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Regina Vollbrecht

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Regina Vollbrecht (* 28. Dezember 1976 in Mönchhagen) ist eine augrund der Frühgeborenenretinopathie vollständig blinde Langstreckenläuferin und Goalball-Spielerin, sowie aktuelle Weltrekordhalterin im Blinden-Marathon der Frauen (3:18:15 h). Sie ist Botschafterin für die Christoffel-Blindenmission (CBM).

Leben

Schulzeit und Ausbildung

In der DDR gab es ein stark differenziertes Sonderschulsysteme. Vollbrecht besuchte zuerst die Polytechnische Oberschule für Blinde und dann die Erweiterte Oberschule für Sehgeschädigte, beide in Königs Wusterhausen. Die Erweiterte Oberschule für Sehgeschädigte war die einzige Schule in der DDR, die es Blinden ermöglichte, die schulische Ausbildung mit dem Abitur abzuschließen. Hier wurden ihre sportlichen Fähigkeiten ebenfalls gefördert. Vollbrecht betrieb aktiven Wettkampfsport, anfangs allerdings auf kurzen Strecken im Laufen und Schwimmen und in der Leichtathletik. Seit 1994 spielt Vollbrecht in der Goalball Damennationalmannschaft. Sie beendete die Schule mit der Allgemeinen Hochschulreife. Ihr Studium der Sozialpädagogik nahm sie 1996 an der Universität Potsdam auf. Ermutigt durch die Begegnung mit ihrem künftigen Ehemann, den sie in einer Tandemgruppe kennenlernte, läuft Vollbrecht seit 1999 auch Langstrecke.

Leistungssport

Sie übte seitdem zahlreiche Sportarten aus.

2000 nahm Vollbrecht erstmals an einem Marathon teil. Ihr ursprüngliches Trainignsziel, das Absolvieren eines Halbmarathons, konnte nicht realisiert werden. Doch im Berlin-Marathon nur die Halbe Strecke zu laufen, kam für die ehrgeizige Sportlerin nicht in Frage. Trotz mäßiger Vorbereitung absolvierte sie die gesamte Strecke und kam mit einer Zeit von vier Stunden und 40 Minuten völlig erschöpft ins Ziel. Danach wollte sie die Marathonstrecke eigentlich nicht mehr laufen. Jedoch bereits 2001 folgte die erste Teilnahme am Ironman in Roth. 2001 lief sie dann den Berlin-Marathon erneut. Diesmal in deutscher Bestzeit der Klasse 11 (Vollblind) von drei Stunden und 56 Minuten. Ihr großes Ziel, die Teilnahme an den Paralympics, in ihrer damaligen Paradedisziplin über 5.000 m, konnte Vollbrecht nicht realisieren, da der Wettkampf aus dem paralympischen Programm gestrichen wurde. Jedoch konnte sich Vollbrecht mit der Goalball Damennationalmannschaft für die paralympischen Spielen in Athen qualifizieren. Mit dieser erreichte sie den sechsten Platz. Ebenfalls 2004 lief sie den Frankfurt-Marathon in Weltbestzeit (3:45 h). Zu diesem Zeitpunkt war ihr dies nicht bewusst. Die für die Anerkennung des Weltrekordes notwendige Dopingprobe gab sie aus diesem Grund, weswegen der Weltrekord offiziell nicht anerkannt wurde. Erst ein Jahr darauf, beim Hamburg-Marathon, stellt sie den Weltrekord offiziell mit 3:31 h auf. Bei den Deutschen Marathonmeisterschaften für Menschen mit Behinderung war Vollbrecht zwar 2007 mit einem neuen Weltrekordzeit die Beste. Die deutsche Meisterschaft konnte sie dennoch nicht für sich entscheiden, da in diesem Jahr das Starterfeld zu klein war für eine offizielle Damen-Wertung. Vollbrecht ist mehrfache deutsche Meisterin im Blindentriathlon. Vollbrecht läuft für den Sportclub Potsdam.

Auch über 5.000 m ist Vollbrecht in der Lage Weltbestzeit zu laufen. Bei den Deutschen Meisterschaften in der Leichtathletik 2007 lief sie mit 19 Minuten 56 Weltrekord. Da sie keine Konkurenz bei den Damen hatte, startete sie als einzige Läuferin in einem Feld von Männern. Um offiziell als Weltrekord anerkannt zu werden, hätte Vollbrecht einen einzelnen Damenlauf antreten müssen. Ein angekündigter weiterer Versuch den Weltrekord offiziell einzustellen, scheiterte 2008 knapp.

Zudem übt Vollbrecht weitere Ausdauersportarten aus: dazu gehören Stundenlauf, Quadrathlon und 24-Stunden-Radrennen.

Privat

Ist seit 2000 verheiratet und lebt in Berlin. Ihr Blindenhund, ein schwarzer Labrador Retriever, heißt Linda. Auf Grund der eigenen Erfahrung, die Vollbrecht mit der Blindheit gemacht hat, hat sie die Einstellung entwickelt, andere Menschen zu unterstützen. In diesem Sinne versteht sie auch ihr Engagement als sportliche Botschafterin für die Christoffel-Blindenmission.[1]. Sie ist befreundet mit der Langstreckenläuferin Claudia Dreher.

