Gunst')
  • Wanen (nord. Vanir: "die Glänzenden", eingedeutscht "Wanen")

Die Aufgaben der Asen beziehen sich meist auf den Menschen und ihre geistige Entwicklung. Ihnen werden Bereiche wie Schläue, Redegewandtheit, Krieg, Mut, Gerechtigkeit und Gesang zugesprochen, während der Aufgabenbereich der Vanen sich hauptsächlich auf die ruhenden Prozesse (Fruchtbarkeit, Wachstum, Wissen, Reichtum, Dichtkunst usw.) konzentriert.

Die Vanen sind nach dem Glauben der Germanen älter und auch weiser, dies zeigt sich daran, das sie den "besten der Asen" für "nur" so klug wie einen Wanen hielten. In der Mythologie lieferten sich diese beiden Göttergeschlechter einst einen blutigen Kampf. Der erste Krieg begann, als die Asen die Hüterin der Schätze, die goldreiche Vanin Gullweig besuchten. Sie sahen das viele Gold und unterlagen der Gier. Dann fragten sie Gullweig nach der Quelle ihres Reichtumes. Gullveig gab den Asen keine Antwort, weswegen sie dreimal versuchten, Gullveig zu foltern und zu verbrennen (Edda, Volospa). Diesem Frevel folgte der erste Krieg zwischen den Asen und Vanen, den Odin durch Wurf seines Gers eröffnete (Edda, Volospa, 28). So brachten die Asen den Krieg in die Welt. Als die Vanen des Kampfes müde geworden waren, wollten sie mit den Asen Frieden schließen. Als Garant des Friedensvertrages tauschte man Geiseln aus. Die Vanen sandten die Kinder des Meeresgottes Njörd, die Zwillinge Freyja und Freyr nach Asgard. Von dort kamen der langbeinige Bruder Odins, Hoenir und der weise Riese Mimir (Orakelgottheit) nach Vanaheim. Bei der Versöhnung wurde der Zwerg Kvasir gezeugt.

Nach einiger Zeit ärgerten sich die Vanen über den Hoenir, der immer nur das wiederholte was der Mimir sagte. Als sie die Nase voll hatten, köpften sie schliesslich den Mimir und sandten ihn zu Odin. Doch ganz tot war Mimirs Kopf nicht und in Ragnarök hat sich Odin als Diplomat betätigt und sich mit den körperlosen Kopf des Mimir beraten. Wie dem auch sei, der Krieg blieb aus und die Asen hatten gewonnen. Seither leben sie in einem durch Verträge und Geiseln gesicherten Frieden. Historisch handelt es sich vermutlich um den mystifizierten Kampf zweier Völker.

Möglicherweise könnten damit die Indogermanen und die Hünengräber-Menschen gemeint sein. Genausogut könnte es sich aber um die den Kampf des germanischen Teiles der Indogermanen mit einem Nachbarvolk wie z.b. den Kelten, oder den Skyten in der Zeit vor ihrer Einwanderung nach Nordosteuropa gehandelt haben, denn das waren auch dort schon ihre Nachbarn.

Im germanischen Glauben gilt dieser Kampf jedoch als noch nicht abgeschlossen, denn die Geiseln und Verträge stellen ungelöste Konflikte dar, die sich schließlich irgendwann in Ragnarök auflösen werden, nachdem eine neue Welt mit neuen Völkern entsteht.

Fimbultyr ist ein mit dem Fimbulwinter verbundener Gott, der als Ursprung allen Seins gesehen wird.

Liste der Götter

Liste der Göttinnen

Andere wichtige Wesen

Riesen

Die Riesen sind große, brutale Gestalten in Mensch- oder Tiergestalt, meist von geringem Verstand jedoch großer Körperkraft, die die entlegensten Enden der Erde bewohnen (im eisigen Norden, im heißen Süden, in unzugänglichen Bergen...) Ihr oberstes Ziel ist es, die Welt der Menschen zu zerstören.

Beispiel: Thrudgelmir, Gilling

Alben

Die Alben sind mit der Erde zusammen entstanden und leben in den Reichen Lichtelfenheim und Schwarzalbenheim. Der ersten Gruppe gehören die hohen Elben an, der zweiten die Zwerge und Gnomen die eng mit der Materie verbunden sind. Eine weitere Art der Elfe ist der nordische Haus- bzw. Schiffsgeist Puk.

Nornen

Die Nornen sind drei Greisinnen (?), wohl zum Riesengeschlecht zu zählen, die nach einem Streit der Götter in Urzeiten die Schicksalstafeln übernahmen und seither die Geschicke der Menschen lenken. Sie sitzen im Zentrum des Wurzelreiches von Yggdrasil. Sie werden auch als Spinnerinnen der menschlichen Lebensfäden dargestellt.

  • Urd: (das Schicksal) Vergangenheit. Sie spinnt den Faden.
  • Verdandi: (das Werdende) Gegenwart. Sie misst den Faden ab.
  • Skuld/Skulda: (die Schuld) Zukunft. Sie schneidet den Faden.

Walküren

Walküren sind weibliche Geistwesen, die die in der Schlacht gefallenen Helden nach Walhall geleiten. Sie gehören zusammen mit den Nornen zu den Disen, sind also höhere Schicksalswesen. Sie werden meist als Kriegerinnen dargestellt/beschrieben.

Dunkle Kreaturen

Loki zeugte mit der Riesin Angrboda drei Geschöpfe.

  • Fenris: Ein riesiger Wolf (Die Lüge)
  • Jormungandr: Die Welt umfassende Midgardschlange (Die Selbstsucht)
  • Hel: Die Herrin des Totenreichs (Der Tod)

Fenris zeugte die Wölfe Hati (Hass) und Skalli (Schatten), die den Mond und die Sonne verfolgen.

Begleiter der Götter

Wotan(Odin, Wodan, Wuotan) reitet den achtbeinigen, grauen Hengst Sleipnir und wird von zwei Wölfen, Geri und Freki (der Gierige, der Gefräßige), und zwei Raben, Hugin und Munin (Gedanke und Erinnerung), begleitet. Baldur (Balder) reitet auf einem goldenen Eber Gullinborstel (Goldborste). Thialfi der Blitz (ursprünglich ein Mensch) ist der schnelle Gefährte Donars (Thors). Thor fährt in einem Wagen, der von zwei Ziegenböcken ("Zähneknirscher" und "Zähneknisterer") gezogen wird.

Menschen

Das erste Menschenpaar wurde von Odin, Hoenir und Lodur (Wotan Wille und We) aus zwei Bäumen erschaffen. Ask der Mann aus einer Esche und Embla die Frau aus einer Ulme. Ein weiteres Menschengeschlecht lebt noch verborgen Tief im Stamm der Weltesche Yggdrasil. Erst nach Ragnarök, wenn Yggdrasil zerbricht, werden Lif und Liftrasi die Ahnen einer neuen Menschheit werden.

Tyr (Tui, Thuisco, Thuiskon, Tuisto, Tuito, Teuto, Theuth oder auch Saxnot) war ein Sohn der Erde Nerthus und des Njörd, ein erdentsprungener, zweigeschlechtlicher Gott (Vane). Als Vater des Mannus ist er der Stammvater der Germanen (TACITUS, Germania). Daher verehrten die Stämme Tyr auch als Schöpfer.

Mannus ist der älteste Held, Sohn des Tyr und von ihm stammen die Germanen ab.

„Mennor der êrste was genant, dem diutsche rede got tet bekannt” (ebd.)

Mannus hatte drei Söhne Ing, Irmin und Istvo, sie wurden die Stammväter der Germanen. - Die an der Meeresküste siedelnden nordgermanischen Ingaevonen (von Ing), die entlang der Elbe siedelnden Hermionen (von Irmin) und den am Rhein lebenden westgermanischen Istaevonen (von Istvo).