Berufliche Tätigkeit

Vollbrecht arbeitet in der Berliner Niederlassung des Berufsbildungswerks für Blinde und Sehbehinderte Chemnitz. Zur ihren Tätigkeiten gehört das Unterrichten der Blindenschrift und die Vermittlung von Ausbildungsplätze für Sehbehinderte. Dabei kommt ihr sehr zur Hilfe das sie sich in die Situation der Lernenden besser als ihre Sehenden Kollegen hineinversetzen. Ihr ist es möglich ein sehr gutes Vertrauenesverhältnis zu entwickeln, was elementar wichtig für den Lernerfolg ist.

Wettkampfsport für Blinde

Sowohl zum Training als auch im Wettbewerb ist Vollbrecht immer auf Personen angewiesen, die sie unterstützen. Vom Leistungssport für Blinde kann auf Grund der geringen Popularität und der damit verbundenen geringen finanziellen Unterstützung aus Werbeverträgen und Sponsoring nicht leben. Der Sport ist deswegen wenig Professionalisiert.

Im Behindertensport gibt es eine Reihe von Klassifizierungen, durch die die Wettbewerbe strukturiert werden. Dabei wird zum einen nach Art der Behinderung unterschieden. Es gibt vier Klassen: Athleten mit Amputation (Klasse A), Sehbehinderte Athleten (Klasse B), Athleten mit cerebraler Parese (Klasse C) und Rollstuhlfahrer (verschiedene Klassifizierungen). Diese Klassen sind auch zur Teilnahme an den Paralympics zugelassen. Athleten mit geistiger Behinderung sind seit den Paralympics 2004 in Athen von allen Wettbewerben ausgeschlossen und nehmen an den Special Olympics teil. Athleten mit Hörschädigung organisieren sich in einem eigenen Dachverband, der eine eigene Weltmeisterschaft, die Deaflympics, ausführt.

Vollbrecht nimmt in der Kategorie T11 (Vollblind) an Wettbewerben teil. Dabei steht das T für track (engl.). Diese Klassifizierung unterscheidet nach der Art des ausgeübten Wettbewerbs. In der Leichtathlethik gibt es alternativ die Kategorie F, die für field (engl.). Die Zahl differenziert nach Art der Behinderung. Die Zahlen 11-13 klassifizieren Athleten mit Sehbehinderung. Klasse 11 ist die Klasse der Vollblinden (B1). Diese müssen bei Wettbewerben mit einer schwarzen Brille antreten, die eine eventuelle minimale Orientierung am Sonnenlicht sicher ausschließen soll.[2]

Beim Marathon benötigt sie einen Begleitläufer, mit dem sie über ein Seil miteinander in Kontakt steht. In der Kurve führt dieser Vollbrecht auch am Arm. Gerade im Spitzensport, den Vollbrecht betreibt, sinkt die Anzahl möglicher Begleitpersonen, da diese in der Lage sein müssen, das hohe Tempo und die weiten Distanzen von Vollbrecht mitzugehen. Im Wettkampf ist es erlaubt den Begleitläufer bis zu viermal zu wechseln (nach 10, 20, 30 und 40 km). Zu ihren Stammbegleitern gehört Claus Rasmus.

Beim Triathlon gestaltet sich die Situation ähnlich. Hier muss ebenfalls eine Begleitperson ständig mit Vollbrecht verbunden sein. Dabei findet ein von ihrem Mann aufgegriffenens Verfahren Anwendung. Die Verbindung stellt ein leicht aufgeblasener Fahrraudschlauch dar. Vollbrecht betriebt Brust- und kein Kraulschwimmen. Beim Radfahren wird ein Tandem verwendet. Die Schwierigkeiten beim Laufen wurden bereits beim Marathon beschrieben. Anfangs absolvierte sie die Triathlon-Distanz mit ihrem Mann als Begleitläufer.

Da Goalball eine speziell für blinde entwickelte Sportart darstellt, kann Vollbrecht diese Sportart auch ohne Begleitung ausführen. Da es sich allerdings um einen Mannschaftssport handelt, sind Mitspielerinnen notwendig.

Sportliche Erfolge (Auswahl)

  • 28. Oktober 2007 - Teilnahme am Marathonlauf in Nairobi (Kenia) (3:37 h)
  • 5. Mai 2007 - Deutsche Bestzeit über 3.000 Meter (11:47 min) bei den Leichtathletik-Landesmeisterschaften
  • April 2007 - Verbesserung des Weltrekords im Hamburg-Marathon (3:18:15 h)
  • September 2005 - Weltrekord im Berlin-Marathon (3:22:08 h)
  • 2005 - Weltrekord im Hamburg-Marathon
  • 2004 - Teilnahme am Frankfurt-Marathon (3:45:29 h - Weltbestzeit)
  • 2004 - Bei den Paralympics in Athen Sechster Platz mir dem deutschen Damen-Goalball-Team.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. o.V.: Regina Vollbrecht will Zeichen setzen, in: Porträt der CBM-Botschafter, 2008
  2. o.V.: Klassifizierung der Sportarten, in denen Sportler/innen aus Österreich an den Paralympics in Athen 2004 teilnehmen werden
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