Interpetiert wurde die Angaben des TACITUS so, daß mit Ingwäonen, Hermionen und Istwäonen nicht bestimmte Stammesgruppen der Germanen gemeint seien, sondern diese Namen vielmehr ihre sozialen Stände umschrieb. Die Ingwäonen waren demnach eher Bauern, die Hermionen die Priesterschaft bzw. die Adligen und die Istwäonen die Krieger.

Zu den Ingwäonen zählten die Friesen, Angeln, Sachsen und Jüten. Zentrales Heiligtum der Ingwaeonen war der Nerthustempel, der auf einer Insel gelegen war.

Zu den Hermionen gehören die im Elberaum siedelnden (elbgermanischen)Stämme der Hermunduren, Langobarden, Semnonen, Juthungen, Markomannen und Quaden. Ihr zentrales Heiligtum war ein heiliger Hain des allwaltenden Tiuz (Tyr) der irgendwo bei/um Berlin stand.

Die Istwäonen saßen im Gebiet zwischen Rhein und Weser. Zentrales Heiligtum der Istwaeonen war der Tamfanatempel irgendwo am Rhein. TACITUS erwähnt in seinen Annalen einen Tanfana (mit n) genannten Tempel. Dieser soll von den Marsern und möglicherweise noch ihren Nachbarstämmen besucht wurden sein. (Welcher Art diese Göttin Tanfana oder Tamfana gewesen ist und was ihr Name deutet, bleibt indes ungewiß, immerhin lasse die ursprünglich erhaltene Form des Namens schließen, daß es sich um eine Göttin handelt. Möglicherweise die Göttin Berchte. Später wurde der Tamfanatempel Zentrum eines Wodankults.


Gegenstände

Odins Ring: Draupnir, sein Speer heißt: Gungnir, das Schwert: Brimir

Thors Hammer: Mjöllnir,sowie seine Eisernen Handschuhe und sein Kraftgürtel.

Friggs Falkenkleid und ihre Spindel.

Freyjas Wagen mit Katzengespann.

Heimdalls Signalhorn, sein Schwert Höfud.

Ullrs Eibenbogen.

Die magische Fessel (Kette): Gleipnir.

Orte

Weitere wichtige Orte

Feste

Perchtentag: 3. oder 6.Hartung (Januar)

Ostern (Ostara): 21.Lenzing (März), Frühlingstag- u. nachtgleiche

Sommersonnenwende Mittsommer: 21.Brachet (Juni)

Herbstfest: 23. Scheiding (September), Herbsttag- u. nachtgleiche

Wintersonnenwende (Jul): 21.Julmond (Dezember)

Literatur

  • Wolfgang Golther Handbuch der Germanischen Mythologie. Marix Verlag GmbH, Wiesbaden 2004 ISBN 3-937715-38-X
  • Hanspeter Hasenfratz: Die religiöse Welt der Germanen, Freiburg 1999, ISBN 3-451-04145-6
  • Rudolf Simek: Lexikon der germanischen Mythologie, Stuttgart 1995, ISBN 3-520-36802-1

Siehe auch

Stichwortliste

Angrboda, Ase, Asgard (Mythologie), Ask, Austri, Balder, Bestla, Bifröst, Bragi, Brisingamen, Dise, Donar, Edda, Elben, Embla, Fafnir, Fenriswolf, Feuerriese, Fimbultyr, Forseti, Freya, Freyr, Frigg, Garm, Germanische Schöpfungsgeschichte, Ginnungagap, Gleipnir, Heimdall, Hel, Hoenir, Hrimthurse, Hugin und Munin, Hvergelmir, Hymir, Hödur, Idun, Jötunheim, Loki, Midgard, Midgardschlange, Mimir, Mjölnir, Muspelheim, Muspell, Nidhöggr, Niflheim, Njörd, Norne, Norrøna, Odin, Quelle Mimirs, Quelle der Urd, Ragnarök, Ran, Reginn, Rigsthula, Sif, Skadi, Skuld, Sleipnir, Surt, Thor, Troll (Mythologie), Tyr, Uller, Urd, Utgard, Verdandi, Walhall, Walküre, Wane, Ydalir, Yggdrasil, Ymir, Zwerg (Mythologie), Ägir